Was ist wirklich neu?
Spielmechanisch ist das mehrstufige Zweikampfverhalten wie schon letztes Jahr ausdrücklich zu loben, weil es nicht nur klasse aussieht, wenn man seinen Gegner abdrängt, am Trikot zieht oder rechtzeitig so einsteigt, dass man ihm den Ball abluchst - inklusive toll animierter Kollisionen! Man hat genug Manöver abseits des Pressings oder der Grätsche in Form des manuellen Abschirmens, des Eingreifens mitten im Lauf oder des extra harten Einsteigens. Hinzu kommt, dass man nicht nur aus dem defensiven Abschirmen heraus, sondern auch im vollen Tempo sehr elegant dribbeln kann - zwar mit den bekannten Manövern, aber deutlich effizienter und präziser als noch in FIFA 17, so dass sich regelrechte Slalomläufe mit Links-Rechts-Schwenks à la Dembélé abspulen lassen.
Bei den Ecken ist alles beim Alten; lediglich Elfer und Freistöße laufen etwas anders ab.
Ansonsten gibt es Neuerungen nur am Rande, wie etwa die schnellen Wechsel über R2. So kann man während des Spiels auf Knopfdruck vorher festgelegte Spieler tauschen, ohne ins Pausemenü gehen zu müssen - eine tolle Idee. Außerdem hat EA Sports die Elfmetermechanik so angepasst, dass sie jetzt etwas fehleranfälliger ist. Vor allem, wenn man den Ball hoch und damit sicher schießen will, verzieht man öfter über die Latte, weil es ein kleineres Zeitfenster für die Festlegung der Flugkurve gibt. Hinzu kommt eine neue Perspektive bei langen Freistößen, bei der man à la Ronaldo auch diverse Pfauenschritte nach hinten, links oder rechts vornehmen kann, um sich besser für Effet, Distanz & Co zu positionieren.
Und taktisch? Steht FIFA still. Dass man zig Formationen wählen und Verhalten für einzelne Spieler als auch das ganze Team für Aufbauspiel, Aggressivität & Co einstellen kann, kennt man alles schon. Aber all das wirkt sich nicht stark genug auf den Kick aus - vor allem nicht, was das Gegenpressing nach Ballverlust oder gezielte Spielverlagerungen betrifft. Zumal ich während einer Partie bis auf die allgemeine defensive oder offensive Ausrichtung keinerlei schnelle Eingriffe vornehmen kann; dazu muss man ins Menü. Dort sollte man die kollektiven Regler von eins bis hundert für die manuellen Anweisungen mal durch klarere fußballtaktische Schablonen mit visuellen Beispielen ersetzen.
Der Status quo
Wenn man sich für einen Test vor allem auf die Änderungen und Neuerungen konzentriert, klingt das meist kritischer als es ist. Denn FIFA hat ja ein solides Niveau erreicht hat, weil vieles vom Flairpass über den Dropkick bis zum Kopfballaufsetzer
Der flache tödliche Pass in die Tiefe ist sehr häufig der Schlüssel zum Erfolg.
richtig gut aussieht - nur fühlt sich
Pro Evolution Soccer 2018 hinsichtlich Spielaufbau und Ballphysik einfach besser an. Kurz zum Status quo für alle, die mal eine Pause gemacht haben: Die Fußballspiele von EA und Konami konnten uns auch letztes Jahr nicht in Awardeuphorie versetzen, aber sich immerhin leicht verbessern.
Pro Evolution Soccer 2017 auf
82% und
FIFA 17 auf
84%. Auch wenn PES im Test sowie im direkten
Fußballvergleich, den wir uns dieses Jahr aufgrund des noch deutlicheren Stillstandes sparen, knapp das Nachsehen hatte, blieb man im wichtigen spielmechanischen Bereich zehn Punkte vorne, zumal man auch taktisch sowie hinsichtlich der KI überlegen war.
Und da hat PES 2018 dieses Jahr nochmal etwas zugelegt, aber lediglich dezent und steht in anderen Bereichen still, so dass es erneut mit 82% bewertet wurde. Der PR-Slogan "The Pitch is Ours" von Konami hat im direkten Vergleich allerdings weiter seine Berechtigung. Wie gesagt: FIFA 18 muss sich nicht verstecken, zumal es das Spektakel etwas in den Vordergrund stellt. Die Unterschiede sind lange nicht mehr so klar wie anno dazumal, als PES 6 ein echtes Fußballspiel und FIFA ein interaktives Lizenzspiel war. Nur ist man spielmechanisch mal wieder unterlegen. Aber heutzutage besteht digitaler Sport auch aus anderen Bereichen als nur "Auf'm Platz": Präsentation, Karriere als Spieler und Trainer, Training mit fünfzehn neuen Skill-Übungen, Online-Features & Co.