Im Test: Die Fledermaus stottert
Die dunklen Ecken des Dunkeln Ritters
Woran die Macher der Arkham-Serie bei Rocksteady Studios derzeit arbeiten, halten die britischen Spielemacher hinter Schloss und Riegel. Zum Start von PlayStation VR experimentierten sie mit Batman: Arkham VR zwar in der dritten Dimension, ihr nächstes Großprojekt ist allerdings noch kein öffentliches Thema. Auch die aktuelle Neuauflage entstand nicht im Haus der Arkham-Erschaffer, sondern bei Virtuos, wo bereits Heavy Rain für PlayStation 4, Fable Anniversary für Xbox 360 und das Remaster von Final Fantasy 10 entwickelt wurden.
Erfahrene Hände also, die den Fledermausmann von der Generation PS3/360 in die aktuelle übertragen – und die ihm weit mehr verpassen als eine höhere Auflösung. Denn Virtuos programmierte dem Superhelden neben einen neuen grafischen Unterbau (Unreal Engine 4 statt Version 3) auch schärfere Texturen, zusätzliche Effekte sowie eine
Im Unterschied zur schärferen Echtzeitgrafik sind die unveränderten, verwaschenen Filmszenen im ersten Spiel zwar ärgerlich und außerdem eine ganze Spur zu leise, doch das ist verschmerzbar.
Wenig – und immer noch zu viel
Weniger gut stecken beide Abenteuer jedoch Schwankungen der Bildrate weg, die für ein unruhiges Erlebnis sorgen. Es ist ohnehin ärgerlich, dass weder das eine noch das andere Spiel mit 60 Bildern pro Sekunde läuft. Es sagt sich zwar leichter, als es gemacht ist, doch diese Marke muss ein Titel der vergangenen Generation heute eigentlich erreichen – gerade in Anbetracht einer PC-Version, die bereits seit Jahren wesentlich schneller läuft.
Das eigentliche Problem ist allerdings, dass beide Neuauflagen nicht einmal mit durchgehenden 30 Bildern pro Sekunde laufen, sondern manchmal schneller, oft genug aber auch deutlich langsamer. Auf PlayStation 4 sind die Unterschiede zwischen Minimum und Maximum dabei auffälliger, was dem subjektiven Empfinden zusätzlich schadet. So sehr Kulissen und Figuren also von mehr Schärfe und Tiefe profitieren, so sehr leiden sie unter der neuen Technik.
Die Wertfrage
Die entscheidende Frage ist: Stört das Stottern so stark, dass aus einem sehr guten Arkham City nur ein gutes wird? Die Antwort fällt mir verdammt schwer, denn das eigentliche Spiel wird von der schwachen Technik kaum beeinflusst. Weil nämlich sowohl der Nahkampf als auch das lautlose Bekämpfen der zahlreichen Bösewichte und Superschurken kaum von allzu präzisen Eingaben abhängt, fühlt sich auch ein dezent stotterndes Arkham City noch gut an.
Und trotzdem kommt die unsaubere Darstellung dem Erlebnis empfindlich in die Quere; ich kann über die schwache Bildrate im wahrsten Sinne des Wortes nicht hinwegsehen. Gefühlt tut sie den Augen weh, obwohl ich nur selten empfindlich auf technische Schwächen reagiere. Stabile 30 Bilder wären hier das Minimum für eine sehr gute Wertung gewesen.
Hinzu kommt zudem ein ganz anderes Argument: So sehr ich den Erstling Arkham Asylum auch heute noch genieße, so sehr dreht sich das Abenteuer irgendwann im Kreis. Die Bosskämpfe gegen die langweiligen Mutanten sowie der finale Showdown sind vergleichsweise schwach und im späteren Teil fehlen beim heimlichen Ausschalten feindlicher
„Spiel's noch einmal, Ben!“
Zumal es mir Virtuos ohnehin schwer macht, gerade Arkham City noch einmal durchzuspielen: Um auch auf PS4 oder Xbox One das New Game Plus zu genießen, also den höchsten Schwierigkeitsgrad ohne die Anzeigen z.B. zum Kontern gegnerischer Angriffe, müsste ich auch in der aktuellen Version zunächst einen normalen oder normal schweren Durchlauf beenden – und dazu fehlt mir schlicht der Nerv. Neuauflagen wie die von The Last of Us oder BioShock haben gezeigt, wie wertvoll ein vom Start weg wählbarer höherer Schwierigkeitsgrad für erfahrene Spieler sein kann. Dass Arkham City auf einen solchen verzichtet, ist bedauerlich.
Immerhin: Beide Titel enthalten wie in solchen Fällen üblich sämtliche für die Originale verfügbaren Downloadinhalte. Vor allem City ist dadurch vom Start weg ein größeres Spiel als es zum Zeitpunkt seines ersten Erscheinens war. Und wer sich einen Eindruck davon verschaffen will, weshalb er sich die beiden ersten Arkham-Teile heute überhaupt noch zu Gemüte führen sollte: Unsere Tests von Arkham Asylum und Arkham City treffen abgesehen von den technischen Hinweisen noch immer zu.
Fazit
Die Gefängnisstadt Arkham City ist auch heute noch Gradmesser einer gelungenen offenen Welt, weil die freie Spielwiese mit ihren vielen Geschichten perfekt in die Comicvorlage passt. Die Action belohnt geschickte Reaktionen, die Stealth-Action clevere Köpfe und Sammelgegenstände sind an die Erzählung gebunden oder stellen spielerische Herausforderungen dar. Dazu kommt ein Vorgänger, der einen Teil von Gotham City so stimmungsvoll zum Leben erweckt, dass sich manche Filme eine Scheibe abschneiden könnten, sowie ein Soundtrack, der den Dunklen Ritter auf eleganten Flügeln trägt. Umso ärgerlicher, dass die Technik beide Neuauflagen ins Stocken bringt, denn während schärfere Texturen, zusätzliche Effekte und eine verbesserte Beleuchtung dem Bild einen stärkeren Ausdruck verleihen, tanzt die Bildrate Polka und beschwört so ein unangenehm nervöses Sehgefühl; vor allem Arkham City leidet unter der schwankenden Darstellungsgeschwindigkeit. An dieser Stelle haben die Entwickler falsche Prioritäten gesetzt: Die Bildrate müsste stabil und im besten Fall ähnlich hoch wie am PC sein – dann erst wäre ihnen mit Return to Arkham eine sehr gute Neuauflage gelungen.
Wertung: gut
Pro
Kontra
Wertung
PlayStation4
Spielerisch unveränderte und grafisch verbesserte Neuauflage der ersten beiden Arkham-Episoden - die technisch unter unangenehmen Schwankungen der Bildrate leidet.
XboxOne
Spielerisch unveränderte und grafisch verbesserte Neuauflage der ersten beiden Arkham-Episoden - die technisch unter unangnehmen Schwankungen der Bildrate leidet.
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