Die Unglaublichen - The Incredibles: Der Angriff des Tunnelgräbers22.12.2005, Benjamin Schmädig
Die Unglaublichen - The Incredibles: Der Angriff des Tunnelgräbers

Im Test:

Superhelden-Wiederbelebung, die Zweite: Nachdem Familie Incredible im ersten Teil aus dem vorzeitigen Ruhestand zurückkehrte, legt sie sich diesmal mit einem frisch aufgetauchten Bösewicht, dem Tunnelgräber an. Können die Wächter der Unschuldigen und Gerechten nach ihrem guten Erstlingswerk einen Hit landen oder werdet ihr mit preiswert produziertem Nachschub abgespeist?

Unterweltschurke

Die Besetzung hat sich geändert: Mr Incredible ist mit Familie auf Einkaufstour, als der fiese Tunnelgräber aus dem Erdreich auftaucht. Die Heldensippe ist jedoch nicht allein, da auch Superkumpel Frozone plötzlich zur Stelle ist. Er und Mr. Incredible entscheiden sich kurzerhand, den Tunnelgräber zu verfolgen und so macht ihr euch zu zweit an die Verfolgung des neuen Fieslings.

Schnell ist klar, dass diese nicht sehr lange dauern wird, denn ihr bekommt es erneut mit einer inhaltlichen Sparmaßnahme zu tun, die euch kaum mehr als sechs Stunden beschäftigen wird. Zwar strecken drei zusätzliche Einsätze das Geschehen, da es sich dabei aber um Missionen abseits der Story handelt, bringen die vorhandenen Schwächen das ohnehin wackelige Gerüst des Abenteuers hier fast zum Einstürzen. Wackelig deshalb, weil Ihr

Der Tunnelgräber legt gleich zu Beginn die halbe Stadt in Schutt und Asche.
im ersten Drittel die Superkräfte der Protagonisten schnell aufrüstet, um die stets gleichen Roboter im zweiten Drittel effektiv zu verschrotten. Zum krönenden Abschluss verirrt ihr euch dann in monotonem Leerlauf, wenn ihr durch die ewig gleichen Fabrikanlagen stapft.

Industriell gefertigt

Aber so abwechslungsarm die industrielle Umgebung der Unterwelt auch ist, so schick wurde sie in Szene gesetzt: Scharfe Texturen, der Bildschirm erschütternde Hieb des Mr. Incredible oder die sauberen Animationen aller Figuren verwöhnen die Netzhaut. Allein die Tiefseekulisse hinter den Fenstern eines späteren Levels zeigt, wo es hätte hingehen können, wenn die Entwickler der Kulisse mehr Aufmerksamkeit gewidmet hätten. Anders als im ersten Abenteuer der Heldentruppe könnt ihr die Kamera übrigens nicht mehr drehen, was für einen flotteren Ablauf sorgt, aber auch so manchen Gegner am Bildrand vor euch versteckt.

Das Geschehen läuft auf sämtlichen System störungsfrei ab, nur die PS2 kommt ins Stottern, wenn es bei mehreren sichtbaren Gegnern ordentlich kracht. Am schärfsten zeigen sich die Xbox- und PC-Varianten, auch wenn bei der Letzteren die häufigen Videosequenzen aus dem Spiel reißen, da sie erst geladen werden müssen und in einer niedrigen Auflösung gezeigt werden. Als Entschädigung wartet "Der Angriff des Tunnelgräbers" wie schon der Vorgänger mit erfreulich niedrigen Hardwareansprüchen auf – 800 MHz reichen aus.

Dynamische Akustik

Die Akustik kann locker mit den optischen Reizen mithalten und bietet neben einer stimmigen Untermalung vor allem hervorragende Sprachausgabe. Denkt aber daran, euch zu Beginn definitiv für Englisch oder Deutsch zu entscheiden, da die Spielstände nicht kompatibel sind. Abgesehen von dieser Hürde begeistern vor allem die witzigen und ständigen Dialoge von Frozone und Mr. Incredible: Teilweise wecken die Sprüche der ins Alter gekommenen Helden sogar Erinnerungen an das Duo aus Lethal Weapon.

Aber nicht nur akustisch verlegen die Entwickler den Schwerpunkt von Einzelspieleraction auf das dynamische Duo: Viele Gegner lassen sich ohne Frozones Vereisungsstrahl kaum aufhalten, einige Hindernisse ohne ihn nicht überwinden. Mr. Incredible hebt hingegen schwere Türen und plättet gleich mehrere Widersacher unter seinem Fausthieb. Das Teamspiel macht eine Weile richtig viel Laune und schwingt sich imKoop-Modus zur Höchstform auf, da hier echte Zusammenarbeit zwischen euch und eurem Kumpel  gefragt ist.

Teamwork: Frozone friert die Gegner ein, Mr. Incredible weckt sie unsanft auf.
Zu dumm, dass die KI-Mitstreiter nicht immer daran denken, hilfreich zur Seite zu stehen. Frozone kann z.B. anfliegende Raketen zu Eiskugeln einfrieren, welche sein Partner anschließend aufheben und zurückschmeißen kann. Das macht er allerdings so zögerlich, dass ihr besser manuell auf den Frostling umschaltet, um die Projektile einzufrieren, und dann erneut zu seinem Mitstreiter wechselt, um sie zu werfen. Außerdem zeigen sich weitere Mängel wie die trotz Verbesserung zum Vorgänger noch immer schwammige Steuerung, eine unsaubere Kollisionsabfrage sowie die Tatsache, dass Mr. Frozone die Roboter wesentlich einfacher vereist als sie Mr. Incredibles Faustschlag zertrümmern könnte. Ergo seid ihr vor allem später fast nur mit dem buchstäblich cooleren der beiden Helden unterwegs.      

Fazit

Eigentlich bietet es sich ja an, beliebte Brücken zu bauen und jeden zweiten Satz mit dem Wörtchen "unglaublich" zu versehen, was in etwa so aussähe: "Unglaublich, die zahlreichen Gegner sorgen für jede Menge Action!", oder: "Ihr seid so unglaublich lange mit der Fortsetzung beschäftigt, dass sich die Anschaffung auf jeden Fall lohnt!" Aber solche Aussagen gehören in die Sparte des Ironischen, denn das genaue Gegenteil ist der Fall. Kaum fassbar ist hingegen, dass der Titel zum Vollpreis verkauft wird, denn die mickrige Spielzeit von ein paar Stunden wird bestenfalls einem Add-On gerecht. Immerhin baut der kurze Nachfolger gekonnt auf den Stärken des Vorgängers auf und versetzt euch in eine lebendige Comicwelt, die allein durch ihren stets gleichen Look an Eindruck verliert: Zu schnell nutzt sich die schicke Präsentation ab, denn selbst Superhelden-Einsteiger bekommen nur im Verlauf des ersten Levels etwas Neues zu sehen. Und da Steuerung und KI ebenfalls nur durchschnittliche Noten einfahren, schaffen es die Unglaublichen auch im zweiten Anlauf nicht, eine gute Gesamtwertung einzuheimsen.

Pro

gelungene Comic-Präsentation
stimmiger Soundtrack
gute und witzige Sprachausgabe

Kontra

sehr kurzes Abenteuer
unterdurchschnittliche KI bei Freund und Feind
kaum Abwechslung zwischen Missionen
schwammige Steuerung
wenig Gegnertypen
Gegner nicht immer im Blickfeld

Wertung

PlayStation2

PC

Eintönige Superhelden-Action im gelungenen Comicstil, die sich zu schnell wiederholt, um lange Spaß zu machen.

XBox

GameCube

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