H.A.W.X.06.02.2009, Paul Kautz
H.A.W.X.

Vorschau:

Mit dem Namen »Tom Clancy« hat man im Spielebereich bislang eher erdiges Vergnügen verbunden - ob Rainbow Six, Ghost Recon oder EndWar, man blieb die meiste Zeit dem Boden verbunden. In HAWX ist das anders, und auch besser so - Flugzeuge sind in der Luft nachweislich besser aufgehoben als mit der Nase voran im Mutterboden. Wir haben ausufernde Vorschau-Runden am brennenden Himmel gedreht.

Fliegen für Anfänger

Dass HAWX ein geistiges Kind des Clancyversums ist, sieht man bereits im Intro: Da ballern Ghost Recon-Einheiten wild um sich, die von Panzern bedroht werden - ein Problem, das aus der Luft unter Zuhilfenahme einer extradicken Bombe schnell gelöst ist. Was vorher die Aufgabe einer Sondereinheit war, ist jetzt die eure: HAWX platziert euch

Willkommen in der Luft: Tom Clancy-Szenarien mal aus einer anderen Perspektive betrachtet.
hinter dem Knüppel modernster Flugtechnologie. Obwohl es auch Ausnahmen gibt - die A-10 Warthog oder F-15 Eagle zählen schon seit einiger Zeit nicht mehr zu den Jungspunden am Himmel, gehören aber nach wie vor zu den zuverlässigsten Rabatzmachern. Wer es lieber zeitgenössisch mag, ist im Cockpit von F-22 Raptor, Su-37 Flanker oder Eurofighter Typhoon besser aufgehoben - die Auswahl ist mit über 50 Maschinen groß. Das Spielmodell aber weniger Simulation, sondern vielmehr Arcade: Die Maschinen sind mit Raketen und Bomben vollgestopft, genau wie in Ace Combat 6 (AC6) gehen die Knallkörper im Einsatz kaum zur Neige.

Auch die Steuerung kommt dem Cockpit-Frischling entgegen: Das ERS (»Enhanced Reality System«) bietet neben einer ganzen Reihe Komfortfunktionen auch eine Regelung der Wildheit der Flugmanöver - man muss sich also schon Mühe geben, um die Maschine zum Absturz zu bringen. »Was soll der Mist?« höre ich eure bitteren Proteste schallen »Ich will richtig fliegen und nicht von HALs kleinem Bruder bemuttert werden!«. Sollst du haben, oh forscher Pilot: Zum einen gibt es die Experten-Steuerung, die die meisten Automatik-Funktionen deaktiviert - das macht aus HAWX jetzt kein Falcon 5.0, aber gerade Dogfights werden damit anspruchsvoller. Zum anderen lässt sich das ERS per »Doppelklick« auf einen der Schulterbuttons jederzeit ein- und ausschalten - was praktisch ist, wenn man etwa eine hartnäckige Rakete im Nacken hat, die sich mit gedrosselten Kontrollen einfach nicht abschütteln lässt. In diesem Fall schaltet die Kamera 

Das ERS zeigt euch auf Wunsch u.a. die perfekte Abfangroute an - Profis können derlei Spielereien auch abschalten.
in eine weite Außenperspektive, in der man einen besseren Überblick über die potenzielle Bedrohung hat. Aber genau wie AC6 macht auch HAWX dann am meisten Spaß, wenn man Manöver aus dem Ärmel schüttelt, die im richtigen Leben kontinuierliches Kotzen hervorrufen würden.

Der Himmel über Rio

HAWX spielt in naher Zukunft, im selben Szenario, in dem sich auch Clancys andere übliche Verdächtige tummeln. Der Spieler schlüpft in den drucksicheren Anzug eines Superpiloten, der bei einer zivilen Sicherheitsfirma arbeitet, die rund um den Globus für eine bessere Welt ballert. Unsere Vorschaufassung war leider eingeschränkt, so dass wir keinen Blick auf die Karriere und die Präsentation der Story werfen konnten - etwas, mit dem AC6 der hohlen Geschichte zum Trotz stark punkten konnte.      

Bleiben also noch die sechs Solo-Missionen: Die werden von Briefings eingeleitet und bieten den gewohnten Top Gun-kompatiblen Rundumschlag von Aufgaben, die man aus einem Cockpit heraus erledigen kann - gegnerische Asse aus der Luft holen, Bodenziele erledigen bzw. verteidigen oder wichtige Luftikusse wie die Air Force One vor Übeltätern beschützen.  Wer kein Interesse daran hat, das allein zu tun, kann sich Verstärkung aus Fleisch und Blut holen: Ein zweiter, dritter und vierter Spieler kann jederzeit via Xbox Live oder System Link ein- und aussteigen. Die drei Schwierigkeitsgrade sind dementsprechend auch auf die Menge der anwesenden Piloten ausgerichtet.

Über den Wolken muss das Chaos wohl grenzenlos sein: Einsteiger können sich das Leben mit vielen Komfortfunktionen erheblich leichter machen.
 Das erwähnte ERS erleichtert nicht nur das Fliegen an sich, sondern greift auch im Kampf unter die Arme: So gibt es akkurate Vorhalteberechnungen für das schnell überhitzende MG, auf Wunsch wird auch ein idealer Abfangkurs für Luftziele in Form eines blauen Tunnels angezeigt. Falls sich ein Gegner doch als überlegen entpuppen sollte, kann man ihm auch einfach eine lange Nase drehen und die Flügelmänner auf ihn hetzen: Ein Druck auf Digipad links bedeutet »Angriff«, nach rechts wird verteidigt. Allerdings betrifft das immer nur Einzelziele, eine allgemeine Angriffsermächtigung wie in AC6 ist das nicht. Dafür hat HAWX in Sachen Fairness die Nase vorn: Wenn die feindliche Rakete mal schneller war, ist man für die gut innerhalb der Missionen verteilten Checkpunkte dankbar. Und das, obwohl sich die Ladezeiten in unserer unfertigen Fassung im Minutenbereich bewegten. Für jeden erfolgreichen Kill, für jede gemeisterte Mission gibt es Erfahrungspunkte, die schlussendlich zu höheren Pilotenrängen führen. Und die wiederum schalten neue Maschinen sowie frische Skins und Waffen für selbige frei.

Technisch ist HAWX im Jahre zwei nach Ace Combat 6 keine Enttäuschung - aber auch kein Ausdensockenhauer: Die auf Satellitendaten basierenden Bodentexturen sind schärfer als beim Namco-Konkurrenten, dafür besteht die Umgebung aus sichtbar weniger 3D-Objekten - besonders die kantigen Berge und die scheinbar per Copy/Paste designten Städte wirken veraltet. Völlig flüssig läuft's zur Zeit ebenfalls nicht: Zwar gerät die Action nie ins Ruckeln, aber hin und wieder spürt man, dass es langsamer wird - da gehört noch die Feile angesetzt. Und während sie mit dem optischen Feinschliff beschäftigt ist, können wir schon mal Worte des Lobes für die Akustik-Abteilung aussprechen: Der Soundtrack ist der Hammer!      

Ausblick

Nach Ace Combat 6 ist es schwer, mit einem Arcade-Flieger zu begeistern: Was ich bis jetzt von HAWX gesehen und gespielt habe, war gut und unterhaltsam, aber nicht spektakulär. Dafür ist die Präsentation nicht aufregend, ist die Steuerung nicht flüssig, die Action nicht mitreißend genug. Allerdings hat der Ubisoft-Pilot noch einige Asse im Ärmel, die richtig ausgespielt das Blatt zu seinen Gunsten wenden können. Allen voran der umfassende Story-Koop-Modus für bis zu vier lokale und Online-Piloten - und nicht zu vergessen die EndWar-kompatiblen Stimmkommandos, mit denen man die Hände frei und trotzdem die volle Kontrolle hat! Technisch dürfte Namco kaum beizukommen sein, aber ich bleibe hoffnungsvoll optimistisch, dass Ubisoft die größeren Überraschungen in petto hat.

Ersteindruck: gut

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