Lego Star Wars: Das Erwachen der Macht07.07.2016, Michael Krosta

Im Test: Klötzchen-Jedis im Aufwind

Mit Lego Star Wars entfachten Warner Brothers und Traveller's Tales die Faszination für die Klötzchen-Adaptionen bekannter Marken, die mit Lego Dimensions ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht haben. Im Spiel zum Kinoerfolg Star Wars Episode 7: Das Erwachen der Macht will man daran anknüpfen: Mit viel Humor, Action und kleinen Rätseleinlagen darf man die Handlung der Filmvorlage im putzigen LEGO-Stil neu erleben. Können die Bauklotz-Sternenkrieger einmal mehr überzeugen?

Im falschen Film

Huch, was ist das denn? Beim Einstieg kamen kurz Zweifel auf, ob Warner uns überhaupt das richtige Testmuster hat zukommen lassen. Denn anstatt den Rebellen Cameron Poe nach Jakku zu begleiten und den Wüstenplaneten mit Rey, Finn sowie BB-8 unsicher zu machen, beginnt der Einstieg mit der finalen Schlacht am Ende von Episode 6 auf dem Waldmond Endor. Also kämpft man sich zunächst zusammen mit Han, Leia, Chewbacca sowie mit Hilfe der Ewoks zum Schutzschildgenerator vor, legt sich mit Luke und (dem ebenfalls spielbaren) Darth Vader an Bord des Todessterns mit dem Imperator an und jagt die mächtige Raumstation schließlich mit Lando Calrissian im Millennium Falken hoch.

Wie im Film lernen sich Rey, BB-8 und Finn auch im Spiel auf Jakku kennen.
Dabei zeigt schon der gelungene Prolog, welche bewährten Tugenden und Neuerungen man vom jüngsten Lego-Spiel erwarten darf: Die liebevoll gestaltete Klötzchenkulisse mit Originalschauplätzen und die putzig animierten Figuren sind wieder einmal ein echter Hingucker, während der geniale Soundtrack von John Williams und größtenteils die offiziellen Synchronsprecher der Filme die Ohren erfreuen. Der Humor kommt ebenfalls nicht zu kurz – sei es in den herrlichen Zwischensequenzen oder lustigen Situationen, wenn sich z.B. Sturmtruppler im Liegestuhl gemütlich sonnen oder Chewie später allerlei Blödsinn mit BB-8 veranstaltet.

Variantenreiche Baumeister und Piloten-Asse

Das typische Spielprinzip der LEGO-Titel mit der Mischung aus Sammeln, Bauen, kleinen Rätseln und einem simplen Kampf bildet auch hier den Kern, wird aber um ein paar frische Elemente ergänzt: So darf man aus einem Haufen Klötzchen jetzt oft mehrere Objekte bauen und diese nacheinander an vorgegebenen Stellen platzieren. Dafür muss man die zuvor gebaute Konstruktion aber erst wieder abreißen, bevor man den alternativen Neubau in Angriff nehmen darf. Dadurch ergeben sich nicht nur mehr Varianten, denn auch die Rätsel profitieren von der neuen Mechanik, da die Konstruktionen mitunter in einer bestimmten Reihenfolge gebaut werden müssen.

Cool: Man darf den Millennium Falken nicht nur von ihnen erkunden, sondern auch in Dogfights die Kontroller über das kultige Raumschiff übernehmen.
Ebenfalls neu sind kleine Baller-Abschnitte im Stil von Deckungs-Shootern. Hier verschanzen sich die Figuren hinter Wänden oder anderen Objekten, die Schutz bieten und attackieren die Feinde aus der Deckung heraus. Dank Zielautomatik und einer eingeschränkten Bewegungsfreiheit sind diese eingestreuten Sequenzen zwar sehr simpel gestrickt, sorgen aber trotzdem für eine angenehme Abwechslung vom üblichen Trott bei den Kämpfen. Dort schlägt man sich weiterhin meist mit einem stupiden Knopfgehämmer durch, was der jungen Zielgruppe genauso entgegenkommen dürfte wie der generell eher niedrig angesetzte Schwierigkeitsgrad, der erwachsene Sternenkrieger konstant unterfordert. Vielleicht sollten Warner und Traveller's Tales ernsthaft darüber nachdenken, in Zukunft zumindest eine Alternative für alle Spieler anzubieten, die es gerne etwas anspruchsvoller mögen.

Zu den coolsten Neuerungen zählen für mich die Flugabschnitte: Hier donnert man an Bord von X-Wings, dem Millennium Falken oder gestohlenen TIE-Jägern durch den Weltraum oder liefert sich packende Dogfights auf Planeten – manchmal ein bisschen eng wie auf Schienen, ein anderes Mal dagegen mit angenehm viel Freiheiten. Hier lässt sich dann auf Wunsch auch die Steuerung invertieren – eine Option, die für die Kamera außerhalb der Cockpits leider nicht zur Verfügung steht. Neben den Raumjägern darf man zwischendurch auch die Kontrolle über andere Vehikel übernehmen, darunter AT-STs oder Reys Speeder Bike sowie auf diversen Kreaturen reiten.

Mögen die Fähigkeiten mit dir sein

Wie immer besitzen die spielbaren Figuren neben einer individuellen Bewaffnung auch spezielle Fähigkeiten, die für das Weiterkommen oft kombiniert werden müssen – vor allem beim Lösen der zahlreichen Umgebungsrätsel. So sprengt z.B. Chewie mit seinen Thermal-Detonatoren schwere Hindernisse aus dem Weg, während Poe einen nützlichen Greifhaken zur Hand hat und Rey mit ihren akrobatischen Einlagen Orte erreicht, die für andere nicht zugänglich sein. Ein Lichtschwert dürfen ebenfalls nur bestimmte Figuren schwingen. Droiden wie R2D2 oder BB-8 eignen sich dagegen vor allem, um Maschinen zu bedienen und Terminals in kleinen Minispielen zu hacken, denen es auf Dauer aber genauso an Abwechslung mangelt wie dem Rätseldesign. Aber das tut nicht allzu weh, weil die Mischung der einzelnen Elemente trotzdem stimmt.

BB-8 ist in Lego-Form mindestens genauso knuffig wie bei seinem Auftritt auf der großen Leinwand.
Schon alleine macht der Sternenkrieg im Klötzchenformat ordentlich Laune. Hat man einen Mitspieler zur Hand, wird es im lokalen Koop-Modus aber nochmal deutlich spaßiger, weil viele Aufgaben darauf getrimmt sind, im Teamwork gelöst zu werden. Es geht selbstverständlich nichts darüber, gerade hier gemeinsam auf der Couch vor dem Bildschirm zu sitzen. Trotzdem ist es schade, dass Traveller's Tales erneut auf einen Online-Modus als Koop-Alternative verzichtet. Schade auch, dass man innerhalb der Levels keine Möglichkeit hat, den Spielstand manuell zu sichern. Da es auch keine automatischen Speicherpunkte gibt, ist man somit immer gezwungen, ein Kapitel komplett abzuschließen. Die einzelnen Abschnitte nehmen zwar in der Regel nur etwa 30 Minuten in Anspruch, trotzdem wäre ein Zwischenspeichern manchmal wünschenswert gewesen. Hat man ein Kapitel innerhalb der Kampagne gemeistert, darf man übrigens anschließend im freien Spiel dorthin zurückkehren und mit anderen Figuren alternative Lösungswege beschreiten. Eine schöne Art, den Wiederspielwert zu erhöhen, wobei auch der Umfang der Kampagne schon ordentlich ist.

Fazit

Man muss auch dieses Lego Star Wars einfach mögen! Schon die Präsentation ist eine Wucht: Bei solch traumhaft nachgebildeten Klötzchen-Kulissen, den putzig animierten Figuren und den köstlichen Gags, die manchmal sogar Erinnerungen an die Kult-Persiflage Spaceballs wecken, geht jedem Fan der Sternenkrieger-Saga das Herz auf. Dann noch der zeitlose Hammer-Soundtrack von John Williams und die durchweg professionellen deutschen Sprecher - darunter viele, die den Figuren schon in den Filmen ihre Stimme geliehen haben. Inhaltlich setzt Traveller's Tales mit der gewohnten Mischung zwar vornehmlich auf Bewährtes, aber die kleinen Neuerungen sind eine angenehme Bereicherung und sorgen für noch mehr Abwechslung - allen voran die Flugsequenzen. Schade nur, dass das Kampfsystem weiterhin extrem simpel und der Schwierigkeitsgrad so niedrig ausfällt. Neben einer manuellen Speicheroption würde ich mir für die Zukunft wünschen, dass man eine Online-Option anbietet. Trotzdem ist dieses nach Lego Dimensions eines der besten Lego-Abenteuer.

Pro

sehr gelungene LEGO-Adaption der Filmvorlage
herrlicher Humor
schöne Mischung aus Kampf, Rätseln und Geschicklichkeit
überraschender Prolog
zahlreiche Figuren aus dem Star-Wars-Universum spielbar
neue Flugabschnitte und Deckungskämpfe
Bauen an mehreren (vorgegebenen) Stellen möglich
nette Mini-Spiele
putzige Animationen
schicke LEGO-Kulisse
ordentlicher Umfang
lokaler Koop für zwei Spieler
sehr gute Sprecher (z.T. Original-Synchronsprecher)
Original-Soundtrack

Kontra

kein Online-Modus
nur Flugsteuerung lässt sich invertieren, normale Kamera nicht
Knopfgehämmer als Kampfsystem
stark eingeschränkte Bewegungsfreiheit bei Deckungskämpfen
nur ein (recht simpler) Schwierigkeitsgrad
Rätsel & Minispiele wiederholen sich
kein manuelles Zwischenspeichern in Levels möglich

Wertung

XboxOne

Die Macht ist mit Traveller's Tales: Das neue Lego Star Wars ist eine charmante Klötzchen-Variante des letzten Kinofilms und ein großer Spaß für junge und alte Controller-Jedis (und Siths selbstverständlich auch).

PlayStation4

Die Macht ist mit Traveller's Tales: Das neue Lego Star Wars ist eine charmante Klötzchen-Variante des letzten Kinofilms und ein großer Spaß für junge und alte Controller-Jedis (und Siths selbstverständlich auch).

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