Assassin's Creed: The Ezio Collection23.11.2016, Mathias Oertel
Assassin's Creed: The Ezio Collection

Im Test: Ehre wem Ehre gebührt

Seit gut zehn Jahren eilt Ubisoft mit der Assassin's-Creed-Serie von Erfolg zu Erfolg und hat mit Comics, Büchern und dem kommenden Film auch mediale Grenzen eingerissen. Zwar hat man für dieses Jahr offiziell eine Pause eingelegt, doch so ganz ohne eine Meuchelmörder-Veröffentlichung kommt man auch im Herbst 2016 nicht aus. Was hat die Ezio Collection auf PS4 und Xbox One zu bieten?

Der beste Assassine?

Dass man mit Assassin's Creed 3, Black Flag, Unity und Syndicate vor allem technisch sowie in manchen konzeptionellen Bereichen die Serie weitergebracht hat, steht außer Frage. Doch alleine dadurch, dass die Geschichte von Ezio Auditore di Firenze auf drei Spiele ausgedehnt wurde, während die Helden danach immer nur für ein einziges Abenteuer Bestand  hatten, macht Assassin's Creed 2, Brotherhood & Revelations zu etwas Besonderem. Zudem wurde mit Desmond Miles über diese Trilogie hinweg die "Gegenwartsgeschichte" sehr spannend aufgebaut, während in späteren Teilen der Reihe dieser Aspekt und die Anspielungen auf Abstergo und den von ihnen entwickelten Animus nur noch zur Staffage wurde.

Ezio Auditore di Firenze gibt sich erneut die Ehre.
Wer oder was ist Abstergo? Wofür nutzt man den Animus? Wer mit diesen Begriffen rein gar nichts anfangen kann, gehört definitiv nicht zu den mittlerweile über 100 Millionen Käufern irgendeines Teiles der Serie und ist mit der über mehrere Jahrzehnte erzählten Ezio-Geschichte als Einstieg optimal aufgehoben. Zwar wäre es durchaus sinnvoll, mit Assassi's Creed 1 zu beginnen, doch man bekommt hier eine ordentliche Zusammenfassung, was es mit Templern, Assassinen, den so genannten Eden-Splittern sowie dem seit Jahrhunderten dauernden Konflikt auf sich hat. Denn natürlich hat sich für die Ezio-Chroniken inhaltlich rein gar nichts an den drei Spielen getan, die man komfortabel aus einem Menü starten darf und in das man auch immer zurückkehren kann, ohne den Umweg über den jeweiligen Startbildschirm der Konsole gehen zu müssen.

Alles beim Alten

Dementsprechend können Spieler, die schon in der letzten Konsolen-Generation mit Ezio durch Florenz, Rom oder Konstantinopel meuchelten, auf diese Sammlung verzichten. Es sei denn, man hat seinerzeit die Download-Inhalte aller drei Episoden verpasst und möchte ausnahmslos alle Geheimnisse Ezios ergründen. Dabei helfen natürlich auch die hier integrierten Kurzfilme Embers und Lineage, so dass in der Kollektion alles integriert wurde, was direkt mit der Geschichte des charismatischsten sowie langlebigsten Hauptdarsteller der Serie zu tun hat. Man erfährt, wie er zu den Assassinen stieß und wird Zeuge seines Aufstiegs zu einem der meist gefürchteten sowie geachteten Anführer bzw. Mentor der Templer-Gegner. Man schleicht, rennt, tötet, reitet, versteckt sich in der Masse und versucht, die nach wie vor auf dem schmalen Grat zwischen Genie und Wahnsinn strauchelnde KI überlisten. Sehr interessant sind auch die kleinen Veränderungen bzw. Ergänzungen der Mechanik, die sich teilweise in Varianten bis hin zum bislang letzten Serien-Teil Syndicate gehalten haben. Man konnte in Brotherhood z.B. andere Schleicher anheuern, sie ausrüsten und nicht nur auf Missionen schicken, sondern auch als temporäre Helfer rufen. In Revelations wiederum hatte man mit der so genannten "Den Defense" eine Tower-Defense-Variante zur Verfügung, um sich neben rudimentären wirtschaftlichen Aspekten oder dem obligatorischen Sammeln von mehr oder weniger nutzlosem Zeug die Zeit zu vertreiben.

Damals hat sich Ubisoft zunehmend bemüht, neben den Standard-Missionen viel Abwechslung beim Erforschen der offenen Welten sowie zahlreiche Geheimnisse einzubauen, die helfen, die zu Grunde liegende Mythologie zu vertiefen. Dass dabei mitunter die Entwicklung der Kampfmechanik, des anspruchslosen Kletterns auf Schienen oder bestimmter KI-Routinen trotz punktueller Verbesserungen auf der Strecke blieb, ist bedauerlich, schadet dem Unterhaltungswert heute aber nur unwesentlich mehr als damals. Zumal dies durch die Inszenierung wieder wettgemacht wird, in der man u.a. auf Zeitgenossen wie Leonardo Da Vinci oder den berüchtigten Borgia-Papst Alexander VI trifft, während sich die Story in der Gegenwart ebenfalls zuspitzt – mehr zu den komplexen Hintergründen findet ihr auch in diesem Video. Für diese Sammlung hat man übrigens auf die Mehrspieler-Modi in Brotherhood und Revelations verzichtet. Der Fokus liegt alleine auf der epischen sowie mehrere Jahrzehnte umspannenden Geschichte von Ezio sowie Desmond Miles, seinem Gegenstück in der Gegenwart.

Der PC auf der Konsole

Während man z.B. bei Batman: Return to Arkham eine neue Engine verwendete,  die  Warmastered Edition von Darksiders in vielen Details zugelegt hat oder die Abenteuer von Nathan Drake in der gleichnamigen Collection aufgewertet wurden, hat man der Ezio Collection technisch weniger Aufmerksamkeit zuteilwerden lassen. Man darf sich aber immerhin auf eine 1080p-Auflösung mit im Vergleich zu den Konsolen der letzten Generation deutlich höher aufgelösten Texturen freuen. Die Gebäude weisen dadurch mehr Details auf, die Farbgebung wirkt intensiver, die

Technisch ist die Ezio Collection kein herausragendes "Remaster", erschafft aber dennoch immer wieder stimmungsvolle Panoramen.
Schatten sind schärfer, die Einbrüche der Bildrate wurden ausgemerzt – alles wohlgemerkt im Vergleich zu PS3 und 360. Schaut man sich daneben jedoch die jeweiligen PC-Version auf höchsten Details an, werden abseits der Farbgebung die Unterschiede geringer.

Auch die etwaigen Sichtweiten, ab denen Detailtexturen oder bestimmte Objekte eingeblendet werden, ähneln denen der Rechenknecht-Assassinen. Gleichermaßen wurden auch Mimik, bestimmte Teile der Gestik oder die mitunter etwa krude Bewegung der Textilien bei der Zivilbevölkerung nicht auf den neuesten Stand gebracht. Auch die unterschiedlichen Desmond-Charaktere wurden nicht angeglichen, so dass es hier von Spiel zu Spiel zu Kontinuitätsproblemen kommt – springt man von Teil 2 zu Revelations, wartet erst einmal ein Schock angesichts des neuen virtuellen Schauspielers für diese Figur. In diesen Bereichen ist deutlich spürbar, dass seinerzeit unterschiedliche Teams mit ihren Art-Designern beteiligt waren und dass es sich hier trotz des Hinzufügens aller ggf. später erhältlichen Solo-Inhalte nicht um einen Director’s Cut oder Ähnliches handelt, sondern nur um eine „einfache“ Sammlung.

Fazit

Ja: Technisch merkt man vor allem Assassin’s Creed 2 trotz verbesserter Texturqualität sein für Videospielverhältnisse recht hohes Alter an, während die Nachfolger einen zunehmend besseren Eindruck hinterlassen. Und auch wenn man hinsichtlich der Optimierung letztlich nur die PC-Versionen auf volle Details gestellt, für die PS4 und Xbox One durch den Konverter gejagt und dabei auch bestehende Clipping-Probleme oder KI-Macken mit übernommen hat, ist diese Sammlung eine gute Wahl. Zumindest, wenn man diese Titel noch nicht gespielt hat. Denn diese Trilogie ist in ihrer Summe die Essenz dessen, was Assassin’s Creed im Positiven wie im Negativen ausmacht und was in dieser Form von späteren Ablegern nicht wieder erreicht wurde: eine motivierende Mischung aus spannender, teils philosophisch angehauchter Gegenwarts-Story auf der einen sowie eine Verquickung aus historisch verbürgten Ereignissen auf der anderen Seite, die stilsicher um fiktive Figuren herum zum Leben erweckt werden. Auf der anderen Seite jedoch sind Ezios Eskapaden über drei Episoden auch ein Beweis dafür, dass man früh angefangen hat, hinsichtlich der Mechanik zu stagnieren, während andere offene Welten oder Action-Adventure versucht haben, sich oder bestimmte Elemente neu zu erfinden. Dessen ungeachtet bekommt man spannende Meuchelmörder-Unterhaltung in angenehm großen sowie offenen Welten.

Wertung:
gut

Wertung

XboxOne

Drei Spiele rund um den bislang charismatischsten Helden der Assassin's-Creed-Serie bieten dutzende Stunden historisch angehauchter Meuchelmorde in angehübschten Kulissen. Veteranen können getrost verzichten.

PlayStation4

Drei Spiele rund um den bislang charismatischsten Helden der Assassin's-Creed-Serie bieten dutzende Stunden historisch angehauchter Meuchelmorde in angehübschten Kulissen. Veteranen können getrost verzichten.

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