Tak 2: Der Stab der Träume14.04.2005, Michael Krosta
Tak 2: Der Stab der Träume

Im Test:

Nach dem überraschend gut gelungenen Vorgänger meldet sich der Schamanen-Lehrling Tak mit einem neuen Abenteuer zurück. Dabei muss er sich nicht nur in der bunten Realität, sondern auch in der düsteren Traumwelt herum treiben, um den Stamm der Pupununu vor dem drohenden Unheil zu bewahren. Ist Tak 2 eine gelungene Fortsetzung oder doch nur ein Alptraum?

Aufwachen!

Nach den Strapazen mit der Macht des Juju im ersten Teil, hat sich Tak eine kleine Verschnaufpause eigentlich redlich verdient. Wenn das Nickerchen dann aber schon mehrere Tage lang andauert und der Knirps sich einfach nicht wecken lässt, wird es selbst dem weisen Schamanen-Häuptling Jibolba etwas zu viel des Guten. Dabei liegt Tak nicht nur auf der faulen Haut, sondern lässt sich in seinen Träumen von dem mysteriösen Traum-Juju dazu "überreden", eine schöne Prinzessin aus den Fängen eines bösen Monsters zu befreien – die klassische Story halt. So macht sich Tak auf den Weg durch die Traumwelt, während das Abenteuer im Wachzustand auch in der realen Welt weiter geht. Deren bunte Szenerie wirkt zwar freundlicher, ist aber nicht weniger gefährlich.

Ein einziger Alptraum

Es wird immer wieder zwischen beiden Welten umgeschaltet, so dass ihr meistens ein Level in der Traumwelt und danach ein Level in der realen Welt absolviert. Fangen wir mal mit ersterer an, die mehr Ähnlichkeiten mit einem Alptraum

Mit dem Katapult rast ihr durch den Alptraum und zerstört die bösen Dornen.
aufweist. Das liegt nicht nur an dem düsteren Setting, sondern auch an dem erschreckenden Leveldesign, das schnell für Langeweile sorgt. So müsst ihr z.B. ständig auf leb- und regungslose Dornenbüsche eindreschen, damit neue Plattformen erscheinen und das Spiel weiter geht. Dazu wartet gerade in den ersten Abschnitten immer wieder der gleiche Endgegner (Grubenteufel) in verschiedenen Ausbaustufen auf euch. Gäääähn. Auch die übrigen Standardgegner wie Kobolde oder diverse kleine Monster werden keinen Innovationspreis gewinnen und tragen ebenfalls zur langweiligen Atmosphäre bei. Etwas Hoffnung keimte auf, als ein kompletter Abschnitt hinter dem Steuer eines Katapults gemeistert werden musste. Endlich mal etwas Abwechslung? Nein, nach der anfänglichen Freude machte sich schnell Ernüchterung breit. Ihr tuckert tatsächlich über 30 Minuten in dem Level herum und plättet dabei eure Gegner immer aus sicherer Entfernung. Von so etwas wie Spannung fehlt dabei natürlich jede Spur. Insgesamt kann man sagen, dass die leider viel zu zahlreich vertretenen Traumlevel von Tak 2 komplett in die Hose gegangen sind. Selten zuvor habe ich das Ende des Levels in einem Jump’n’Run so sehr herbeigesehnt wie in diesen Abschnitten von Tak 2.

Es werde Licht!

So kommt es fast jedes Mal einer kleinen Erlösung gleich, wenn Tak seine großen Kulleraugen öffnet und sich durch die wesentlich lebendigere und buntere "Wachwelt" bewegt, die eine gewisse Ähnlichkeit mit der Rayman-Serie aufweist, ohne jedoch an deren Klasse heranzureichen. Die vorherrschende Gegner-Spezies hört hier auf den Namen Hölzli (klingt bayerisch, oder?!) und darf mit Hilfe von Taks Waffen (Thwark & Bolas) nach

Mit Hilfe der Juju-Macht verarbeitet ihr die bösen Hölzli zu Kleinholz.
Strich und Faden zu kleinen Holzstückchen vermöbelt werden. Probleme bereiten lediglich die Exemplare, die sich mit einem Schutzschild ausgestattet haben sowie die mächtigen Schamanen, die selbst bereits zerstörte Hölzli wieder zum Leben erwecken können. Glücklicherweise verfügt Tak 2 über ein gelungenes und im Vergleich zum Vorgänger deutlich verbessertes Kombo-System, das nach und nach erweitert wird und selbst die stärksten Gegner bezwingt. Eine große Rolle spielt in diesem Zusammenhang auch das Mana, eine magische Energie, die ihr in Form von Manasphären überall findet und euch z.B. schneller laufen lässt oder zu durchschlagenden Kombos ermächtigt, die teilweise aus einem Matrix-Film stammen könnten. Neben den Nahangriffen verfügen beide Waffen zusätzlich über einen sekundären Feuermodus, der sich gegen weiter entfernte Ziele richtet. Während ihr mit dem Thwark kleine Bomben auf die Gegner werft, schleudert ihr die Bolas direkt an den Kopf eurer Widersacher oder überwindet mit deren Hilfe sogar tiefe Abgründe, indem ihr einen Pfosten auf der gegenüberliegenden Seite anpeilt. Besonders mit dem Thwark erweist sich das Zielen im Sekundärmodus als unpraktisch, da ihr nicht wie bei anderen Jump’n’Runs (z.B. Robots) in eine Ego-Perspektive umschalten könnt. So braucht es manchmal schon einige Anläufe, bis ihr richtig steht, um das Ziel auch wirklich zu erwischen. Ansonsten erweist sich die Steuerung und Handhabung als recht simpel, auch wenn Tak manchmal etwas träge auf die Befehle reagiert und auch schon mal neben eine Plattform springt. Da das Spiel über äußerst viele und faire Rücksetzpunkte verfügt, ist dies jedoch kein großes Problem.

Da steppt der Bär!

Abseits der Alptraum-Pfade finden sich in der Welt von Tak 2 viele Tiere, die dem Hauptdarsteller bei seiner Mission behilflich sind und glatt aus einem Disney-Film entsprungen sein könnten. So erinnert z.B. der Bär sofort an Balu aus dem Dschungelbuch, während der Eber eine gewisse Ähnlichkeit mit Pumbaa aus dem König der Löwen aufweist. Daneben gibt es noch Stinktiere, Alligatoren, Eichhörnchen und weitere Wald und Sumpfbewohner. Meistens müssen die Fähigkeiten bzw.

Da freut sich Balu...ähh...der Bär bei dem leckeren Bienenhonig.
Bedürfnisse der verschiedenen Tiere miteinander kombiniert werden. Dabei kommt auch Jibolba eine wichtige Rolle zu, der sich für die Reise in einen Floh verwandelt hat und von Tak zu diversen Zwecken eingesetzt werden kann. Hier ein Beispiel: In der Nähe seht ihr ein Stinktier, das sich sofort aus dem Staub macht, sobald ihr euch ihm nähert. Nun zückt ihr einfach den Floh-Jibolba aus eurer Tasche und schleudert ihn aus sicherer Entfernung auf das scheue Tier. Dabei müsst ihr selbst die Kontrolle über den fliegenden Floh übernehmen, was ziemlich witzig ist. Seid ihr auf dem Stinktier gelandet, versetzt ihr es durch einen beherzten Biss in den Schlafzustand, so dass sich Tak problemlos nähern kann. Ein Schlag mit dem Thwark auf das schlafende Vieh – und schon stinkt ihr wie die Pest. Nun müsst ihr schnell zum Bär rennen, der durch den Gestank zu einem nahe gelegenen Bienenstock vertrieben wird. Dumm nur, dass der Stock verlassen ist. Nicht weit entfernt seht ihr jedoch einen weiteren Stock, um den die Bienen fleißig summen. Also nichts wie hin! Nach ein paar Thwark-Schlägen folgt euch der Bienenschwarm auf Schritt und Tritt zum verlassenen Bienenstock und beschließt, hier die Arbeit wieder aufzunehmen.  

      

Angelockt vom süßen Honig macht es sich der Bär unter dem Bienenstock bequem, legt sich auf den Rücken und stellt seinen Bauch als Hüpfburg zur Verfügung, mit dem wir einen hoch gelegenen Vorsprung erreichen können. Zwar sind diese Tierkombinationsrätsel recht leicht zu durchschauen und wiederholen sich oft, doch sorgen sie immer wieder für Spaß und Abwechslung.

Tierische Juju-Macht

In späteren Leveln wird es Tak sogar möglich sein, sich mittels Juju-Energie selbst für kurze Zeit in Tiere zu verwandeln, sobald man die dafür notwendigen Totems gefunden hat. Das Hauptziel eines Levels in der "Wach-Welt" besteht meistens daraus, zunächst einen Juju-Schrein und anschließend ein Juju-Tiki zu finden, mit dem man den entsprechenden Juju

Die Tierverwandlung ist äußerst praktisch.
erwecken kann. Dann nur noch eine kleine Aufgabe erledigt und es kann weiter gehen. Gerade bei den mitunter sehr skurrilen Jujus und den Zwischensequenzen kommt der Humor nicht zu kurz, der aufgrund einiger zweideutiger Bemerkungen nicht nur Kinder anspricht. Oft geht der Schuss allerdings nach hinten los, da die Entwickler versuchen, krampfhaft lustig zu sein, es aber irgendwie trotzdem nicht schaffen. Dennoch gibt es genügend Situationen, in denen man sich ein Grinsen einfach nicht verkneifen kann, so z.B., wenn Möchtegern-Held Lok vom Wahrsager-Juju durch den Kakao gezogen wird oder das nervige Todes-Juju Parties feiern will. Insgesamt ähneln sich die Struktur und die Ziele in den einzelnen Level sehr stark, sodass auch der Wachzustand von Tak 2 leider nicht sonderlich abwechslungsreich ausgefallen ist, allerdings durch den Floh- und Tiereinsatz deutlich mehr Spaß macht als die vermurksten Traum-Abstecher. Außerdem dürft ihr euch zwischendurch mit einem Holzfass oder Kanu auf eine feucht-fröhliche Wildwasserfahrt freuen, mit denen der Held wenigstens für kurze Zeit aus seinem Hüpfalltag ausbrechen kann - auch wenn hier die viel zu wilden Kameraschwenks für Verwirrung sorgen.

Werft den Mixer an

Neben den Federn, die Tak Lebensenergie spenden und ihm den Weg durch die teilweise verworrenen Level zeigen, könnt ihr auch diverse Zutaten in Form von Käfern, Kristallen oder Früchten einsammeln und zusammen mixen. Entweder probiert ihr selbst einige Kombinationen aus oder sucht die Level nach versteckten Rezepten ab, mit denen ihr Geheimnisse, Charaktere und sogar Minispiele freischalten könnt. Neben dem für ein Jump’n’Run umfangreichen Hauptspiel haben euch die Entwickler zusätzlich noch eine nette Anzahl an Minispielen auf die DVD gepackt,

Die mächtigen Schamanen hauchen besiegten Gegnern wieder neues Leben ein.
bei denen sogar zwei Spieler teilnehmen können. So dürft ihr z.B. Hühner verprügeln, Floh-Jibolba an gierigen Froschzungen vorbei manövrieren oder die Wildwasser-Abschnitte erneut spielen. Auch wenn sich diese Minigames nicht gerade durch einen spielerischen Tiefgang auszeichnen, bereiten sie dennoch ein kurzes Vergnügen für zwischendurch.

Grafik aus der Waschmaschine?

Sind beim Gameplay noch einige gute Ansätze erkennbar, kommt Tak 2 in technischer Hinsicht nicht über das Mittelmaß hinaus. Zwar sind die Animationen der Akteure und auch die Zwischensequenzen gut gelungen, doch trüben viele verwaschene Texturen und Ruckelanfälle das Bild. Besonders die Traumlevels wirken trist und langweilig, während die Wälder und Moore mit Wasserfällen und saftigen Grünflächen gar nicht schlecht aussehen, obwohl sie nicht gerade detailliert modelliert wurden. Betrachtet man sich z.B. einen Strauch etwas näher, so pixelt dieser auf wie zu guten, alten PSone-Zeiten. Das muss heute nun wirklich nicht mehr sein! Selbst einige deutliche Pop-Ups sind uns aufgefallen, wobei seltsamerweise die Xbox-Version technisch minimal schlechter ausfällt als die beiden Fassungen für PS2 und Cube.

Hüpft ihr mal daneben, geht's meistens abwärts!
Langweiliges Panflöten-Gedüdel

Der Soundbereich präsentiert sich zweigeteilt: Auf der einen Seite wird Tak von absolut belanglosen, uninspirierten und total einlullenden Panflöten-Klängen begleitet, mit deren Hilfe ihr gerade in den ebenfalls laaaangweiligen Traumabschnitten schnell zu einem kleinen Nickerchen neigt. Hier war der Komponist anscheinend zu nächtlicher Stunde von zu vielen Schafen umgeben und hat sich selbst in den Schlaf komponiert…Gelungen sind dagegen die Soundeffekte sowie die professionelle Synchronisation, bei der erneut die Sprecher des ersten Teils den Figuren ihre Stimmen leihen.

    

Fazit

Auf den ersten Blick haben die Entwickler alles richtig gemacht: Es gibt viel zum Einsammeln, knuffige Charaktere und eine witzige Story, die zahlreiche Klischees durch den Kakao zieht. Die Idee zweier unterschiedlicher Welten ist prinzipiell ebenfalls eine prima Sache, aber der Funke will nicht überspringen: Die Traumlevel sind an gähnender Langeweile kaum zu überbieten, passen aber zur einschläfernden Panflöten-Musik, die sich schmerzhaft durch meine Gehörgänge bohrte, bis ich den Ton ganz einfach abstellte. Irgendwie ging es mir beim Testen von Tak 2 genau wie dem Hauptdarsteller selbst: Eigentlich will man die Mission gar nicht annehmen, aber man muss da durch! So sehr sich der knuffige Schamanen-Lehrling auch bemüht hat, konnte ich einfach nicht warm mit ihm werden. Dazu mag auch die technische Präsentation beigetragen haben, die mit einigen derben Ruckeleinlagen, leichten Kameraproblemen und der manchmal etwas schwammigen Steuerung nicht gerade vorbildlich ist. Unterm Strich bleibt ein durchschnittliches Hüpfspiel mit einigen guten Ansätzen, das Fans des Vorgängers gefallen dürfte, aber mit Rayman & Co nicht mithalten kann.

Pro

<P>
lebendige Wald- und Moorwelt
witzige Story
gute Zwischensequenzen
Floh- und Tier-Interaktionen
spaßige Mini-Games
umfangreiches Hauptspiel
gutes Kampfsystem
faire Rücksetzpunkte
gute Synchronisation</P>

Kontra

langweilige Traum-Level
manchmal krampfhaft komisch
schwammige Steuerung
z.T. wilde Kameraschwenks
wenige Gegner-Spezies
einschläfernde Musikbegleitung
schwammige Steuerung
keine Ego-Perspektive zum Zielen
unscharfe, verwaschene Texturen
ruckelanfällige Grafikengine
immer gleicher Levelaufbau
vereinzelt Pop-Ups erkennbar

Wertung

GameCube

PlayStation2

XBox

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