NBA 2KVR Experience23.11.2016, Mathias Oertel
NBA 2KVR Experience

Im Test: ich bin ein NBA-Star, holt mich hier raus

Warum eigentlich nicht? Eine knappe Hand voll Minispiele, die mit Basketball zu tun haben und in denen man in der Halle der Indiana Pacers auf Korbjagd geht? Und das in VR? Klingt doch gar nicht so schlecht, oder? Im Test schauen wir, ob die NBA 2KVR Experience mehr als kurzweilige Unterhaltung zu bieten hat.

Ich bin der Star

Es beginnt stimmungsvoll: Erst steht man kurz im Foyer, dann geht man durch den Spielertunnel auf den Court im Bankers Life Fieldhouse und kann die Atmosphäre in sich aufsaugen. Die Zuschauer (es lassen sich einige leere Plätze ausmachen) jubeln mir zu. Der Hallensprecher macht auch auf Deutsch ordentliche Stimmung und feuert sowohl mich als auch die Fans der Indiana Pacers an. Und dann geht es los: Man hat die Wahl zwischen Solo- und Partymodus, wobei der Letzterer nur bedeutet, dass man das Headset und das Pad weitergeben muss – was vor allem dann zu einem Problem wird, wenn  der entsprechende Spieler kein Profil hat, auf dem VR eingerichtet wurde. Ein Gastzugang mit "Standard-VR"-Einstellungen steht nicht zur Verfügung, so dass man zumindest initial immer durch die Einrichtungsroutine geschleift wird. Man hat die Wahl aus vier Wettbewerben, die in jeweils drei Schwierigkeitsstufen zur Verfügung stehen. Im Party-Modus darf man aussuchen, ob man nur einen Einzelwettbewerb oder ein Turnier spielen möchte, in dem alle Events nacheinander abgespult werden, bevor der Gesamtsieger gekürt wird. Vorbildlich: In der Party kann jeder Spieler individuell einen Schwierigkeitsgrad auswählen, der sich aber selbstverständlich auf die Punktzahl auswirkt. Dennoch kann auch ein Spieler, der "Rookie" auswählt, einen schlagen, der sich als "All-Star" angemeldet hat.

Auch wenn es den Anschein haben könnte, werden Move-Controller nicht unterstützt. Die Steuerung wurde auf das Wichtigste reduziert, funktioniert aber gut.
Zum einen kann man im klassischen 3-Punkt-Wettbewerb antreten, bei dem man je fünf Bälle aus fünf festgelegten Positionen im Korb versenken muss. Eine Variante dessen ist die Tempoherausforderung, bei der man 60 Sekunden Zeit hat, um von verschiedenen Positionen auf dem Court je fünf Bälle unterzubringen. Beim "Buzzer-Beater" hat man nur wenige Sekunden Zeit, die Kugel anzunehmen und dann erfolgreich per Distanzwurf zu versenken. Bei der Präzisionsherausforderung wiederum muss man den Ball auf eine Zielscheibe werfen und die folgenden Ziele aktivieren, damit er im Korb landet. Um sich gegen Erschöpfung zu schützen oder seine Leistung zu verbessern, kann man auf verschiedene Produkte von Gatorade (willkommen in der Welt der virtuellen Produktplatzierung) zurückgreifen. In den meisten Fällen kosten diese temporären Boni allerdings harte Währung, die man sich jedoch über die Teilnahme an den Minispielen verdienen kann.

Wie? Keine Move-Controller?

Man kann sich vor den Wettbewerben mit kostspieligen Gatorade-Produkten in bestimmten Bereichen verbessern.
Beim ersten Start sitze ich auf meinem Stuhl wie der Ochs vorm sprichwörtlichen Berg, beide Move-Controller in der Hand und wartend. Ich drücke jeden Knopf und es passiert nix. Stattdessen muss ich feststellen, dass ein Spiel, dass durchaus durch (zumindest optionale) Einbindung der Move-Steuerung eine zusätzliche Immersionsstufe bekäme, komplett auf das Pad im Zusammenspiel mit sehr genauem Kopftracking abgestimmt wird. Bei der Dreier- sowie der 60-Sekunden-Herausforderung schaut man den Ball an, der dadurch aufgenommen wird, muss dann Richtung Korb schauen und kann ihn durch Druck auf R2 auf die Reise schicken. Ob er trifft, hängt in erster Linie davon ab, ob man den Korb als Mittelpunkt seines Sichtfeldes fokussiert hat. Auf den ersten zwei Schwierigkeitsgraden gibt es noch einen Punkt als Zielhilfe, als "All-Star" muss man ohne jegliche Hilfen auskommen - und dann wird es schnell fordernd, während die Kugel vom Rand des Korbes wegspringt oder gar als Airball irgendwo landet. Bei den anderen Wettbewerben muss man ebenfalls über die Blickrichtung ggf. im Zusammenspiel mit der Schultertaste die Ziele aktivieren, den Ball fangen und werfen.

Bei den motivierenden Präzisions-Herausforderungen geht man auch mal in die Luft.
Da die Kopfbewegung außerordentlich gut erfasst wird, entwickelt sich immer wieder ein kurzweiliger Spaß, den ich nach den ersten Versuchen und der anfänglichen Enttäuschung ob der fehlenden Move-Unterstützung nicht in dieser Form erwartet hätte. Vor allem die zehn mit jeweils fünf Herausforderungen gefüllten Präzisionslevels sowie die Buzzer-Beater auf den höheren Stufen haben mich stärker gefangen genommen – mitsamt einem Lächeln, wenn ich den Ball nicht fangen konnte und er von meinem virtuellen Schädel wegprallt. Das passiert physikalisch sogar einigermaßen korrekt, obwohl die Physik insgesamt nur rudimentär implementiert scheint, was neben der Multiplattform-Entwicklung u.a. für Gear VR ebenfalls ein Grund dafür sein könnte, dass die anspruchsvollere Kontrolloption per Move-Sticks auf entsprechenden Systemen nicht eingebaut wurde. Dessen ungeachtet habe ich mich bei den anderen Wettbewerben ebenfalls immer wieder zu überbieten versucht. Das kann jedoch nicht verschleiern, dass dieser Spaß sehr kurzlebig ist – zumal auch lokale Highscorelisten fehlen, sondern nur für jeden Spieler die Punktzahlen individuell aufgenommen und dann in die globalen Tabellen gesteckt werden. Für ein Partyspiel ist das Weitergeben des VR-Headsets inkl. eventuell nötiger Linsenreinigung zu umständlich. Und solo kann auch die ansehnliche Kulisse nicht darüber hinwegtäuschen, dass den Minispielchen rund um die Korbleger bereits mittelfristig die Substanz fehlt.

Fazit

Zuerst musste ich verdauen, dass es keine Unterstützung für Move-Controller gibt. Denn die hätte zusammen mit einer ordentlichen Physik für eine Immersion gesorgt, die den simplen Minispielen auf Dauer fehlt. Doch nachdem ich mich auf die einfache Steuerung bestehend aus der R2-Taste am Pad sowie akkurate Erfassung der Kopfbewegung eingelassen hatte, entstand auf dem virtuellen Basketball-Court durchaus Spaß. Der ging allerdings beinahe ebenso schnell wie er kam. Denn so unkompliziert die vier Aktivitäten rund um Distanzwürfe auch sind (mit dem persönlichen Highlight Präzisionsherausforderung) und so ansehnlich die Kulisse mit ihrer Darstellung der Spielstätte der Indiana Pacers ist, fehlt der NBA 2KVR Erfahrung die Substanz. Die Idee mit dem Partymodus ist zwar konzeptionell gut, doch das ständige Weitergeben des Headsets nervt mitunter - vor allem, wenn man die Linsen zwischendurch reinigen muss. Immerhin bieten die globalen Ranglisten eine solide Grundmotivation, um sich als Solist mit den vier Disziplinen in NBA 2KVR zu beschäftigen. Dank der akkuraten Steuerung hat man immer wieder einen Anreiz, sich und damit seine Position in der Tabelle zu verbessern.  Doch es bleibt dabei, dass es weiterhin zu wenige „echte“ Spiele, sondern zunehmend Minispiel-Erfahrungen gibt, die mehr an das Ende der Wii-Ära erinnern als an eine genutzte Chance auf einem neuen interessanten System.

Pro

sehr akkurate Erfassung der Kopfbewegung
Partymodus für vier Spieler...
ansehnliche Kulisse
kurzfristig unterhaltende Minispiele rund um Basketball-Distanzwürfe
ordentliche Akustik
Buzzer-Beater und Präzisionswettbewerbe überraschend unterhaltsam
Online-Ranglisten

Kontra

keine Unterstützung der Move-Controller
... der allerdings mit dem VR-Headset sehr umständlich ist
auf Dauer sehr wenig Substanz
keine lokalen Highscorelisten
nur vier Minispiele integriert

Wertung

PlayStation4

Visuell ansprechende sowie mit gutem Headtracking ausgestattete, aber inhalts- und immersionsarme Minispiel-Sammlung rund um Distanzwürfe im Basketball.

VirtualReality

Visuell ansprechende sowie mit gutem Headtracking ausgestattete, aber inhalts- und immersionsarme Minispiel-Sammlung rund um Distanzwürfe im Basketball.

PlayStationVR

Visuell ansprechende sowie mit gutem Headtracking ausgestattete, aber inhalts- und immersionsarme Minispiel-Sammlung rund um Distanzwürfe im Basketball.

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