Transformers: Devastation08.10.2015, Mathias Oertel
Transformers: Devastation

Im Test: Prügeln in den Achtzigern

Die letzten Spiele zu den Transformers haben zunehmend abgebaut - noch stärker als die Filme. Doch Activision hält an den wandlungsfähigen Mechs fest. Mit einem neuen Konzept und einem frischen Team sollen Autobots und Decepticons wieder Leben eingehaucht werden. Ob die Macher von Bayonetta und Metal Gear Rising Revengeance mit Transformers Devastation auf einem guten Weg sind, verrät der Test.

Mutiger Schritt zurück

Es musste etwas passieren. Nachdem die Qualität der Transformers-Abenteuer in den letzten Jahren maßgeblich davon abhing, ob es ein Spiel zum Film war oder unabhängig von den Michael-Bay-Streifen entstand, wurde letztes Jahr der Tiefpunkt erreicht. Transformers - The Dark Spark war weder Fisch noch Fleisch, dazu technisch und spielmechanisch nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Da zudem der nächste Kinostreifen (ob mit oder ohne Michael Bay) wohl erst 2017 erscheint, man die Lizenz aber in diesem Zeitraum nicht ungenutzt lassen wollte, hat man mehrere interessante Entscheidungen getroffen. Die wesentlichste war, sich ein Team zu schnappen, das bislang noch nichts mit den Mechs von Hasbro zu tun hatte. Die Wahl fiel auf Platinum Games, mit denen Activision bereits bei der Umsetzung zu The Legend of Korra gearbeitet hat.

Derzeit scheint niemand in der Lage zu sein, Action so stylisch zu inszenieren wie Platinum Games.
Bei Platinum hat man mit Kenji Saito als Director sowie Atsushi Inaba als Executive Producer zwei Männer an die Spitze des Projektes gestellt, die bereits bei Bayonetta, Viewtiful Joe sowie Metal Gear Rising: Revengeance harmoniert haben. Und nicht nur diese Entscheidung hat sich ausgezahlt. Auch die Abkehr vom modernen Artdesign, das sich zumeist sehr stark an den Kinostreifen orientierte, war sinnvoll. Mit Transformers Devastation nimmt man sich der Zeichentrickserie an, die Mitte der 80er Jahre über die Bildschirme flimmerte. Jüngere Transformers-Fans werden sich an dieses Design vermutlich erst gewöhnen müssen. Doch ungeachtet dessen ist es Platinum hervorragend gelungen, den Stil der Cartoons zu erfassen. Knallige Farben, klar umrissene Strukturen, sehr gute Animationen, stimmungsvolle Zwischensequenzen: Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man glauben, dass man hier einer verschollenen Episode zuschaut, die ihren Weg auf HD-Bildschirme gefunden hat. Allerdings hätten die Abschnitte durchaus abwechslungsreicher designt sein können. Vor allem gegen Ende läuft man durch immer gleich aussehende Gebiete, gegen die selbst die Bibliothek in Halo eine nicht enden wollende innenarchitektonische Inspiration darstellt.

Platinum kann Kämpfe

Das Artdesign orientiert sich an der Zeichentrickserie aus den Achtzigern.
Dass es Platinum versteht, kombolastige Kämpfe effektiv in Szene zu setzen, hat man mehrfach bewiesen. Doch keine Angst. Im Vergleich zu Bayonetta 2 oder Metal Gear Rising Revengeance ist die Komboliste hier sehr überschaubar. Im Duell mit Megatron, dessen Decepticons zusammen mit den Insecticons der Erde ein Ende setzen und sie in ein neues Cybertron umwandeln wollen, fließen die effektgeladenen Angriffe nur so aus den Fingern – wobei es manchmal durchaus in Button-Mashen ausartet und man sämtliche Kampftaktik aus dem Fenster schmeißt. Man hat zwei Nahkampfattacken zur Verfügung (schwach, stark), die kombiniert werden können, während man zum Abschluss einer erfolgreichen  Kombo per Transformation in den Fahrzeugmodus schalten darf, um einen verheerenden Abschlussangriff zu starten. Zusätzlich hat man auch noch Projektilwaffen zur Verfügung, deren Energon-Verbrauch für Munition jedoch so hoch ist, dass sie nur kurzfristig Erfolg versprechen. Der Fokus liegt eindeutig auf den Nahkämpfen, die mit einer eleganten Ausweichrolle aufgewertet werden. Wie bei Bayonettas Hexenzeit kann man sich bei exaktem Timing einen kurzzeitigen Vorteil verschaffen: Der Bildschirm wird leicht bläulich eingefärbt und die Feinde bewegen sich nur noch langsam, während man selbst so behände wie immer zu Werke geht und die Decepticons verschrottet.

Die sieben Abschnitte, die bis zum Finale gerade mal etwa fünf bis sechseinhalb Stunden in Anspruch nehmen, bestehen aber nicht nur aus Kampfarenen. Man ist in großräumigen, aber letztlich dennoch schlauchigen Umgebungen unterwegs, die gelegentlich auch in die Vertikale gehen und wird bei entsprechendem Forscherdrang mit zahlreichen Geheimnissen belohnt. Von Zeit zu Zeit driftet man sogar in klassische Arcade-Gefilde ab und baut Geschützsequenzen, seitwärts scrollende Action oder eine hinsichtlich der Ausweichoption unübersichtliche Vogelperspektive ein. Dokumente klären über Figuren und Storyhintergründe auf, man trifft auf zahlreiche oberflächliche Rätsel, die ein geschicktes Zusammenspiel von Timing sowie Waffenfertigkeiten fordern und kann ähnlich der Bayonetta-Serie Portale entdecken, hinter denen kleine Sondermissionen warten.  Diese wiederum spucken meist nicht nur bare Münze aus, die man in der Arche als Refugium für allerlei Nützliches und Unnützes ausgeben kann, sondern auch Waffen. Beim Betreten der Arche werden sie wie die als Beute von Gegnern aufgelesenen Kampfgeräte identifiziert und im Inventar gelagert. Hier kann man diese nun entweder anlegen oder aber mit anderen Waffen verschmelzen, wodurch die Durchschlagskraft  der Basiswaffe bis zum jeweiligen Maximallevel aufgewertet werden kann. Im Bestfall werden sogar bestimmte Bonusfähigkeiten wie Elementarschäden usw. übernommen.

Fünf Transformers, ein paar Probleme

In den Auseinandersetzungen leidet gelegentlich die Übersicht - auch "dank" einer mitunter hektischen Kamera.
Mit Optimus Prime, Sideswipe, Bumblebee, Wheeljack und dem Dino-Autobot Grimlock stehen fünf Figuren zur Verfügung, mit denen man die Decepticons aufhalten kann. Gewechselt werden kann allerdings nur in der Arche, zu der man Zutritt an bestimmten Knotenpunkten hat - oder aber, wenn man mit seiner Figur gescheitert ist. Doch mit Ausnahme von Grimlock, der eine rudimentär andere Herangehensweise erfordert, spielen sich die Charaktere sehr ähnlich. Zum einen, weil es (bis auf Grimlock) jedem Autobot möglich ist, jede Waffe anzulegen. Zum anderen, weil sich das überschaubare Kombosystem sowie die Kampfoptionen je nach Modell kaum voneinander unterscheiden - obwohl sie prinzipiell über unterschiedliche Grundwerte verfügen, die aber beim Kämpfen steigen. Neben dieser Beliebigkeit hat Devastation aber auch noch ein paar andere Probleme.

Da die Kämpfe sehr schnell ablaufen und man stets damit beschäftigt ist, eine ordentliche Balance aus Offensive sowie dem Abpassen der idealen Ausweichmöglichkeit zu finden, muss man sich darauf verlassen können, dass die Kamera immer einen vernünftigen Bildausschnitt wählt. Das ist leider nicht immer der

Als Bosse tauchen auch "Combiner" wie Devastator auf.
Fall. Es passiert häufiger, dass man den Überblick verliert - natürlich meist im unpassendsten Moment, so dass man einen verheerenden Angriff nicht einmal ansatzweise sehen und ihm entsprechend ausweichen kann. Angesichts der Wucht der Kämpfe ist dies schade. Ebenso wie die auf Dauer mangelnde Abwechslung. Zwar wird in der ersten Hälfte ein ordentliches Aufgebot an Gegnern in die Gefechte beordert, doch später werden diese nur wieder aus der Versenkung hervorgeholt, ohne mit neuen Varianten glänzen zu können. Allerdings sorgen nach dem gemütlichen Einstieg bis zum Ende sowohl die Zahl der Feinde als auch deren Gruppen-Zusammenstellung immer wieder für Herausforderung. Besonderes Augenmerk liegt auf den meist mehrstufigen Bosskämpfen, bei denen man nicht nur auf die hochrangige Offiziere Megatrons wie Starscream oder Shockwave trifft, sondern auch auf Bildschirm füllende "Combiner" (Transformers, die miteinander kombiniert größere Roboter bilden) wie Menasor oder Devastator. Hier spielt Platinum seine ganze Erfahrung mit epischen Bosskämpfen aus - wobei man nicht die Qualität von Titeln wie Bayonetta oder Vanquish erreicht.

Fazit

Wie schon in der Bayonetta-Serie oder Metal Gear Rising: Revengeance inszeniert Platinum Games auch mit Transformers Devastation rasante sowie effektvolle Nahkampf-Action. Und dies scheint genau die Frischzellenkur zu sein, die dem ewige Kampf zwischen Autobots und Decepticons neues Leben einhaucht - vor allem nach dem enttäuschenden Abenteuer "The Dark Spark" aus dem letzten Jahr. Das Kampfsystem ist einfach zu erlernen und im Gegensatz zur Hexe oder Raiden bleibt es auch bis zum Ende einfach sowie überschaubar. Leider hat Platinum die Chance vertan, den fünf Charakteren markante Fähigkeiten zu verleihen. Unter dem Strich spielen sich alle recht ähnlich - mit Ausnahme von Grimlock, der im Gegensatz zu Optimus Prime, Bumblebee und den übrigen Autobots Restriktionen bei bestimmten Waffen hinnehmen muss. Mit dem Beutesystem sowie den aufrüstbaren Kampfgeräten werden zudem die Sammler angesprochen. Doch nicht nur mechanisch gehen die Transformers dieses Jahr andere Wege als zuvor - auch visuell hat man einen Schnitt gemacht. Anstatt sich an den modernen Filmen zu orientieren, geht man audiovisuell in die 80er Jahre, als die Zeichentrickserie um die wandlungsfähigen Roboter Premiere feierte. Und dieser Schritt tut den Autobots und Decepticons gut - manchmal ist die Action nicht von einem Cartoon zu unterscheiden. Allerdings wäre es hilfreich gewesen, wenn man die allzu häufig hektische Kamera optimiert hätte, da man in kritischen Situationen den Überblick verlieren kann. Doch trotz kleiner Macken hat Platinum das beste Transformers-Spiel seit langem abgeliefert.

Pro

fünf spielbare Autobots...
eingängiges Kampfsystem
effektreiche Auseinandersetzungen
klasse Artdesign im Stil der Zeichentrick-Serie aus den 80ern
gute englische Sprachausgabe mit meist sauberen deutschen Untertiteln
viele Waffen und Gegenstände für Beutesammler
Waffen können aufgerüstet werden
gut inszenierte Bosskämpfe

Kontra

... die aber nur unmerkliche Unterschiede aufweisen
hektische Kameraführung in Kämpfen gelegentlich unübersichtlich
Leveldesign gelegentlich redundant
"Transform"-Fähigkeit spielt nur eine untergeordnete Rolle
nur rudimentäre Grafik-Einstellungen (PC)

Wertung

PlayStation4

Platinum Games liefert trotz kleiner Mankos eines der besten Transformers-Spiele seit langem ab. 80er-Jahre-Artdesign und Kombo-Prügeln sind eine viel versprechende Mischung, die gerne weitergeführt werden darf.

PC

Platinum Games liefert trotz kleiner Mankos eines der besten Transformers-Spiele seit langem ab. 80er-Jahre-Artdesign und Kombo-Prügeln sind eine viel versprechende Mischung, die gerne weitergeführt werden darf.

XboxOne

Platinum Games liefert trotz kleiner Mankos eines der besten Transformers-Spiele seit langem ab. 80er-Jahre-Artdesign und Kombo-Prügeln sind eine viel versprechende Mischung, die gerne weitergeführt werden darf.

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