Hellboy: The Science of Evil25.09.2008, Jan Wöbbeking
Hellboy: The Science of Evil

Im Test:

Ewige Langeweile?

Jawoll! Ein cooler Dämon, eine rot glühende Riesenfaust und jede Menge Gegner - klingt nach den idealen Zutaten für ein zünftiges Gebeule. Doch Vorsicht: Falls ihr atemlose Action im Stil von God of War erwartet, habt ihr auf's falsche Pferd gesetzt. Ähnlich wie Kratos prügelt sich auch Hellboy in ebenso düsteren wie linearen Schlauch-Levels mit einer Armee von Widersachern, doch davon abgesehen liegen Welten zwischen beiden Titeln. Während der griechische Held seinen Mut gegen zähe Widersacher beweisen muss, wirkt Hellboy eher wie der fiese Schulhofschläger, der sich nur an kleineren Mitschülern vergreift.

Große Faust und nichts dahinter: Ein derart eintöniges Spiel hat der Comic-Held nicht verdient. (PS3)
Der Schwierigkeitsgrad ist derart niedrig angesetzt, dass ihr schon nach wenigen Minuten gelangweilt durch die monotonen Kulissen wie einen finsteren Wald lauft und die ewig gleichen Dämonen-Typen wie am Fließband abfertigt. Auch wenn sie im Pulk antreten, werden sie euch kaum gefährlich und warten oft brav auf ihre Abreibung - disziplinierter als jeder Brite in einer Schlange. Es steht euch zwar eine Reihe unterschiedlicher Schlagvariationen und ein aufladbarer Flammenfaust-Modus zur Verfügung, doch warum solltet ihr all das einsetzen, wenn es meist genügt, auf eine Taste zu hämmern?

Tristes Land des Lächelns

Sogar das Einbeziehen von Gegenständen wirkt im selbst im Vergleich zu alten Sega-Prüglern wie Dynamite Deka inspirationslos. Wenn euch der Sinn danach steht, könnt ihr eure wehrlosen Widersacher z.B. mit den Überresten einer frisch zerlegten Steinstatue oder mit Bambusstäben aus dem Wald beharken. Letztere findet ihr im japanischen Level, der mit seinen maskierten Geistern zunächst ein wenig an das verträumte Fernost-Geschnetzel Otogi erinnert. Doch die trägen Kämpfe holen euch schnell in die Realität zurück. Wenn euch das Geprügel zu nervig wird, dürft ihr anrückende Feinde mit den limitierten Projektilen eurer Knarre ausschalten, die sich übrigens zweckentfremden lässt. Mit Hilfe von Glühwürmchen-Munition löst ihr z.B. die ab und zu auftauchenden, einfachen Schalterrätsel. Alternativ dazu dürft ihr den asiatischen Kampfgeistern mit einem Finishing-Move ihre Laternen auf der Hand reißen und damit die Schalter-Lampen entzünden.

Oder ihr schnappt euch Waffen wie eine Stachelkeule von ebenso wild fuchtelnden wie geschminkten Asia-Dämonen mittels Finishing-Move und beseitigt die lästigen Angreifer damit ein wenig schneller. Die Hintergründe der diversen Schauplätze passen übrigens prima zum eintönigen Leveldesign: Die mit Bäumen und Sträuchern gesäumten Schauplätze ähneln sich stark. Immerhin gibt es nette Details wie Gräser, eine detaillierte Holzbrücke und Tiefenunschärfe zu erblicken. Davon abgesehen wirkt die ruckelnde Grafik aber wie aus der letzten Generation. Ben fragte mich nicht ohne Grund, ob vor mir gerade wirklich ein PS3-Spiel über den Schirm flimmert. Sogar der Orchester-Soundtrack möchte nichts mit dem Machwerk zu tun haben und spielt relativ unbeeindruckt vom Geschehen vor sich hin. 

Der nächste bitte: Die Kämpfe verkommen zur Fließbandarbeit. (PSP)
Ihr dürft übrigens zu zweit kooperativ in die Schlacht ziehen - falls ihr das tatsächlich einem eurer Freunde antun wollt. Auf der PS3 und der Xbox 360 funktioniert das Team-Spiel sogar über das Internet. Die Fassung für die Microsoft-Konsole vergleichen wir mit den übrigen Versionen, sobald wie sie in die Finger bekommen.

Einschlafhilfe für unterwegs

In der PSP-Umsetzung erwarten euch leichte Änderungen in Punkto Grafikstil, Steuerung und Schlag-Repertoire. Mehr Spaß macht der Port dadurch trotzdem nicht. Glücklicherweise bleibt euch das ständige Geruckel der PS3-Version erspart. Außerdem tauchen in den monotonen, aber in Cel Shading-Stil gehaltenen Kulissen ab und zu erfreulich detaillierte Texturen auf. Schade ist allerdings, dass die Trümmer zerschlagener Objekte auf Sonys Handheld sofort verschwinden und sich nicht mehr als Wurfgeschoss missbrauchen lassen.             

Fazit

Kennt ihr die schreckliche Langeweile, die aufkommt, wenn ihr seit Tagen krank im Bett liegt und ihr Flimmerkiste und Konsole nur deshalb nicht anstellt, damit die Kopfschmerzen nicht noch stärker werden? Falls ja, habt ihr einen guten Eindruck davon, wie viel Spannung bei Hellboy aufkommt. Es ist eine Schande, dass Konami dem saucoolen Comic-Held lediglich eine derart inspirationslose Dauerprügelei widmet. Die an euch vorbeiruckelnden Kulissen wirken austauschbar, die ewig gleichen Gegner verhalten sich stupider als eine Amöbe und sind viel zu einfach zu besiegen. Auch die belanglosen Zwischensequenzen, die in den Levels versteckten Artefakte und die simplen Bosskämpfe konnten mich nicht für das Trauerspiel begeistern. Vor Programmfehlern bleibt ihr in Hellboy zwar verschont, doch angesichts des öden Spielablaufs wirken sogar belanglose Lizenz-Beat'em'Ups wie Ben 10 unterhaltsamer als der gestutzte Höllenjunge. Finger weg von dieser Schlaftablette!

Pro

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teils hübsch detaillierte Texturen (PSP)</P></SPAN>

Kontra

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stumpfe Fließbandklopperei
höllisch langweilig
wenige Gegnertypen
simples Leveldesign
öde Schalterrätsel
leichter als Barbies Abenteuer auf dem Ponyhof
dämliche KI
nerviges Dauergeruckel (PS3)
Schnittstellenfehler</P></SPAN>

Wertung

PlayStation3

Unerträglich öde und viel zu leichte Lizenz-Prügelei ohne spielerische Höhepunkte.

PSP

Auch unterwegs erwartet euch inspirationsloses Fließbandgekloppe.

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