Dungeon Siege 303.02.2011, Mathias Oertel
Dungeon Siege 3

Vorschau:

Klassisches Hack&Slay ist rar gesät - sowohl auf Konsolen als auch am PC. Doch die Fans düsterer Dungeon-Crawler brauchen die Klinge nicht ins Korn werfen: Obsidian arbeitet mit Hochdruck an einer Fortsetzung der Dungeon Siege-Reihe. Wir haben uns im Königreich Ehb umgeschaut und den Kampf gegen die dunklen Horden angenommen.

Klassisch, aber obsidianisch

Zugegeben: Die Mannen, die Industrie-Veteran Feargus Urquhart nach der Auflösung der Black Isle Studios bei Obsidian Entertainment um sich geschart hatte, machen sich in erster Linie als Hersteller von Fortsetzungen einen Namen: Knights of the Old Republic 2, Neverwinter Nights 2 beispielsweise.  Auch Dungeon Siege 3 (ab 9,94€ bei kaufen) (DS3) fällt in diese Kategorie. Und doch ist für die Kalifornier vieles beim erneuten Abstecher in die seinerzeit von Chris Taylor entworfene Fantasy-Welt anders. Zum einen hat Obsidian sich das auf Rollenspiele spezialisierte Team nie mit einem klassischen Hack&Slay beschäftigt. Zum anderen hat man sich immer mit fremden Engines arrangieren müssen, während man hier auf eine komplett neue Grafikmotoren-Eigenentwicklung namens Onyx setzt. Trotzdem will man den eigenen Tugenden treu bleiben und die Story nicht vernachlässigen: So gibt es z.B. ein Dialogbaum-System wie bei Mass Effect, bei dem auch die moralische Implikation einer Entscheidung den weiteren Verlauf von Gespräch und Geschichte beeinflussen soll.

Klassisch, aber klassisch

Bei Geschichte und Schauplatz zeigt man sich deutlich konservativer. Das Abenteuer spielt abermals im Königreich Ehb, das seinerzeit auch im ersten Teil den Hintergrund für die Monstermetzelei lieferte. Worum geht es? Die Zehnte Legion ist in Ungnade gefallen. In der Rolle des Helden muss man nicht nur ihre Ehre wieder herstellen, sondern darüber hinaus eine unbekannte böse Macht bekämpfen, um Ehb vor dem Untergang zu retten. So simpel die Geschichte auch gestrickt sein mag, wurde sie in der spielbaren Demo-Version sehr interessant präsentiert: Animierte Zeichnungen, zu denen im Hintergrund ein (noch englischer, die finale Version wird komplett lokalisiert) Sprecher einen dramatischen Text intoniert, sorgen für eine spannende Atmosphäre.

Immerhin hat Obsidian zuletzt mit Quest- und Erzählstrukturen in Fallout New Vegas bewiesen, das man mehr leisten kann als nur "einfache" Fortsetzungen. Insofern bleibt Hoffnung, dass das angestrebte Vorhaben aufgehen kann, Moral, Entscheidungen und Konsequenzen auch in einem Hack & Slay zu etablieren. Der Fokus bei dieser Version lag aber eher auf Präsentation von Kampf und Kulisse.

Der PC, das System der Wahl

 

Die eigens entwickelte Onyx-Engine zaubert idyllische Landschaften und effektgeladene Kämpfe auf den Bildschirm.
Letztere spielt vor allem auf dem PC ihre Stärken aus, wobei die finalen Systemanforderungen noch nicht feststehen. Für sich betrachtet sehen die Konsolen-Varianten wahrlich nicht schlecht aus, doch in punkto Effekte und Texturauflösung liegen sie deutlich zurück.

Die Sichtweite ist auf dem PC höher, die Farben wirken frischer und die Gebiete, die man durchstreifen konnte, überzeugten mit Abwechslung: Brennende Innenräume, grüne Landstriche, ein belebtes Dorf, unterirdische Höhlen - alles wirkt sehr harmonisch. Und das auch auf Konsole, denn selbst wenn der direkte Vergleich zum PC-Bruder unschmeichelhaft ausfällt, kann Obisidians Engine, die derzeit mit zwei Perspektiven (eine eher isometrisch, eine beinahe klassische Schulterkamera) für Übersicht sorgt und stets einen dezenten Unschärfe-Effekt einsetzt, problemlos mit bekannten Hack & Slays mithalten - wobei dies auf Konsolen nicht unbedingt eine Herausforderung ist, da dieses Genre seit Sacred 2 und Marvel Ultimate Alliance 2 weitgehend brach liegt.

   

Interessantes Drumherum

Wie man es von Dungeon Siege kennt, liegen überall in der Gegend Bücher und Schriftrollen herum, die man optional lesen kann. Die Texte in der gespielten Version sind aber bei weitem nicht so ausufernd lang wie mitunter in den Vorgängern. Ebenfalls bekannt ist der begleitende Gefährte, der einen tatkräftig im Kampf unterstützen wird und der mit einer eigenen Persönlichkeit ausgestattet sein soll. Aber noch lässt sich nicht abschätzen, wie sich der Mitläufer auf die Story auswirkt oder wie er auf Entscheidungen des Helden reagiert.

Von diesen Entscheidungen gab es aber schon ein paar Beispiele. So konnte man z.B. einer Witwe helfen, ihren Mann zu rächen. Das wiederum widerspricht dem Codex der Legion, die nicht an simple Motive wie Rache glaubt. Ein Gewissenskonflikt scheint vorprogrammiert: Denn vielleicht würde sie einem im Gegenzug helfen und den Standort eines vom Helden gesuchten Verbrechers preiszugeben. Zu diesen interessanten Dilemmas und möglichen multiplen

Die Figuren hinterlassen auch im Detail einen guten Eindruck.
Lösungswegen werden wir ebenso erst nach einer längeren Spielphase Stellung nehmen können wie zum vorgesehenen Koop-Modus, der mit der so genannten Drop-in-drop-out-Funktionalität ein nahtloses Spielerlebnis ermöglichen soll.

Dynamisch, praktisch, gut

Beim Kampfssytem leistet man sich bislang ebenfalls keine Blöße: Mit zwei Kampfhaltungen (Einhand/Schild-Kombo und Zweihand-Waffe), die man stets umschalten kann und damit Zugriff auf unterschiedliche Spezialfähigkeiten bekommt, wird eine leicht taktische Komponente geboten. Man sollte seinen Stil den Gegebenheiten entsprechend wählen. Gegner, die einen umzingeln, fordern eine andere Herangehensweise als Feinde, die einzeln auf einen zustürmen.

Natürlich kann man nicht nur den direkten Angriff suchen, sondern sich auch seiner Haut erwehren. Dazu steht ein Block sowie eine Ausweichrolle zur Verfügung. Hier könnte allerdings ein ähnliches Problem wie bei Arcania entstehen: Tippt man während des Blocks den Stick an, wird die Ausweichrolle in Gang gesetzt. Eine Möglichkeit, sich auf einen Gegner zu fixieren und ihn im Block zu umkreisen, war nicht festzustellen. Es ist allerdings nicht ausgeschlossen, dass diese Option noch eingebunden wird.

Doch abgesehen von dieser Problematik kloppt und schnetzelt man sich mit gezieltem Knopf-Gehämmer unkompliziert durch die Gegnerfronten, wird dabei gut unterhalten und bekommt obendrauf noch haufenweise Beute ausgeschüttet, was allerdings vermutlich nur in dieser Demo so üppig war, damit auch das aufgeräumte Inventar in Augenschein genommen werden kann.

Trotz einiger Figurenaufstiege lässt sich noch nicht viel über die Individualisierung der Fähigkeiten sagen, dazu gab es einfach zu wenig zu sehen. Angedeutet wurde eine Aufteilung in grundsätzliche Fähigkeiten einerseits und Spezialisierungen dieser Fähigkeiten auf der anderen Seite - was leicht an Sacred 2 erinnert. Nur, dass hier keine gefundenen oder gekauften Runen, sondern wertvolle Aufstiegspunkte geopfert werden. So könnte jede Entscheidung zu einer Gewissensfrage werden. 

Ausblick

Im Kern wird Obsidians Version von Dungeon Siege das Rad sicherlich nicht neu erfinden. Doch das, was wir bislang sehen und spielen konnten, macht mit seiner Mixtur aus klassischen und für das Hack & Slay neuen Elementen Lust auf mehr: Ein eingängiges, wenngleich sehr auf Knopfhämmern fixiertes sowie mit interessanten Spezialaktionen angereichertes Kampfsystem auf der einen und für das Studio typische Dialogbäume mit Moralentscheidungen und Konsequenzen auf der anderen Seite. Das könnte für frischen Wind in einem mittlerweile ausgedörrten Genre sorgen. Doch der Erfolg wird von einigen Faktoren abhängen: Wie sieht es mit dem Schwierigkeitsgrad aus? Schafft es die Story, die angestrebten Moralentscheidungen erzählerisch in Szene zu setzen? Wie wirken sich die individuellen Begleiter aus? Wenig Bedenken gibt es hingegen bei der technischen Umsetzung: Die eigens entwickelte Onyx-Engine spielt vor allem auf dem PC ihre hochauflösenden Stärken aus und zaubert eine detailreiche Fantasywelt auf den Bildschirm. Die Konsolenversionen spielen trotz eines runden Erscheinungsbildes allerdings nur die zweite technische Geige.

Eindruck: gut!

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