Left 4 Dead 215.06.2009, Michael Krosta
Left 4 Dead 2

Vorschau:

Nicht mal ein Jahr ist es her, als Valve mit Left 4 Dead die verfaulte Zombie-Meute los ließ und neue Maßstäbe im Genre kooperativer Actionspiele setzte. Daher war die Überraschung groß, als man auf der E3-Pressekonferenz von Microsoft für den kommenden Herbst einen Nachfolger ankündigte. Während sich die einen freuen, fühlen sich die anderen von Valve hintergangen und befürchten nicht nur eine dreiste Abzocke, sondern glauben auch, dass mit der Ankunft des zweiten Teils automatisch die versprochene Unterstützung des Vorgängers mit neuen Inhalten ausbleibt. Wir haben uns in den Überlebenskampf gestürzt, um uns selbst ein Bild davon zu machen, ob man tatsächlich nur ein Left 4 Dead 1,5 serviert...

Von Voodoo zu Zombies?

Die Stadt New Orleans ist nicht nur für ihr idyllisches Südstaaten-Flair bekannt, sondern gilt auch als eine der Hochburgen für Okkultes und Voodoo-Zauberei. Mit dem Hauch des Übernatürlichen sollten die Einwohner also vertraut sein, aber dass irgendwann aggressive Zombies die Straßen bevölkern und alles anfallen, was nach einem leckeren Appetit-Happen aussieht, hätten sie wohl auch nicht gedacht. Doch genau dieses Szenario wird in Left 4 Dead 2 (ab 69,90€ bei kaufen) grausige Wirklichkeit und so schlägt man sich im gewohnten Vierer-Team von einem Unterschlupf zum nächsten durch und hofft, es gemeinsam bis zum rettenden Evakuierungspunkt zu schaffen. Die Truppe des Vorgängers wird dabei durch ein neues Quartett ersetzt, das aus einem gewissen Nick, Ellis, Coach und der "Quotenfrau" Rochelle besteht - nähere Informationen zu den Charakteren gibt es

Das typische Bild: Aus allen Himmelsrichtungen stürmen Zombies heran. Allerdings wirkten die Kulissen in der gezeigten Kampagne nicht ganz so düster wie im Vorgänger.
bisher noch nicht. Spielerische Unterschiede wie verschiedene Stärken und Schwächen bemerkt man auch hier wieder nicht. Der Hintergrundgeschichte will man jetzt dagegen etwas mehr Aufmerksamkeit widmen und verspricht für jede der insgesamt fünf Kampagnen ein eigenes Intro und weitere Storyschnipsel durch Dialoge sowie Radio- und TV-Übertragungen, die in den Spielverlauf eingebettet werden, aber dabei optional bleiben. Wer sich also nur durchschlagen will und keinen Wert auf Informationen zur Zombie-Invasion legt, rennt einfach weiter.

New Orleans Chainsaw Massacre

Das Waffenarsenal ähnelt mit seiner Auswahl an MPs, Shotguns, Sturm- und Scharfschützengewehren sowie Pistolen dem des Vorgängers. Doch während man dort noch den Luxus unendlicher Munition bei der Pistole genießen durfte, sind die Kugeln beim zweiten Teil begrenzt. Und was mache ich, wenn ich keine Magazine mehr hab, meine Kameraden selbst kaum noch Schüsse abfeuern können, das nächste Depot noch nicht in Sicht ist und die nächste Zombie-Welle schon wieder heran stürmt? Genau das dürfte der richtige Zeitpunkt sein, um nach Nahkampfwaffen Ausschau zu halten, mit denen man sich der untoten Brut neuerdings zur Wehr setzen kann. Beim Anspielen bin ich lediglich über eine Axt gestoßen, doch

Für genügend "Kanonenfutter" ist gesorgt...
ließ Doug Lombardi von Valve bereits durchblicken, dass man sich wohl auch mit einer Kettensäge durch die Zombie-Horden metzeln darf. Klingt spaßig, aber ob die USK das auch so sieht?

Die Mutationen sind los!

Bei den Gegnern stellen sich meist die gleichen Exemplare in den Weg, die einem schon im ersten Teil versucht haben, das Überleben schwer zu machen: Neben den dummen Standard-Zombies, die hier nur in veränderten Outfits auf Menschenjagd gehen, werfen auch wieder die Smoker ihre Fangzungen aus oder starten Hunter aus dem Hinterhalt die gefürchteten Sprungattacken. Auch die fetten Boomer sind wieder mit von der Partie und bespucken einen dabei genüsslich mit ihrer ekligen Gallenflüssigkeit, die auch dann noch gefährlich werden kann, wenn die Biester nach einem guten Treffer zerplatzen und die grünliche Brühe im hohen Bogen durch Gegend fliegt. Wird man getroffen, zieht man auch hier automatisch die Meute an, die sich wild auf einen stürzt. Wesentlich seltener, aber dafür umso gefährlicher ist die Witch. Hat man dieses Wesen erst mal aus Versehen aufgeschreckt, gibt es kein Entkommen mehr! Beim Überlebenskampf durch die Straßen und Abwasserkanäle von New Orleans haben wir darüber hinaus auch die Bekanntschaft mit einem neuen Boss-Infizierten gemacht: Der Charger erinnert zunächst an eine kleine Ausführung des mächtigen Tank und kommt ähnlich stürmisch angerast. Dabei versucht er mit seinen mächtigen Armen die Gruppe auseinander zu reißen und schleudert sie mit geballter Kraft weg. Im Anschluss kann es passieren, dass er sich ein Opfer gezielt heraus pickt und es so lange mit Schlägen malträtiert, bis der Spieler stirbt oder die Kameraden den Charger vorher erledigen, der zum Glück nicht ganz so viel einstecken kann wie ein Tank. Insgesamt sollen neben dem Charger zwei weitere Boss-Infizierte eingeführt werden. Deren Enthüllung hebt sich Valve allerdings für die GamesCom und andere Events auf.      

Die Launen des Regisseurs

Eines der bemerkenswerten Features von Left 4 Dead war der KI Director. Dieser künstliche "Regisseur" sorgte im Hintergrund in erster Linie dafür, dass sich der Überlebenskampf der vier Akteure meist so spannend und dramatisch wie möglich gestaltete. Dazu analysierte er durchgehend den Gesundheitszustand sowie das Verhalten der Gruppe und platzierte Boss-Gegner sowie die Zombie-Wellen so, dass das Team es im Idealfall gerade so in den nächsten Schutzraum schaffen sollte. Gleichzeitig glich durch die dynamischen Anpassungen kein Durchgang dem anderen, weshalb die Partien immer wieder mit neuen Überraschungsmomenten und Dramatik aufwarten konnten. Für den Nachfolger möchte man noch einen drauf setzen und stattet den so genannten KI Director 2.0 deshalb mit noch mehr Befugnissen aus. So ist er nicht nur wie gehabt für die Platzierung und Anzahl der Gegner verantwortlich, sondern kann darüber hinaus auch das Wetter beeinflussen. Laut Doug Lombardi könnte der "Regisseur" im Sumpf z.B. ein Unwetter herauf ziehen lassen und dadurch die Weitsicht bei peitschendem

Der Besuch auf einem Friedhof darf naturgemäß auch nicht fehlen...
Regen oder Nebel deutlich einschränken. Die Idee klingt auf jeden Fall interessant, aber auf der E3 konnten wir uns leider noch nicht selbst ein Bild vom "Wettergott" machen.

Neuer Mehrspielermodus geplant

Das gilt auch für den Versus-Modus, in dem Spieler auch in die verfaulende Haut von einem Teil der Boss-Infizierten schlüpfen dürfen. Wird man denn endlich auch die Kontrolle über die Witch übernehmen können? Doug Lombardi ist sich dessen bewusst, dass viele Spieler diesen Wunsch haben. Aufgrund ihrer enormen Stärke würde die Witch das Balancing aber völlig durcheinander wirbeln, weshalb man bisher darauf verzichtet hat, sie dem Zombie-Team zur Verfügung zu stellen. Momentan experimentiert man allerdings bei Valve mit verschiedenen Kombinationen und überlegt, wie man die Witch doch noch spielbar machen könnte. So wäre es z.B. denkbar, sie auf nur ein Teammitglied zu limitieren oder ihr Auftauchen pro Session nur ein Mal zu ermöglichen. Die Tests laufen... Daneben soll Left 4 Dead auch einen völlig neuen Mehrspielermodus enthalten. Dieser soll jedoch erst in den kommenden Monaten vorgestellt werden, so dass nähere Informationen auf der E3 noch nicht zu erhaschen waren.

Ist Left 4 Dead jetzt tot?

Aber was ist denn nun dran an den Befürchtungen, dass mit dem Erscheinen von Left 4 Dead 2 der Vorgänger ad acta gelegt wird? Gar nichts, wenn man den Worten von Lombardi Glauben schenkt. So wies er darauf hin, dass gerade erst das SDK (Software Development Kit) von L4D veröffentlicht wurde, womit User selbst weitere Inhalte kreieren können. Gleichzeitig will auch Valve selbst den Titel weiter mit Updates versorgen. Trotzdem ist das Risiko selbstverständlich vorhanden, die Fan-Gemeinschaft in zwei Lager zu teilen. Nicht jeder wird bereit sein, für den schnellen Nachfolger wieder die Geldbörse zu zücken. Und wer Gefallen an den Nahkampfwaffen und den neuen Boss-Infizierten findet, wird wohl kaum wieder zum "alten" Left 4 Dead zurückkehren wollen. Bereits vor dem Release wird man die Möglichkeit haben, den Nachfolger anzutesten. Dabei verfährt Valve nach dem gleichen Prinzip wie schon beim ersten Teil: Vorbesteller erhalten zunächst einen exklusiven Einblick in die Demo, während der Rest erst später bedient wird.   

Ausblick

Keine Frage: Left 4 Dead war ein großartiges Mehrspieler-Erlebnis und deshalb kann Valve beim Nachfolger eigentlich nicht viel falsch machen. Der Überlebenskampf im Team ist nach dem ersten Anspielen auf der 360 und dem PC noch genau so fesselnd wie zuvor, während neue Gegner, frische Schauplätze und Nahkampfwaffen die Action weiter abrunden. Trotzdem wirkt alles mehr wie ein Left 4 Dead 1,5 und man darf sich zurecht die Frage stellen, ob es hier nicht auch ein kostenpflichtiger Download-Inhalt tun würde. Immerhin legt die Zombie-Hatz auch technisch kaum zu, aber sieht auf dem PC immer noch deutlich besser aus als auf der 360. Doch vielleicht hat Valve mit dem neuen Spielmodus und den bisher noch nicht weiter enthüllten Boss-Infizierten noch einige Überraschungen in petto, mit denen sich Left 4 Dead 2 den Status eines vollwertigen Nachfolgers verdienen kann. Bis dahin bin ich vorsichtig optimistisch, denn alleine die fünf neuen Kampagnen, die von Anfang an im Koop- oder Versus-Modus in Angriff genommen werden dürfen, sind schon ein guter Grund für mich, sich auf Left 4 Dead 2 zu freuen.

Ersteindruck: sehr gut

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