Reduziert, aber effektiv
In den 80er Jahren hat Nintendo in den Spielhallen und auf seinen ersten Konsolen-Systemen mit Punch-Out ein unkompliziertes aber forderndes Arcade-Boxen präsentiert. Und bereits nach den ersten Partien werden die Parallelen zu Arms deutlich. Hier wie da setzt man auf ein sehr einfaches Kontrollprinzip, während die Kamera wie bei anderen Boxspielen und damit gegensätzlich zu üblichen Arcade-Prüglern wie
Ultra Street Fighter 2 oder
King of Fighters hinter der Figur platziert wird. Doch wenn man gewillt ist, sich in die Feinheiten der anfänglich simpel wirkenden Steuerung einzuarbeiten, kann man erstaunlich viel herausholen. Vieles hängt allerdings auch davon ab, für welche Kontrollmethode man sich entscheidet, um die Gegner mit ausfahrbaren Armen oder im Falle von Twintelle mit schlagfertigen Zöpfen zu malträtieren.
Spezialangriffe, geschwungene Attacken: Trotz prinzipiell einfacher Steuerung gibt es einige interessante Finessen.
Ich habe mich schließlich für die Standard-Knopfkontrolle entschieden, die man auch mit nur einem Joycon zur vollsten Zufriedenheit nutzen kann. Zwar ist die Immersion deutlich höher, wenn man die Controller rechts und links in die Hände nimmt, um sowohl Bewegung der Figur als auch Schlagaktionen oder Blocken durchzuführen. Allerdings ist die Erkennung sehr schwankend. Während gerade Schläge zumeist gut bis sehr gut erfasst werden, sind die "Effet-Angriffe", also die eine Kurve beschreibenden Attacken, weniger zuverlässig. Auch der sehr wichtige Block lässt sich über die Gestensteuerung nicht so komfortabel und punktgenau setzen wie über die Standard-Kontrollen. Dementsprechend sollte man bei Partyduellen darauf bestehen, dass alle Kontrahenten mit dem identischen Schema gesteuert werden – es sei denn, man möchte sich ein individuelles Handicap bei Kämpfen gegen seine Freunde setzen.
Fühlt sich gut an
Am meisten Spaß entfaltet Arms bei menschlichen Duellen. Doch sowohl hier als auch für Solisten gibt es zu wenig Inhalte.
Hat man sich nach dem gelungenen Tutorial, in dem allerdings nicht alle Feinheiten erklärt werden, mit den wesentlichen Funktionen vertraut gemacht, steht für Solisten in erster Linie der Grand Prix zur Verfügung. Dahinter verbirgt sich ein weitgehend klassischer Arcade-Modus, bei dem man gegen zehn Kontrahenten antreten muss, bevor man sich Champion nennen darf. Hier stehen sieben Schwierigkeitsgrade zur Wahl, wobei bereits ab Stufe 3 Kenntnis der momentan gerade mal zehn Figuren sowie die Nutzung der Steuerungsfinessen nötig ist, um Erfolge feiern zu können. Zudem sollte man tunlichst wissen, wie die drei zur Verfügung stehenden Fäuste im Kampf reagieren, von denen man allerdings nur maximal zwei (eine links, eine rechts) nutzen darf. Denn nicht nur die Figuren bewegen sich unterschiedlich schnell. Auch die Fäuste verfügen über unterschiedliche Geschwindigkeiten, Reichweiten und Sonderfunktionen wie eine Dreierkombo oder Projektil angriffe, die allerdings eine kleine Aufladeverzögerung haben. Die Kenntnis über die finale Schlagprojektion der Faust (horizontal, vertikal), kann im Zweifelsfall ebenso über Sieg und Niederlage entscheiden. Mit den austauschbaren Fäusten, von denen man sich gegen Einsatz von Spielwährung einen ganzen Haufen weiterer freispielen kann, kommt eine interessante sowie leicht taktische Komponente in die Gefechte, die zusammen mit der direkten Steuerung und den Basismechaniken für eine gelungene Dynamik sorgt.