The Chronicles of Riddick: Assault on Dark Athena30.04.2009, Michael Krosta
The Chronicles of Riddick: Assault on Dark Athena

Im Test:

Riddick ist zurück: Die vermutlich coolste Sau des Universums wagt nicht nur einen neuen Anlauf, um aus Butcher Bay und damit dem härtesten Knast überhaupt auszubrechen, sondern legt sich auch noch mit einer miesen Söldnertruppe an, die an Bord der Dark Athena fiese Experimente durchführt und dabei Menschen in willenlose Drohnen verwandelt. Kann der charismatische Muskelprotz spielerisch und technisch noch so überzeugen wie vor knapp fünf Jahren oder ist er mit dem Alter eingerostet?

Der Weg eines Schwerverbrechers

PC-Spieler haben es gut: Sie konnten bereits 2004 mit The Chronicles of Riddick: Escape from Butcher Bay eine der besten Filmversoftungen genießen und diese auch heute noch problemlos auf ihrem aktuellen System zocken. Düsterer sieht es dagegen an der Konsolenfront aus: Zwar ließ sich der Furianer auf der

Video: Riddick ist zurück! Dieses Mal bricht er nicht nur aus dem Hochsicherheits-Knast aus, sondern mischt auch die Crew der Dark Athena auf.Xbox blicken und setzte dort vor allem technisch Maßstäbe, doch griffen die Entwickler von Starbreeze offensichtlich zu tief in die Trickkiste, weshalb man den begehrten Titel nicht in die Liste abwärtskompatibler Spiele für die Xbox 360 aufnehmen konnte. PlayStation-Besitzer hatten dagegen noch gar keine Möglichkeit, Bekanntschaft mit Riddick zu machen. Ein trauriger Umstand, der sich mit Assault on Dark Athena endlich ändert!

Qualitätssprung?

Es geht nicht nur an Bord des Söldner-Schiffs, sondern auch die Flucht von Butcher Bay ist in Form eines Remakes auf der Disk enthalten. Doch inwiefern hat man den Klassiker modernisiert? Zum einen hat man die Sichtweite und auch die Lichteffekte verbessert, zum anderen wurden auch die Ladezeiten zwischen den Schauplätzen deutlich verkürzt und treten nicht mehr ganz so häufig auf wie im Original. Trotzdem merkt man Butcher Bay sein Alter inzwischen an: Nicht nur die Texturen wirken nach heutigen Maßstäben teilweise sehr grob, sondern auch das mitunter starke Kantenflimmern sowie die klobigen Modelle und Gesichtszüge der Gefängnis-Insassen sind nicht mehr zeitgemäß. Die neue Kampagne Assault on Dark Athena hinterlässt diesbezüglich einen deutlich besseren Eindruck - vor allem die Gesichter der Akteure und besonders Vin Diesel wirken hier sehr viel lebensechter. Warum hat man einen ähnlich hohen Aufwand nicht auch beim Remake betrieben?

Der feine Unterschied

Erfreulich ist, dass man bei der PS3-Entwicklung der Grafik-Engine ordentlich zugelegt hat, denn mussten Sony-Anhänger bei The Darkness noch einige Abstriche in Kauf nehmen, befindet man sich mittlerweile sehr viel näher am 360-Niveau, auch wenn man es noch nicht ganz erreicht. Dafür wirkt die PS3-Fassung teilweise noch etwas zu grob im Detail und auch die Videofilter, die man auf der 360 und dem PC alternativ aktivieren kann, fehlen seltsamerweise auf dem schwarzen Blu-ray-Kasten. Dem Spielspaß tut dies aber ebenso wenig einen Abbruch wie die vereinzelten Slowdowns, die auf der PS3 etwas häufiger und intensiver auftreten als auf der Microsoft-Konsole. PC-Spieler haben wie immer die Möglichkeit, die Technik an die Leistungsfähigkeit ihres Systems anzupassen. Im Fall von Dark Athena muss allerdings grundsätzlich potente Hardware ihren Dienst verrichten, damit man die spannende Mischung aus Stealth und Action genießen kann. Zudem geht ohne den ersten Patch meist nicht: Bei unserem Test-Rechner blieb der Bildschirm einfach dunkel und wir konnten das Spiel erst starten, nachdem der Patch installiert war, der fairerweise aber bereits vor dem Spiel bzw. zeitgleich von Atari veröffentlicht wurde. Doch auch danach kam es vereinzelt zu Abstürzen, weshalb die Entwicklung der PC-Version verglichen mit den Konsolen-Pendants etwas halbherzig wirkt und gleichzeitig mit z.T. matschigen Texturen, groben Schatten und vereinzelten Darstellungsfehlern bei Figuren (flackernde Polygone) unter ähnlichen Problemen leidet. Auf der PS3 gesellen sich außerdem während der Dialoge mit anderen Charakteren einige ruckartige Animationen hinzu und auch

Manchmal schlüpft man auch in die Haut der Dronen, die entfernt an die Borg aus Star Trek erinnern.
die Ladezeiten sind minimal länger. Insgesamt macht Riddick aber auf allen drei Plattformen eine gute Figur, auch wenn er technisch nicht mehr in der Oberliga angesiedelt ist.

Starke Mischung

Spielerisch hat es der Mann mit der tiefen Stimme und den funkelnden Augen aber immer noch drauf: Die gelungene Mischung aus spannenden Schleichabschnitten, packenden Nahkämpfen und actionreichen Feuergefechten in der Ego-Ansicht kann auch heute noch auf ganzer Linie überzeugen! So schnellt der Puls unweigerlich in die Höhe, wenn man sich leise von hinten an seinen Gegner heran schleicht und im richtigen Moment eine brachiale Attacke mit bloßen Händen oder Stichwerkzeugen startet und dabei dem hervorragenden Soundtrack lauscht, der dynamisch auf die Geschehnisse reagiert. Im Gegensatz zum Ausbruch aus Butcher Bay wurden die Nahkämpfe beim Erkunden der Dark Athena allerdings deutlich reduziert. Hier lässt man mehr die Waffen wie Taser-Pistole, Sturmgewehr oder Shotgun sprechen und man gelangt recht fix in den Besitz der Ballermänner, da die anfängliche ID-Sperre wie in Butcher Bay auf der Dark Athena wegfällt. Doch damit nicht genug: In der neuen Kampagne hat man außerdem die Möglichkeit, die Kontrolle über bewaffnete Drohnen zu übernehmen oder in die blecherne Haut eines Mechs zu schlüpfen, mit denen sich sogar Raketen abschießen lassen. Dadurch spielen sich die neuen Abschnitte insgesamt sehr viel actionlastiger als der damalige Gefängnisausbruch. Erst zu Beginn des letzten Drittels, der nicht mehr länger auf der Dark Athena, sondern einer Planetenoberfläche spielt, rückt der Nahkampf wieder stärker in den Mittelpunkt, bis man das übermächtige SCAR-Gewehr findet. Mit diesem lassen sich nacheinander bis zu fünf Luftdruck-Patronen verschießen, die man gleichzeitig auf Knopfdruck zünden kann und dabei die Wirkung von Sprengsätzen haben. Leider zählen die letzten Abschnitte spielerisch zu den schwächeren, da auf dem sonnigen Planeten das Schleichelement und der Einsatz von Riddicks "Nachtsicht-Augen" fast vollständig unter den Tisch fallen. Stattdessen rückt die unterhaltsame, aber lediglich durchschnittliche Baller-Action mit dem SCAR-Gewehr sowie das langweilige Aufsprengen von Türen samt durchschnittlichen Kletterpassagen zu sehr in den Mittelpunkt. Außergewöhnliche Passagen, an denen man sich z.B. am anziehend wirkenden Schwerkraft-Generator vorbei kämpfen oder an Bord eines Mechs für Ordnung sorgen muss, sind hier leider die Ausnahme.      

"Am Ende blutet jeder gleich"

Auch ein Kämpfer wie Riddick ist nicht vor Verletzungen sicher: Genau wie bei Resistance: Fall of Men ist die Gesundheitsanzeige eine Mischung aus klassischen Elementen und einem regenerativen Heilsystem. So stehen zu Beginn drei Blöcke

Die Nahkämpfe sind immer noch sehr intensiv, aber wurden in der neuen Kampagne leider zurückgefahren.
zur Verfügung, die im späteren Verlauf auf bis zu fünf erweitert werden können. Bei jedem Treffer nimmt die Energieleiste innerhalb der Blöcke ab. Geht man in Deckung und wartet einen kurzen Moment, füllt sie sich automatisch wieder auf. Wird die Leiste innerhalb eines Blocks allerdings komplett aufgebraucht, fällt dieser vorerst weg und kann nicht mehr mit der regenerativen Energie gefüllt werden. Erst an Heilstationen darf man sich wieder komplett fit machen, doch ist die Anzahl der Benutzungen beschränkt. Gespeichert wird automatisch an Checkpunkten, was zu einigen Problemen führen kann. Ein Beispiel: Man ist topfit, aber muss in einem fiesen Korridor voller Feinde so viele Treffer einstecken, dass von den anfangs fünf Blöcken lediglich zwei übrig bleiben. Anschließend wird das Spiel automatisch gespeichert - auch am PC, wo es keine Quicksave-Funktion mehr gibt. Doch da vorne wartet schon ein fetter Mech darauf, Riddick das Licht auszupusten. Mit Erfolg! Ich werde also zum letzten Checkpunkt zurückgesetzt und muss erneut mit gerade mal zwei Blöcken einen neuen Versuch starten, denn das Leveldesign ist oft so angelegt, dass ich nicht mehr zur letzten Heilstation zurückkomme oder dort bereits alle Slots aufgebraucht sind. Leider hält der Spielverlauf einige frustige Passagen bereit, die an das klassische Trial and Error-Prinzip erinnern und einen manchmal ratlos zurück lassen. Glücklicherweise hat man aber nicht nur unendlich viele Versuche, sondern darf zur Not auch mitten im Spiel den Schwierigkeitsgrad nach oben oder unten anpassen. Schade ist, dass sehr oft Backtracking zum Einsatz kommt, bei dem man bereits bekannte Schauplätze erneut aufsuchen und sich dabei wieder mit Gegnern herumschlagen muss.

KI-Aussetzer

Diese teilen vor allem in der Gruppe mächtig aus und verschanzen sich auch gerne hinter Deckungen, um sich vor Gegenangriffen zu schützen. Obwohl die KI überwiegend gut agiert, muss man manchmal aber auch mit dem Kopf schütteln, wenn man z.B. eine Drohne dabei beobachtet, wie sie unaufhörlich gegen eine Wand läuft oder einfach nicht reagiert, wenn ihr Kumpel zwei Meter neben ihr nach meinem gezielten Kopfschuss zu Boden sackt. Das sind Situationen, die genau so wenig sein müssen wie kleine und große Fehler bei der Kollisionsabfrage. Man kann sicher darüber hinwegsehen, dass mal die eine oder andere Waffe in der Luft schwebt anstatt zu Boden zu fallen, aber wenn ich mich in einer Ecke so

Die Charaktermodelle sehen in der neuen Kampagne deutlich besser aus als im Remake von Butcher Bay.
dermaßen verkeile, dass ich gezwungen werde, manuell den letzten Checkpunkt erneut zu laden, ist das einfach nur ärgerlich. Glücklicherweise sind solche Macken nur die Ausnahme.

Wahnsinns-Sound

Vor allem die Klangkulisse trägt maßgeblich zur enorm dichten Atmosphäre bei, auch wenn der interaktive Soundtrack oft als Indikator fungiert, ob es gerade sicher ist oder nicht. Doch gerade der musikalische Übergang vom Schleichen zur Action und die Reaktion auf Stealth-Angriffe von hinten durch einen plötzlichen Anstieg des Lautstärkepegels sind ein Hörgenuss. Das Gleiche gilt für die multidirektionalen Effekte wie die Laser-Salven oder das bedrohliche Röcheln der Drohnen, die anscheinend Darth Vader Konkurrenz machen wollen. Nicht minder beeindruckend sind die Stimmen der Akteure, bei denen neben Vin Diesel u.a. auch Schauspieler wie Michelle Forbes und Lance Henriksen glänzen. Atari tat gut daran, das Spiel nicht wie gewohnt auf Teufel-komm-raus mit einer unterirdisch schlechten deutschen Synchro zu versauen wie zuletzt Alone in the Dark oder Scorpion, sondern stattdessen lediglich Untertitel einzublenden und die qualitativ hochwertigen Originalsprecher beizubehalten.

Pitch Black

Obwohl es mit zwei Kampagnen am Umfang schon nichts zu meckern gibt, reichte das Starbreeze noch nicht. Was bereits Riddicks erstem Auftritt auf der Xbox und dem PC fehlte, wird jetzt nachgereicht: eine Mehrspieler-Komponente! So dürfen sich ab jetzt bis zu zwölf Spieler in klassischen Modi vom (Team-)Deathmatch bis hin zur Flaggenjagd gegenseitig Projektile und Fäuste

In "Pitch Black" ist die Jagd auf Riddick eröffnet!
um die Ohren jagen. Während die meisten Spielvarianten bekannt sind und nichts Besonderes mehr für den verwöhnten Shooter-Fan darstellen, serviert man mit "Pitch Black" doch noch etwas mehr als die Standardkost: Hier schlüpft einer der Spieler in die Rolle von Riddick, der dank seiner besonderen Augen nicht zu unterschätzenden Vorteil gegenüber seiner Jäger hat. Dabei besteht das Ziel darin, so lange wie möglich zu überleben und im Idealfall seine Häscher mit Nahkampfwaffen wie den messerscharfen Ulaks zu erledigen. Schafft es einer der Söldner, Riddick auszuschalten, schlüpft er in der nächsten Runde automatisch in die Rolle des Muskelmanns. Zwar wirkt der Mehrspielermodus oft aufgesetzt und wurde anscheinend nur als eine Art "Pflichtfach" ins Spiel integriert, doch gerade Pitch Black sorgt zwischendurch immer wieder für gute Unterhaltung - auch deshalb, weil es kaum störende Lags zu verzeichnen gilt und auch Ranglisten-Matches möglich sind.   

Fazit

Als ich damals eher durch Zufall im Kino in der Pitch Black-Vorstellung gelandet bin, kam mir bereits ein "Wow" über die Lippen. Bei Chronicles of Riddick: Escape from Butcher Bay stellte sich bei mir eine ähnliche Faszination ein, als ich mich auf der Xbox zum ersten Mal als Richard B. Riddick durch das Hochsicherheitsgefängnis kämpfte. Auch jetzt, fast fünf Jahre und eine durchwachsene Filmfortsetzung später, bin ich immer noch angetan vom charismatischen Schwerverbrecher, der im Gegensatz zu vielen anderen Rollen genau zu Vin Diesel passt. Leider kann die neue Kampagne qualitativ nicht mit der grandiosen Vorlage mithalten, weil der Fokus hier vor allem gegen Ende zu stark auf die Action und weniger auf die Mischung aus Ballern und Schleichen gelegt wurde. Zudem wurde auch der Adventure-Teil merklich kastriert, doch wird man dafür zumindest mit unterhaltsamen Dronen- und Mech-Sequenzen entschädigt - nur leider viel zu selten. Insgesamt kann Assault on Dark Athena seinen Vorgänger lediglich in einem Bereich übertreffen: der Technik. Vor allem an den Charaktermodellen wird der Fortschritt deutlich und es ist schade, dass man nicht auch das Remake in diesem Bereich stärker modernisiert hat. Neue Maßstäbe werden allerdings nicht mehr erreicht, denn dafür hat sich die Konkurrenz in den vergangenen Jahren zu stark entwickelt. Auch im Mehrspielerbereich wird bis auf den Pitch Black-Modus lediglich solide Standardkost geboten. Die geniale Klangkulisse mit einer hervorragenden Besetzung an englischen Sprechern sowie dem interaktiven Soundtrack ist dagegen Oscar-verdächtig. Wer Escape from Butcher Bay noch nicht sein Eigen nennt, sollte zuschlagen, denn er bekommt nicht nur zwei Spiele zum Preis von einem und einen neuen Mehrspieler-Modus, sondern auch einen echten Klassiker, der selbst heute noch eine Atmosphäre bietet, von der manche moderne Actionspiele nur träumen können. Alle anderen müssen abwägen, ob ihnen der Schwerpunkt auf Action in der neuen Kampagne zusagt, die technisch zwar die Qualität des Erstlings übertrifft, aber inhaltlich nicht erreicht. Gerade auf dem PC, auf dem Riddick nicht nur enorm hardwarehungrig ist, sondern vor allem ohne Patch mit einigen technischen Problemen zu kämpfen hat, ist das Remake nur eingeschränkt zu empfehlen. Hier ist der Griff zum mittlerweile günstigen Original sicher die bessere Wahl...

Pro

dichte Sci-Fi-Atmosphäre
gute Mischung aus Stealth & Action
erstklassige (englische) Sprecher
intensive Nahkämpfe
ansprechendes Waffenarsenal
zwei Spiele in einem
neuer Mehrspielermodus
interaktiver Soundtrack
wuchtige Tonabmischung
überwiegend lagfreie Online-Partien
cooler Hauptdarsteller

Kontra

z.T. matschige Texturen (vor allem PC)
z.T. grobe KI-Schnitzer
vereinzelte Slowdowns (Konsolen)
kaum noch Stealth im letzten Drittel (Dark Athena)
weniger Nahkämpfe (Dark Athena)
vereinzelte Abstürze (PC)
Startprobleme ohne Patch (PC)
enorm hardwarehungrig (PC)
viel Backtracking
Trial & Error-Passagen
Checkpunktsystem teilweise unglücklich
antiquierte Animationen (Butcher Bay)
schwaches Ende (Dark Athena)

Wertung

360

Auf der 360 macht Riddick die beste Figur: Tolles Remake, bei dem die neue Kampagne allerdings nicht die Qualität des Klassikers erreichen kann.

PC

Auf dem PC kämpft Riddick mit technischen Problemen und stellt (zu) hohe Anforderungen an die Hardware.

PlayStation3

Spielerisch & inhaltlich identisch zur 360-Version, aber technisch einen Tick schwächer.

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