Siedler 419.03.2002, Marcel Kleffmann
Siedler 4

Im Test:

Vor fast genau einem Jahr brachten BlueByte und UbiSoft den vierten Teil der äußerst erfolgreichen Siedler-Reihe in den Handel. Im Spätsommer erschien dann die erste Missions-CD und im Januar 2002 kam das zweite Add-On heraus. Pünktlich zum Jubiläum steht dann die Gold-Edition im Handel, die das Hauptspiel sowie beide Erweiterungs-CDs vereint. Ob sich die Investition lohnt, erfahrt Ihr in unserem Test.

1993 brachte die damals noch recht unbekannte Software-Schmiede BlueByte das Aufbauspiel, Die Siedler auf dem Markt. Schnell wurde das Spiel zum Kult und ein Nachfolger war schon so gut wie sicher. Bessere Grafik und ein höherer Wuselfaktor ließen Die Siedler 2 zu einem wahren Verkaufsschlager werden. Für den dritten Teil musste dann leider das Wegpunktsystem weichen, als Entschädigung gab es einen richtigen Echtzeit-Kampf-Modus. Mittlerweile ist BlueByte beim vierten Teil angekommen und hat diesen zusammen mit dem beiden Erweiterungs-CDs in die Siedler 4 (ab 39,95€ bei kaufen)-Gold-Edition gepackt, die wir Euch hier ausführlich vorstellen.

Story

Der grieskrämische Gargarmehl-Verschnitt Morbus wurde nach einem kleinen Techtelmechtel mit dem Obergott aus dem Götterreich verbannt und muss fortan auf der Erde leben. Der Fiesling hat es jedoch schwer auf dem Blauen Planeten, denn er hat eine ganz schlimme Allergie gegen nahezu alle grünen Pflanzen. Zusammen mit seinem buckligen kleinen Kollegen hat er sich einen fiesen Plan ausgedacht und zwar eine Killer-Schattenpflanze, die alles Grünzeug vernichten soll. Zurück bleiben entwurzelte Bäume und verbrannte Erde. Trotzdem gibt es merkwürdigerweise noch Menschen, die genau dort leben - das Dunkle Volk. Eure Aufgabe ist es, Morbus das Handwerk zu legen.

Erst drei, dann vier Völker

Im Hauptprogramm stehen drei Völker zur Wahl: Römer, Mayas und Wikinger. Das zweite Add-On erweitert das Spiel um das Volk der Trojaner. Im Gegensatz zu den Vorgängern haben die vier Völker nun die Möglichkeit auch Kampfschiffe und fahrbare Bodenkampfgeräte (Katapulte) zu bauen. Der Manakopter auf Seiten der Trojaner ist die erste Flugeinheit überhaupt in einem Siedler-Teil und fungiert eigentlich nur als Transporter.

Spielprinzip & Wirtschaftssystem

Für all die unter Euch, die das Spielprinzip noch nicht kennen, sei gesagt: Ihr startet mit nur einem kleinen Haus, vielen Arbeitern, einigen Kämpfern und einer vorgegebenen Anzahl an Ressourcen und Werkzeugen. Eure Aufgabe ist es, ein funktionierendes Wirtschaftssystem aufzubauen - also praktisch eine Siedlung, die sich komplett alleine versorgt und alle nötigen Produkte selbst herstellt.

Zu Beginn muss ein Holzfäller, Forsthaus und Sägewerk gebaut werden, damit die grundlegende Versorgung mit Holz gewährleistet ist. Ein Steinbruch sorgt weiterführend für genug Steine. Danach sollte die Errichtung eines Wohnhauses an der Tagesordnung stehen, damit Euch nicht im Verlauf des Spiels die Einwohner ausgehen. Denn Ihr benötigt immer so genannte Träger, die Rohstoffe von einem Punkt zum anderen bringen sowie Planierer, die das Gelände vor Baubeginn plätten und Bauarbeiter, die schließlich das Haus errichten. Jedes Gebäude muss außerdem mit einem speziellen Arbeiter besetzt sein; eine Holzfällerhütte beispielsweise mit einem Siedler und als Ausrüstungsgegenstand wird eine Axt benötigt.

Ausbreitung & Militär

Um Euer Reich auszuweiten müsst Ihr möglichst nah an der Grenze eine militärische Einrichtung bauen. Danach weitet sich Euer Einflussbereich aus und Ihr könnt Euch in unerforschte Regionen vorwagen, die noch kein Siedler vor Euch gesehen hat. Um Eure Armee später selbst aufzubauen, müsst Ihr Kohle und Eisenerz im Bergwerk abbauen, dann in einer Eisenschmelze weiterverarbeiten und zum Schluss in der Waffenschmiede abliefern. Aber Bergwerke benötigen regelmäßig Nahrung und die müsst Ihr auch erst mal herstellen. Zur Motivation Eurer Soldaten reicht Gold nicht mehr aus, sondern Ihr müsst Obelisken, Steintafeln oder Bänke für Eure Mannen errichten. Erst wenn Ihr eine funktionierende Wirtschaftsstruktur aufgebaut habt, kann an einen Angriff gedacht werden.

Magie erweitert das Spielgeschehen ein wenig. So hat jedes Volk einen Zauberer, der durch bestimmte Opfergaben an den Gott, Mana für Zaubersprüche bekommt. Neben Magien, die das Land fruchtbarer machen sollen, stehen auch deutlich aggressivere Sprüche bereit.

Missionen & Kampagnen

Da sich die Siedler 4 Gold aus den Erweiterungs-CDs und dem Hauptprogramm zusammensetzt, wird der Käufer natürlich von einer gigantischen Missionsflut erdrückt. Vom Hauptspiel aus werden einem drei Missionen pro Volk und Mini-Kampagne sowie zwölf Missionen gegen das Dunkle Volk angeboten. Das erste Add-On fügt 21 neue, teils sehr umfangreiche Aufträge hinzu. Ein Karten-Editor sorgt für nahezu unerschöpflichen Nachschub für das Freie Spiel oder den Mehrspieler-Modus. Die zweite Erweiterungs-CD versorgt die drei Völker mit jeweils vier neuen Missionen und fügt eine neue, zwölf Missionen lange Kampagne für die Trojaner hinzu, die Ihrerseits auch gegen Morbus kämpfen. Für Abwechslung sorgt eine kleine Zusammenstellung aus Siedel-Einsätzen, denn hier stehen die wirtschaftlichen Aspekte der Siedler im Vordergrund. 28 weitere Maps mit kleineren Aufträgen verlängern die Spielzeit ungemein.

Damit bei der Installation und vor allem bei der Auswahl der Aufträge aber niemand den Überblick verliert, hat BlueByte ein cleveres Konzept durchgezogen. So werden bei der Installation nur zwei CDs benötigt - trotzdem ist alles enthalten. Beim Einzelkauf aller Teile hättet Ihr mit vier CDs spielen müssen. Im Hauptmenü der Siedler könnt Ihr dann explizit auswählen, was Ihr genau spielen wollt. Entweder das Hauptprogramm oder eine der Erweiterungs-CDs. Dadurch ist die Flut an Kampagnen und Missionen schön übersichtlich geraten.

Grafik/Sound

Grafisch bietet die Siedler 4 Gold eigentlich kaum was Neues. Gegenüber dem dritten Teil hat sich die Grafik nur im Detail verbessert und kann zur heutigen Zeit eigentlich nicht mehr mithalten. Die Karten sind schön gestaltet, wirken aber oft zu bunt. Dafür können sich die niedlichen Animationen der kleinen Siedler wirklich sehen lassen. In den ersten Spielstunden ertappt man sich häufig, dass man den kleinen Leuten einfach nur zuschaut und staunt, wie hübsch alles gestaltet ist. Der angepriesene Zoom ins Spielgeschehen ist nicht nur grafisch unschön geraten, sondern erweist sich auch als absolut sinnlos. Dafür entschädigen aber die leidlich witzigen, aber dafür gut gemachten Videosequenzen. Wer den dritten Teil gespielt hat, dem wird die Musik sofort vertraut vorkommen. Jedes Volk hat sein eigenes Musik-Thema und zusammen mit den tollen Effekten lässt sich der Sound einfach nur als gelungen bezeichnen.

Pro:

  • nette Grafik
  • unverwüstliches Spielkonzept
  • vier Völker
  • gutes Tutorial
  • gelungenes Verwaltungs-Menü
  • niedliche Animationen
  • schöne Musik
  • zahlreiche, umfangreiche Missionen
  • Wuselfaktor
  • Karteneditor
  • nette Zwischensequenzen
  • Beobachtungsfenster
  • Kontra:

  • altes Gameplay neu aufgelegt
  • sinnloser Zoom
  • praktisch keine neuen Ideen
  • technisch veraltet
  • zu hoher Preis (50 Euro)
  • Fazit

    Die Siedler 4 hat nach all den Jahren nichts an der Faszination verloren und die vierte Auflage spielt sich gewohnt prima. Richtig gelungen an der Gold-Version ist die Implementierung der gesamten Erweiterungs-CDs, selbstverständlich einhergehend mit einigen Verbesserungen des ursprünglichen Spiels durch diverse Patches. Ansonsten zieht das nahezu unverwüstliche Konzept den Spieler wieder in seinen Bann. Auch wenn mir persönlich immer noch das schöne Wegpunkt-System aus den ersten beiden Teilen fehlt, ist Die Siedler 4 Gold durchaus eine lohnende Investition für Siedler-Fans, die sich bisher noch nicht an den vierten Teil getraut haben.

    Wertung

    PC

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    Kommentare

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