NBA Street V324.02.2005, Mathias Oertel
NBA Street V3

Im Test:

Es ist wieder einmal an der Zeit, den Basketball aus dem Schrank zu holen und sich an Streetball zu versuchen: NBA Street V3 (ab 19,98€ bei kaufen) ist da und möchte mit zahlreichen Verbesserungen und ebenso viel Feintuning ein für alle Mal klar machen, wer "King of the Court" ist. Augenwischerei oder tatsächlich ein Meilenstein?

Der Teufel im Detail

Wie gehabt kämpft ihr mit einem drei Mann starken Team um die Vorherrschaft auf den Streetball-Courts. Und wie bislang auch könnt ihr

In der GameCube-Version weht dank der Nintendo AllStars ein Hauch von "Space Jam" über den Court.
mit spektakulären Tricks nicht nur die Gegner düpieren, sondern auch die Gamebreaker-Anzeige bis zum Maximum füllen, um dann einen vernichtenden und optisch eindrucksvollen Super-Dunk vom Stapel zu lassen.

Auf den allerersten Blick scheint sich gar nicht so viel in NBA Street V3 getan zu haben. Wieso auch? Das trickgewaltige Basketball-Spektakel hat in den Vorgängern bewiesen, welche Spielspaß- und Motivationsgrenzwerte mit dem Funsport erreicht werden können.

Doch sobald man sich ein bisschen mit den neuerlichen B-Ball-Duellen beschäftigt hat, werden die Verbesserungen deutlich, die sich durch das gesamte Spiel ziehen und die im Endeffekt dafür sorgen, dass V3 unter dem Strich das Korbball-Highlight dieses Jahres darstellen dürfte: Steuerung, Team-Dynamik, Personalisierungs-Möglichkeiten – wohin man auch schaut, hat EA tief in die Trickkiste gegriffen, um das Spielerlebnis von NBA Street V3 vor allem im Hinblick auf die Einzelspieler-Karriere gehörig aufzuwerten.

Selfmade-Star

Euer selbst erstellter Basketballer ist nur der Anfang eines umfangreichen Personalisierungs-Spielplatzes: Denn ihr bekommt mit den sparsamen Punkten, die ihr für Eigenschaften und ggf. Klamotten ausgeben könnt, nur einen Bruchteil dessen zu sehen, was ihr alles verändern könnt. Mit weiteren Erfolgen steigt das Punktekonto an und siehe da: der Shop wuchert unüberschaubare Vielfalt an, die jedoch nicht beim Aussehen des Spielers aufhört. Auch euer Heimat-Court lässt sich aus haufenweise Versatzstücken ganz auf euren Geschmack zuschneiden und gibt dem Spiel eine sehr persönliche Note.

Und dass ihr alle zur Verfügung stehenden Tricks für jeden Spieler anpassen und sogar neu benennen könnt, zeigt die detailverliebte Akribie von EA.

High Flying Dunk Action: V3 geizt nicht mit spektakulären Korblegern.
Trick im Stick

Um die spektakulären Tricks noch besser zur Geltung kommen zu lassen, ohne den Spieler aus dem Rhythmus zu bringen, hat sich das Team einen kleinen, aber feinen Kniff einfallen lassen: die Trickaktionen liegen auf dem rechten Stick, wobei Variationen mit den Turbo-Tasten möglich sind. Zusammen mit den clever auf die Knöpfe gelegten Aktionen wie Steal und Block kommt sehr schnell Spielfluss auf – und das auf allen Systemen.

Allerdings liegt die PS2-Fassung in punkto Steuerung dank der vier Schulter-Tasten leicht vorn. Doch auch die leicht eingeschränkte Steuerung auf Würfel und Xbox geht flott von der Hand, so dass man nicht einmal mehr zum Schlafen Pause machen möchte.

   

Bei den Gamebreakern hat man ebenfalls einen Zahn zugelegt: Anstatt eine situationsabhängige Animation einzuspielen, habt ihr bei Gamebreaker-Dunks nun die Möglichkeit, selbst Hand anzulegen. Mit geschickten Bewegungen des

Der Shop bietet haufenweise Möglichkeiten, euren Baller nach eigenen Wünschen auszustatten.
rechten Sticks sowie gezieltem Pass-Spiel auf die ebenfalls zum Korb gehenden Mitspieler könnt ihr einen Mega-Punkte-Dunk landen, der euch vier Zähler aufs Konto bringt.

Zwar benötigt man anfangs etwas Übung, doch hat man erst einmal den Dreh raus, könnt ihr dem Gegner gewaltig Feuer unterm Hinter machen.

Allerdings fehlt hier das defensive Gegenstück: Die Dunk-Gamebreaker zu blocken, ist unmöglich, während man die normalen "Sprungwurf-Gamebreaker" mit gutem Timing abwenden kann.

There is no "I" in team

Um in den Straßen Erfolg zu haben, müsst ihr nicht nur an euren Ball-Fähigkeiten arbeiten, sondern auch euer Team im Griff haben. Denn bevor ihr euch verseht, werden eure Mitspieler aufmümpfig. Die einen wollen mehr Zeit auf dem Platz verbringen, die anderen kommen mit einem anderen Spieler nicht klar und drohen euch mit dem plakativen "Er oder ich". Und ihr müsst in allen Sperenzchen einen kühlen Kopf bewahren, das bestmögliche Team auf den Court schicken und dabei bloß nicht vergessen, dass es euch im Wesentlichen nur um Ruhm geht…

Zwar wurde die angesprochene "Eigenwilligkeit" der Stars und Möchtegerns das erste Mal in dieser Form in ein Spiel eingebaut und sorgt auch umgehend für Stimmung, doch kleinere Mankos verhindern, dass dieses Feature noch stärker zur Geltung kommt. So werden euch die Miss-Stimmungen nur über Texte mitgeteilt – in Form von kleinen Filmschnipseln oder auch deutlicherem Verhalten auf dem Court, wäre eine stärkere Einbindung möglich gewesen.

Auf dem Weg zum Ruhm gibt es in der Karriere wechselnde Sieg-Bedingugen und zahlreiche kleine und große Überraschungen. Langzeit-Motivation ist garantiert.
Und wieso gibt es keine Spieler, die sich gegenseitig auf Teufel komm raus nicht leiden können, so dass ein vernünftiges Spiel vielleicht nicht zustande kommt? Wenn zwei Egos wie z.B. Kobe Bryant und Shaq aufeinanderprallen, gleicht dies in der Realität einem Meteoriten-Einschlag. Im Spiel hingegen gibt es nur eine kleine Diskussion und das Thema ist erledigt. Durch völlige Antipathien würde der strategischen Spielerauswahl eine noch stärkere Bedeutung zukommen.

Doch auch in der gegenwärtigen Form ist die Ergänzung des Teamgedankens um die Egos der Spieler, die alle gestreichelt werden wollen, ein neuer Ansatz, der immer wieder für Überraschungen auf dem Weg an die Streetball-Spitze sorgt.

Karriere ist alles

Konnten NBA Street 1 und 2 vor allem im Mehrspieler-Modus punkten, bietet die Karriere in V3 ein umfangreiches und von Anfang bis Ende motivierendes Segment, in dem die angesprochenen Egos der Stars nur ein kleiner Mosaik-Stein sind. Wechselnde Siegbedingungen sorgen jederzeit für Abwechslung. Mit den zehn Wochen Karriere könnt ihr gut 30 bis 40 Stunden grandiose Unterhaltung erleben.

  

Auch der Dunk-Contest fällt als enorm motivierender Selbstläufer ins Auge: Vor einer Jury müsst ihr so spektakulär wie möglich den Ball versenken, wobei hier eine erweiterte Form der neuen Gamebreaker-Steuerung zum Einsatz kommt.

Die Tricks werden jetzt über den rechten Stick abgerufen: einfach und genial effektiv.
Und wenn euch der normale Anlauf zum Korbleger zu langweilig ist, dann nehmt doch einfach Hilfsmittel wie z.B. eine Leiter zu Hilfe, um die Wertung zu pushen – oder lasst den Ball von irgendeinem Hindernis auf dem Court zu euch zurückprallen, bevor es Richtung Korb geht. Die Möglichkeiten sind grandios und laden zum Experimentieren ein.

Ein Spiel, das solo schon für so viel Unterhaltung und Spaß sorgt, zeigt seine Stärken natürlich auch im Mehrspieler-Modus. Und dies wieder vor allem auf der PS2: Denn nur hier könnt ihr mit einem Multitap rein menschliche Duelle austragen. Doch auch die für bis zu vier Teilnehmer vorgesehenen Xbox- und GameCube-Korblegereien können für ungehemmte Freude sorgen und fordern schnell eine Revanche nach der anderen.

Und für GameCube-Besitzer, die auch noch ein anderes System ihr Eigen nennen, gibt es endlich einen guten Grund, sich auf die Würfel-Fassung festzulegen. Denn nur hier gibt es die Nintendo All-Stars Mario, Luigi und Peach als Team, das zumindest für ein Spielchen hier und da immer wieder gut ist – auch wenn es etwas merkwürdig erscheint, mit dem groß-nasigen Klempner gegen Allen Iverson und Co. anzutreten.

Wie soll euer Streetball-Aussehen? Wo liegen seine Stärken?
Für PS2- und Xbox-User ist allerdings bedauerlich, dass es der Online-Modus wieder einmal nicht über den großen Teich geschafft hat.

Gelungene Technik

Der stark von Graffiti geprägte Grafik-Stil mag genau wie der Comic-Stil des Vorgängers nicht jedermanns Sache sein – doch Qualität kann man den Grafikdesignern in keinem Fall absprechen. Die Animationen sind allererste Sahne, die Texturen innerhalb des Stils auf einem hohen Niveau und nur im allerletzten Mosaiksteinchen wie Gesichtsanimationen nicht so überzeugend wie der Rest von NBA Street V3. Doch da das Spiel auf allen Systemen ohne Geschwindigkeitseinbußen butterweich abläuft, nimmt man dies gerne in Kauf.

Einzig die Akustik mit ihrem sich schnell wiederholenden –wenngleich passenden- Soundtrack und die sich ebenso bald abnutzenden Sprachsamples des Kommentators hätten etwas Überarbeitung vertragen können ; auch wenn alles auf einem hohen Niveau produziert ist.  

Fazit

He shoots! He scores! War der zweite Teil der NBA Street-Serie eher ein mehr als gelungenes Update im Comic-Look, ist V3 die Erfüllung für alle Basketball-Fans: Schnelles, intuitives Gameplay, angereichert durch eine perfekte Stick-Steuerung der Tricks und aufgemotzt mit einem durchdachten Karriere-Modus. kann man das Pad nicht so einfach wieder weglegen. Beziehungen der Spieler untereinander müssen beachtet, euer Ruf nicht aus den Augen verloren und nicht zuletzt das Aussehen und die Fähigkeiten eures Spielers an die Bedürfnisse und eure persönliche Spielweise angepasst werden. Und dass mit mehreren Spielern der Punk so richtig abgeht, ist dann schon nicht mehr verwunderlich. NBA Street V3 ist das derzeit beste Funsport-Spiel am Markt und kann jedem empfohlen werden, der auch nur die leiseste Begeisterung für Ballsportarten aufbringen kann – auch wenn die europäischen Spieler wieder einmal das Online-Nachsehen haben.

Pro

langfristig motivierender Karriere-Modus
Nintendo-Allstars (GameCube)
grandiose Personalisierungs-Möglichkeiten
Multi-Level-Gamebreaker
grandiose Trick-Steuerung per Stick
cooles Grafikdesign
schnelles, intuitives Spielgefühl
Tricks für jeden Spieler individuell einstellbar
mit Multitap rein menschliche Duelle möglich (PS2)

Kontra

teilweise merkwürdige Spieler-Auswahl
Spieler-Attitude nicht konsequent ausgenutzt
leichte Steuerungs-Defizite auf Xbox und GameCube
kein Online-Modus in Europa
Gamebreaker etwas überpowert

Wertung

XBox

PlayStation2

GameCube

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