Vorschau: Call of Juarez: Bound in Blood (Shooter)

von Benjamin Schmädig



Entwickler:
Publisher: Ubisoft
Release:
02.07.2009
18.08.2010
20.05.2011
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Valve erklärt in den Audiokommentaren zu Half-Life 2: Episode 1  nicht ohne Grund, weshalb nicht Alyx das Tempo angibt, sondern der Spieler: Weil der sich sonst gehetzt fühlt. Und genau das passiert in Bound in Blood, denn der Bruder drängelt schon zehn Sekunden nach einer Schießerei zum Weitermarsch, obwohl ich die Umgebung noch nach Munition oder Geheimnissen abgrase. 
Das beherrscht hingegen nur Thomas: Mit Lassos kann er in die Höhe klettern, um sich einen besseren Überblick zu verschaffen.
In Verbindung mit dem fehlenden freien Erkunden fehlt dem Spiel deshalb vieles, was im Vorgänger die Faszination des Wilden Westens erst lebendig gemacht hatte. Hoffentlich arbeiten die Entwickler noch daran, bevor sie die goldene Disk ausrufen!

Der Matrixwestern

Immerhin verhalten sich die Gegner ansprechend clever, indem sie bei Gefahr ihre Position wechseln und in Deckung gehen. Und auch ich darf neuerdings ein Deckungssystem nutzen - das mir allerdings mehr Kopfzerbrechen bereitet als dass es Schutz bietet. Gut ist, dass ich an jeder Ecke automatisch in Deckung gehe, falls das System aktiviert ist. Unhandlich ist aber, dass ich von da an nicht mehr das Fadenkreuz kontrolliere, sondern die Bewegung meiner Figur. Sprich: Drücke ich nach links, lehnt sich Ray nun nach rechts aus der Deckung heraus. Jetzt erst müsste ich einen Feind anvisieren - da hatte ich das ungewöhnliche System aber schon längst abgeschaltet.

Neu ist auch die Vielzahl automatisch ablaufender Szenen, in denen man z.B. zwei Fadenkreuze mit den Analogsticks bewegt. Solche Zeitlupen-Momente gibt es häufig, wenn Thomas und Ray gemeinsam eine verriegelte Tür eintreten oder per Kutsche vor wütenden Cowboys fliehen. Ein ganz anderes Reaktionsspiel sind die überarbeiteten Duelle mit den Anführern gegnerischer Banden: Mit dem linken Analogstick schleicht man diesmal langsam, das Thema aus "Spiel' mir das Lied vom Tod" pfeifend, um seinen Kontrahenten herum, um ihn in der Mitte des Bildes zu halten. Gleichzeitig hält man mit dem rechten Stick die Hand in der Nähe des Revolvers. Beim Ertönen eines Gongs greift man schließlich möglichst schnell nach dem Colt, um den vorher ins Auge gefassten Gegner schnell zu treffen. Trotz zahlreicher Fehlversuche waren das für mich schon in der Vorschau große Westernmomente!

Hinzu kommen Szenen wie die Verfolgungsjagd aus dem Inneren einer Kutsche heraus oder ein Konzentrationsmodus, nachdem man eine gewisse Anzahl Gegner getroffen hat. Ray kann dann wie im Vorgänger für wenige Sekunden mehrere Feinde in einer extremen Zeitlupe anvisieren, um sie anschließend im Schnelldurchlauf automatisch zu erledigen. Thomas schießt hingegen auf automatisch anvisierte Gegner, indem er den rechten Analogstick wie die Sicherung eines Revolvers immer wieder nach hinten zieht - cool!

Rauchende Colts und ferne Schreie

Keine Frage, die Bleiwechsel sind erneut erstklassig inszeniert! Fiese Gringos lauern mir auf den Dächern auf, Gewehre hinterlassen dicke Rauchschwaden, Pferdewagen oder Holzkisten bieten
Darf in keinem Western fehlen: der Ritt zu Pferde.
Deckung, beim Laufen klimpern die Schellen der Cowboy-Stiefel, Pistolenschüsse hallen lange nach, bevor sie mit dem Zirpen der Grillen verschmelzen: Die Polen kennen die Zutaten für einen packenden Western-Showdown! Nur an der akustischen Abmischung arbeiten sie hoffentlich noch, denn wenn ein 100 Meter entfernter Soldat so laut schreit als stünde er direkt neben mir, kratzt das an der eben erst aufgebauten Stimmung.

Doch so versiert das Prequel oberflächlich gemacht scheint; der Großteil des Macho-Trips läuft stets nach dem gleichen Strickmuster ab. Sollte sich daran im letzten Drittel nichts ändern, wird Bound in Blood bei mir wohl den Eindruck eines mittelprächtigen Actionfilms hinterlassen: unterhaltsam, aber ohne bleibende Momente. So gut die Prärie zudem aussieht, so starr wirken viele Figuren. Das gilt besonders für Pferde, denen noch dazu die Augen fehlen. In den Filmszenen wirken aber vor allem die Protagonisten so merkwürdig künstlich, dass die ohnehin etwas vernachlässigte Charakterzeichnung nur noch befremdlicher wirkt.

Ein kurzes Wort übrigens zum Bankraub oder dem Eisenbahn-Überfall per Internet sowie dem in Pressemitteilungen erwähnten kooperativen Modus: Die Optionen für Multiplayer sowie zusätzliche Download-Episoden waren zwar bereits im Menü vorhanden - sind  in dieser Vorschau-Version allerdings noch nicht verfügbar.  
 

AUSBLICK



Trotz einiger Schwächen habe ich den ersten Ausflug in die Welt von Ray McCall sehr genossen - und ich bin selbst nach der etwas ernüchternden Vorschau-Fassung gespannt auf die Vorgeschichte zu Call of Juarez! Doch warum ernüchtert? Der Wilde Westen sieht gut aus, die Weitsicht lässt mich durchatmen, die Schießereien gereichen einem Hollywood-Film zur Ehre und stilechte High Noon-Duelle sind das Salz in der Suppe. Hat Bound in Blood damit nicht alles, was ein Western braucht? Scheinbar nicht. Denn der Wilde Westen bietet mehr als mir das Macho-Abenteuer weismachen will - vieles davon gab es bereits im hauseigenen Vorgänger! Ich will meinen Blick über die dürre Steppe streifen lassen. Ich will in Ruhe sehen, was mich hinter den hölzernen Kulissen eines Saloons erwartet. Ich will die ganze Bandbreite eines Abenteuers im frühen Nordamerika erleben. Kurzum: Ich will nicht im Kugelrausch durch einen monotonen Schlauch-Western gehetzt werden. Aber genau das tut der Nachfolger. Dass die große Abwechslung des Vorgängers einem vergleichsweise eintönigen Action-Stakkato weichen musste, steht dem Nachfolger bislang ebenso wenig wie die furchtbar unpassenden E-Gitarren des unglücklichen musikalischen Adrenalinkicks. Ich hoffe, dass Techland für das Finale seines Prequels entweder erzählerische oder spielerische Asse im Ärmel versteckt oder dass die Entwickler zumindest den  hetzenden Bruder noch beschwichtigen. So oder so: Das abenteuerliche Gefühl der ganz großen Freiheit wird dieses Call of Juarez wohl nicht noch einmal erwecken. Vielleicht wird ja aber noch gute Westernaction in einem großartigen Ambiente daraus...

Ersteindruck: befriedigend
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Kommentare

Duschkopf. schrieb am
Leider nur 6-8 Stunden im SP. :(
Ich bin zwar z.b. bei Uncharted auch nach 20 Stunden noch nicht ganz durch, weshalb ich von COJ2 wahrscheinlich ein paar Stunden mehr erhoffen kann. Aber ob ich hier zum Vollpreis zuschlage möchte, werde ich mir trotz der hohen Wertungen noch mal überlegen.
DieMulla schrieb am
joa freu mich drauf ! das game ist sogar in der deutschen version un cut ! Respekt ! *gg*
johndoe843877 schrieb am
US-Version enthält,wie schon der erste Teil,eine deutsche Tonspur.
Duschkopf. schrieb am
Hab heute mal in den Testbericht der PC Games am Bahnhofskiosk reingespickt und mich gefreut, dass es auch einen Open-World-Level gibt, wo man in Ruhe Einkaufen, Leute beschützen oder Banditen jagen kann.
SK3LL schrieb am
Die guten Test's stimmen mich sehr zuversichtlich auf den Titel. Ich hoffe das wird sich bestätigen, denn ich freu mich sehr auf den Wild-West-Shooter.
schrieb am