Fussball Manager 200420.12.2003, Mathias Oertel
Fussball Manager 2004

Im Test:

Das Phänomen der Bundesliga-Manager-Spiele blieb lange Zeit nur den PC-Usern vorbehalten. Doch dann unternahm Codemasters den erfolgreichen Versuch, das Genre mit der BDFL-Serie auch Sofatrainern schmackhaft zu machen. Und nun rückt auch Electronic Arts vor und schickt mit dem Fussball Manager 2004 (ab 33,32€ bei kaufen) einen bereits PC-bewährten Titel (4P-Wertung 91%) ins Rennen. Welche Änderungen es zum PC gibt und ob die BDFL-Spiele in Gefahr geraten, erfahrt ihr im Test!

Mit eiserner Hand

Welcher Fußball-Fan träumt nicht davon? Als Trainer oder Manager die Geschicke seines Lieblingsvereins leiten und den Hitzfelds, Sammers, Magaths und Hoeness-Brüdern dieser Welt zeigen, wie es richtig gemacht wird.

Und genau hier liegt der Reiz der Manager-Spiele rund um die Lederkugel, die seit C64-Zeiten für Spannung sorgen. Und auch der Fussball Manager 2004 tut alles in seiner Macht stehende, um die Erwartungen zu erfüllen und eine lohnenswerte Alternative zum bisherigen und weitestgehend allein auf weiter Flur befindlichen BDFL-Manager von Codemasters zu bieten.

Vielleicht klappts mit dieser Taktik? Falls nicht, gibt es zahlreiche weitere Möglichkeiten.

(PS2)

Viel drin, viel dran - aber weitab vom PC

Eines muss man allerdings vorausschicken: Auch wenn Rainer Calmund auf dem Titel aller drei FM 2004 zu finden ist, unterscheiden sich die Konsolen-Fassungen ganz gewaltig vom PC.

Natürlich gibt es auch zahlreiche Gemeinsamkeiten, wie z.B. die offiziellen Lizenzen. Insgesamt wurde die Liga-Auswahl zwar auf 32 reduziert, doch man kann aus allen wichtigen europäischen Nationen auswählen oder versuchen, sich in der "Karriere mit zufälligem Verein" im Land seiner Wahl aus der untersten in die oberste Spielklasse kämpfen.

__NEWCOL__Habt ihr schließlich einen Arbeitgeber gefunden, steht der übliche Alltagsstress an: Die Mannschaftsaufstellung will sorgsam überlegt sein, der Transfermarkt aufmerksam beobachtet werden und da ihr Manager, Trainer und Buchhalter in Personalunion seid, solltet ihr auch immer mit einem wachsamen Auge auf den Kontostand blicken.

Glücklicherweise hat das Team von EA Kanada eine gute Möglichkeit gefunden, den bei solchen Spielen üblichen Steuerungswust einigermaßen zu umgehen: Mit den Schultertasten (bzw. Schulter- und Schwarz-/Weiß-Tasten auf der Xbox) habt ihr Zugriff auf die vier wesentlichen Menüs, durch die ihr dann leicht navigieren könnt, um alles Nötige einzustellen.

Da ihr allerdings auch für Jugendmannschaften, den eventuellen Stadionausbau und Erweiterungen des Vereinsgeländes, Bandenwerbung, Trainingsgestaltung und einiges mehr zuständig seid, habt ihr trotzdem alle Hände voll zu tun, um Euer Team, das Präsidium und die Fans zufrieden zu stellen.

Zudem stellen euch zufällige Ereignisse wie Verletzungen usw. immer wieder vor neue Herausforderungen.

Traningsziele können einfach eingerichtet werden - langfristige Trainingspläne leider nicht.

(Xbox)

Im Hinblick auf den strategischen Umfang und den spielerischen Tiefgang kann es der FM 2004 durchaus mit dem bisherigen Tabellenführer BDFL aufnehmen.

Wer allerdings zum Vergleich die exzellente PC-Fassung hernimmt, wird auf lange Sicht enttäuscht sein. Natürlich kann man von Konsolen speicherbedingt nicht die gleiche Rechenpower erwarten wie von den Rechenknechten, doch dass manche grundlegende Dinge wie z.B. eine vollkommen freie Aufstellung oder das Erstellen von langfristigen Traningsplänen geopfert wurden, wird den Trainern sicherlich nicht schmecken.

Stattdessen seid ihr, was das Training betrifft, entweder auf euren Assistenten angewiesen oder müsst jede Woche mühsam selber das Training einstellen (bzw. eine der zahlreichen Trainingsformen auswählen).

Langatmig oder kurz angebunden

Habt ihr schließlich alle Einstellungen vorgenommen, könnt ihr eure Mannschaft auf den Platz schicken. Ihr habt zwei Möglichkeiten, das Spiel zu betrachten: Entweder in einer gut gelungenen 3D-Darstellung, die mit der FIFA-Engine des letzten Jahres berechnet wird, oder indem ihr euch in der Schnellberechnung das Endergebnis anzeigen lassen könnt.

Für jeden Geschmack etwas dabei - nur leider kein Textmodus.

(Xbox)

In der dreidimensionalen Variante habt ihr zahlreiche einfach zu erreichende Möglichkeiten, um das Verhalten eures Teams durch Zuruf zu beeinflussen – ein deutlicher Vorteil gegenüber der schnellen Berechnung, die euch allerdings genauso wenig die Möglichkeit gibt, vor, während oder nach den Spielen der Mannschaft ein paar passende Worte zu sagen.__NEWCOL__Der Nachteil der 3D-Darstellung liegt in den immensen Ladezeiten, die auf beiden Konsolen nahezu inakzeptabel sind, auch wenn die Xbox hier leichte Vorteile verzeichnen kann.

Und solltet ihr beispielsweise die maximale Länderanzahl von sechs ausgewählt haben, könnt ihr euch nach dem Spiel ruhig einen Kaffee kochen, da die Berechnung dieser Länder viel Zeit in Anspruch nimmt.

Der Stadionausbau ist einfach und komfortabel, setzt allerdings ein prall gefülltes Konto voraus.

(PS2) 

Einen Textmodus wie auf dem PC –so rudimentär er auf den Konsolen auch sicherlich ausgefallen wäre- gibt es leider nicht. Da es aber bislang kein Konsolenmanager geschafft hat, dieses spannende Feature sinnvoll zu integrieren, fließt diese Tatsache nicht sonderlich in die Wertung ein.

Alternative: Football Fusion

Alternativ könnt ihr euch auch dazu entschließen, selbst Hand anzulegen und die volle Kontrolle über die Mannschaft zu haben. Das Zauberwort heißt "Football Fusion" und ist möglich im Zusammenspiel mit der aktuellen Ausgabe der FIFA-Serie.

Und im Gegensatz zum PC, wo die Fusion nur etwas mehr als eine nette Beigabe war, ist dieses Feature auf den Konsolen eine echte Alternative. Zwar müsst ihr umständlich erst eure Mannschaftsdaten speichern, dann die Disc wechseln und neu booten, bevor ihr in FIFA 2004 das gespeicherte Team einladen und damit spielen könnt. Doch vergleicht man diesen Zeitaufwand mit der Ladezeit des 3D-Modus, schneidet man meist mit der Fusion noch besser ab.

Da die Taktikvorgaben in der internen 3D-Darstellung zudem teilweise noch den üblichen Kommandos aus FIFA entsprechen (z.B. Schuss, Flanke, Pass) und dadurch sowieso fast schon "Echtzeit-Fussball-Gefühl" entsteht, ist man mit der Fusion insgesamt weitaus besser bedient.

Trotz zahlreicher Optionen bleibt die Steuerung erfreulich unkompliziert.

(PS2)

Doch egal ob mit oder ohne Football Fusion entwickelt der Fussball Manager 2004 auch auf Konsolen seinen Reiz. Wer allerdings die Wahl hat und weniger Wert auf die Football Fusion legt und sich auch nicht daran stört, Stunden vor dem PC-Monitor zu verbringen, sollte lieber zur Rechenknecht-Version greifen.

Eventuell sollte man sich bei EA überlegen, bei der Fortsetzung die Entwicklung der Konsolenfassungen ebenfalls Gerald Köhler anzuvertrauen, der genügend Erfahrung auf diesem Gebiet gesammelt hat.

__NEWCOL__Denn das Team Kanada (das allerdings auch an der PC-Fassung mitwirkte) schien ein bisschen viel zu wollen und letzten Endes nicht die Mittel zu haben, die selbst gesteckten Ziele zu erreichen.

Technisch auf der Höhe der Zeit

Trotz übersichtlicher Menüs und knalliger Farbgebung bleibt die normale Menüstruktur meist mit dem Eindruck behaftet, eine grafisch aufgewertete Tabellenkalkulation zu sein. Das ist zwar nicht sonderlich eindrucksvoll, aber ist für das Genre nichts Außergewöhnliches und könnte wahrhaft schlechter präsentiert sein.

Die schnelle Matchberechnung: informativ, zweckmäßig und ohne Möglichkeit, eingreifen zu können.

(Xbox)

Und da für die 3D-Spiele wie schon erwähnt die FIFA 2003-Engine zum Einsatz kommt, ist auch hier für eine entsprechende Atmosphäre gesorgt. Zwar nerven die Kommentare nach einiger Zeit, doch dann kann man sie ja immer noch abschalten. Was im Übrigen auch für die bereits nach wenigen Minuten nervende Musik gilt.

Fazit

Angesichts des gigantischen Umfangs, den die PC-Version des FM 2004 bieten konnte, werden viele User vermutlich angesichts der Light-Variante für die Konsolen etwas enttäuscht sein. Zumindest mir ging es so. Doch auch wenn die letzten i-Tüpfelchen wie freie Aufstellung und Mannschaftsansprachen fehlen, bieten die Sofa-Fassungen des Fussball Manager 2004 einen immensen Tiefgang, sind einfach zu bedienen und können sich nicht nur dank der Lizenzen bedenkenlos dem Kampf mit Codemasters´ BDFL-Serie stellen. Allerdings sollte man Zeit mitbringen: Ladevorgänge sind teilweise jenseits des Erträglichen (vor allem auf der PS2) und die 3D-Spieldarstellung (die im Gegensatz zum PC die 2003-Engine von FIFA verwendet) verschluckt ebenfalls zahlreiche Minuten. Im Gegensatz zum PC gewinnt die Football Fusion dadurch jedoch an Gewichtung – auch wenn man erst umständlich die Disc wechseln und rebooten muss. Ob man jetzt die Ladezeit für das Match in Kauf nimmt oder das Fusion-Feature nutzt und selber die Zügel in die Hand nimmt, ist vom Zeitfaktor fast identisch. Empfehlenswert? Ja! Allerdings nur, wenn man keinen PC zu Hause hat.

Pro

offizielle Lizenzen
32 Ligen
einfache Menüführung
viele Einflussmöglichkeiten
Jugendmannschaften
schöne 3D-Matchdarstellung
diverse Eingriffsmöglichkeiten bei 3D-Spielen
umfangreicher Wirtschaftsteil
Football Fusion
eigene Trainingspläne möglich

Kontra

lange Ladezeiten
keine freie Aufstellung
kein Textmodus
umständliche Football Fusion (Discwechsel/Reboot)
keine langfristigen Trainingspläne
keine Mannschaftsansprachen
„Light“-Version der PC-Variante

Wertung

XBox

PlayStation2

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