Conflict: Global Storm06.10.2005, Paul Kautz
Conflict: Global Storm

Im Test:

Mit dem mittlerweile vierten Conflict-Titel geht Entwickler Pivotal zu den Wurzeln der Serie zurück: Zwar trabt ihr nicht mehr ausschließlich durch Wüstensand, aber ihr steuert wieder dieselbe Truppe, die schon den Irak befriedet hat. Auch optisch macht der weltpolitische Konflikt erstmals einen großen Sprung nach vorn. Aber wie spielt es sich?

Front-Fummeleien

Wie der Name, der kurz vor dem Release von »Terror« zu »Storm« wechselte, schon vermuten lässt, haben sich die Entwickler dieses Mal nicht auf ein Szenario beschränkt. Stattdessen bereist ihr auf der Jagd nach der Nazi-Splittergruppe »März 33« die halbe Welt, durchquert den Dschungel, schleicht durch schummrige Fabriken und bibbert in polaren Kreisen. Doch zuerst steht das Trainingscamp auf der Todo-Liste: Von einem gut verständlichen Ausbilder angeleitet lernt ihr alles über Waffennutzung und Teamführung. Denn wie bei der Conflict-Reihe üblich bedarf die Steuerung einiger Einarbeitung. Ihr habt die volle

Jeder Soldat hat unterschiedliche Stärken und Schwächen.
Kontrolle über euer Team, könnt euch jederzeit in jedes der vier Mitglieder »hineinbeamen« und detaillierte Anweisungen geben: tauscht den Inhalt der Inventare aus, weist sie an, einen Kameraden zu heilen oder eine spezielle Position anzunehmen. In der Theorie klingt das super, in der Praxis erfordert es einiges an Fingerarbeit – teilweise müsst ihr drei Tasten gleichzeitig drücken, um einen Befehl auszuführen. Im Normalfall ist es wirklich einfacher, sich in die entsprechende Person hineinzuversetzen und die Absicht selbst auszuführen, als im Handbuch nachzuschlagen, welche Taste jetzt was macht. Und grundsätzlich seid ihr mit den zwei Basiskommandos »Mir folgen!« und »Feuer frei« am besten bedient.

Dankbarerweise haben die Entwickler die Bedienung entschlackt: So könnt ihr euch jetzt auf Knopfdruck heilen oder Granaten direkt werfen, ohne sie aus dem Inventar fummeln zu müssen. Auch das kontextsensitive Fadenkreuz reagiert erfreulich intelligent und wählt je nach Zielobjekt und gedrückter Aktionstaste die sinnvollste Anwendung aus. Nichtsdestotrotz wird es spätestens bei Neuerungen wie den verzögerten Befehlen hakelig: Ihr könnt für jedes Teammitglied eine Anweisung quasi auf Halde legen und später geben – dadurch lassen sich z.B. wunderbar Hinterhalte legen. Doch auch hier springt wieder der Dämon der verqueren Bedienung ins Bild: Bis die langen Kommando-Ketten in die Tat

Im offenen Dschungel ist eine kluge Verteilung eurer Mannen besonders wichtig.
umgesetzt sind, ist eine manuelle Ausführung schneller erledigt. Neuerdings könnt ihr durch Fenster klettern oder über Brüstungen springen, eure Kollegen machen das nach eurem Vorbild automatisch.

A-Team 2005

Die Kampagne beginnt mit einer Katastrophe: Das Team wird während eines Einsatzes gefangen genommen. Offensichtlich wurde es verraten, also geht es kämpfend raus aus dem Knast und langfristig dem Maulwurf an den Kragen! Innerhalb der Missionen bekommt ihr auch Bonusaufträge, deren Erfüllung sich am Ende der Level auf eure Erfahrung auswirkt. Wie gewohnt seid ihr nicht nur zu Fuß unterwegs, sondern dürft euch auch ans Steuer diverser Fahrzeuge begeben bzw. deren Geschütze besetzen. Leider haben die Vehikel die Nachteile einer trägen Steuerung sowie einer zickigen Kameraführung. Dass sich ein Jeep wie ein betrunkenes Nilpferd lenken lässt, kann man ja noch schlucken – aber dass die Kamera aus Prinzip ausschließlich in die Fahrtrichtung zeigt und man so schlecht mitbekommt, was neben einem passiert, ist sehr nervig.     

Jeder eurer Kameraden hat spezifische Stärken und Schwächen: Foley (bzw. später die schnippische Carrie Sherman) hat ein gutes Scharfschützenauge, Connors ist der schwer bewaffnete Mann fürs Grobe. Diese

Verschiedene Sichtmodi bringen Licht ins Dunkel.
Eigenschaften müsst ihr möglichst geschickt nutzen, denn die Gegner haben nicht nur dazugelernt, sondern bewegen sich jetzt auch freier: Dank größtenteils offener Level ohne die lästigen, von herbeigezauberten Feinden verseuchten linearen Schläuche der Vorgänger könnt ihr jetzt von allen Seiten unter Beschuss genommen werden. Eure Feinde versuchen euch einzukreisen, sie nutzen die Deckungen, nehmen euch in die Flanke oder auch schon mal die Beine in die Hand. Je nach Schwierigkeitsgrad dürft ihr wie gewohnt mehr oder weniger oft speichern, aber immerhin dann, wann ihr wollt.

Komplett überarbeitet wurde der Mehrspielermodus: Jetzt dürft ihr auf allen Plattformen online zu Werke gehen, auf PC und Xbox auch via System Link bzw. im LAN. Leider gibt es nur eine Spielvariante, nämlich kooperativ bis zu vier Mann hoch die 14 einzeln anwählbaren Missionen abzuklappern. Natürlich ist das Spielgefühl lockerer, wenn man sich auf eine Person konzentrieren kann, statt immer das Team im Hinterkopf zu haben. Doch leider hat Entwickler Pivotal Games hier die Chance verschenkt, mehr aus der Thematik zu machen: Warum keine missionsbasierten Aufträge für mehr Spieler? Warum kein Capture-The-Flag? Oder das klassische Deathmatch?

Fliegende Puppen

Neu im Bewegungssortiment: Ihr dürft aus der Deckung heraus schießen und durch Fenster springen.
Weich animierte, detailliert dargestellte Soldaten, Echtzeit-Schatten, schöne Lichteffekte - endlich wirft die Conflict-Reihe mal die ollen Freizeitklamotten weg und legt den feinen Galazwirn an. Allerdings sollte man keine grafischen Wunder erwarten, noch immer sind die Gesichter hässlicher als in Chrome, noch immer ist die Umgebung nicht interaktiv, noch immer ist das Geschehen reichlich dunkel. Bewährte Stärken wie das optische Schadenssystem (die Uniform wird blutig, die Soldaten beginnen zu humpeln), mehrere Sichtmodi und Zoomstufen für die Waffen gesellen sich zur neuen Ragdoll-Physikengine – die zwar die Gegner realistisch umfallen, aber gerade am Boden in reichlich albernen Posen liegen lässt. Groovige Menümusik, gute deutsche Sprachausgabe und zusätzlich viele Fremdsprachen (je nachdem, wo ihr euch gerade befindet) sorgen für angenehm unterhaltene Ohren.   

Fazit

Jawoll, Global Storm ist ein besserer Conflict-Titel als der Vietnam-Ausflug: gute Grafik, clevere Gegner, schöne Areale, viele taktische Möglichkeiten. Letzteres hat allerdings auch den Nachteil der überfrachteten Steuerung, die mehr Gewöhnung bedarf als ein Nagelbett. Es ist zwar prinzipiell super, dass ich jedem einzelnen meiner Mannen verzögerte Anweisungen geben, sie zum Heilen schicken oder frei in der Landschaft platzieren kann, aber in der Praxis geht das mit derart verknoteten Fingern einher, dass ich auf die »Shortcuts« pfeife, mich lieber in die Figuren hineinbeame und alles selbst mache – das ist zwar nicht Sinn der Sache, aber weitaus praktikabler. Wenn ihr keine Probleme mit langer Hineinfummelzeit und bemerkenswert hässlichen Gesichtern habt, dann werdet ihr mit Global Storm eine lange und aufregende Zeit verbringen. Nur einen reinrassigen Shooter dürft ihr nicht erwarten.

Pro

<P>
gute Grafik
starkes Teamplay
Koop-Mehrspielermodus
gute deutsche Sprachausgabe
umfassendes Tutorial
angemessen herausfordernd
netter Storyverlauf
gute Soundkulisse</P>

Kontra

fürchterlich fummelige Teamsteuerung
sterile Areale
eckige Figuren mit platten Gesichtern
nur eine Mehrspielervariante
nervende Fahrzeugsteuerung

Wertung

PlayStation2

Die Conflict-Serie kehrt verbessert zu ihren Wurzeln zurück.

XBox

PC

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