Madden NFL 200525.09.2004, Mathias Oertel
Madden NFL 2005

Im Test:

Mittlerweile blickt EA´s Madden NFL-Serie auf eine 15-jährige Erfolgs-Geschichte zurück – und ist dabei bis auf wenige Ausnahmen gereift wie guter Wein. Mit Madden NFL 2005 (ab 25,85€ bei kaufen) soll der Höhepunkt der Reihe erreicht werden – und so ganz nebenbei der ärgste Konkurrent ESPN NFL Football in die Schranken gewiesen werden. Ob das Vorhaben gelingt, verrät euch der Test!

Alles wie gehabt?

Geht man das erste Mal mit dem Team seiner Wahl aufs Feld, scheint sich im Vergleich zum Vorjahr nicht viel getan zu haben: Die Spielzüge sind so übersichtlich wie eh und je und lassen sich nach gewohntem Prinzip einfach auswählen.

Doch sobald der erste Snap stattfindet, wird klar, dass EA in einem wesentlichen Bereich gewaltig Arbeit investiert hat: KI. Noch nie

Die Animationen der neuen Grafik-Engine sind eine Augenweide - in punkto Texturen liegt ESPN NFL immer noch vorne. (Xbox)
war es so schwer, gegen die gegnerische Defense einen Stich zu bekommen, obwohl auch an der Offensiv-KI gefeilt wurde. Doch das liegt nicht nur daran, dass die Verteidigungsreihe wesentlich besser auf euch reagiert. Auch die Adaptier-Fähigkeit der Gegner, wenn es um plötzliche Spielzugänderungen (Audibles) geht, ist beachtlich.

Und damit ihr die knallharte KI auch zu euren Zwecken nutzen könnt, hat EA den aus dem letzten Jahr bekannten (und damals nur offensiv eingesetzten) Playmaker-Modus für die Defensive eingebaut.

In der Praxis bedeutet dies, dass ihr mit dem rechten Stick jedem Verteidiger eurer Defense-Line vor dem Snap spezielle Anweisungen geben könnt. Ihr seht, dass eure gegenwärtige Abwehrreihe falsch postiert zu sein scheint? Dann weist einfach eure Mannen an, die Lücke zu schließen oder schiebt einen speziellen Abwehrrecken an die benötigte Stelle.

Die taktischen Möglichkeiten, die sich sowohl im Angriff als auch vor allem in der Verteidigung ergeben, sind immens und dürften die Profis bis zum Letzten fordern.

Der Franchise-Modus überschüttet euch mit einer Informationsflut. (PS2)
Anfänger hingegen dürften mit diesen optionalen Geschehnissen fast schon überfordert sein, doch da die KI wie erwähnt gut agiert und reagiert, könnt ihr auch mit den Standardspielzügen Erfolge verbuchen.

Gewaltige Franchise

Damit die ausgefeilte KI und die spielerischen Ergänzungen voll zur Geltung kommen, hat EA einen äußerst umfangreichen Franchise-Modus eingebaut, der nur so vor Statistiken und Informationen trotzt. Dabei wurde erstaunlicherweise eine enorm hohe Übersicht und einfache Bedienung erreicht.

Das Geheimnis liegt in der Art der Info-Beschaffung: Zwei Tageszeitungen (eine regional, eine national) sowie ein Radiosender klären euch über aktuelle Geschehnisse rund um euer Team und den Rest der NFL auf.

So bekommt ihr schnell eine Übersicht, welcher Spieler woanders vielleicht unzufrieden ist, aber gut zu eurem Team passen würde; oder auch, auf was ihr in den nächsten Wochen im Umgang mit eurem Team und natürlich auch den Finanzspielräumen beachten müsst.

  

Allerdings ist die Franchise bedingt durch Umfang und Informationsgehalt nur für Profis uneingeschränkt zu empfehlen. Wer nur einmal in die American Football-Welt hineinschnuppern möchte, wird mit den Zahlenkolonnen und Nachrichten schnell überfordert sein – auch, wenn sie ansprechend präsentiert werden.

Touchdown? Interception? Egal, die Grafik bewegt sich durchweg auf einem hohen Niveau - mit Ausnahme der immer noch trockenen Präsentation. (GameCube)
Nur kurz Zeit?

Wer sich nicht an die Franchise wagen möchte, findet aber sowohl alleine als auch mit Freunden die weitestgehend bekannten Spielmodi wie das Mini-Camp (hervorragend geeignet, um sich an die gute Steuerung zu gewöhnen), Two-Minute-Drill usw.

Leider gibt es aber keinen Online-Modus, so dass ihr nach wie vor eure Freunde nach Hause einladen müsst, um ihnen die Bälle um die Ohren zu jagen und ihnen knallharte Hits zu verpassen. Doch wenn sich zwei oder mehr Gleichgesinnte erst einmal versammelt haben, dürfte sich die Spielesession über Stunden hinziehen und ein Match das andere jagen.

Selbst ist der Mann

Natürlich habt ihr auch weiterhin die Möglichkeit, das Umfeld zu personalisieren: Es lassen sich komfortabel und einfach Spieler, ganze Teams und Spielbücher erstellen, mit denen ihr dann die NFL unsicher machen könnt. In diesem Zusammenhang ist es allerdings wieder bedauerlich, dass es keinen Online-Modus gibt, in dem ihr euer Playbook mit Spielern in aller Welt messen könnt.

Ihr könnt euch sogar eigene Fans basteln, die eure Spielzüge bejubeln. (Xbox)
Eine kleine Beigabe am Rande ist das "Create-A-Fan"-Feature: Hier könnt ihr die Fans eures Teams kreieren, die bei bestimmten Situationen eingeblendet werden und sowohl Freude als auch ggf. Enttäuschung über die Spielzüge an den Tag legen.

Und selbstredend finden sich auch wieder fast 300 Madden-Karten, die ihr entweder sammeln oder in den Partien einsetzen könnt, um einen kleinen Vorteil zu gewinnen.

Coole Animationen

Unter dem Strich bekommen Football-Fans mit Madden NFL 2005 ein "Rundum-Glücklich-Paket", an dem nur eines nicht ganz mit der ESPN-Serie von Sega mithalten kann: die Präsentation.

Denn auch wenn eine neue Grafikengine zum Einsatz kommt, die deutlich detailliertere Spielermodelle zeichnet als letztes Jahr, sehen die Figuren nicht ganz so gut aus wie bei ESPN NFL.

 

Die Animationen hingegen liegen mittlerweile wieder deutlich vor der Konkurrenz. Den vielfältigen Bewegungen vor allem bei Spielerkollisionen zuzuschauen, ist eine Freude für die Augen und zeigt die Qualitäten der neuen Engine.

Trotz interessanter Splitscreen-Wiederholungen, die sporadisch und damit viel zu selten zum Einsatz kommen, ist Madden auch dieses Jahr weit davon entfernt, an die TV-Präsentation der Schmuckstücke aus dem Hause Sega heranzukommen.

Auflockerung wird zwar durch Einspielungen von Trainergesprächen an der Seitenlinie und die schon angesprochenen

Das vollkommen neue KI-Verhalten fordert euch wie nie zuvor! (PS2)
Fan-Einsätze geschaffen, doch es mag keine prickelnde Fernseh-Atmosphäre aufkommen. Aber schließlich muss es ja irgend etwas geben, dass EA für nächstes Jahr noch verbessern kann.

Dafür ist jedoch schön zu sehen, dass sich EA Mühe gegeben hat, alle Systeme optisch ansprechend zu bedienen. Unterschiede finden sich nur im Detail: So liegt die Xbox-Fassung wieder einmal auf Grund der klareren Darstellung leicht vor dem GameCube, so dass die PS2-Version mit ihrem immer noch nicht gelösten Flimmerproblemchen Platz 3 einnimmt. Doch unter dem Strich liefern alle drei Fassungen einen gleich guten Job ab.

Trax & mehr

Wie man es von den EA Sports-Spielen mittlerweile gewöhnt ist, findet sich eine breit gestreute Auswahl an lizenzierten Musiken, die vorrangig in den Menüs eingesetzt werden und u.a. von Faith No More, Green Day, The Hives und Hoobastank stammen.

Während der Matches bekommt ihr die typisch englischsprachigen Kommentare von John Madden und Al Michaels, der allerdings nicht mehr ganz die Klasse früherer Ausgaben erreicht, aber immer noch sehr gut ist.

An den brachialen Soundeffekten bei den Hits hingegen gibt es wie gehabt wenig auszusetzen.  

Fazit

Es ist kaum zu glauben: In der mittlerweile 15-jährigen Geschichte der Serie hat EA es von Jahr zu Jahr geschafft, sich zu steigern. Dies ist auch mit Madden NFL 2005 nicht anders: Vor allem die Schübe in der Offensiv- und besonders in der Defensiv-KI sind bemerkenswert. Nimmt man dazu noch den mit "Storyline Central" stark aufgewerteten Franchise-Modus und die erweiterten Steuerungsmöglichkeiten –die Einsteiger allerdings überfordern- zeigt sich Madden stark wie noch nie. Einzig die Präsentation hängt immer noch hinter den Kollegen von ESPN zurück. Und auch das Fehlen eines Online-Modus werden viele schmerzlich vermissen. Doch sei es wie es ist: Wer sich nur ein bisschen für American Football interessiert, sollte sich Madden NFL 2005 unbedingt zulegen – selbst, wenn schon ein Vorgängermodell im Schrank steht. Und wer keine Berührungsängste mit dem brachialen Rasenschach hat, findet mit dem Titel einen guten Einstieg.

Pro

umfangreicher Franchise-Modus
offizielle Lizenz
knackige Defense
neues Hit Stick-Feature
gelungene Steuerung
passende Kommentare
gute KI
gewohnt gute Spielbarkeit
weitläufige Statistiken
Defense-Playmaker-Feature
fast 300 Madden-Cards
saubere Animationen
zahlreiche Editoren

Kontra

Anfänger werden überfordert
schwache Präsentation
magere Zuschauerkulisse
nur auf Englisch
kein Online-Spiel

Wertung

GameCube

Auch im 15. Jahr hat Madden nichts von seiner Faszination verloren!

XBox

PlayStation2

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