Im Test: Palmer Luckeys Hüpfspiel-Revolution?
Bezaubernde Reise durch den Schaukasten
Es ist tatsächlich so, als würde man durch ein Miniaturwunderland gezogen, in dem man all die kleinen Plattformen millimetergenau anpeilen kann. Ein wenig den Kopf wandern lassen und schon landet Fuchs Lucky punktgenau, wo man ihn habe wollte – was für ein triumphales Gefühl! Ich hätte nicht gedacht, dass Spiele aus der Schultersicht ein derartiges VR-Potenzial besitzen. Doch neben Edge of Nowhere ist es momentan vor allem Lucky's Tale, das mich auch längere Zeit ans Headset fesselt. Das Prinzip erinnert an eine leicht erhöhte Schienenbahn in einem Freizeitpark, die langsam neben dem Helden herfährt. Ich kann sogar mit meinem Schreibtischstuhl einige Zentimeter nach vorne und hinten rollen, um versteckte Münzen zu entdecken.
Wario lässt grüßen
Im Grunde steckt in Lucky's Tale nur ein ganz klassisches 3D-Hüpfspiel. Story und Inszenierung sind einfach gestrickt: Als Luckys bester Freund, das kleine Schweinchen, von einem glubschäugigen Tentakelmonster entführt wird, begibt sich der Held natürlich auf Rettungsmission. Ich kann verstehen, dass Playful neue Rift-Besitzer nicht überfordern will, doch der Mangel an Spieltiefe fällt schnell auf: Auf der Reise durch die idyllischen Bilderbuch-Areale beschränkt sich der Held auf altbekannte Grundfähigkeiten wie eine Wirbelattacke, einen Doppelsprung sowie eine „Arschbombe“ zum Zerstampfen gepanzerter Steinmonster. Lustige Extras oder motivationsfördernde Spezialfähigkeiten fehlen – ziemlich dürftig.
Nerviger Sammelwahn
Weniger beeindruckend sind die Kulissen: Die Strände, Sümpfe und Ruinen sind zwar idyllische Schauplätze – aus der Nähe mangelt es den kantigen Objekten aber Details. Wenn man gerade Edge of Nowhere gespielt hat, wirkt Luckys Comic-Kulisse fast schon wie aus einer anderen Hardware-Generation. Schade auch, dass man nicht überall auf Entdeckungsreise gehen kann: Mitunter sah ich am Rand verführerische Nischen, vor denen ich aber an einer unsichtbaren Wand abprallte und kurzerhand in den Tod stürzte. Allgemein könnte die Kollisionsabfrage besser funktionieren: Normalerweise arbeitet die Steuerung präzise, an manchen Stellen rutschte ich aber seltsam von Kanten herunter oder bekam einen kleinen Clipping-Fehler zu Gesicht.
Fazit
Lucky's Tale hat mich gleich zwei mal zum Staunen gebracht: Zuerst war ich überrascht darüber, wie sehr das Hüpfspiel in VR von der Präzision der 3D-Darstellung profitiert. Es fühlt sich einfach unheimlich intuitiv an, Plattformen exakt anzupeilen und sich in der idyllischen Bilderbuch-Kulisse nach Münzen und anderen Feinheiten umzuschauen. Die knuffigen Figuren reagieren sogar auf mich oder stoßen sogar mit meinem Headset zusammen – eine liebenswerte Idee! Im Laufe des Spiels habe ich mich dann darüber gewundert, dass es offenbar Entwickler gibt, die ein derart penibles Abklappern schon gemeisterter Levels tatsächlich als sinnvolles Spieldesign empfinden. Klar doch – wenn das Spiel gut genug ist, gehe ich später gerne nochmal auf Münzsuche oder die Jagd nach Bestzeiten. Aber warum muss man die Spielzeit schon so früh mit derartigen Methoden strecken? Schade, denn so muss ich wieder einmal den Satz herunter leiern, den man im Zusammenhang mit VR-Titeln viel zu oft hört: Es steckt großes Potenzial in Luckys Tail (und VR-Jump-n-Runs allgemein), welches aber auf Dauer durch ein zu einfaches Spieldesign und seltsame Entscheidungen der Entwickler ausgebremst wird.
Pro
Kontra
Wertung
VirtualReality
Die neue Perspektive motiviert und das Hüpfen ist in VR erstaunlich präzise - penible Sammelaufgaben ziehen das konservative Jump-n-Run aber unnötig in die Länge.
OculusRift
Die neue Perspektive motiviert und das Hüpfen ist in VR erstaunlich präzise - penible Sammelaufgaben ziehen das konservative Jump-n-Run aber unnötig in die Länge.
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