The Elder Scrolls 5: Skyrim VR12.04.2018, Mathias Oertel
The Elder Scrolls 5: Skyrim VR

Im Test: Willkommen zurück in Himmelsrand

Mittlerweile ist es fast sieben Jahre her, dass man erstmals durch die einladenden Gebiete von Himmelsrand laufen und spannende Abenteuer erleben durfte. Die Faszination, die der fünfte Teil der Elder-Scrolls-Reihe entfacht, scheint dabei bis heute ungebrochen und durfte Ende 2017 auf PlayStation 4 sogar in der virtuellen Realität erlebt werden. Jetzt darf man auch am PC die VR-Brille aufschnallen – mit dem gleichen sehr guten Ergebnis?

Wer will noch mal, wer hat noch nicht?

Eigentlich muss man keine Worte mehr über Skyrim verlieren, den fünften Teil der Elder-Scrolls-Reihe. Zu seiner Erstveröffentlichung im November 2011 kassierte das Rollenspiel bei uns mit einer Wertung von 90% einen Platin-Award. Bei der Redaktionswahl zum Rollenspiel des Jahres war es ein denkbar knapper Kampf mit From Softwares Dark Souls, das sich letztlich durchsetzen konnte. Doch diese Ehre wurde dem epischen Abenteuer bei der Leserwahl zuteil. Bis dato über 30 Millionen verkaufte Einheiten (Quelle: Rolling Stone Magazine , Interview mit Todd Howard) und haufenweise Awards von Kritik und Fans sprechen ebenfalls eine deutliche Sprache. Und nachdem Jörg seinerzeit mit einem zwölf Seiten langen Test das Epos gewürdigt hat, wir im Rahmen der 2016 auf PC, PS4 sowie One erschienenen „Special Edition“ sowie zur Veröffentlichung der PSVR-Fassung erneut darauf eingegangen sind, möchte ich hier nicht abermals die gesamten Vorzüge oder die seinerzeit sowie teils immer noch vorhandenen inhaltlichen Schwächen wiederkäuen. Stattdessen möchte ich hier Jörgs Fazit zitieren, das hinsichtlich des Inhalts weiterhin Bestand hat und für weitere Informationen auf den damaligen Test verweisen.

Mit einem potenten Rechner erstrahlt Himmelsrand hinter den VR-Brillen am PC in einer neuen Dimension.
"Dieses Rollenspiel hat viele kleine Fehler – technisch, inhaltlich, spielerisch. Aber sie verblassen alle angesichts der unheimlichen Sogkraft, die einen immer tiefer in die Wirren und Geheimnisse dieses nordischen Reiches führt. Bethesda hat sich gegenüber Fallout 3 nochmal gesteigert und inszeniert nicht nur ein episches Abenteuer in offener Welt, das mir die freie Wahl der Route, Karriere und Fraktion lässt. Das können viele, auch wenn keines in den letzten Jahren in so einer prächtigen Landschaft, keines mit so stimmungsvollen Dungeons und keines mit so einem unglaublich dichten Netz aus sehr guten Quests inszeniert wurde. Zusätzlich zu dieser horizontalen Vielfalt und Freiheit kommt eine tiefere Ebene, denn dieses Rollenspiel wird erst dadurch so faszinierend, dass es fest verankert ist in seiner eigenen Geschichte und seinen Legenden. Wer hier ein Buch öffnet, wird nicht nur die nächste Ruine oder Höhle, sondern dazu etwas über ein Schicksal und vielleicht sogar mehr über die brisanten politischen Zusammenhänge erfahren. Wer hier unter der Oberfläche kratzt, wird keine schnell konstruierte Fantasyplastik, sondern gewachsene Knochen finden – alte Gebeine, die schon länger eine Welt tragen. Als Drachenblut hat man verdammt viel Zeit und vor allem Spaß, ihre Rätsel zu entschlüsseln."

Die Special Edition als Basis

Die Kämpfe profitieren von der Bewegungssteuerung. Alternativ kann man auch klassisch per Pad spielen.
Natürlich hat sich seit der ersten Veröffentlichung einiges getan. Es gab mit Dawnguard, Hearthfire und Dragonborn drei umfangreiche Add-Ons, die zuerst in der 2013 erschienenen Legendary Edition zu einem Gesamtpaket geschnürt wurde, dann Bestandteile der Special Edition waren, die als Basis für die PSVR-Variante genutzt wurde und natürlich auch für Steam VR und damit spielbar mit Vive sowie Rift (vorzugsweise mit Touch) komplett angeboten werden. Während das erste Add-On sich um den Kampf der Dämmerwacht (eine Gruppe von Vampirjägern) gegen den Volkihar-Clan drehte und dem Spieler sogar die Möglichkeit gab, zu einem Werwolf oder Vampir zu werden, wenn man sich auf die richtige Seite schlägt, wurde es mit Hearthfire gemütlich. Hier durfte man nicht nur Kinder adoptieren, sondern auf bestimmten Gebieten ein Haus errichten und nach eigenem Gutdünken ausbauen sowie einrichten.

Das führte bei mir z.B. dazu, dass ich in einem Flügel beinahe ausschließlich Regale aufgestellt habe, die ich dann mit meinen gesammelten bzw. gestohlenen Büchern gefüllt habe. Nein, ich habe sie nicht alphabetisch nach Titel oder Autor sortiert – aber das ist eine gute Idee, die ich zwar weder zum Erscheinen der Special Edition noch hinter der PSVR-Brille umgesetzt habe, jedoch nach wie vor nicht komplett ausschließe. Das abschließende Add-On ist Dragonborn. Hier kämpft man gegen Miraak, das erste Drachenblut, das korrumpiert wurde. Himmelsrand wurde mit der Insel Solstheim um ein umfangreiches Gebiet ergänzt, während man als Spieler u.a. die Möglichkeit bekam, einen ganzen Batzen neuer "Rufe" zu lernen und sogar auf dem Rücken von Drachen Platz nehmen durfte.

Mittendrin

Doch nicht nur inhaltlich ist die Special Edition die Basis für die Himmelsrand-Ausflüge hinter die VR-Brille. Auch technisch orientiert man sich an der vor allem hinsichtlich der Flora sowie allgemeiner Texturqualität aufgepeppten und damit deutlich stimmungsvolleren Kulisse als in der Urversion. Im Detail merkt man zwar an einigen Texturen und vor allem diversen Ablebe-Animationen, dass die Engine-Basis bereits mehr als sechs Jahre auf dem Buckel hat. Doch die Bethesda-Rollenspiele im Allgemeinen und Skyrim im Besonderen zeichnen sich eher selten durch filigrane Grafikarbeit, sondern vielmehr durch eine stimmungsvolle Umgebung sowie die sorgsam aufeinander abgestimmten Mechaniken aus, die einen motivieren und in die Spielwelt ziehen. Und das ist hier nicht anders.

Auch die Drachen wirken in der virtuellen Realität nochmals eindrucksvoller.
Im Gegensatz zur PSVR-Version, die hinsichtlich Sichtweite und Pop-up-Distanz hinter der "normalen" Special Edition zurückstecken musste, hat man mit einem potenten Rechner einen teilweise atemberaubenden Ausblick über Himmelsrand. Dank zahlreicher Einstellmöglichkeiten, die sich nicht nur auf Detailfreude oder Zeichendistanz, sondern auch den Umfang des Roomscaling (z.B. aktives Kauern, um den Schleichzustand zu aktivieren) oder den Übelkeitsfaktor auswirken, hat man zudem die Möglichkeit, die Kulisse an seine Hardware anzupassen. Auf schwächeren Maschinen muss man zwar mit ähnlichen Problemen wie unter PSVR leben (Pop-ups, Kanten), doch die Immersion ist auch hier enorm. Dennoch und obwohl ich Skyrim auf diversen Systemen schon zigmal gespielt hatte, konnte mich der VR-Ausflug auch mit Rift und Vive sehr schnell in seinen Bann ziehen und hat erneut erschreckend viel Zeit verschlungen. Zudem ist zu erwarten, dass im Gegensatz zur Version für PlayStation VR am PC Mods in der einen oder anderen Form aktiviert werden können.

Überzeugendes VR-Erlebnis

Auch wenn das Kämpfen mit Nahkampfwaffen gelegentlich in wildes Fuchteln ausartet, macht Skyrim VR enormen Spaß.
Ich bin schon unzählige Male durch die Gassen von Weißlauf geschlendert und habe das Ödsturzhügelgrab schon häufig von Banditen und Draugern gesäubert oder die Magiergilde besucht. Doch mit Ausnahme des ersten Durchlaufs (seinerzeit auf 360), als alles noch "frisch" war, hat mich kein Skyrim so sehr in den Bann ziehen können wie die VR-Version. Und  diese Faszination gilt am PC nach wie vor. Ähnlich wie bei inXiles The Mages Tale auf Rift bekommen die Dungeons eine neue Dimension in der virtuellen Realität – und dann sind mir die gelegentlichen Texturschwächen vollkommen egal.  Wenn eigentlich banale Gegner auf mich zustürzen oder unvermutet um eine Ecke kommen und mir einen Schreck einjagen, sorgt dies in VR für ein ungleich intensiveres Erlebnis als am flachen Bildschirm – egal welcher Größe. Die teils majestätischen Weiten, die schneebedeckten Gipfel, die Mammuts mit ihren bewachenden Trollen und natürlich auch die Drachen: Alles wirkt in VR eindrucksvoll.

Denn auch hinsichtlich der Steuerungsoptionen schöpft Bethesda aus dem Vollen und bietet alles im Rahmen der technischen Machbarkeit Mögliche an, um die Immersion zu erhöhen und gleichzeitig die Gefahren von Bewegungskrankheit zu minimieren. Dabei schafft vor allem die Rift-Version mit Touch-Anbindung den perfekten Kompromiss zwischen den Pad- und Move-Optionen unter PSVR. So kann man hier wahlweise den Teleport oder aber die „Standard“-Bewegung über die Sticks (samt Seitschritten etc.) nutzen, ohne auf die immersive Kampfsteuerung über gute Bewegungserkennung verzichten zu müssen. Selbstverständlich kann man einstellen, in wie vielen Stufen die Drehung stattfindet, wie weit das Sichtfeld bei Bewegung eingeschränkt wird und einiges mehr. Mit diesen Optionen sollte jeder glücklich werden und theoretisch eine Einstellung finden können, die sowohl mechanisch als auch hinsichtlich möglicher Bewegungs-Übelkeit perfekt auf die eigenen Bedürfnisse oder Vorlieben abgestimmt ist. Alternativ kann man natürlich auch das Pad nutzen. Hier gibt es allerdings keine Teleport-Option und selbstverständlich kann man hier auch nicht im Kampf aktiv herumfuchteln. Die Immersion in die eindrucksvolle Spielwelt wird dadurch aber nur leicht geschmälert – Himmelsrand in VR zu erkunden verfehlt auch hier nicht seinen Reiz. Auch wenn die Interaktion mit der Umgebung immer noch per Knopfdruck anstatt mit Gestik stattfindet. Das wäre das I-Tüpfelchen gewesen.

Bewege dich

Die Gefahren in Himmelsrand wirken hinter der VR-Brille ungleich intensiver als am flachen Bildschirm.
Die Gamepad-Steuerung könnte unter Umständen die präferierte Wahl für Vive-Nutzer darstellen. Denn während die Vive-Brille gefühlt das leicht bessere Bild auf die Netzhaut projiziert, sorgen sowohl die nicht immer intuitive Knopfbelegung als auch vor allem die für diese Art von Spiel eher ungeeigneten Touchpads für Probleme. Man kann und muss sich allerdings daran gewöhnen, wenn man die Bewegungssteuerung nutzen möchte. Denn die Möglichkeit, beide Hände und damit Waffen, Schilde sowie Zauber uneingeschränkt kontrollieren zu können, ist der Atmosphöre und dem Mittendrin-Gefühl enorm zuträglich. Das kann zwar in hektischen Situationen zu wildem Gefuchtel führen, doch spätestens wenn man erstmals in Skyrim tatsächlich den Pfeil an die Sehne legt und diese dann zieht, um den Pfeil abschießen zu können, bemerkt man, wieviel Sorgfalt Bethesda in die Planung der Bewegungskontrolle einfließen ließ – auch wenn Oculus Touch hier leichte Vorteile hat.

Zudem wird das Navigieren in den Menüs wie Inventar oder Shop-Bildschirmen im Vergleich zu PSVR mit Move deutlich angenehmer, da man hier mit Sticks bzw. Touchpad sehr komfortabel durch die von der Standard-Version übernommenen, nicht optimierten Menüs rauscht. Doch egal ob mit Vive, Oculus Touch oder klassisch per Pad: Die für VR aufgepeppten Ansichten für die Fähigkeiten-Sternbilder, die jetzt komplett um einen herum aufgebaut wurden sowie die Karte, über die man wie in einem God-Game schwebt, sind eine Wucht.

Fazit

Die VR-Variante von Skyrim für den PC hat gegenüber der Version für PlayStation VR nochmals zugelegt. Auf einem potenten Rechner ohne großartige visuelle Einbußen gegenüber der „flachen“ Special Edition und einer Kombo-Steuerung aus Standard- und aktiver Kampfbewegungen, ist die Immersion enorm hoch. Mit zahlreichen Optionen, die sich sowohl hinsichtlich Steuerung als auch Kulisse an alle Wünsche oder Bedürfnisse sowie fast alle Konfigurationen richten, kann man den Ausflug nach Himmelsrand auf seinen Spaßbedarf abstimmen. Die Bewegungskonzepte, die allerdings vorrangig mit Oculus Touch aufblühen, da die Touchpads der Vive-Controller nicht ideal für ein Spiel dieser Art sind, zeigen sich durchdacht und lassen nur hinsichtlich der klassischen Inventarführung einige Wünsche offen. Und selbstverständlich kann man auch mit einem Gamepad hunderte Stunden Aufenthalt in Himmelsrand genießen, sich auf die offene Welt, die ebenso offene Figurenentwicklung sowie die kleinen und großen Geschichten einlassen, die Bethesda hier auffährt. Skyrim hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel, doch mit dieser Version könnten selbst Veteranen versucht sein, erneut einen Ausflug zu unternehmen und das Spiel in einer neuen Dimension zu erleben.

Pro

interessante Story & episches Flair
absolut freie Charakterentwicklung
enorme Spielzeit (150 Stunden plus x)
sehr gut verzahnte, ständig aktualisierte Quests
prächtige Landschaft mit vielen Geheimnissen
Bestrafung für Verbrechen, aber...
einen Gefährten mitnehmen & befehlen...
Pferd reiten...
alle drei Add-Ons inklusive
glaubwürdige Reaktionen auf Völker
Tag&Nacht- sowie Klimawechsel
stimmungsvolle Dungeons mit Fallen & Rätseln
zig nützliche (!) Lexika, Bücher, Notizen
Kochen, Alchemie, Schmieden, Verzauberung
unendlich viele Waffen und Zauber
Schreie als übersinnliches Element
eigenes Haus, Heirat & Geschäft möglich
hervorragende Musikuntermalung
sehr gute deutsche Lokalisierung
fünf Schwierigkeitsgrade, jederzeit speicherbar
sehr gute Steuerung, die Stick- bzw- Touchpad-Fortbewegung mit aktivem Kampf kreuzt.
diverse Einstellmöglichkeiten, um Bewegungskrankheit entgegen zu wirken
enorm hohe Immersion

Kontra

simples & hektisches Kampfsystem
erste Drachen zu leicht zu besiegen
einige spröde & unlogische Gesprächssituationen
Gefährten-Trainer lassen sich ausnutzen
Hinweise auf Radarleiste nicht optional
... inkonsequente Eigentumsverhältnisse
... aber nur oberflächliche Dialoge möglich
... aber kein Kampf vom Sattel aus
technische Probleme (Pop-ups, Rollrasen)
Vive-Touchpads bei der Fortbewegung mit Nachteilen

Wertung

HTCVive

Überaus gelungene VR-Umsetzung des modernen Rollenspiel-Klassikers, der mit seiner Immersion sowie weitgehend durchdachter Steuerung dem umfangreichen Ausflug nach Himmelsrand eine neue Dimension hinzufügt.

OculusRift

Überaus gelungene VR-Umsetzung des modernen Rollenspiel-Klassikers, der mit seiner Immersion sowie weitgehend durchdachter Steuerung dem umfangreichen Ausflug nach Himmelsrand eine neue Dimension hinzufügt.

VirtualReality

Überaus gelungene VR-Umsetzung des modernen Rollenspiel-Klassikers, der mit seiner Immersion dem umfangreichen Ausflug nach Himmelsrand eine neue Dimension hinzufügt.

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