Test: Fallout 76 (Rollenspiel)

von Mathias Oertel



Publisher: Bethesda
Release:
14.11.2018
14.11.2018
14.10.2018
14.11.2018
14.11.2018
Erhältlich: Digital, Einzelhandel
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Update vom 22.11.2018 - Test, Teil 3:

Vergebliche Liebesmüh

Angesichts der Tatsache, dass der Patch annähernd so groß wie das ursprünglich installierte Spiel ist, sind die angedeuteten Performance-Auswirkungen nicht komplett spürbar. Ja: Es wirkt, als ob die Landschaft insgesamt flüssiger aufgebaut wird. Und die Serverabbrüche haben abgenommen. An den Lags oder den plötzlich aufploppenden Gegnern bzw. unbeteiligter Fauna hat sich aber immer noch nicht viel geändert. Und damit wird das V.A.T.S.-System  vollends von einem taktisch enorm wichtigen Werkzeug in den Auseinandersetzungen der Offline-Fallouts von Bethesda zu einem unberechenbaren Glücks- und Reaktionsspiel degradiert, so dass ich es irgendwann nicht mehr genutzt habe. Mit dem Patch wurden auch einige nervige Bugs behoben – allen voran die fehlerhafte Questreihe des Bürgermeisters von Grafton. Und nachdem mir der Support freundlich (aber bestimmt) mitgeteilt hat, dass mein verlorenes C.A.M.P. (wie von mir vermutet) nicht wieder hergestellt werden kann, habe ich mich auch mit diesem Gedanken angefreundet und ein paar Stunden mit der Sammlung von Rohstoffen verbracht, um wieder einigermaßen auf dem Stand vor dem Verlust zu sein.

Hier war noch alles gut: Das wieder aufgebaute Lager ist zwar noch nicht perfekt, aber bietet alle Crafting-Möglichkeiten und ist gut geschützt.
Hier war noch alles gut: Das wieder aufgebaute Lager ist zwar noch nicht perfekt, aber bietet alle Crafting-Möglichkeiten und ist gut geschützt...
Natürlich habe ich in dieser Zeit auch ein paar weitere Missionslinien weiter verfolgt. Und obwohl die für die Atmosphäre wichtigen NPCs natürlich weiterhin fehlen, sorgen die Audiologs und die Texte in ihren besten Momenten annähernd für bekanntes Fallout-Spielgefühl. Auch die neuen Gebiete, die ich auf der Reise durch die postapokalyptischen Appalachen kennengelernt habe, konnten punktuell immer wieder dafür sorgen, dass sich Fallout 76 langsam, aber sich wieder der Grenze zwischen ausreichend und befriedigend näherte. Es gibt immer noch genug Mankos, die mir eine „gute“ Unterhaltung verderben: Wie z.B. die auch nach dem Patch inkonsistente Ökonomie, bei der Händler auf ihrem Konto nur einen Bruchteil der Kronkorken gutgeschrieben bekommen, die ich ihnen bei einem Kauf gebe – wodurch der Tauschfaktor von u.a. Fallout 4 komplett ausgehebelt wird. Oder auch das Kartensystem für die Figurenupgrades im Rahmen des S.P.E.C.I.A.L.-Systems. Es gibt zwar an den Levelfortschritt gekoppelte Kartenfreischaltungen, doch die zufällig gefüllten Packs, die bei jedem Fünfer-Level verteilt werden, lassen mir keine Chance, mich gezielt zu verbessern. Ich warte ewig und drei Tage, um die Karten zu bekommen, damit ich meinen Hacken-Perk auf die Maximalstufe bekomme.

Das Fass läuft über

Immerhin muss man dem System zu Gute halten, dass man jederzeit die Kartenzusammenstellung ändern darf. So kann man sich zwar auf besondere Situationen einstellen. Doch ein vollwertiger Ersatz für eine komplett vom Spieler vorgegebene Figurenentwicklung ist das nicht. Und noch während die Wertung je nach Missionsqualität, und Lag-Intensität sich irgendwo zwischen 55 und 65 einpendeln sollte, passierte etwas, was in mir nicht einmal mehr Frust und Wut, sondern schlichtweg nur noch Resignation auslöste. Nachdem meine Camp-Position offensichtlich in einem Einzugsgebiet für in der Nähe angesiedelte Super-Mutanten lag, hatte ich die glorreiche Idee, den Standort um gut 50 oder 70 Meter zu verschieben, damit sie mein Lager nicht mehr angreifen – oder zumindest die Chance darauf zu reduzieren. Es war zwar gut geschützt und ich habe auch die Gunst der Stunde genutzt, um den beständigen Einnahmestrom durch die in regelmäßigen Abständen vor den

Nach einem Umbau ca. 50 Meter entfernt, war das Lager, in dem eigentlich die bislang errichteten Bauten, Mobiliar etc. bei einem Umzug aufbewahrt werden, erneut leer. Und damit hatte ich genug von diesem Fallout 76, bei dem essenzielle Mechaniken mit schwerwiegenden Bugs die Motivation ins Nirwana prügeln.
... nach einem Umbau ca. 50 Meter entfernt war das Lager, in dem eigentlich die bislang errichteten Bauten, Mobiliar etc. bei einem Umzug aufbewahrt werden, erneut leer. Nicht zum ersten Mal. Und damit hatte ich genug von diesem Fallout 76, bei dem essenzielle Mechaniken mit schwerwiegenden Bugs die Motivation ins Nirwana prügeln.
Geschütztürmen liegenden Opfer zu optimieren. Doch auf Dauer war es nervig, alle Nase lang und ggf. beim Craften und Sortieren des Inventars angegriffen zu werden.

Gesagt, getan: Das Lager kurzerhand verschoben und dann war es soweit. Alle bis hierhin erstellten Lagerbauten waren wieder weg - alle Werkbänke, alle Wasseraufbereiter, alle Generatoren. Alles. Betten, Geschütztürme, Regale, meine Truhe. Alles. Und damit machte sich keine Aggression in mir breit. Das war vor ein paar Tagen. Jetzt fühlte ich einfach… gar nichts. Es war mir egal. Eine Serie, in der ich seit ihrer Auferstehung im Jahr 2009 offline hunderte Stunden investiert und emotionale Verbindungen zur Spielwelt und einzelnen Figuren darin aufgebaut hatte, hat mich schlichtweg verloren. Mit Bugs. Mit Inkonsistenzen. Mit einem Spielkonzept, das zwar versucht, die Essenz von Bethesda Offline-Fallouts in eine Online-Welt zu packen, aber krachend scheitert, da die schwache Technik mitsamt ihrem unzureichenden Netzcode nicht einmal in der Lage ist, eine Spielwelt mit 24 Spielern ohne Probleme darzustellen. Dementsprechend hat sich meine Enttäuschung in argen Grenzen gehalten, als ich bei einem weiteren Einloggen feststellen musste, dass mein Camp wieder weg war – vermutlich verdrängt von dem Bau eines anderen Spielers, der sich mit dem Standort meines Lagers überlappte. Bei der Weltauswahl achtet Fallout 76 offensichtlich nicht einmal darauf, ob die Standorte von Spielercamps miteinander kollidieren. Aber wisst ihr was? Es ist mir egal.  Man kann Bethesda-Rollenspielen sicherlich viel vorwerfen. Doch sowohl Skyrim als auch Fallout 3 oder 4 haben die Mankos durch inhaltliche Qualität aufgefangen. In Fallout 76 steht dies jedoch in einem krassen Missverhältnis. Mein Tipp an Bethesda: Repariert, was ihr könnt, damit zumindest zukünftige Spieler in vielleicht einem halben Jahr oder Jahr ein einigermaßen gutes Spiel vorfinden. Und hofft inständig, dass der Schaden, der durch dieses marode Machwerk der Marke zugefügt wurde, eine nur geringe Halbwertszeit besitzt. Immerhin scheinen mit Elder Scrolls 6 und vor allem Starfield die Bethesda Game Studios für die nächsten Jahre ausgelastet zu sein, so dass die vielleicht acht bis zehn Jahre zum nächsten richtigen Singleplayer-Fallout ausreichen könnten, damit die Spieler dieses Desaster vergessen.
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Kommentare

Scorcher schrieb am
Ist das Spiel mittlerweile eigentlich geheilt von seinen Problemen. Ich hab auch was gelesen, dass es mal ein Update geben sollte, wo man es ermöglichen wollte, die welt dann doch alleine zu begehen und npc's mit quest einzuführen.... Wäre cool, wenn mir dazu jemand was sagen könnte. Wäre es mittlerweile ein richtiges Fallout, würde ich es gerne spielen.
casanoffi schrieb am
rainynight hat geschrieben: ?12.12.2018 12:35 @casanoffi
Ich dachte ich hätte es klar ausgedrückt, worum es mir geht.
Es geht nicht um Solidarität (im Prinzip könnt ihr von mir aus ja alle machen, was ihr wollt), sondern um unser aller Spielezukunft.
Sobald Publisher mit so nem Scheiß durchkommen und diese "Qualität" Akzeptanz bei den Käufern findet, werden die sich zukünftig genau überlegen, ob sie noch soviel Zeit und Mühe in ihre Spiele stecken.
Wenn man sich gegen etwas auflehnt, was einen persönlich nicht betrifft oder stört (aber man es unterm Strich natürlich nicht in Ordnung findet), dann ist das in meinen Augen ganz eindeutig Solidarität.
Die Grenze verschwimmt hier natürlich, keine Frage.
Aber deswegen schrieb ich ja auch - für diejenigen, für die die Bugs nicht ins Gewicht fallen, für die werden sie auch in Zukunft nicht schwer wiegen.
Natürlich ist es jedem lieber, die Qualität ist besser. Aber den Geldbeutel stecken zu lassen (was die einzige wirksame Methode gegen gewisse Geschäftspraktiken ist), wenn man mit der gegebenen Qualität leben kann, ist halt viel verlangt.
Ich sage nicht, dass das ok ist - ich sage nur, dass es eben für manche zu viel verlangt ist :)
johndoe1887640 schrieb am
@casanoffi
Ich dachte ich hätte es klar ausgedrückt, worum es mir geht.
Es geht nicht um Solidarität (im Prinzip könnt ihr von mir aus ja alle machen, was ihr wollt), sondern um unser aller Spielezukunft.
Sobald Publisher mit so nem Scheiß durchkommen und diese "Qualität" Akzeptanz bei den Käufern findet, werden die sich zukünftig genau überlegen, ob sie noch soviel Zeit und Mühe in ihre Spiele stecken.
Würde ich auch nicht anders machen.
Oder was würdest du tun? Verkaufe ein ausgereiftes Produkt, in welches viel Zeit und Geld geflossen ist, für 60 EUR.
Oder verkaufe ein nicht ausgereiftes, halb fertiges Produkt und bekomme dafür auch 60 EUR.
Und das in einer Zeit, wo man genau merkt, das die Publisher austesten, wie weit die Akzeptanz des Kunden geht.
Jetzt kann man noch ein Zeichen setzen. Wenn diese "Testphase" erstmal vorbei ist und wir nen neuen Qualitätsstandard am Markt haben, isses vorbei. Mehr will ich nicht zu denken geben.
casanoffi schrieb am
rainynight hat geschrieben: ?10.12.2018 14:15Ein Kauf zum Vollpreis und dem damit einhergehenden akzeptieren des Zustands des Endprodukts kann nicht die Lösung sein.
Das setzt ein falsches Zeichen. Wir wollen doch, dass die Qualität der Endprodukte hoch bleibt und man nicht Vollpreis zahlt, um als Betatester herzuhalten und dann erst in einigen Monaten mal ein ansatzweise einwandfreies Produkt zu erhalten.
Da geht es jetzt nicht darum, ob man irgendwie noch etwas Spaß rausquetschen kann, sondern einfach ums Prinzip.
Mit sowas dürfen Entwickler nicht durchkommen.
Wenn sie das tun, stellt man damit vielleicht gleichzeitig die Weichen für das, was uns mit dem nächsten TES oder Fallout erwartet.
Aus Prinzip und aus Solidarität zu denen, die sich daran stören, soll man das Produkt nicht zum Vollpreis kaufen.
Da verlangst Du aber viel :D
Ich meine, prinzipiell hast Du natürlich vollkommen Recht.
Aber diejenigen, für die die Bugs nicht ins Gewicht fallen, für die werden sie auch in Zukunft nicht schwer wiegen.
So hart das auch ist, aber so viel Solidarität wird man kaum verlangen können...
Ist im Prinzip das gleiche, wie mit MTAs.
Man kann es den Leuten einfach nicht vorschreiben, diese nicht zu konsumieren, auch wenn viele Spieler diese MTAs als die Wurzel des Übels erkennen...
edit: ich weiß, dass mein Vergleich mit den MTAs hinkt, weil man theoretisch für das Geld einen Gegenwert erhält.
Für technische Fehler kann man sich sozusagen nichts kaufen ^^
johndoe1887640 schrieb am
PixelMurder hat geschrieben: ?10.12.2018 05:43 Will ich damit Leuten den Spass verderben? Nein. Ihr solltet euch fragen, ob dieses Game wirklich das darstellt, was ihr von einem neuen Game zum Vollpreis erwartet. Ein Rollenspiel, indem man ein paar Stunden Spass mit seinen Buddies haben kann? Ein Game von Bethesda mit einer Note um die 50? Technisch so kaputt, dass es selbst für Bugthesda einzigartig ist? Es geht eben nicht immer nur um den kurzfristigen Spass, in dem Fall geht es um die Politik eines ehemals geschätzen Entiwcklers, der gerade unterwegs zur dunklen Seite der Macht ist und Fallout 76 ist sein Todesstern. Mit netten Worten oder auch bösen erreicht man nichts, der sieht nur noch Zahlen..
Sehr schön geschrieben.
Ehe ich mich jetzt wieder rechtfertige, was genau ich mit "schön reden" meine (wo scheinbar eh jeder seine eigene Definition zu haben scheint), verweise ich auf diesen Kommentar.
Ein Kauf zum Vollpreis und dem damit einhergehenden akzeptieren des Zustands des Endprodukts kann nicht die Lösung sein.
Das setzt ein falsches Zeichen. Wir wollen doch, dass die Qualität der Endprodukte hoch bleibt und man nicht Vollpreis zahlt, um als Betatester herzuhalten und dann erst in einigen Monaten mal ein ansatzweise einwandfreies Produkt zu erhalten.
Da geht es jetzt nicht darum, ob man irgendwie noch etwas Spaß rausquetschen kann, sondern einfach ums Prinzip.
Mit sowas dürfen Entwickler nicht durchkommen.
Wenn sie das tun, stellt man damit vielleicht gleichzeitig die Weichen für das, was uns mit dem nächsten TES oder Fallout erwartet.
schrieb am

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