Im Test: Krieg ist zurück
Die Welt am Abgrund
Wenn es nach der Fantasie von Comic-Zeichner Joe Madureira geht (u.a. X-Men), der seinerzeit für Darksiders verantwortlich zeichnete und nach der Demission von THQ und damit auch seiner Firma Vigil Games mittlerweile an einer Umsetzung von Battle Chasers arbeitet, können wir uns von der Welt, wie wir sie kennen, verabschieden. In Darksiders ist sie nur noch der Schauplatz eines Kampfes zwischen den Dämonen der Hölle auf der einen sowie bis an die Zähne bewaffneten Engeln auf der anderen Seite. Und mittendrin steht Krieg, einer der vier apokalyptischen Reiter, die eigentlich nur dann gerufen werden, wenn das ominöse "Siebte Siegel" gebrochen wurde. Oder aber, wenn beim Kampf von Dämonen und Engeln der seit Äonen währende Pakt nicht beachtet wird und der "Feurige Rat" als Wachorgan seine Reiter als Exekutive los schickt.
Apokalyptische Rache
Noch überraschter ist er allerdings, als er feststellen muss, dass ihm nahezu alle Fähigkeiten fehlen, als er schließlich dem Erzdämon Straga gegenübertritt. Was wiederum nichts gegen die Überraschung ist, dass er diese Auseinandersetzung nicht überlebt und der Feurige Rat ihn nach 100 Jahren wiederbelebt, um ihn seiner Strafe zuzuführen. Dafür, dass er die Apokalypse mit herbeigeführt habe, anstatt sie zu verhindern. Und dafür, dass er den Ehrenkodex verletzt habe. Das kann Krieg nicht auf sich sitzen lassen. Er macht dem Rat einen Vorschlag: Er wird die wahren Schuldigen finden und sie bestrafen. Oder er wird bei dem Versuch sterben und der Rat kann sich darüber freuen, dass die Dämonen ihm die Arbeit abgenommen haben.
Kleiner Kriegsgott
Doch gerade in der Anfangsphase ist vom gleichermaßen offenen wie klassischen Spielkonzept wenig zu sehen. Die ersten ein bis zwei Stunden kann man mit gutem Willen als ausführliches Kampftutorial bezeichnen, denn hier gibt es zu viel geradlinige Action. Action, die sich nicht nur durch einen sehr anspruchslosen Schwierigkeitsgrad anzubiedern versucht („Haben wir auch ja alle Einsteiger an Bord?“), sondern bei mir damals wie heute unwillkürlich Gedanken an einen gewissen Kriegsgott der Santa Monica Studios hervorruft.
Großes Action-Adventure
Doch letztlich hat natürlich auch weiterhin Bestand, dass der apokalyptische Reiter spielmechanisch tatsächlich die Kurve kriegt und sich vom billigen God of War-Klon zu einem interessanten Action-Adventure klassischer Natur mausert. Denn nach der Anfangsphase, die gerade mal das Nötigste tut, um einen einzufangen und mitzunehmen, geht es langsam zum ersten Höhepunkt, dem ersten großen Boss - und auf einmal nimmt Darksiders Fahrt auf und steigert sich bis zum Finale. Es kommen im richtigen Rhythmus neue Elemente hinzu, wie z.B. Sekundärwaffen, die das Kampfsystem zwar nicht wesentlich anspruchsvoller, aber doch deutlich abwechslungsreicher gestalten - vor allem auch, weil die drei Primärwaffen Schwert, Sense und Nahkampfhandschuh über ein eigenes Erfahrungssystem verfügen.
Je nachdem, wie häufig man die jeweilige Waffe einsetzt, um die Gegner zu plätten, wird sie mit zunehmenden Stufen nicht nur mächtiger, sondern kann auch mit neuen Angriffen erweitert werden. Diese bekommt man beim
Liebe auf den zweiten Blick
Natürlich kann man bis hierhin sagen, dass Darksiders das Rad nicht neu erfand und nach modernen Maßstäben angenehm klassisch aufgebaut wurde. Das gilt auch für die weiteren Elemente, die nach und nach Einzug halten: Der Klingenbumerang ist aus verschiedenen Spielen bekannt. Der Wurfhaken, der wahlweise zum Schwingen über Abgründe oder zum Ranziehen an bestimmte Markierungen genutzt werden kann, kann auch nicht das Wort Innovation für sich beanspruchen. Magische Fähigkeiten, die gegen die Gegner eingesetzt werden können, kennt man ebenfalls. Und natürlich gilt das auch für den aus Portal entliehenen „Leereläufer“, der an bestimmten Kirchenfenstern genutzt werden kann, um zwei Portale zu erschaffen, mit denen man schnell Entfernungen überbrücken kann.
Oder für Kriegs Pferd Ruin, das etwa zur Mitte des Spieles (und damit für meinen Geschmack zu spät) wieder zu ihm stößt und den apokalyptischen Reiter zu dem macht, was ihn auszeichnet. Schon Link und Kameo haben mit Reittieren ihre jeweiligen Abenteuer aufgewertet. Allerdings sind die Pferdeeinlagen mit leichten Haken und Ösen versehen, die zwar nicht für Frust, aber immer wieder für leichte Ärgernisse sorgen: Der Kampf vom Pferderücken ist etwas hakelig und da Ruin im Gegensatz zu Krieg nicht aktiv springen kann, muss man mitunter unnötig absteigen, eine kleine Stufe hinaufspringen und das Pferd wieder beschwören. Das hat schon vor sechs Jahren gestört und hätte mittlerweile entfernt werden können.
Stylisch mit Abstrichen
Lob muss man auch weiterhin der deutschen Lokalisierung zollen. Unter dem Strich ist die ebenfalls enthaltene englische Sprachvariante zwar einen Tick intensiver und mit namhaften Sprechern wie Mark Hamill besetzt, doch die lokale Variante enttäuscht keinesfalls. Gleiches gilt für den meist orchestralen Soundtrack, der vor allem in der Anfangsphase gewaltig dazu beiträgt, Assoziationen zu God of War zu wecken - was nicht verwunderlich ist, kommen die Kompositionen doch aus der Feder der Kratos-Komponisten Cris Velasco und Mike Reagan, die auch hier ihre akustische Magie wirken lassen.
Fazit
Natürlich würde ich jetzt lieber über eine weitere Fortsetzung der Serie schreiben als über die überarbeitete Wiederveröffentlichung von Darksiders 1. Doch ich habe sechs Jahre nach dem Original wieder eine Menge Spaß mit der Warmastered Edition. Kriegs Abenteuer wurde zwar nur visuell angepasst und auf moderne Standards gebracht, während spielerische Mankos wie die abseits der Bosse zu leichten Kämpfe oder die Abnutzung der Finisher nicht behoben wurden. Doch nach dem schwachen Einstieg läuft Krieg auch auf PS4 und One wieder zu Hochform auf und steigert sich kontinuierlich mit seinem stark an späte Zelda-Abenteuer oder Soul Reaver erinnernden offeneren Leveldesign bis zum Schluss. Da sich das Comicdesign zudem schadlos gehalten und keinen Staub in den letzten sechs Jahren angesetzt hat, ist Darksiders immer noch eine interessante Alternative im Action-Adventure. Klar ist aber auch: Wer das Original gespielt hat, wird außer einer frischen Lackierung nichts Neues entdecken.
Pro
Kontra
Wertung
XboxOne
Spielerisch unverändert zum Original, sorgen zahlreiche visuelle Verfeinerungen zusammen mit dem zeitlos guten Comic-Design dafür, dass Kriegs Abenteuer in diesem Remaster den Sprung in die Gegenwart gut übersteht.
PlayStation4
Spielerisch unverändert zum Original, sorgen zahlreiche visuelle Verfeinerungen zusammen mit dem zeitlos guten Comic-Design dafür, dass Kriegs Abenteuer in diesem Remaster den Sprung in die Gegenwart gut übersteht.
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