Im Test: Gute Fahrphysik, schwache Technik
Alles wie gehabt
Die gute Nachricht: Endlich, endlich sieht man einem Rennspiel aus dem Hause Milestone seine PS3-Herkunft an! Im Vergleich zum Vorjahr hat man den Detailgrad von Landschafts- und Maschinentexturen deutlich nach oben geschraubt, auch wenn die abermals überarbeitete Engine immer noch weit davon entfernt ist, die visuelle Qualität eines Gran Turismo 5 auf den Bildschirm zu zaubern. Auch bei der Bildrate erkennt man Fortschritte: Die Darstellung bleibt zwar weiterhin auf 30 Bilder pro Sekunde beschränkt, hat aber selbst bei Regenwetter und mit über 20 Maschinen auf den lizenzierten Pisten deutlich seltener mit Einbrüchen zu kämpfen. Tolle Sache.
Die schlechte Nachricht: Ich beziehe mich dabei leider nicht auf die PS3-Version von Moto GP 14, sondern die Next-Gen-Fassung für die PlayStation 4! Wie gehabt hängt Milestone gefühlt eine ganze Generation zurück, was das technische Gerüst der Motorrad-Simulation angeht. Und wie schon im letzten Jahr muss ich erneut Entwickler Climax zum Vergleich anführen: Ein Moto GP Ultimate Racing Technology 3 zauberte im Jahr 2005 auf der ersten(!) Xbox schon 60 Bilder pro Sekunde auf den Bildschirm und kann sich selbst heute noch grafisch mit den Milestone-Titeln messen. Und die PS3-Version? Hier gibt es im Vergleich zum Vorjahr nur minimale Fortschritte wie der besseren Performance bei Rennen am geteilten Bildschirm, die trotz verringerter Bildrate mittlerweile halbwegs spielbar sind, wobei das Starterfeld auf
Gelungene Fahrphysik
Es bleibt dabei: Hinsichtlich Technik liefert Milestone die nächste Enttäuschung ab – und das auch auf der PS4! Es mag sein, dass einem kleinen Team sowohl Zeit als auch die Ressourcen für die Entwicklung einer modernen Engine fehlen, aber wenn jedes Jahr aufs Neue die großen Fortschritte in Pressemitteilungen angepriesen werden, sich diese aber im fertigen Spiel nicht widerspiegeln, ist die Enttäuschung umso größer.
Doch zum Glück bleiben sich die Italiener auch in einem anderen Bereich treu: Die dreistufige Fahrphysik, die sich mit diversen Hilfen vom Brems-Assistenten über Koppel-Bremsen bis hin zur in Echtzeit verstellbaren Traktionskontrolle weiter anpassen lässt, ist immer noch das beste Verkaufsargument für die Reihe. Profis erfreuen sich am extrem anspruchsvollen Handling der PS-Monster, sobald sämtliche Hilfen deaktiviert sind und man sich sogar manuell um die Position des Fahrers kümmern muss. Schaltet man zusätzlich noch den optionalen Reifenverschleiß, das leider etwas inkonsequente Flaggen- und Strafsystem sowie das Schadensmodell hinzu und verzichtet gleichzeitig auf die bequeme Rückspulfunktion, erfüllt das Spiel die meisten Anforderungen, die echte Biker-Fans an eine anspruchsvolle Simulation stellen. Selbst technische Defekte wie überhitzte Motoren sind möglich, die das sofortige Aus bedeuten können. Nicht zu vergessen, dass man auch selbst an den
Harte Zweikämpfe
Für die KI gilt das nicht: Schon auf der normalen Stufe lieferten sich die anderen Piloten teilweise harte Positionsduelle mit mir oder setzten mich als Verfolger gehörig unter Druck, wenn sie sich in meinem Windschatten an mich heran saugten und manchmal sogar mit einem Geschwindigkeitsüberschuss an mir vorbei huschten. Klar, dass es im Zweikampf schon mal heiß hergehen kann und es im Eifer des Gefechts zu Berührungen sowie Stürzen kommt. Hier fällt zum einen auf, dass das Straf- und Flaggensystem kaum greift und in erster Linie lediglich Abkürzungen ahndet. Zum anderen wird bei heftigeren Kollisionen meist nur der Spieler benachteiligt, weil unabhängig vom Verursacher nur er stürzt, während die KI meist ungehindert weiterfahren kann. In diesem Fall ist die Rückspulfunktion ein wahrer Segen, damit der Frust angesichts solcher Aktionen nicht die Oberhand gewinnt.
Großer Umfang
Die ohnehin große Auswahl an Spielmodi haben die Entwickler weiter aufgestockt: Neben Sofortrennen, einzelnen Grand-Prix-Läufen inklusive Training und Qualifikation sowie eigenen oder offiziellen Meisterschaften und dem typischen Karriere-Modus nach Codemasters-Vorbild gibt es erstmals auch kleine Herausforderungen, in denen Ereignisse der letzten Saison nachgespielt oder verändert werden müssen. In eine ähnliche Kerbe schlagen die Legendenrennen, in denen man ebenfalls bestimmte Aufgaben erfüllen muss. Dabei handelt es sich zwar nur um kleine Snacks, doch
Online wird ebenfalls einiges geboten, denn neben Einzelrennen (inkl. Qualifying) dürfen auch ganze Meisterschaften für bis zu zwölf Teilnehmer über das PSN ausgetragen werden. Kommen nicht genug Spieler zusammen, wird der Rest des Feldes mit KI-Piloten aufgefüllt. Alternativ zu den Standard-Rennen darf man online außerdem um Sektoren-Bestzeiten kämpfen – immer noch ein toller Modus! Schön auch, dass man in eigenen Lobbys wieder viele Regeln und Einschränkungen nach eigenen Wünschen anpassen kann, darunter erlaubte Hilfen, Wetter und die Stufe der Fahrphysik. Gab es im letzten Jahr noch viele Probleme mit Lags, liefen die Online-Rennen dieses Mal ohne große Störungen ab. Nur das Lobbysystem liefert wieder Grund zur Klage: Zum einen gibt es immer noch keine Live-Videos von laufenden Rennen, um die Wartezeit zu überbrücken. Zum anderen werden immer noch abgelaufene Sitzungen in der Übersicht angezeigt und das automatische Vermitteln für schnelle Rennen funktioniert nur selten. Hinzu kommt der Ärger, wenn sich der Host verabschiedet und die Leitung nicht automatisch einem anderen Spieler übertragen wird – vor allem dann, wenn man vorher geduldig auf das Ende des laufenden Rennens gewartet hat.
Vier statt zwei Räder
Wer lieber mit zwei Rädern mehr auf die Piste gehen will, bekommt im neuen Safety-Car-Modus die Gelegenheit dazu: Hier rast man auf der Jagd nach neuen Bestzeiten in einem BMW M4 über die Kurse – direkte Gegner gibt es leider genauso wenig wie einen Motorrad-Pulk, den man sicher über die Strecke führt. Hinzu kommt, dass die Fahrphysik mit ihrer schwammigen Steuerung hier im Gegensatz zu den Bikes unter aller Kanone ist. Liebe Leute von Milestone: Bitte entwickelt auf dieser schrecklichen Basis niemals ein Autorennspiel! Denn das Ergebnis wäre wahrscheinlich genauso überflüssig wie die Integration eines halbherzigen Safety-Car-Modus in Moto GP 14.
Fazit
Moto GP 14 ist wieder eine dieser klassischen Milestone-Fortsetzungen: Zwar wurden im Vorfeld auch angesichts der PS4-Premiere viele Verbesserungen versprochen, doch am Ende überwiegt einmal mehr die Ernüchterung – zumindest in technischer Hinsicht. Dafür überzeugen die Italiener einmal mehr bei der Fahrphysik, die mit ihren Abstufungen und Anpassungen sowohl Gelegenheitsfahrer als auch Biker-Profis zufriedenstellen dürfte. Auch am Umfang gibt es nichts zu meckern, denn dank vieler Meisterschaften, einer schwach präsentierten, aber langen Karriere und zahlreichen Herausforderungen kann man viel Zeit auf dem Sattel verbringen oder in der Box an den Maschinen herumschrauben. Der grauenhafte Safety-Car-Modus ist als Neuzugang allerdings genauso überflüssig wie der weiterhin schwache Fahrer-Editor. Und auch die unfaire Kollisionsabfrage, die den Spieler bei Rempeleien benachteiligt, kann bei Positionsduellen gegen die kämpferische KI für Frust sorgen. Trotzdem: Wer über die technischen Schwächen und die magere Präsentation hinweg sehen kann, findet unter der verstaubten Haube auch in diesem Jahr wieder ein solides Motorrad-Rennspiel, das sich Besitzer des Vorgängers mangels Fortschritt aber nicht unbedingt ins Regal stellen müssen.
(Zum Test lagen uns lediglich die PS3- und PS4-Versionen vor, Anm. d. Redaktion)
Pro
Kontra
Wertung
PlayStation4
Technisch ernüchtert die Zweirad-Premiere auch auf der PlayStation 4 - aber der große Umfang und die gelungene Fahrphysik dürfte Biker-Fans zufrieden stellen.
PlayStation3
Bis auf neue Herausforderungen und aktuelle Lizenzen entspricht Moto GP 14 auf der PS3 nahezu dem Vorgänger mit allen Stärken und Schwächen.
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