Im Test: Zweiter Anlauf
Nach wie vor herzallerliebst!
Vielleicht wollte Playful möglichst früh nachlegen, um den hinter den Erwartungen gebliebenen Start der Oculus Rift auszugleichen – und zog sich deshalb den Exklusiv-Deal mit Microsoft an Land. Super Lucky’s Tale erscheint nach momentanem Stand ausschließlich für die Xbox-One-Familie und Windows-10-PCs, inklusive der Crossplay- und Crossbuy-Unterstützung „Play Anywhere“. Verdient hat Lucky seine Fortsetzung allemal: Es gibt schließlich kaum einen Jump-n-Run-Helden, der derart liebenswert die vierte Wand zum Zuschauer durchbricht. Untersuchte man im „Vorgänger“ die Umgebung per Kopftracking nach versteckten Nischen, richtete der aufmerksame Lucky immer wieder seinen treuen Hundeblick (oder Fuchsblick) in Richtung Spieler. Auf der Mattscheibe lässt sich der Effekt natürlich nur bedingt imitieren. Schön, dass die Entwickler ihn trotzdem zumindest ansatzweise eingebaut haben, z.B. bei Warte-Animationen.
Mehr Pixel und weniger Grind?
Wie im ersten Spiel handelt es sich um einen Mix aus überschaubaren 3D-Arealen und eingestreuten 2D-Passagen. Die Kamera lässt sich meist nur in zwei vorgegebenen Schritten ein wenig zur Seite bewegen, was aber schön aufs Spieldesign abgestimmt wurde. Wenn man auf einer schmalen Rasenfläche über Feuerbälle hopst, unter rotierenden Absperrgittern hindurch buddelt und sich langsam von links nach rechts tastet, weckt das Erinnerungen ans beschauliche Spielgefühl von Super Mario 3D World. Die Levels sind hier zwar nicht so ausgefeilt wie bei Nintendo, bieten aber vor allem zu Beginn einen schönen Spielfluss und eine motivierende Herausforderung. Leider zieht der Schwierigkeitsgrad im Laufe des Spiels nicht genug an. Hat man erst einmal Luckys ordentlich umgesetztes Sprungverhalten und die Attacken von Gegnern wie Bienen oder fleischfressenden Pflanzen verinnerlicht, wird es nur noch selten knifflig – z.B., wenn man sich auf mit Riesenrädern voller Kreissägen nach oben arbeitet.
Ein technischer Sprung?
Die technische Umsetzung wirkt diesmal ebenfalls deutlich geschliffener: Die Kameraprobleme wurden ausgemerzt und von kleinen Macken abgesehen (Lucky ist einmal z.B. in ein hermetisch abgeschlossenes Dachgeschoss geflutscht) läuft alles ziemlich rund und sauber. Die Gegner und Bewohner wie die putzig brabbelnden Hillbilly-Würmchen wurden schön animiert. Technisch wäre aber viel mehr drin gewesen: Die großflächigen Polygone wirken oft recht karg, zumal sich die Themenwelten optisch nicht so stark unterscheiden wie etwa in Super Mario Odyssey oder Yooka-Laylee. Auf dem PC oder der Xbox One X bewegt sich die Welt mit flüssigen 60 Frames oder höher über den Schirm - mit entsprechender Ausstattung auch in voller 4k-Auflösung.
Fazit
Nach Super Mario Odyssey wirkt natürlich jeder andere 3D-Plattformer ein wenig blass – so auch Super Lucky's Tale, das mit seinem kargen Repertoire an Fähigkeiten viel weniger Abwechslung bietet. Im Rahmen seines überschaubaren Konzepts entfaltet der 3D-Plattformer mit eingestreuten Horizontal-Abschnitten trotzdem einen gewissen Charme, der Erinnerungen an Super Mario 3D World weckt. Mit seinem zweiten Jump-n-Run macht Playful deutlich mehr richtig als im Vorgänger für Oculus Rift: Das Freischalten der Welten erfordert nicht mehr so viel nervige Fleißarbeit und auch die Kameraprobleme gehören der Vergangenheit an. Im Gegenzug lässt sich zwar die Position der Plattformen nicht mehr ganz so gut abschätzen, da man nicht mehr persönlich mit dem Kopf um die Ecken eines Dioramas blicken kann. Doch das nehme ich gerne in Kauf, da diesmal deutlich mehr Umfang und Abwechslung geboten werden. Beim Detailgrad der Kulissen hätten sich die Entwickler allerdings ruhig etwas mehr ins Zeug legen sollen, gerade bei einem Starttitel für die Xbox One X. Zusammengefasst also ein durchaus gelungener klassischer 3D-Plattformer in überschaubaren Arealen, dem es für eine gute Wertung aber an Eigenständigkeit und Anspruch mangelt.
Pro
Kontra
Wertung
PC
Charmanter klassischer Hüpfmix, dem es auf Dauer aber etwas an Anspruch und Abwechslung mangelt.
XboxOne
Charmant-klassischer Hüpfmix, dem es auf Dauer aber etwas an Anspruch und Abwechslung mangelt.
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