Sherlock Holmes: Das Geheimnis des silbernen Ohrrings09.12.2011, Jan Wöbbeking
Sherlock Holmes: Das Geheimnis des silbernen Ohrrings

Im Test:

Drei Monate vorm Release von Neue Abenteuer des Sherlock Holmes: Das Testament haben Focus Interactive und dtp tief in der Mottenkiste gekramt: Wii-Besitzer bekommen zwar vorerst keine Umsetzung des neuen Adventures, im Gegenzug dürfen sie „Das Geheimnis des silbernen Ohrrings“ lüften, welches bereits vor sieben Jahren auf dem PC erschien. Seinerzeit schnitt der Adventure-Krimi mit 82% ab (zum Original-Test geht es hier). Gute Vorzeichen für gemütliche Knobel-Sessions vor dem Kamin?

Tödlicher Empfang

Die Garderobe und andere Räume werden wie im ersten Resident Evil meist von schräg oben eingefangen.
Die Garderobe und andere Räume werden wie im ersten Resident Evil meist von schräg oben eingefangen.
Inhaltlich serviert dtp seinen Wii-Käufern das gleiche Menü wie anno 2004: Im Mai 1897 sind Holmes und Dr. Watson zu einem Empfang in die Sherringford Hall geladen, mit dem der Baumagnat Sir Melvyn Bromsby die Rückkehr seiner Tochter Lavinia nach London feiern will. Der Meisterdetektiv ist Feuer und Flamme, soll doch auf der Party auch die von ihm hochverehrte Sängerin Gallia auftreten. Doch dazu kommt es nicht, denn Bromsby bricht während seiner Begrüßungsansprache tot zusammen. Schnell wird klar, dass der Unternehmer einem gezielten Schuss zum Opfer fiel. Ohne auf die Bobbys zu warten, nimmt Holmes die Jagd nach dem Mörder auf.

Man steuert also Holmes und Dr. Watson, die sich bei ihren über 20 Stunden dauernden Ermittlungen abwechseln. Mit Lupe, Reagenzglas und Maßband untersucht man den Tatort nach kleinen Hinweisen wie Schmauchpuren, fragt Zeugen aus und konfrontiert sie mit Beweisstücken. Nach jedem der fünf Kapitel muss man ein Quiz überstehen, bei dem man seine Erkenntnisse zum Besten gibt. Gut, dass sich alle Schriftstücke und Gesprächsprotokolle jederzeit im Inventar nachlesen lassen. Zwischendurch gilt es, teils schwere Kombinationsrätsel zu lösen, welche oft aber nicht mehr viel mit der Lösung des Falls zu tun haben. Im Haus eines verschrobenen Erfinders muss man z.B. gleich mehrere mechanische Apparaturen hintereinander knacken.

Mit Schirm, Charme und Remote

Der klassische Krimi-Charakter sorgt auch auf Wii für entspanntes Knobeln. Es dauert ein

Enttäuschend: Die Kulissen sehen bei weitem nicht mehr so detailliert aus wie im sieben Jahre alten Original.
Enttäuschend: Die Kulissen sehen bei weitem nicht mehr so detailliert aus wie im sieben Jahre alten Original.
Weilchen, bis man sich an die steifen Animationen und den altbacken wirkenden Wechsel zwischen den starren Perspektiven gewöhnt hat, dann entsteht aber ein guter Spielfluss. Die seinerzeit äußerst hübsch geratenen Kulissen sehen leider nicht mehr annähernd so detailliert aus wie auf dem PC. Selbst für Wii-Verhältnisse ist das Ergebnis enttäuschend: Statt fein ausgearbeitete Holzbohlen gibt es z.B. nur unscharfe Flächen zu sehen. Zusätzlich geht ab und zu sogar die Framerate in die Knie. Ebenfalls ärgerlich: In einigen Sequenzen klingt der passende klassische Soundtrack von Paganini und Mendelsohn übersteuert. Auch die eigentlich gelungene Synchro dröhnt gelegentlich wie eine alte Videokassette.

Bevor ein falscher Eindruck entsteht: Das Ruckeln und die Soundprobleme treten nur selten auf und stören kaum, trotzdem ist die schludrige Umsetzung ärgerlich. Etwas besser gelungen ist die Handhabung. Mit der Fernbedienung zielt man bequem auf Gegenstände und Gesprächspartner; der dynamische Cursor signalisiert, welche Aktionen möglich sind. Leider sind die Hotspots wie im Original etwas klein geraten. Nach einem Druck auf das Steuerkreuz werden aber alle angezeigt, so dass man nicht unnötig lange suchen muss. Nach ein paar Minuten geht auch die restliche Knopfbelegung in Fleisch und Blut über und man blättert sich munter durch Inventar, Beweis- und Schriftstücke. Auch diverse Komfort-Funktionen unterstützt das Spiel: Ein doppelter Knopfdruck beamt Sherlock sofort ans Ziel und wenn man feststeckt, lässt sich eine eingebundene Komplettlösung öffnen.

Fazit

Das Geheimnis des silbernen Ohrrings ist ein Musterbeispiel für den schnellen Euro mit einer hingeschluderten Wii-Umsetzung: Die Steuerung mit der Fernbedienung funktioniert gut, darüber hinaus haben sich die Entwickler aber kaum Mühe gegeben. Im PC-Original aus dem Jahr 2004 trugen die detailverliebte Kulissen viel zur gemütlichen Atmosphäre des Krimi-Knoblers Spiels bei. Doch die feinen Stoffe, knorrigen Holzbohlen und anderen Feinheiten sehen nicht annähernd so gut aus wie im Vorbild. Geheimakte 1 und 2 haben bewiesen, dass es auch auf der schwachen Wii-Hardware deutlich besser geht. Trotzdem: Ein gutes Adventure kann auch eine schwache Umsetzung nicht entstellen. Wenn man sich an die biedere Technik gewöhnt hat, sorgen die meist gut durchdachten Rätsel immer noch für entspanntes Ermitteln.

Wertung

Wii

Trotz der schludrigen Umsetzung und starker grafischer Abstriche immer noch ein gelungenes Detektiv-Adventure.

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