DTM Race Driver 228.04.2004, Mathias Oertel
DTM Race Driver 2

Im Test:

Mit dem vor gut einem Jahr auf PS2, Xbox und PC erschienenen DTM Race Driver hatte Codemasters ein ungeschliffenes Rennspiel-Juwel in der Pipeline, das viele gute Ansätze zeigte, aber in einigen Detailfragen hinter den Erwartungen zurück blieb. Frei nach dem Motto "Schöner, größer, besser" setzt nun DTM Race Driver 2 (ab 6,43€ bei kaufen) auf zahlreiche Verbesserungen, um die Rennspielkrone –mittlerweile nur noch auf Xbox und Rechenknechten- zu übernehmen. Begleitet uns auf der rasanten Testfahrt durch die Welt des Motorsports.

Karriere, die zweite...

Eines der Merkmale, die den Vorgänger von der bis dahin erschienenen Konkurrenz abheben konnten, war der Karriere-Modus. Doch so innovativ dieses Feature auch war, so unspektakulär und plakativ wurde es umgesetzt. Ganz anders bei DTM Race Driver 2: Weg von der Darstellung in Spielgrafik setzt man auf gute FMV-Videos, die umgehend für Stimmung sorgen. Zusätzlich wurde die im Kern lineare Abfolge der Rennen durch kleine Wahlmöglichkeiten hier und da aufgelockert, so dass der Aufstieg vom Gaspedal-Nobody zum Renn-Superstar von Anfang bis Ende unterhalten kann.

Die Cockpit-Sicht schreit geradezu nach Lenkrad-Einsatz.

(PC)

Namensverwirrung?

Ein paar blanke Zahlen vorweg: 48 Strecken und 35 Fahrzeuge müssen im Lauf der Karriere freigespielt werden. Dabei spielt die namensgebende Deutsche Tourenwagen Meisterschaft aber nur eine untergeordnete Rolle. Denn im Lauf der acht Kapitel umfassenden Einzelspieler-Kampagne fahrt ihr nur einen Bruchteil der Zeit mit den DTM-Fahrzeugen.

Doch Rennspielfans brauchen nicht verzweifeln, denn anstatt euch durch eine Tourenwagen-Meisterschaft nach der anderen zu schicken, setzt euch Codemasters in eine ganze Reihe von Boliden, die euer ganzes fahrerisches Können verlangen: amerikanische Stockcars sind genauso vertreten wie die Power-Carts der Formel Ford, ausgewachsene Trucks geben sich ein Stelldichein mit Musclecars, ihr dürft euch hinter das Lenkrad einiger Klassiker setzen, Rallyes fahren und und und...

__NEWCOL__Und selbst wenn man mit viel bösem Willen so etwas wie Namenstäuschung unterstellen kann, ist das Endergebnis für angehende und fortgeschrittene Rennfahrer einfach nur fordernd und klasse umgesetzt.

Denn auch wenn die übrigen Spielmodi wie Zeitfahren usw. nur eine nette Beigabe sind und eher als Training zu sehen sind, reißt der Spielspaß nicht ab.

Unberechenbar gut

Die KI hat im Gegensatz zum Vorgänger ebenfalls Fortschritte gemacht. Je nach eingestelltem Level voll am Limit fahrend, hält sich die Konkurrenz aber nicht streng an die Ideallinie, sondern fährt, wenn es sein muss, auch knallharte Kampflinie und scheut sich auch nicht davor, sich gegenseitig zu überholen.

Ebenfalls bemerkenswert ist, dass die KI-Fahrer nicht vor Fehlern gefeit sind. Verbremser, Ausrutscher ins Kiesbett und Ähnliches geben einem häufig das Gefühl, nicht gegen Bits & Bytes zu fahren.

Und natürlich scheuen sich die künstlichen Pedaltreter auch nicht, euch direkt anzugreifen und wenn es sein muss, knallhart auszubremsen oder auf den Grasstreifen zu drücken.

Das Schadensmodell ist aufwändig, ansprechend in Szene gesetzt und lässt endlich auch Totalschäden zu!

(Xbox)

Du hast doch ein Rad ab

War das Physikmodell im Vorgänger bereits gut, hat sich Codemasters hier wieder übertroffen. Die Charakteristika der einzelnen Klassen wurden wunderbar getroffen und vermitteln ein extrem gutes Fahrgefühl. Vor allem, wenn man gerade eben noch hinter dem Steuer eines Trucks saß und daraufhin in einem DTM-Boliden oder einem Fahrzeug der Formel Ford Platz nimmt, wird deutlich, wie ausgefeilt an der Fahrphysik geschraubt wurde.

In diesem Zusammenhang ist es allerdings bedauerlich, dass die Tuning-Optionen jeweils nur in wenigen (wenn auch deutlich spürbaren) Stufen möglich sind. Bei dem Potenzial, das die Physik hat, hätte aus DTM Race Driver 2 ein wahr gewordener Traum für Tüftler hätte werden können, die erst dann zufrieden sind, wenn sie den Wagen auf die letzte Zehntelsekunde getrimmt haben.

Neben der DTM warten zahlreiche andere Klassen, die euer ganzes fahrerisches Können abverlangen.

(Xbox)

Und das ausgereifte Schadensmodell fügt dem Spiel eine weitere Dimension hinzu. Denn nicht nur, dass kleinere Kollisionen mit Gegnern oder Umgebung zu spürbaren Beeinträchtigungen von z.B. Federung, Getriebe oder Motorleistung führen können – einmal in einem unglücklichen Winkel und mit entsprechender Geschwindigkeit auf die Leitplanke geprallt und es kann passieren, dass sich das Vorderrad mit einem lauten Scheppern verabschiedet und das Rennen für euch gelaufen ist.

Dadurch wird man immer gezwungen, einen goldenen Mittelweg aus überlegter und aggressiver Fahrweise zu wählen.

Zusammen mit der gelungenen Steuerung, die jederzeit gut reagiert, eröffnet sich für die Rennfahrer unter euch fast schon ein PS-Paradies.

Vor allem auf dem PC ist die Konkurrenz der in letzter Zeit veröffentlichten Rennspiele meilenweit zurück – von der Hardcore-Simulation Live for Speed einmal abgesehen.

Und auch auf der Xbox können sich die Raser nach langer Zeit von Project Gotham Racing 2 entfernen, um sich einem anderen Rennspiel zuzuwenden, das in vielerlei Hinsicht mindestens gleichwertig, in einigen Punkten sogar überlegen, im Gros aber immer noch einen Tick schwächer ausfällt als der Edel Racer von Bizarre Creations.

__NEWCOL__Online-Geplänkel

Habt ihr in den Einzelspielermodi erste Erfahrungen mit dem fordernden Fahrmodell gesammelt, könnt ihr in den Mehrspielermodi (Xbox: Online, Zwei-Spieler-Splitscreen – PC: LAN, Internet) die Welt herausfordern.

Bis zu zwölf Fahrer dürfen an den spannenden Duellen teilnehmen. Und wenn ihr (z.B. im LAN) nicht so viele Fahrer zusammen bekommt, habt ihr die Möglichkeit, das Feld auch mit CPU-gesteuerten Fahrzeugen auffüllen.

Je nach Gusto habt ihr in den umfangreichen Einstellmöglichkeiten Gelegenheit, das Rennen in punkto Länge, Kollisionsverhalten usw. nach euren Wünschen zu konfigurieren.

Nur eines vermisst man: eine vollkommen freie Kombinationsmöglichkeit von Strecken und Fahrzeugen. Ihr seid auf die vom Spiel vorgegebenen Rennserien angewiesen, die ihr nur mit den dafür vorgesehenen Boliden abfahren könnt.

Doch dies ist nur ein kleiner Tropfen auf dem heißen Online-Asphalt, der normalerweise ein Rennen nach dem anderen nach sich zieht.

Nach einem Stockcar-Rennen sind diese Boliden schwer unter Kontrolle zu bringen: Die Fahrphysik lässt die Unterschiede zwischen den Klassen sehr deutlich werden.

(PC)

Etwas schwerer wiegen im Xbox Live-Betrieb die kleinen Lags, die abhängig von der Verbindung auftreten. Die generelle Spielgeschwindigkeit wird zwar dadurch nicht beeinflusst. Doch wenn sich ein voraus fahrender Wagen auf- und wegpoppend über die Fahrbahn schlängelt, werden Überholmanöver zu einem kaum kalkulierbaren Risiko.

Dieses Problem findet sich ab und an auch bei der (über Gamespy spielbaren) PC-Fassung, hält sich hier aber in engen Grenzen.

Frisch gewaschen

Die grafische Umsetzung der spannenden und spektakulären Rennen ist auf beiden Systemen gut gelungen. Vor allem die frisch aus der Waschanlage kommenden Fahrzeuge sind eine wahre Augenweide und geizen nicht mit Details.

Besonders in den guten Wiederholungen, die leider nicht abzuspeichern sind, wird deutlich, mit wie viel Sorgfalt die Grafiker zu Werke gegangen sind.

Wären auf der Xbox nicht die etwas schwachen Umgebungstexturen, die sich abseits des klasse aussehenden Asphalts zeigen, könnte man das Replay durchaus für eine TV-Übertragung halten.

Das Schadensmodell wurde optisch ebenfalls opulent eingefangen und präsentiert splitterndes Glas und fliegende Fahrzeugteile in Perfektion. Eine durchgehende Echtzeitberechnung der Schäden war aber wohl zu aufwändig: Denn die Wagen zeigen bei gleicher Modellreihe auch die gleichen Schadenstexturen.

Soll heißen: Fährt Wagen A Wagen B ins Heck, werden die gleichen Tapeten auf die Polygone gelegt wie bei einer Kollision von Wagen A mit dem zu Wagen B baugleichen Wagen C.

Grafisch eindrucksvoller als auf der Xbox ist ein HighEnd-PC nötig, um alle Details auf volle Pulle zu stellen.

(PC)

Doch bevor mich alle hier als Pfennigfuchser outen, bleibt festzuhalten, dass die Schäden auch mit kleinen Wiederholungserscheinungen durchweg für eine hervorragende Atmosphäre sorgen.

Optisch schwach umgesetzt hingegen wurden die (teilweise vorgeschriebenen) Boxenstopps: Ihr fahrt in die Boxengasse, setzt die Tank- und ggf. Reparaturzeit fest, wartet vor einem statischen Bild und seid dann wieder auf der Strecke.__NEWCOL__Angesichts der schönen FMV-Sequenzen, die ihr während der Karriere zu sehen bekommt, ein kleiner Schlag ins Gesicht und eine verschenkte Chance, um noch mehr Stimmungs-Punkte zu sammeln.

Besitzer von Rechenknechten können sich –entsprechende Hardware vorausgesetzt- auf ein wahres Grafikschmankerl freuen: In zahlreichen Stufen kann der Detailgrad hochgeschraubt werden, bis sich fast fotorealistische Umgebungen um die Rennstrecken schlängeln. Doch bereits ab etwa 1,6 GHz mit GeForce 3 lassen sich einigermaßen präsentierbare Ergebnisse in einer passablen Auflösung erzielen. Wer besser ausgerüstet ist, kann den Optikgenuss natürlich weiter erhöhen.

Auch in den trägen Trucks sitzt ihr am Lenkrad.

(Xbox)

Am liebsten laut

Wer bei den gut gelungenen und mit deutlichen Unterschieden zwischen den Fahrzeug-Klassen ausgestatten satten Motorengeräuschen die Lautstärke dämpft, ist selber schuld. Denn dann verpasst er ein sattes Hörerlebnis, das euch mit der Cockpitkamera mitten ins Geschehen führt.

Dass die Kollisionen mit Fahrzeugen und Streckenumrandung ebenso gelungen sind und einem bei dem brachialen Aufeinandertreffen von Metall auf Metall fast schon zusammenzucken lassen, ist dann schon nicht mehr verwunderlich.

Aber oben drauf gibt es noch gute deutsche Sprachausgabe, die sich während der Rennen in zumeist passenden Funksprüchen und während der FMV-Sequenzen in lippensynchronen und emotional passenden Unterhaltungen äußert.

Fazit

DTM Race Driver 2 präsentiert sich in jeder Hinsicht als würdiger und vor allem verbesserter Nachfolger des im Detail unausgereift wirkenden Vorgängers. Der Story-Modus wurde wunderbar ins Spiel eingepflegt und vermittelt mit seinen gut gelungenen FMV-Sequenzen schnell Atmosphäre. Und auch fahrerisch wird durch die zahlreichen unterschiedlichen Klassen von Truck-Racing über DTM bis hin zu Formel Ford alles von euch abverlangt. Die technische Seite kann ebenfalls überzeugen: Die Fahrphysik wurde auf den Punkt gebracht, das Schadensmodell verzeiht keine Fehler, lässt aber genügend Freiraum für Spielspaß und die durchweg gute Akustikkulisse der dröhnenden Motoren und Funksprüche versetzt euch mitten ins Geschehen. Doch auch Fans von Multiplayer-Rennen werden gut bedient. Dass die Race Driver-Fortsetzung trotzdem an beiden Awards vorbei schrammt, ist wieder kleinen Detailfragen zuzuschreiben. Offline z.B. wurde bei der guten Physik ein unverschämt kleines Tuning-Potenzial eingebaut, die Boxenstopps sind nahezu erbärmlich schwach umgesetzt und die Mehrspieler-Duelle bieten trotz weit reichender Einstellungen leider nicht die Möglichkeit, sich eine freie Fahrzeug-/Streckenkombo aussuchen zu können.
Doch auch ohne die letzte Weihe können sich die Bleifüße unter euch auf eines der Highlights dieses Rennspieljahres freuen.


Wer jetzt Lust auf eine Partie DTM Race Driver 2 bekommen hat, der sollte sich unser exklusives DTM 2-Gewinnspiel nicht entgehen lassen: In Zusammenarbeit mit Publisher Codemasters verlosen wir eine Xbox inkl. DTM Race Driver 2!

Pro

überzeugende Fahrphysik
gelungenes Schadensmodell
48 Strecken
35 Fahrzeuge aus zahlreichen unterschiedlichen Klassen
motivierender Karrieremodus
Online-Duelle für bis zu zwölf Spieler (Xbox Live, LAN, Internet)
butterweiche Grafik (Xbox)
gute Akustik
gelungene KI
gute Steuerung
angenehme Ladezeiten

Kontra

ab und an schwache Umgebungstexturen (vorrangig Xbox)
Replays können nicht abgespeichert werden
Lags beim Online-Spiel (vorrangig Xbox)
keine freie Fahrzeug-/Strecken-Auswahl
hohe Hardware-Anforderungen (PC)
eingeschränkte Tuning-Möglichkeiten
lahme Boxenstopps

Wertung

PC

Abwechlungsreicher Rennspaß mit toller Optik.

XBox

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