Star Wars: The Old Republic04.06.2009, Mathias Oertel
Star Wars: The Old Republic

Vorschau:

Fans der Star Wars-Saga erinnern sich mit gemischten Gefühlen an Star Wars Galaxies, den ersten Abstecher in eine Online-Rollenspielwelt rund um Jedis und Sith, entwickelt von Sony Online Entertainment. Denn spätestens nachdem die Inhalte nach einigen Jahren angepasst wurden und danach so ziemlich nichts mehr mit dem ursprünglich veröffentlichten Titel zu tun hatten, schwand die Hoffnung, online jemals wieder mit dem Lichtschwert losziehen zu können und dabei unterhalten zu werden. Es brauchte wohl erst einen visionären Entwickler wie BioWare, um diesen Traum wahr werden zu lassen.

Star Wars Online - endlich in Gut!

Offliner konnten sich kurz nach dem Star Wars Galaxies-Debakel dank Bioware über Knights of the Old Republic freuen, das bis heute als eines der besten Spiele aus dem umfangreichen Star Wars-Universum gilt - obwohl oder vielleicht gerade weil man sich hier nicht auf die Geschichte um Luke Skywalker oder Darth Vader

Gut oder Böse, Hell oder Dunkel - Star Wars: The Old Republic (ab 39,95€ bei kaufen) überlässt dem Spieler die moralische Entfaltungsfreiheit.
konzentrierte, sondern die Zeit einfach etwa 4000 Jahre zurückdreht und damit die Möglichkeit nutzte, ein frisches Star Wars-Kapitel aufzuschlagen. Entsprechend groß waren Vorfreude sowie Hoffnung angesichts der Ankündigung vor einigen Monaten, dass Bioware an einem neuen Online-Rollenspiel aus dem Star Wars-Universum arbeitete, dass ebenfalls in der alten Republik angesiedelt ist. Noch größer wurde Hoffnung und Vorfreude nach dem ersten eindrucksvollen Trailer, der auf der E3 zum ersten Mal gezeigt wurde. Doch was blieb von diesen Gefühlen nach der ersten Live-Präsentation zurück, die in Los Angeles hinter verschlossenen Türen stattfand?

Um es kurz zu machen: Vieles davon hat nach wie vor Bestand. Denn das, was das Team von Bioware Austin bislang auf die Beine gestellt hat, kann sich sehen lassen. Und das nicht nur im wahrsten Sinne des Wortes, obwohl die Kulisse, die von den Entwicklern als "stilisierter Realismus" bezeichnet wird, einiges bietet. Dahinter kann man sich in etwa ein leicht überzogenes Figurendesign in etwa wie in den letzten TimeSplitters-Spielen vorstellen. Verwurzelt in der Realität, aber vor allem hinsichtlich der Extremitäten mit leichter Comic-Unproportionalität versehen, was wiederum leicht an die Zeichentrick-Klonkriege erinnert. Oder um es kurz zu machen: The Old Republic (TOR) sieht für ein Online-Rollenspiel verdammt gut aus - auch wenn die Texturen der Figuren bei den Nahaufnahmen derzeit noch deutliche Schwächen zeigen.

Entscheidungen fürs Leben

Doch das visuelle ist hier nur das stimmungsvoll abrundende Beiwerk. Viel wichtiger ist der Inhalt, die Seele. Und die präsentiert sich mit allen Vorzügen, die Bioware-Rollenspiele seit jeher ausgezeichnet hat:  Allen voran das ausgeklügelte Zusammenspiel zwischen Kampf, Erforschung, Charakterfortschritt und natürlich Story, das Kennzeichen jedes Bioware-Rollenspiels.

Die Story spielt mehrere tausend Jahre vor dem Star Wars-Universum, wie wir es kennen.
Dementsprechend legt man sich auch hier ins Zeug und präsentiert nicht nur für jede der integrierten Klassen eine eigene Geschichte mit größtenteils eigenen Questgebern usw sondern verlässt sich im Gegensatz zur gesamten Online-Rollenspiel-Konkurrenz nicht auf Textblöcke, um wichtige Story-Elemente vorwärts zu bringen. Stattdessen wird jede Figur, mit der man interagiert, komplett synchronisiert, jeder Dialog wird mit cineastischen Kameraeinstellungen zum Leben erweckt und die ausgefeilte Mimik samt Lippensynchronität tut ihr Übriges - ohne allerdings bis ins letzte Detail die Qualität von z.B. Mass Effect zu erreichen. Doch für ein Online-Rollenspiel scheint TOR die emotionale Anbindung des Spielers mit seinem Alter Ego so umfangreich zu bewerkstelligen wie nie zuvor.

Im Gegensatz zu Offline-Kollegen, bei denen man dank Speicherplätzen kritische Situationen nochmals erleben und ggf. anders entscheiden kann, gibt es hier keine "Rückstell"-Möglichkeit. Die Entscheidungen sind endgültig und die emotionale Tragweite wird dadurch umgehend ungleich intensiver als man es bislang kannte. Bei den Dialogen bedient man sich einer Variation des aus einschlägigen Bioware-Titeln bekannten Auswahlrades, das mögliche Antworten bzw. Gemütslagen zur Verfügung stellt. Ist man innerhalb einer Gruppe unterwegs, kann jeder die Antwort geben. An Klassen wurden hier in Los Angeles auf Seiten der Imperialen der Kopfgeldjäger (quasi die "Boba Fett-Blaupause" und der Sith sowie auf Seiten der Republik der Schmuggler (die "Han Solo-Blaupause") gezeigt, die wie alle anderen noch anzukündigenden Klassen über ganz spezielle Fähigkeiten verfügen. Sowohl Kopfgeldjäger als auch Schmuggler sind zwar hauptsächlich Fernkampfer, haben aber auch Nahkampfangriffe und natürlich unterschiedliche Spezialmöglichkeiten in ihrem Repertoire. Der Kopfgeldjäger z.B. bekommt im Laufe seiner Laufbahn die Fähigkeit, seinen Raketenrucksack einzusetzen und die Gegner aus der Luft unter Beschuss zu nehmen. Der Schmuggler hingegen kann sich immer wieder eine Deckung suchen und von dort versuchen, die Gegner zu erledigen.

Echtzeit - eine runde Sache!

Die Kämpfe finden rundenweise statt - wirken dabei aber so dynamisch, dass man dahinter Echtzeit vermuten könnte.
 Doch bei allen interessanten Ansätzen und dem Hinzufügen einer allumfassenden Sprachausgabe erfindet Bioware das Rad hinsichtlich Kampfsystem, Inventar etc. nicht neu. Ähnlich wie bei Knights of the Old Republic und den üblichen Online-Rollenspielen wird basierend auf verschiedenen Werten eine Standardattacke durchgeführt, wenn man in den Angriffsmodus schaltet. Zusätzlich kann man mit Abkühlzeit versehene Spezialbewegungen durchführen - wie man es kennt. Doch wie schon beim erzählerisch 300 Jahre vorgelagerten Kampf der Ritter der alten Republik vergisst man sehr schnell, dass es sich hier im Kern um Rundenkämpfe handelt. Die Auseinandersetzungen wirken ungemein dynamisch und spätestens bei den ersten heißen Lichtschwertduellen ist einem vollkommen egal, dass man sich bei Bioware hier auf die allseits bekannten Mechanismen verlässt.

Das gilt übrigens auch für das sehr konservativ wirkende Inventar-System, auf das man allerdings noch nicht genauer eingehen wollte. Ebensowenig wollte man zu diesem Zeitpunkt Details zu PvP (Spieler-gegen-Spieler, Anm. d. Red.), Gilden, Sozialtools, Handel, Wirtschaftsystem oder  Gegenstandsherstellung geben. Alles wird integriert, aber Informationen werden dazu erst im Laufe der nächsten Monate folgen. Auch die Frage nach einer lokalisierten Version bzw. der Möglichkeit von diesbezüglicher Lippensynchronität blieb leider noch unbeantwortet.

  

Ausblick

Hinsichtlich der Mechanik bleibt Bioware sowohl den Prinzipien der Online-Rollenspiele treu als auch denen, die sie selbst mit Knights of the Old Republic geprägt haben. Und auch die Kulisse, die mit ihrem an TimeSplitters erinnernden Stil die Brücke zwischen Realismus auf der einen und der Clone Wars-Serie auf der anderen Seite schlägt, ist für sich allein betrachtet kein Grund für Euphorie. Doch Bioware spielt die hauseigenen Stärken auch im Online-Bereich aus und schafft es damit, sich ein nicht zu unterschätzendes Alleinstellungsmerkmal zu schaffen. Mit dem Verzicht auf klassische Textboxen und der Entscheidung pro kontinuierliche Sprachausgabe wird eine hervorragende Basis für das derzeit potenziell emotionalste und erzähllastigste Online-Rollenspielerlebnis geschaffen.  Viele fragen sich, ob und wann es ein Spiel schaffen könnte, dem mittlerweile langjährigen Primus aus dem Hause Blizzard den Rang abzulaufen. Star Wars The Old Republic gehört in dieser Hinsicht zweifellos zu den vielversprechendsten Titeln der letzten Jahre.

E3-Eindruck: sehr gut

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