Diner Dash25.05.2007, Jan Wöbbeking
Diner Dash

Im Test:

Wie jetzt, schon wieder ein Minispielchen aus dem Internet, für das der unbedarfte Gelegenheitsspieler tief in die Tasche greifen soll? Nein, so schlimm ist es um Diner Dash (ab 9,27€ bei kaufen) nicht bestellt. Der Titel wird zwar auch für rund 20 € im Netz zum Download angeboten, doch steckt hinter der Fassade der simplen Comic-Grafik ein zwar nicht episches, aber doch recht anspruchsvolles Knobelspiel. Bindet euch die Schürze um und stürzt euch in den hektischen Alltag einer Kellnerin.

Frauensache

Wer noch nie Diner Dash noch nie gespielt hat, weiß nicht, was Stress ist. Sämtliche Gäste wollen bedient werden und das möglichst gestern.
Diner Dash ist ein typisches Spiel für Frauen. Nein, ich spiele nicht auf das Klischee der klassischen Rollenverteilung in einer patriarchalischen Gesellschaft an, welches der Frau all das zuordnet, was in irgendeiner Weise mit einer Küche zu tun hat. Es geht mir vielmehr um die Multitasking-Fähigkeit des weiblichen Denkorgans. Die ist laut Gehirnforschern nämlich deutlich stärker ausgeprägt als bei ihren männlichen Artgenossen. Frauen können telefonieren, einen Text verfassen, im Netz surfen, einen Tee trinken, rauchen, sich die Zehennägel lackieren und einen mürrischen Kommentar über die Unordnung in der Wohnung des Lebensgefährten loslassen - und all das gleichzeitig. Meine Wenigkeit bekommt dank des Y-Chromosoms dagegen schon Probleme, die Bierflasche zum Mund zu führen, wenn im gleichen Moment etwas Spannendes über die Mattscheibe flimmert. Wenn es ein Stück Software gibt, das genau die Fähigkeit fordert, tausend Sachen gleichzeitig erledigen zu können, ist es Diner Dash. Wer einmal das Vorbild Root Beer Tapper aus den Achtzigern gespielt hat, kennt das Prinzip.

Kaum öffnet euer erstes eigenes American Diner seine Pforten, beginnt auch schon die Hektik. Mehrere Gäste strömen in den Laden und warten darauf, dass ihr ihnen einen Platz zuweist. Bei der DS-Version tippt ihr dazu auf ein Grüppchen in der Warteschlange und zieht es zu einem Tisch. Nach ein paar Sekunden Speisekartenlektüre nehmt ihr die Bestellung auf und bringt sie zu einem kleinen Karussell, woraufhin der Koch anfängt zu schnippeln und zu brutzeln. Noch ein Weilchen später serviert ihr das Gericht, und wenn die Gäste satt sind, kassiert ihr und räumt das Geschirr weg. In den kleinen Pausen kümmert ihr euch um die übrigen Gäste. Klingt kinderleicht, nicht wahr? Ist es auch, denn auf Nintendos Handheld tippt ihr z.B. einfach auf das fertige Gericht, dann auf den jeweiligen Tisch und schon wetzt die Bedienung los und bringt die kulinarische Köstlichkeit zum richtigen Gast. Die übrigen Aktionen löst ihr ebenfalls durch einfaches Antippen aus. All das funktioniert sogar intuitiver als die Mausbedienung bei der PC-Version.

Mach mich glücklich!

So weit, so simpel, doch es gibt etwas, das euch richtig ins Schwitzen bringt: die Zufriedenheit der Gäste, symbolisiert durch eine Herzchenanzeige. Wartet ein Gast länger als ein paar Sekunden auf die Aufnahme seiner Bestellung, das Essen oder die Rechnung, sinkt seine Anzeige rapide, bis der Gast schließlich entnervt den Laden verlässt. Dadurch geht euch potentielles Trinkgeld flöten.  Außerdem hat jeder Besuchertyp seine eigenen Abneigungen,

Während ihr in der DS-Version auf den Touchscreen tippt, müsst ihr auf dem PSP mit Steuerkreuz und Tasten hantieren. Andererseits überblickt ihr dort das komplette Restaurant ohne zu scrollen.
die für Probleme sorgen. Die ungeduldigen Geschäftsfrauen mit Kurzhaarschnitt und die Ruhe liebenden Bücherwürmer mit Halbglatze fühlen sich z.B. durch schreiende Babys am Nachbartisch belästigt. Das Problem könnt ihr verhindern, indem ihr gleich zu Beginn einen Hochstuhl bereit stellt, nachdem ihr einer Familie einen Tisch zugewiesen habt. Das kleine Kind schaukelt dann vergnügt auf seinem Extraplatz herum und plärrt nur noch, wenn ihr die Familie zu lange warten lasst. Extrapunkte sammelt ihr übrigens durch spezielle Kombos. Nehmt ihr zwei Bestellungen hintereinander auf und bringt sie zum Koch, gibt es einen Bonus. Außerdem solltet ihr die Gäste möglichst auf die Stühle setzen, welche zu der Farbe ihrer Kleidung passen.

Dank der vielen kleinen Besonderheiten, die es zu beachten gibt, bringt euch Diner Dash schon nach wenigen Minuten richtig ins Schwitzen und die Gehirnzellen zum Rauchen. Es gibt keine Zeit für eine Verschnaufpause, ihr müsst ständig blitzschnell reagieren und mitdenken. Mit der Zeit kauft ihr euch neue Tische für mehr Gäste und kleine Extras. Ein Kaffeeautomat stimmt z.B. ungeduldige Zeitgenossen mit einem kostenlosen Heißgetränk milde. Außerdem warten neue Klamotten für eure Comicfigur und Verschönerungen für die sechs im Spiel vertretenen Restaurants auf euch. Leider erinnern sowohl diese Dekorationen wie auch die Akteure an die Grafik eines einfachen Flash-Spielchens. Der niedliche Comic-Stil wirkt zwar nett, doch die Gäste sind nur rudimentär animiert.

Extrawurst für PSP-Benutzer

Auf dem PSP sieht alles einen Deut detaillierter aus. Dank des 16:9-Formates könnt ihr dort stets das gesamte Restaurant überblicken, während ihr das Bild auf dem DS via Icons auf dem Touchscreen oder mit den L- und R-Tasten hin und her bewegt. Auch die Musik klingt auf Sonys Handheld etwas besser und ist vor allem nicht so verdammt leise ausgesteuert wie bei der DS-Variante. Andererseits besitzt die PSP-Fassung einen entscheidenden Nachteil: die Steuerung. Mit Digikreuz und Tasten spielt es sich zwar recht ordentlich, aber lange nicht so intuitiv wie mit Stylus und Touchscreen. Dadurch wird es leider deutlich schwieriger, die PSP-Gäste schnell genug zufrieden zu stellen.  

Fazit

Hat's geschmeckt? Danke, gut. Aber eine etwas größere Portion Knobelspaß wäre für den Preis schon drin gewesen. Diner Dash ist zwar gehaltvoller als das arg magere Pogo Island von Electronic Arts, bleibt aber trotzdem eher ein Snack für den kleinen Hunger zwischendurch. Schließlich stehen gerade einmal die Karriere, ein Endlos-Modus für Highscore-Jäger und die Zweispieler-Variante auf der Speisekarte. Zunächst motiviert es ungemein, immer mehr Gäste gleichzeitig zu bedienen und alles im Auge zu behalten. Seid euch aber im Klaren drüber, dass es schnell unheimlich hektisch wird und euch das Spiel keine Pause zum Durchatmen lässt. Dadurch wurde mir das Geracker trotz vieler Gästetypen und Restaurant-Verbesserungen schnell zu monoton und stressig. Wer ohnehin Probleme damit hat, tausend Sachen gleichzeitig zu erledigen, sollte das Spielen lieber der Freundin überlassen. Wenn sie beschäftigt ist, habt ihr mehr Zeit für echte Männersachen wie z.B. die Halo 3-Beta, how how how!

Pro

ausgefeilte, motivierende Spielmechanik
niedliches Comic-Design
bestens für zwischendurch geeignet

Kontra

auf Dauer eintönig und ermüdend
nur wenig unterschiedliche Modi
auf PSP schwieriger durch kompliziertere Steuerung
Sound sehr leise und düdelig (DS)
simple Grafik und einfach animierte Gäste

Wertung

NDS

Hektik pur: interessante Knobelei, die auf Dauer aber eintönig wird.

PSP

Auf der PSP spielt sich das schnelle Kellnerspiel nicht so intuitiv wie mit dem DS-Touchscreen.

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