Enemy Territory: Quake Wars02.06.2008, Paul Kautz
Enemy Territory: Quake Wars

Im Test:

Wir leben mittlerweile in Zeiten, in denen Begriffe wie »Multiplattform-Entwicklung« in der Spielebranche zum Alltag gehören. Zwar ist dieser Ausdruck nicht immer positiv behaftet, Kreuz-und-quer-Konvertierer ziehen grundsätzlich eine Spur minderwertiger Software hinter sich her. Aber dennoch ist es schon eine Besonderheit, wenn die Umsetzung eines Spiels mehrere Monate dauert. Man ist versucht, davon auszugehen, dass die zusätzliche Entwicklungszeit der Verbesserung und Erweiterung des Grundspiels zugute kommt.

Du und dein Strogg

Zum eigentlichen Spielverlauf von Enemy Territory: Quake Wars (ab 15,95€ bei kaufen) (der Einfachheit halber nachfolgend QW abgekürzt) spare ich mir an dieser Stelle die Worte - im ausführlichen Test der PC-Fassung erfahrt ihr alles über die Spielerklassen und das aufgabenbasierte Missionsdesign. Dieser Platz ist für die Unterschiede der 360- und PS3-Fassung zum PC-Original reserviert.

Spielerisch ist allem beim Alten, nach wie vor machen die missionsbasierten, teamlastigen Aufgaben Spaß. Technisch ist Quake Wars allerdings eine Enttäuschung.

Machen wir's kurz: QW ist hässlich. Schon auf dem PC war das Spiel nicht gerade Ambrosia für die Augen, auf den Konsolen sind die Texturen teilweise erschreckend niedrig aufgelöst, die Animationen hoppelig und die Effekte schlicht peinlich. 360-Spieler haben's trotzdem noch gut, denn auf der PS3 gesellt sich noch ein spürbares Ruckeln hinzu, sobald mehrere Fahrzeuge im Bild sind. Nichtsdestotrotz sind die Ladezeiten auf beiden Plattformen sehr lang - Sony-Fragger sind in dieser Hinsicht sogar doppelt gestraft, müssen sie doch vor Spielbeginn erstmal vier GB auf ihrer Platte freimachen.

Generell hat die von Nerve Software entwickelte 360-Fassung in fast allen Belangen die Nase vorn: Nur hier gibt es einen Trainingsmodus, der zwar nur oberflächliches Wissen vermittelt, aber immerhin mehr wert ist als das völlig nichtssagende Charakterklassen-Video auf der PS3 - die Fassung wurde übrigens von Underground Development (ehemals Z-Axis) auf die Beine gestellt. Nur auf der 360 gibt's interessanterweise ein gut funktionierendes Autotargeting, das tatsächlich so gut funktioniert, dass es das Spiel unnötig vereinfacht: Ein anvisierter Gegner bleibt im Fadenkreuz, bis er erledigt ist; der Wechsel zum nächsten Feind geht ratzfatz - das Ganze erinnert ein wenig an GTA 4  und sollte von Profis wohl besser abgeschaltet werden.

Nichts für Einzelgänger

Die sonstigen Spielmodi nehmen sich auf beiden Plattformen nichts, auch wenn die 360-Variante die Einzelspieler-Kampagne etwas deutlicher in den Vordergrund stellt. Das ändert aber nichts daran, dass man hier wie da mit in drei Schwierigkeitsgraden regelbaren Bots über die gleichen zwölf Karten trabt wie im Mehrspielermodus - keine Story, kein roter Faden weit und breit. Einfach ausgedrückt: Solo-Spieler sind hier fehl am Platze.

Die großen Karten bieten genug Platz für 16 Spieler - die Hälfte der ursprünglich möglichen Zahl.

Aber auch Multiplayer-Fans müssen einige Rückschläge hinnehmen, speziell wenn sie die PC-Version kennen: Die Anzahl der möglichen Spieler wurde mit 16 mal eben halbiert, es gibt weniger Personalisierungsmöglichkeiten sowie immer wieder auftretende Lags in allen Online-Modi. Immerhin haben die Entwickler der PS3-Version einen soliden Serverbrowser spendiert, anderweitig werdet ihr einfach in das erstbeste Spiel geworfen, das würdig erscheint. Dafür müsst ihr hier mit einem unnötig fummeligen Charaktermenü leben, in dem die Wahl der Fraktion, der Klasse und der Ausrüstung auf Trigger, Bumper und das Digipad verteilt ist - sehr viel umständlicher geht's tatsächlich kaum. Immerhin bekommt ihr auf allen Plattformen je nach Systemeinstellung solide deutsche oder englische Sprachausgabe sowie gut rumpelnde Effekte.

Fazit

Schon auf dem PC war Quake Wars nicht der Messias aller Multiplayer-Shooter, auf Konsolen wird daraus endgültig ein »me too!«-Produkt - und zwar eines, das dem aktuellen Stand der Shootertechnik locker eine Generation hinterher hinkt. Technisch ist das Spiel nicht der Rede wert; wo auf der PS3 das Ruckeln herkommt, ist mir unerklärlich. Weniger Spieler möglich, fummelige Bedienung, hässliche Grafik, mäßiger Sound - wäre da nicht das spaßige Spielprinzip, Quake Wars wäre zur Bedeutungslosigkeit verdammt! Und in der Tat macht es nach wie vor sehr viel Spaß, mit einem gut funktionierenden Team Strogg-Gebäude zu stürmen, Slipgates zu hacken oder Versorgungskerne zu sprengen. Viel mehr bietet das Spiel allerdings nicht: Solisten machen einen weiten Bogen darum, Technikfreaks sowieso. Bleiben nur die Action-Spartaner, alle anderen greifen zu Team Fortress 2, Unreal Tournament 3 oder gleich dem perfekten Allround-Paket Call of Duty 4.

Pro

gute englische Sprachausgabe
flotte Grafik
rasantes Spielprinzip
lohnendes Teamwork
clever aufgebaute Missionen
größtenteils gutes Kartendesign

Kontra

hässlich
ruckelige Grafik (PS3)
häufige Lags im Online-Modus
für Solisten öde
unausgegorene Mischung aus zwei unterschiedlichen Spielvarianten
nur 16 Spieler möglich
steile Lernkurve
unstete KI

Wertung

360

Technisch zwei Stufen unter der PC-Fassung, spielerisch ebenfalls abgespeckt, aber immer noch unterhaltsam.

PlayStation3

Technisch die schlechteste aller drei Fassungen, aber auch hier machen die Team-Gefechte immer noch Laune.

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.