Im Test: Der Vater des VR kehrt zurück
Simple Arcade-Action, beeindruckendes Gefühl
Es ist nicht nur das Mittendrin-Gefühl, das den Reiz von VR ausmacht. Viel mehr faszinieren auch die gewaltigen Größendimensionen und die beeindruckende räumliche Tiefe der Spielwelten, die sich erst in der virtuellen Realität entfalten und für diesen gewissen Wow-Faktor sorgen. Man hat nicht länger den Eindruck, in einem kleinen Zimmer zu sitzen, sondern glaubt sich in weitläufigen Landschaften, auf einem Tauchgang im riesigen Meer oder futuristischen Stadien. BattleZone bildet da keine Ausnahme: Schon das Hauptmenü versetzt ins Staunen, weil es in das mächtige Panzer-Cockpit mit all seinen Schaltern, Monitoren, Hebeln, Anzeigen und einer zunächst noch verschlossenen XL-Windschutzscheibe eingebettet ist. Öffnen sich nach der Wahl auf einen der zunächst drei verfügbaren Panzer die Abdeckungen und man wird langsam durch riesige Montagehallen zur ersten Kampfarena an die Oberfläche befördert, ist er wieder da, der besagte Wow-Faktor. Daran ändert sich zunächst auch nichts, wenn man endlich selbst die Kontrolle über das schwer bewaffnete Vehikel übernehmen darf: Selbst wenn man sich für das schwerste der drei Modelle entschieden hat, ist es weit von der trägen Steuerung entfernt, die man üblicherweise mit einem typischen Panzer verbindet. Stattdessen präsentiert sich die futuristische Variante erfreulich agil und fügt sich damit
Wie dem auch sei: Es ist nicht nur die minimalistische Kulisse mit ihren knalligen Farben und leichten Tron-Anleihen, die in VR deutlich beeindruckender rüberkommt als für Zuschauer auf der Mattscheibe. Vor allem das Gefühl hinter dem Steuer der wendigen Panzer mit ihren mächtigen Cockpits und der glaubhaften Präsenz haben es mir angetan, zumal nach einer kleinen Eingewöhnungsphase keine Probleme mit Übelkeit oder Benommenheit auftraten. Aber das ist wie immer ein individueller Aspekt: Kollege Jan musste schon nach wenigen Minuten abbrechen und wird Battlezone nicht mehr anrühren.
Prozedurale Balanceprobleme
Aber hey, dadurch bleiben ihm auch einige Ärgernisse erspart. Da wäre z.B. die mitunter katastrophale Balance hinsichtlich des Schwierigkeitsgrades, die innerhalb der prozedural generierten Kampagne entsteht. Deren Aufmachung weckt zunächst Erinnerungen an klassische 4X-Strategiespiele, wenn man seine Einheit auf den Hex-Feldern kontinuierlich in Richtung des KI-Kerns verschiebt, wo die finale und knallharte Schlacht wartet. Auf dem Weg dorthin warten zahlreiche Missionen, die von einem simplen „Vernichte alle feindlichen Einheiten“ über das Beschützen von Konvois bis hin zur Verteidigung verbündeter Basen oder dem Hacken von Gebäuden führen. Leider wird man dabei oft ins kalte Wasser geworfen, weil es die Entwickler versäumt haben, die Missionstypen zumindest ansatzweise zu erklären. Meine erste Basisverteidigung sah entsprechend so aus: Bevor ich überhaupt wusste, was zu tun ist oder wo ich hin soll, kam bereits die Meldung, dass mein Hauptquartier zerstört wurde – toll! Auch wird schlecht kommuniziert, dass man die zunehmende Stärke gegnerischer Einheiten durch die Einnahme oder Zerstörung bestimmter Punkte auch wieder senken kann. Gleiches gilt, wenn man die Kampagnen im Mehrspielermodus kooperativ in Angriff nimmt: Nirgends wird man darauf hingewiesen, dass man die zerstörten
Neben diesem Mangel an Erklärungen stoßen aber auch Spielelemente rund um die KI sauer auf: Dass die Widersacher am Boden oder in der Luft nur mit einer extrem rudimentären Intelligenz ausgestattet sind, lässt sich durch die Arcade-Vergangenheit und den gewählten Ansatz noch verschmerzen. Ärgerlich dagegen, dass die feindlichen Einheiten oft aus dem Nichts in der Arena erscheinen und den Spieler spätestens dann ganz schön in die Bredouille bringen, wenn in dessen Rücken plötzlich zwei schwere Geschütztürme und ein weiterer Panzerverband auftauchen. Denn steckt man zu viele Treffer ein, verliert man hier nach bewährter Oldschool-Spielhallenmanier eines von anfänglich drei Leben. Sind alle futsch, ist der Feldzug beendet und man muss wieder eine neue Kampagne starten, wobei man die Wahl zwischen einer kurzen, mittleren oder großen Variante hat.
Alles umsonst
Ärgerlich: Man verliert dabei nicht nur den Fortschritt auf der Karte, sondern auch sämtliche Upgrades, die man zuvor mühevoll durch das Sammeln von Datenfragmenten und Belohnungen freigeschaltet hat. Dazu zählen z.B. Verbesserungen der Panzerung oder der Ausbau des Waffenarsenals, zu dem u.a. zielsuchende Raketen oder diverse Typen von Geschützen zählen. Auch Funktionen wie das Radar lassen sich ausbauen und selbst das Nachladesystem darf man durch entsprechende Investitionen zu einer Mechanik erweitern, wie man sie aus Gears of War kennt. Dabei gibt es aber zwei weitere Probleme: Zum einen sind die Verbesserungen eine kostspielige Angelegenheit, denn auch für den Kauf von Extraleben wird man ordentlich zur Kasse gebeten. Selbst wenn man ein Aufklärungsteam zu den Hexfeldern in der Nachbarschaft schickt, um Daten zu Gegnern oder dem Missionstyp zu sammeln, muss man zahlen. Hier schwinden die Datenreserven als spielinterne Währung schneller dahin, als man sie verdienen kann.
Kollektive Feuerkraft
Fazit
Battlezone präsentiert sich für PlayStation VR als würdiger Erbe des Spielhallen-Klassikers: Die ballerfreudige Retro-Action fängt Rebellion nicht nur spielerisch, sondern auch visuell richtig gut ein. Sie ist zwar simpel, durch die zahlreichen Upgrades und einem Hauch strategischer Entscheidungen aber auch komplexer, als man es am Anfang vielleicht vermutet. Vor allem aber ist Battlezone ein weiteres gutes Beispiel dafür, wie VR wirkt: Betrachtet man die Arena-Schlachten nur als Zuschauer, mag die Kulisse genauso unspektakulär wirken wie die angestaubten Kämpfe gegen eine leider nur sehr rudimentäre KI. Doch sitzt man selbst im VR-Cockpit, verwandelt sich die Skepsis zunächst in pure Begeisterung, denn die futuristischen Panzer steuern sich angenehm flott und man versinkt zu treibenden Elektroklängen sowie hämmernden Soundeffekten in den Gefechten, völlig beeindruckt von den gewaltigen Dimensionen und den knalligen Kontrastfarben. Doch mit der Zeit werden die stimmungsvolle Techno-Kulisse und das großartige Spielgefühl zunehmend von Ärgernissen wie starken Schwankungen des Schwierigkeitsgrades, mangelnden Erklärungen, repetitiven Missionen und dem ständigen Zurücksetzen des mühsam erarbeiteten Fortschritts überschattet. Dem kann man durch gemeinsames Losziehen in unterhaltsamen Koop-Kampagnen zwar etwas entgegenwirken, aber vielleicht hätte es nicht geschadet, sich doch etwas weiter von frustrierenden Spielhallen-Traditionen zu entfernen, als man es letztendlich getan hat.
Pro
Kontra
Wertung
VirtualReality
Simple, aber stylische Arcade-Action mit einem großartigen Mittendrin-Gefühl, bei der Retro und Moderne verschmelzen. Fehlende Hinweise zum Spielverlauf und die schwankende Balance sind aber ärgerlich.
PlayStationVR
Simple, aber stylische Arcade-Action mit einem großartigen Mittendrin-Gefühl, bei der Retro und Moderne verschmelzen. Fehlende Hinweise zum Spielverlauf und die schwankende Balance sind aber ärgerlich.
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