Vorschau: Lost Planet 2 (Action-Adventure)

von Jörg Luibl



Entwickler:
Publisher: Capcom
Release:
07.05.2010
15.10.2010
07.05.2010
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ab 10,89€
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Man kann die Kampagne mit bis zu vier Freunden kooperativ spielen.
Im Zentrum der Erkundung stehen immer noch die Dataposten, die man per Knopfdruck aktivieren muss, um eine Radarkarte des Gebiets zu bekommen - danach sieht man auch schon, wo man als nächstes hin sollte und wo die Feinde lauern. Allerdings ist territoriale Übersicht angesichts der überschaubaren und teilweise engen Level des Einstiegs gar nicht nötig; man stößt schnell an unsichtbare Grenzen, die leider nicht immer geschickt kaschiert werden: Obwohl man vor einem klar sichtbaren Vorsprung steht, springt man einfach gegen eine Wand - das muss im Jahr 2010 nicht mehr sein Dafür punktet das Spiel später mit etwas offeneren Gebieten inklusive verwinkelter Gänge sowie mit seiner vertikalen Dimension, die akrobatische Klettertouren in die Höhe ermöglicht. Außerdem kommen rasante Zugfahrten inklusive Bosskampf hinzu, die wir zusammen mit anderen packenden Situationen im Test näher beleuchten. 

Neu ist nicht nur, dass es viel Bewegung am Himmel gibt - Helikopter und Flugwesen sorgen für Leben am und Gefahr vom Horizont. Neu ist auch, dass man nach der Erledigung von bestimmten Monstern nicht nur Thermalenergie, sondern auch schwebende Kisten für Boni aufsammelt, die das Arcadegefühl verstärken. Und neu ist auch, dass man nicht mehr alleine unterwegs ist: Man ist kein Held, der ein Abenteuer erlebt, sondern spielt hintereinander fünf Protagonisten unterschiedlicher Fraktionen, die den Konflikt auf dem Planeten aus ihrer Sicht erleben; erst in der sechsten Episode sollen die Zusammenhänge klar werden. Führt das zu Beliebigkeit oder tatsächlich zu Spannung bis zur letzten Sekunden? Ich bin da sehr skeptisch, denn man erfährt von diesem ersten Helden nahezu nichts und es gibt kaum Smalltalk; er wirkt bisher wie ein charakterloser Söldner, den man sich im Hauptmenü nach allen Regeln der Multiplayerkunst aus zig Vorlagen erschaffen kann - ein austauschbares Abziehbild mit Wumme; da war mir der Held im Vorgänger trotz kitschiger Story lieber.

Du bist nicht allein!

Moment, das ist doch? Richtig: Marcus Fenix & Co. Nach dem Durchspielen schaltet man auch Charaktere aus Gears of War frei - jedenfalls auf der Xbox 360.
Auch in der Kampagne lassen sich bis zu drei KI-Kameraden dazu schalten, die vollkommen autark kämpfen. Das machen sie auch sehr gründlich. Trotzdem beginnen hier meine Probleme als Solist: Ich kann den Jungs ja keine Befehle geben, so dass die taktische Planung wegfällt. Ich will ja kein Rainbow Six , ich suche hier keinen Taktik-Shooter, aber wenigstens elementare Anweisungen wie "Halt" oder "Bleibt hinter mir!". Als es in einer Mission darum geht, vier Dataposten gleichzeitig zu halten, ist man quasi ohne Befehle auf den Zufall angewiesen. Und sie bewegen sich teilweise so frei und chaotisch, weil ich ihnen auch nicht sagen kann, dass sie z.B. dicht bei mir bleiben sollen, dass sogar viele Monster von ihnen im Vorfeld erledigt werden, während ich irgendetwas einsammle. Den ersten großen Akriden haben sie quasi alleine erledigt - wo bleibt da die Spannung?

Zumal mir Capcom diese auch noch mit künstlichen Continues raubt, die erneut das Aracdegefühl intensivieren: Wenn die Lebensenergie sinkt, kann man sie auf Knopfdruck einfach wieder auffrischen - dafür zahlt man dann mit der gesammelten Thermalenergie. Man kann diese sogar auf verwundete Kameraden schießen, um sie zu heilen. Erzählerisch nennt man diesen technischen Fortschritt "Harmonisierer", für mich ist es bisher ein "Langweilisierer". Auch das damit verbundene Konzept der Kampfpunkte muss sich noch auf lange Sicht beweisen: Wenn man selbst oder ein Team-Mitglied stirbt, sinken diese. Ist das auch für die Kampagne sinnvoll oder nur für Freischaltbares im Multiplayer?

Deathmatch statt epische Kampagne?

Action im Vital Suit: Diesmal können sich vier Leute mit den Mechs bewegen - einer steuert, einer hängt sich seitlich ran, zwei bedienen die Geschütze.
Lost Planet 2 fühlt sich in den ersten Episoden mit den sehr kurzen Kapiteln an wie ein explosives Deathmatch im Dschungel, aber noch nicht wie ein episches Abenteuer: Es poppen Erfolgsmedaillen auf, wenn ich x Monster hintereinander platt mache und wenn man ein Gebiet gesäubert hat, muss man mit den drei Kämpfern in einem markierten Ausgangsbereich warten, während die Zeit abläuft. Danach geht es ins nächste Level und spätestens, wenn man nicht von Akriden, sondern von menschlichen Dschungelpiraten attackiert wird, zeigen sich auch noch KI-Probleme, denn manche Kämpfer reagieren viel zu lethargisch trotz Sichtkontakt und Beschuss: Sie lassen sich aus zwei Metern von hinten beschießen. Das erinnert an die Schwächen des Figurenverhaltens, das auch schon den Vorgänger plagte.

Am Ende jeder Mission gibt es dann Punkte und Statistiken. Geht es noch künstlicher? Warum spart man sich so etwas nicht für den kooperativen Multiplayer auf? Der könnte natürlich richtig rocken, denn hier kann man sich per Voice Chat taktisch absprechen und gemeinsam Bosse jagen. Bis zu vier Freunde können diese Kampagne mit tausend Individualisierungen vom Charakter mit dicker Wampe über die Anime-Uniform bis hin zur Jubelgeste samt Laola-Welle zusammen erleben - es soll an die 100 Gesten geben. Nach dem Durchspielen kann man übrigens auch prominente Charaktere wie Wesker (Resident Evil) oder Frank West (Dead Rising) freischalten sowie auf der Xbox 360 noch die Muskelberge aus Gears of War. Neben der Kampagne, die vier Spieler kooperativ bestreiten können, dürfen sich bis zu sechzehn im Multiplayer bekämpfen - inklusive weltweiter Ranglisten, Statistiken, Teambildung und Auszeichnungen; außerdem hat Capcom die Benutzeroberfläche so gestaltet, dass sie jetzt einer Communityseite inkl. Newslaufband gleicht. Wenn man "MyPage" betrachtet, denkt man unweigerlich an die Sportspielmenüs von EA. 
 

AUSBLICK



Vor einem Jahr habe ich das erste Mal Lost Planet 2 gesehen. Und das, was Capcom mir in Monaco vorspielte, entlockte mir eine Vorschau mit sehr gutem Ausblick - spektakuläre Bosskämpfe und kooperative Action ohne Kompromisse. Jetzt konnte ich zum ersten Mal selber in den Dschungel aufbrechen und bin etwas ernüchtert: Die Kampagne wirkt bisher wie ein großes Deathmatch, aber nicht wie ein episches Abenteuer; man fühlt sich nicht wie ein Held, hat keinerlei Einfluss auf zugeschaltete Kämpfer, sammelt schnöde Trophäen, heilt sich per Knopfdruck und startet nach dem Respawn ohne Herzklopfen. Wo bleibt die Spannung für Solisten? Noch habe ich mich lediglich durch zwei Episoden gekämpft, aber hier wurde scheinbar das Multiplayer-Spieldesign mit kurzen Levels einfach über die Kampagne gestülpt. Außerdem kann die schneebefreite Kulisse im Zeitalter von Uncharted 2 oder Modern Warfe 2 nicht mehr so begeistern: Die japanische Engine, die mit Resident Evil 5 zur Hochform auflief, liegt mittlerweile im internationalen Polygonwettkampf hinten. Ja, das sieht alles richtig gut aus, aber es rockte noch nicht. Capcom hat allerdings noch einen Joker: Die riesigen Kreaturen. Hier könnte die Action noch einige Highlights in petto haben, die sich auch schon andeuteten, als ein monströser Gigant während der Zugfahrt den Himmel verdunkelte. Ich hoffe auch, dass die Story und Perspektivwechsel die Dramaturgie aufwerten können und dass der vorbildliche Multiplayer mit all seinen Individualisierungen noch was rausholt: Die Bosse sollen ja im Kampf zu viert unberechenbarer agieren als in der Kampagne. Ob das Spiel noch auf Touren kommt? Ich drücke die Daumen! Momentan hat es die gute Einschätzung allerdings nur knapp erreicht und ist weit weg von Awardtemperatur.

Ersteindruck: gut
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Kommentare

FreshG schrieb am
Ich finde die neuen Orte sehr schön
Dashwood schrieb am
Ich hab mich selbst mal dran versucht weil ich so neugierig war und die Kritiken zum Spiel ja auch weit auseinander gehen. Da hilft eben nur eines: Sich selbst die Meinung verschaffen ;)
Ich schließe mich meinem Vorredner an was das Effektfeuerwerk und die Grafik angeht - da kann man eigentlich wirklich nichts schlechtes drüber sagen. Da kommt man voll auf seine Kosten, was das Spiel verspricht.
Die Story, naja... nichts ist perfekt würde ich sagen. Tatsächlich ist sie relativ flach, aber um ehrlich zu sein stört mich das bei diesem Genre nicht besonders. Für mich ist es grade mal ein Leitfaden, der einen durch die Abschnitte schiebt und die "Rettet die Welt"-Story, wie Raksoris es so schön umschrieben hat, reicht eigentlich dafür aus. Jedenfalls gibts genug Material, dass Uwe Boll draus einen Film machen könnte :D (hoffentlich liest er das nicht!)
Der Schwierigkeitsgrad ist wirklich knackig, aber ich sah es eher als Herausforderung. Natürlich kann es frusten, wenn man sich öfters an einer Mission versuchen muss, weil man die Hucke voll bekommt, doch das ist mir persönlich lieber, als im Schnelldurchlauf alles umzuholzen. Ich will es aber nicht schönreden, der Schwierigkeitsgrad ist moderat und Fehler werden kaum verziehen - möge sich jeder selbst ein Urteil davon machen.
Zum Splitscreen kann ich leider nichts sagen, aber dafür zum Online Modus, der mir sehr gut gefallen hat. Ich will aber jetzt nicht all zu viel weitere Worte drüber verlieren, sondern rate vielmehr Interessenten des Action/Shooter-Genres, sich das Spiel selbst anzusehen und zu bewerten. Oft wird auch die Steuerung bemäkelt und tatsächlich musste ich mich damit anfangs übel herumschlagen, doch nach einer kleinen Gewöhnungsphase, klappte das eigentlich auch ganz gut.
Wenn ich 10 Punkte zu verteilen hätte, würde ich Lost Planet 2 reinen Gewissens eine 7,5 geben - doch das ist wie gesagt meine eigene und persönliche Bewertung/Ansicht. Fans dieses Spielgenres haben sicherlich mächtig viel Spaß und werden...
Raksoris schrieb am
So jetzt cirka 10 Stunden gespielt und kann der 4 players Wertung zustimmen.
Ich spiele es mit nem Freund zusammen und das erste was einem auffällt ist, dass Capcom den Splitscreen mehr als nur verhunzt hat.
Es ist eine Verschwendung von der Hälfte des Bildschirms.
So einen schlechten Splitscreen habe ich selten gesehen, da hat sich lost Planet 2 schon viel verschenkt.
Von der Story kann ich auch nach 10 STunden net viel sagen:
Spoiler
Show
Hej retet die Welt weil ein Kategorie Über G von ner bösen Firma die Welt zerstören wird
Von Gameplay her ist das Spiel gut, es ist ein wahres Explosionsfeuerwerk und macht richtig Spass sich in den Kampfanzug zu setzen und mit nem riesigen Raketewerfer auf andere Vs zu zielen.
Und das Spiel ist teilweise doch recht schwer konzipiert worden.
Einige Missionen musste ich doch tatsächlich 3 mal spielen bevor ich sie beende( war "nur" auf Mittel gestellt).
Die Bossgegner die ich bis jetzt gesehen habe sind Klasse in Szene gesetzt, groß , brachial und gemein.
Da ich keinen Onlinemodus habe kann ich nicht bewerten wie der ist , aber wer auf so eine Art Spiel steht sollte es sich ausleihen oder kaufen, es macht echt Spaß.
Inaturani schrieb am
ritterfluch hat geschrieben:Ich werd's mir erst am Montag holen können. :(
Mach das! Lohnen tut es sich auf jeden Fall. Online hab ich mittlerweile auch schon gezockt, macht echt total Laune, kann ich nur empfehlen! Wer sich immernoch nicht dazu durchringen konnte, sich das game mal reinzufahren, dem kann ich das Review von "Ausgepackt" der GamingClerks empfehlen und natürlich die trailer, die weiter oben schon genannt wurden.
ritterfluch schrieb am
Ich werd's mir erst am Montag holen können. :(
schrieb am