Mashed: Drive to Survive08.07.2004, Paul Kautz
Mashed: Drive to Survive

Im Test:

Micro Machines zeigt eindrucksvoll, wie viel Rennspaß man mit kleinen Autos haben kann. Mashed baut auf ein ähnliches Prinzip, bringt aber ein explosives Detail ins Spiel: Waffen! Konkurrenten werden also nicht einfach von der Strecke gerempelt, sondern abgeballert, weggedrängt und geblendet. Wie viel Spaß das gerade im Multiplayermodus macht, erfahrt ihr aus der Review.

Ein Spiel wie jedes andere?

Kleine Autos ganz groß: In Mashed wird geballert und gerempelt, was das Zeug hält. (PC)
Kleine Autos ganz groß: In Mashed wird geballert und gerempelt, was das Zeug hält. (PC)
Ein normaler Tag im Juli: Die Sonne brennt einigermaßen verträglich vom Himmel herab, die Vögel geben sich beim Zwitschern alle Mühe, Deutschland hat das Knoppern schon lange hinter sich. Ein helles Haus im beschaulichen Münchner Vorort Kirchheim zieht die Aufmerksamkeit der Passanten auf sich: Aus den leicht geöffneten Fenstern im dritten Stock bringen wüste Flüche und laute Schreie die Jalousien zum Zittern: »WAAAAHH!«, »ICH HASSE DICH! RACHEEEEE!« und »DAS GIBT'S DOCH NICH, DAS WIRST DU BÜSSEN!!« zählen dabei noch zu den harmlosesten Verwünschungen, die die Redaktionsräume der 4Players GmbH verlassen. Was zuerst an ein misslungenes Wutbewältigungs-Seminar erinnert, ist in Wirklichkeit eine aufgebrachte Redakteursmeute bei einer Mehrspielerpartie Mashed .

Bis zu vier Spieler tummeln sich in kleinen Autos auf einer von 13 Strecken. Ziel ist es, seine Punkteskala durch Siege aufzufüllen. Taktik Nr. 1 ist die logischste: Wer als erster am oberen Bildschirmrand ankommt, kassiert den oder die Zähler. Umgekehrt verliert der Rest den einen oder anderen Punkt. Taktik Nr. 2 ist rabiater: Neun Waffen warten nur darauf, auf die ahnungslose Konkurrenz abgefeuert zu werden! Das Angebot reicht von aktiven Knarren wie seitlich feuernden MGs, Zielsuchraketen und Minen über passive Gemeinheiten wie Öllachen oder Blendgranaten, die besonders gut vor Steilhängen ihre unheilvolle Wirkung entfalten. Alle Autos reagieren recht simpel auf Treffer, so dass ein direkter Einschlag nicht unbedingt das Ende bedeuten muss. Mit etwas Glück wird man herumgewirbelt und kann mit brennendem Heck weiterrasen.

Aus dem Rennen geflogene Spieler können den anderen per Lenkrakete das Leben zur Hölle machen. (Xbox)
Aus dem Rennen geflogene Spieler können den anderen per Lenkrakete das Leben zur Hölle machen. (Xbox)
Aber auch das Ausscheiden aus dem Rennen ist noch kein Grund für Traurigkeit: Schließlich dürft ihr von »außen« eure Rachegelüste per Lenkrakete ausleben und die rasenden Kollegen ins Fadenkreuz nehmen; vergleichbar mit Bomberman Generation.

Der Griff zur Rakete

Vor den Gruppenspaß hat Entwickler Supersonic das Freispielen der Strecken, Autos und sonstiger Boni gesetzt. Das wird im Singleplayermodus erledigt: Auf jeder der insgesamt 13 Strecken gibt es drei Wettbewerbe. Der erste, meist ein »normales« Rennen gegen bis zu drei KI-Heizer, spielt den nächsten Level frei. Die sind zwar allesamt recht kurze Rundkurse, aber nichtsdestotrotz sehr abwechslungsreich: Auf dem einen schliddert ihr auf Eis umher, auf dem nächsten kämpft ihr euch durch heftigen Verkehr, ein anderer ist heftig verregnet usw. Die anderen beiden Wettbewerbe sind für zusätzliche Fahrzeuge und Spielmodi zuständig: Ihr habt drei Runden Zeit, euch auf den ersten Platz zu fahren, einen flüchtenden Wagen aus einer kniffligen Perspektive abzufangen, eine Bombe sicher durch Checkpunkte zu schmuggeln oder einen Hubschrauber vom Himmel zu holen.

Insgesamt warten acht Renn-Varianten, die, sobald sie freigespielt wurden, auch im Multiplayermodus verfügbar sind. Die elf Wägelchen unterscheiden sich hauptsächlich optisch, die fahrerischen Unterschiede halten sich in überschaubaren Grenzen. Schließlich gibt es noch weitere Nettigkeiten freizuschalten: Eine Vogelperspektiven-Ansicht, spiegelverkehrte Strecken, auf dem Kopf stehende Levels und die »Mashed-Cam« - eine psychedelisch verzerrte Ansicht. Seid ihr allein, oder weniger als vier Spieler, könnt ihr die leeren Plätze mit KI-Fahrern auffüllen.

Alleine taugen sie nicht viel, aber im Team sind auch die CPU-Kokurrenten eine harte Nuss: Da alle künstlichen Raser gegen uns antreten, sprintet einer grundsätzlich nach vorne, während uns die anderen sprichwörtliche Stöcke in die Speichen schieben, und nach allen Regeln der Kunst zu blockieren oder auszuknocken versuchen. Leider ist die Mehrspielervariante auf einen Bildschirm bzw. Fernseher beschränkt, Online- oder Netzwerkmodi fehlen.

Beleidigen für Anfänger

Leider gibt es nur das Spiel an einem Bildschirm, Netzwerk- oder Internetmodi werden schmerzlich vermisst. (PC)
Leider gibt es nur das Spiel an einem Bildschirm, Netzwerk- oder Internetmodi werden schmerzlich vermisst. (PC)
Technisch ist Mashed im besten Fall bieder: Das fängt beim sehr gewöhnungsbedürftig verschnörkelten Logo an, geht über die aus der Nähe flimmernden und in der Ferne verwaschenen Texturen weiter und endet in ärgerlichen Perspektivenproblemen. Beim Start oder in Kurven sind immer wieder Objekte im Weg, die einen Blick auf das eigene Fahrzeug verhindern - in Bewegung kein Grund zur Sorge, bei zeitkritischen Kurven jedoch nervend. Aufgrund der Limitation an einen Bildschirm hat der vorneweg fahrende Raser außerdem das Problem, dass er nicht sehen kann, was auf ihn zukommt, da er ja am oberen Rand Gas gibt - so rast man oft ungebremst in Hindernisse, denen man sonst problemlos ausgewichen wäre. Jedoch: Wie auch das große Vorbild Micro Machines hat auch Mashed eine Bombast-Optik einfach nicht nötig: Das Spiel ist schnell, jederzeit flüssig, und (bis auf die angesprochene Ausnahme) auch immer gut zu kontrollieren. Hinzu kommen nette Details wie die schmucken Explosionen, die zunehmende Verschmutzung der Autos oder hübsche Spiegelungen auf glatten Oberflächen.

Ähnliches gilt auch für die Akustik: Im Menü dröhnt euch ein heißer Rhythmus entgegen, im Spiel gibt es keine einzige Note, sondern nur dünne Soundeffekte, etwas Sprachausgabe und natürlich die Schreie von der anderen Seite des Fernsehers. Ihr könnt euch auf Knopfdruck gegenseitig vorgefertigte Beleidigungen an den Kopf werfen, denen leider in der deutschen Version erheblich der Pfeffer fehlt - die englischen Sprüche sind da wesentlich kerniger.

Fazit

Mashed ist der Hammer! Im Mehrspielermodus könnt ihr euch schon mal von euren besten Freunden verabschieden: Was hier an Gemeinheiten zwangsweise den Raum erfüllen wird, dürfte politisch korrekten Zeitgenossen die Schamesröte ins Gesicht jagen. Fiese Levels, fiese Waffen, fiese Taktiken – so stellt man sich einen Multiplayerraser vor, der auch nach der hundertsten Strecken-Wiederholung nicht langweilig wird. Ganz anders dagegen die Einzelspielervariante: Die dient nur dazu, Arenen und sonstige Boni freizuschalten. Sehr schade finde ich überdies, dass ihr in jeder Version nur an einem Bildschirm rasen dürft. Was hätte denn gegen eine Xbox Live-Unterstützung gesprochen, bei der man sich via VoiceOver die Beleidigungen an den Kopf schmeißt? Oder einen Netzwerkmodus am PC, der ja von Haus aus eigentlich nicht für derartige Ein-Bildschirm-Gruppenspäße gedacht ist?

Pro

im Mehrspielermodus ein Riesenspaß
einfache Steuerung
viele Strecken
abwechslungsreiche Spielmodi
herrlich fies spielbar
gemeingefährliche KI
vielerlei freizuspielen
abgefahrenes Waffenarsenal

Kontra

allein schon nach kurzer Zeit langweilig
teilweise störende Grafikeffekte
keinerlei Online
oder Netzwerkmodi
mäßige deutsche Sprachausgabe
keinerlei Musik im Spiel
unspektakuläre Grafik
perspektivische Probleme
des Öfteren störende Objekte im Blickfeld
gewöhnungsbedürftiges Logo

Wertung

PC

PlayStation2

Speziell im Mehrspielermodus ein herrlicher Spaß!

XBox

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