Doch im Allgemeinen stellt Titan Quest für die ersten paar Stunden kaum vor größere Herausforderungen. Mit Ausnahme des Inventarplatzes, der wie schon 2006 viel zu klein ist, um all das aufzunehmen, was man als Belohnung bekommt. Selbst mit der Erweiterung des Rucksacks und einem Fokus auf mindestens ungewöhnliche Gegenstände, die man lukrativ verkaufen kann, ist man eher früher als später gezwungen, das jederzeit verfügbare Portal zu den freigeschalteten Knotenpunkten zu benutzen. Doch die hohe Beuteausschüttung hat auch Vorteile: So hat man z.B. nur selten Geldmangel, um sich bei Bedarf stärkere Ausrüstung anzuschaffen – nur für den Fall, dass man tatsächlich kein Fundglück haben sollte und man auch nicht genug Sondermaterialen sammelt, um die Waffen oder Kleidung mit Boni auszustatten. Übrigens bleibt es bei zwei Punkten, die schon in der Urfassung gestört haben, wenngleich beide mittlerweile abgemildert wurden. Man kann immer noch rare bzw. noch seltenere Gegenstände bei Händlern erwerben, allerdings bei weitem nicht mehr so häufig wie früher. Dass diese Option immer noch nicht komplett entfernt wurde, liegt vermutlich daran, dass weder Bosse noch heldenhafte Kreaturen, bei denen man eigentlich "bessere" Beute erwarten würde, eine kohärentes "Drop"-System haben. Immer noch kann es passieren, dass sie nur banales Zeug (dafür in Massen) fallen lassen, während selbst eine "Königliche Truhe" am Ende eines beschwerlichen Dungeons nur ein paar Heiltränke statt schicker Ausrüstung beinhalten kann. Das Verhältnis von Aufwand und Ertrag wurde im Vergleich zu 2006 zwar optimiert, ist aber weiterhin nicht perfekt.
Alles unter Kontrolle
Auch wenn die Steuerung gut auf die Konsolenpads gelegt wurde, wirkt die Mechanik ab und zu etwas angestaubt.
An der Steuerung gibt es wenig auszusetzen. Die direkte Steuerung der Figur unterstützt zusammen mit den halbautomatischen Standardattacken den Spielfluss, der sich schon nach kurzer Zeit für Jäger und Sammler einstellt. Allerdings muss man sich daran gewöhnen, dass die Figur erst stoppt, wenn sie die aktuelle Schrittanimation abgeschlossen hat, was aber letztlich nur eine minimale Verzögerung bedeutet. Spezialangriffe und ggf. Magie werden über das Digipad ausgelöst, wobei man mit der linken Schultertaste zwischen zwei Vierersets umschaltet. Alternativ kann man auch noch für jeden der zwei Waffenslots eine Sonderfunktion erreichbar machen, während die oberen Schultertasten für die Heil- bzw. Magietränke zuständig sind. Die Beute-Aufnahme bzw. -Selektion wurde ähnlich komfortabel gestaltet. Drückt man die Sammeltaste länger, werden alle Gegenstände in der Nähe in einem Menü angezeigt, wobei alles Gold und sämtliche Verbrauchsgegenstände mit einem weiteren Klick unkompliziert eingesammelt werden können. Waffen, Kleidung, etc. hingegen kann man problemlos durchschalten, bekommt dabei sogar den Vergleich mit der aktuellen Ausrüstung angezeigt und kann dann pro Gegenstand entscheiden, ob man ihn in den Rucksack stopfen möchte oder nicht. Alle anderen Funktionen wie Inventar, Fähigkeitenbaum, die Karte oder der Portalstein, aber auch die rudimentären Befehle für evtl. beschworene Begleiter werden über ein Radialmenü ausgewählt – alles sehr intuitiv und komfortabel. In manchen Menüs ist die Schrift zwar grenzwertig klein, so dass eine Anpassungsmöglichkeit wünschenswert ist. Doch auf Bildschirmen mit verschiedenen Größen (24, 37, 49 Zoll) war unter dem Strich alles noch lesbar, wobei das natürlich stark von der Entfernung abhängig ist, in der man spielt.
Über mangelnde Abwechslung bei den weitläufigen (aber dennoch größtenteils linearen) Arealen kann man sich nicht beklagen.
Die Kulisse macht ebenfalls immer noch einiges her. Zum einen, weil die Urfassung mit ihren farbenfrohen, detailliert und teils aufwändig animierten Gebieten schon einen richtig guten Eindruck hinterlassen konnte. Und zum anderen, da die zu Grunde liegende Anniversary Edition auf dem PC mit all ihren visuellen Erweiterungen und Anpassungen an hohe Auflösungen auf dieser Basis dafür sorgen konnte, dass das antike Hack&Slay erstaunlich gut gealtert ist. In der höchsten Zoomstufe wirken die Übergänge von beweglichen Körperteilen zwar etwas grob, doch in der Kameraentfernung, in der die meisten spielen dürften, fallen diese Mankos nicht mehr auf. Auf Konsolen gibt es allerdings auch ein paar neue, wenngleich klein ausfallende Störfeuer. So kann es in seltenen Fällen dazu kommen, dass bestimmte Teile des Geländes wie z.B. Marktstände oder Wagen in Städten, aber auch Zelte in Feindeslagern vergleichsweise spät aufpoppen oder erst nachträglich mit Texturen beklebt werden. Ebenso kann man auf Probleme mit dem Schattenwurf der Hauptfigur treffen, der nicht akkurat berechnet wird und in diesen Momenten dann für eine verwirrende „Schwebe“-Illusion sorgt. Ebenfalls unschön, aber auch nicht häufig findet man Figuren, die wild in der Gegend zappeln oder gegen unsichtbare Grenzen laufen. Auch seltene Slowdowns lassen sich sowohl auf PS4 Pro als auch auf Xbox One X feststellen. Über die gesamte Spielzeit verteilt sind diese Phänomene die Seltenheit, stören in diesen Augenblicken aber umso mehr und reißen einen kurz aus der Spielwelt.