Battlefield 329.09.2011, Paul Kautz
Battlefield 3

Vorschau:

Der Kampf der Giganten geht in eine neue Runde: Battlefield gegen Call of Duty, Schlachtfeld-Halbrealismus gegen Hollywood-Pomp, Mehrspieler-Wahnsinn gegen Mehrspieler-Wahnsinn, Gesinnung gegen Gesinnung - ein Kampf auf Leben und Tod? Vermutlich nicht. Aber immerhin erlaubt einem die gerade laufende Beta-Version einen ausführlichen Blick auf das, was einen in Battlefield 3 (ab 5,61€ bei kaufen) erwartet.

Die Rückkehr der Diva

Hübsch ist es, aber nicht weltbewegend - wobei die Grafikqualität der Beta nicht zwangsläufig für das finale Produkt stehen muss.
Hübsch ist es, aber nicht weltbewegend - wobei die Grafikqualität der Beta nicht zwangsläufig für das finale Produkt stehen muss.
Ich sollte anmerken, dass ich Shooter seit einigen Jahren bevorzugt auf Konsolen spiele. Klar, PCs haben Vorteile - die bessere Grafik, die präzisere und schnellere Steuerung, das Vorhandensein von Serverbrowsern. Und dennoch hat mir diese Beta schon weit vor Spielbeginn wieder mal deutlich gezeigt, warum es für mich nicht von Nachteil ist, dass ich privat keinen PC mehr habe. Denn bevor ich auch nur einen Schuss abgeben durfte, musste ich erstmal durch folgende Reifen springen:

- EAs Vertriebsplattform Origin installieren (bzw. auf den neusten Stand bringen), was das Abnicken von vier Seiten EULA beinhaltet, wobei ich mir sicher bin, dass ich damit meinen Erstgeborenen losgeworden bin.

- das Battlelog-Plugin für meinen Browser installieren

- die neusten Grafikkartentreiber für meine GeForce GTX 580 installieren. Nicht die offiziellen, wohlgemerkt - sondern die eine deutlich höhere Versionsnummer tragenden Beta-Treiber.

Okay, ist alles erledigt, ich drücke auf »Spiel starten«, es öffnet sich... Firefox. Öh? Schau einer an, das ist also Battlelog. Es gibt zumindest für die Beta kein Spielmenü - alle Infos, Statistiken und Spielauswahlmöglichkeiten (Multiplayer, Co-Op und Kampagne) tummeln sich jetzt im Browserfenster. Das Battlelog soll die Zentrale für alle Battlefield-Angelegenheiten sein: Im Stile eines sozialen Netzwerkes findet man hier Freundes- und Clanlisten, massenhaft Statistiken (z.B. über Spielfortschritt, freigeschaltete Abzeichen oder Treffergenauigkeit), man kann eigene Clansymbole basteln, in tonnenweise Ranglisten schmökern oder die Freunde im Stile eines Xbox Live-Party direkt in ein Spiel einladen - sehr praktisch.

Statistikfans an die Front!

Sehr unpraktisch dagegen der Serverbrowser, jedenfalls in der gegenwärtigen Form. Für einen Konsolenfreund ist eine enorme Erleichterung, endlich mal selbst Hand an die Wahl des Servers legen zu dürfen:Das Auto-Matchmaking von Bad Company 2 ist regelmäßiger Hort der Flüche, denn man wird ständig auf

Ein Anblick, an den man sich gewöhnen sollte: In BF3 kann man sich nicht nur ducken, sondern auch auf dem Boden kriechen. Das dürfte gerade die Sniper-Fraktion freuen.
Ein Anblick, an den man sich gewöhnen sollte: In BF3 kann man sich nicht nur ducken, sondern auch auf dem Boden kriechen. Das dürfte gerade die Sniper-Fraktion freuen.
Server geworfen, die zwei Sekunden nach Beitritt beendet werden, in denen man allein gegen zwölf Gegner dasteht oder die man nicht flaggen kann und somit beim Neuladen immer wieder auf demselben landet. Nichtsdestotrotz ist die über Battlelog laufende Liste im gegenwärtigen Zustand alles andere als ein Fanservice, denn die wichtigste Information (wie viele Leute spielen gerade auf dem Server?) entpuppt sich sehr oft als Humbug - direkt nach dem Laden steht da was von 28/32, Zutritt ist aber nicht möglich, weil der Server voll ist. Und das wieder und wieder und immer wieder. Irgendwann hatte ich die Schnauze voll davon, habe via »Quick Match« das Auto-Matchmaking angeworfen und mich meinem Schicksal ergeben. Das teilweise extrem lange Wartezeiten beinhaltete, bis endlich eine Verbindung zum Spiel hergestellt werden konnte - aber gut, das ist ja auch eine Beta.

Das merkt man auch an der Stabilität des Codes, der auf ebenso zittrigen Beinen steht wie ein Drahtseilläufer über einem Haifischbecken: Ich habe genau zwei Partien auf reguläre Art und Weise beenden können, knapp zwei Dutzend andere wurden für mich abgeschlossen - mit einem Absturz des Spiels, zurück zum Battlelog, natürlich unter Verlust aller Errungenschaften der Runde. Dazu kommen noch teilweise richtig üble Lags, in denen man das Gefühl vermittelt bekommt, den Moonwalk in einem Leimbottich aufzuführen. Richtig schlimm waren aber die Grafikfehler: In einem Abschnitt auf dem Grün vor den ersten M-Com-Stationen war wohl Treibsand versteckt, jedenfalls verschwanden Spieler (inkl. mir selbst) da regelmäßig im Boden - ein Weg raus war nur noch über Selbstmord möglich, nichtsdestotrotz konnte man von da unten noch vorbeilaufende Gegner abknallen. Okay, ist eine Beta, in der es in erster Linie um die Netzwerkbelastung geht - aber ob sich DICE mit diesem technischen Jammerbild einen Gefallen getan hat?

Ebenfalls ein typisches Bild der Beta: Der Blick von unten auf die Map, dank eines fiesen Grafikglitches.
Ebenfalls ein typisches Bild der Beta: Der Blick von unten auf die Map, dank eines fiesen Grafikglitches.

Der Nachteil der Rumliegerei

Battlefield ist Multiplayer. War schon immer so. Zwar soll es dieses Mal auch eine richtige Kampagne geben, aber selbst im »Story-Ableger« Bad Company 2 war die irgendwann abgehakt, woraufhin der großartige Mehrspielermodus die Oberhand gewann. »Operation Métro«, die öffentliche Karte in der Mehrspieler-Beta, gestattet 32 Spielern den Sprung aufs Schlachtfeld. Da ist allerdings noch nicht Schluss, wie ein Blick auf »Caspian Border« verrät, der nicht-öffentlichen Karte, auf der sich 64 Spieler austoben dürfen. Dort, und gegenwärtig nur dort, gibt es auch Fahrzeuge - Operation Métro ist eine reine Rumlatsch-Angelegenheit.

Die BF3-Beta spielt sich spürbar anders als z.B. Bad Company 2 und CoD: Black Ops. Die Spielgeschwindigkeit ist langsamer, die Figuren sind empfindlicher, die Waffen wirkungsvoller.
Die BF3-Beta spielt sich spürbar anders als z.B. Bad Company 2 und CoD: Black Ops. Die Spielgeschwindigkeit ist langsamer, die Figuren sind empfindlicher, die Waffen wirkungsvoller.
Bzw. Rumlieg, denn neuerdings darf sich jeder Soldat nicht mehr nur hinknien, sondern auch richtig hinlegen. Und das ist eine höchst zweischneidige Angelegenheit: Denn zum einen ist man dadurch nicht so unsichtbar, wie man denkt; wer liegt, gibt in Abständen ein deutlich sichtbares Lichtblitzen ab. Auf der anderen Seite sind die Soldaten in BF3 deutlich weniger stabil als z.B. in BC2 oder CoD: Black Ops. Sprich: Man geht viel schneller drauf. Und das ist in Kombination mit den großen Karten mit viel Buschwerk, in dem sich Sniper wunderbar versteckt hinlegen können, eine teilweise enorm frustrierende Angelegenheit. Kein Wunder also, dass 90% der Killcam-Bilder einen am Boden krauchenden Soldaten zeigen. Ich befürchte auf Dauer böses Rumlieg-Spamming.

Faith auf dem Schlachtfeld

Allerdings wurden auch viele mehr oder weniger deutliche Verbesserungen eingeführt: Sehr praktisch finde ich die Funktion, dass es einem überlassen wird, ob man eine Wiederbelebung auf dem Schlachtfeld akzeptiert oder nicht. Wie ich es in BC2 hasse, wenn ein Medic blind vor Punktegeilheit über die Map rennt und alles zurück ins virtuelle Leben bratzt, was da rumliegt - und zwar mitten im Gefecht. Also erhebt man sich zwangsläufig von den Toten, nur um eine Sekunde später wieder draufzugehen - gaaaaaanz toll gemacht, Supermedic! Das passiert jetzt nicht mehr.

Sehr nützlich auch die Funktion, dass man Laservisiere jetzt als dicken roten Schein wahrnimmt und so noch eine klitzekleine Ausweichchance hat. Auch die Taschenlampe, die man unter die Waffe montiert und damit gerade in dunklen Abschnitten (wie dem Tunnel bei Operation Métro) den Feind mächtig blenden kann, ist sehr praktisch - wenn auch natürlich sehr verräterisch, aber man kann sie natürlich auch schnell abschalten. Gut für Punktesammler sind die »Sperrfeuer-Boni«, die man bekommt, wenn man in die Richtung der Gegner feuert und sie so in Schach hält, während sich ein Teamkamerad um den Abschuss kümmert. Weitere Neuerungen umfassen die heftiger wackelnden Scharfschützenvisiere, die für deutlich weniger

Klar - ohne Teamarbeit kein Battlefield. Die Verwaltung von Freundeslisten und Clans ist über Battlelog sehr einfach, allerdings hat der Serverbrowser noch mächtige Macken.
Klar - ohne Teamarbeit kein Battlefield. Die Verwaltung von Freundeslisten und Clans ist über Battlelog sehr einfach, allerdings hat der Serverbrowser noch mächtige Macken.
Sniper-Gespamme sorgen dürften, die stärkere Betonung von einzelnen Feuerstößen (Dauerfeuer führt nirgendwohin außer dem letzten Blick auf die eigene zuckende Hand) - sowie den saucoolen Sprungbewegungen über Hindernisse, die ein wenig an Mirror's Edge erinnern. All das und mehr sorgt dafür, dass BF3 etwas langsamer gespielt werden muss als bislang gewohnt. Wer blind mit der F2000 voran in Richtung M-Com stürmt, dürfte eine bedrückend eindeutige Kill/Death-Ratio in der Endabrechnung begutachten dürfen.

Zerstört wird morgen

Auch an den Klassen hat sich etwas geändert: Den klassischen Medic gibt es nicht mehr, dessen Fähigkeiten und Waffen wurden jetzt auf zwei Klassen verteilt - Assault und, neu, Support. Ansonsten bleibt alles beim Alten: Da wäre noch der Scharfschütze, der immer noch wie ein Wookie aussieht, sowie der Engineer, der Schrecken aller Panzerfahrer. In der Beta gibt es nur den bereits bekannten Rush-Spielmodus, in dem das eine Team M-Com-Stationen sprengen, das andere genau das verhindern muss. Sehr ärgerlich für PC-Spieler: Optionen lassen sich nur aus dem Spiel heraus einstellen, es gibt kein vorangestelltes Menü. Man steht also doof auf dem Schlachtfeld herum und riskiert ein Messer in der Kehle, während man die Grafikeinstellungen nach oben kurbelt. Man kann sich den ganzen Spaß allerdings auch sparen und die Automatik die Systemgeschwindigkeit herausfinden lassen. So oder so sind die Hardwareanforderungen für volle Details zwar hoch, aber nicht irre hoch - wenn euer Rechner mit Crysis 2 keine Probleme hat, dann wird er auch diese Beta locker darstellen können. Das Gezeigte kann sich damit allerdings nicht messen: Die Grafik geht mehr in Richtung Realismus, weg von Krachbumm-Rabatz (das gilt auch für die Waffensounds). Auch von dem berühmten Zerstörungspotenzial der Frostbite 2-Engine bekommt man in der Beta praktisch nichts zu sehen.

Auf den Konsolen präsentierten sich mir zwei sehr unterschiedliche Bilder: Auf der PS3 gab es vor allem jede Menge Kantenflimmern sowie jede Menge Pop-Ups (besonders bei den Bäumen) zu sehen - die Spielgeschwindigkeit war allerdings beeindruckend hoch. Und auf der 360? Gab es nur die folgende Meldung: »Error: Unknown Error«. Äh. Danke. Sehr hilfreich.

Ausblick

Ich mag das Rumgeliege überhaupt nicht. Selbst mit den glitzernden Lichtlein lädt diese Funktion viel zu sehr zum Ausnutzen ein; die immergleichen Bilder auf den Killcams sprachen da eine ziemlich eindeutige Sprache. Außerdem habe ich echt Angst vor weitläufigen Karten wie »Heavy Metal« aus BC2 - ich sehe es schon kommen, dass sich da 64 Sniper in 64 Büschen verstecken und jeder auf den anderen lauert. Aber gut, die Zeit wird zeigen, wie viel Spam-Potenzial in dieser neuen Funktion liegt. Davon abgesehen gab es sehr viel Neues und davon viel Gutes zu spielen - gerade die Entscheidung, ob man eine Wiederbelebung akzeptiert oder nicht, empfinde ich als sehr sinnvoll. Außerdem hoffe ich (nach zu vielen schlechten Erfahrungen in BC2) auf einen vernünftigen Serverbrowser auf Konsolen. Man merkt, dass sich DICE von BC2 und Black Ops in Richtung Schlachtfeldrealismus entfernen will: Kämpfer gehen leichter drauf, die Waffen sind wirkungsvoller, Es gibt viel Distanzkampf, dezenteres Spotting und das nützliche Sperrfeuer. Auch die Präsentation will zumindest in der Beta keine Hollywood-Konkurrenz sein: Das Ganze sieht sehr gut, aber nicht überragend aus. Die Karten sind exzellent ausgeleuchtet und glaubwürdig aufgebaut, die Figuren bewegen sich wunderbar geschmeidig. Ich glaube daran, dass DICE wieder sehr gute Shoooterkost abliefern wird, aber die Beta hatte zu viele Unzulänglichkeiten, als dass ich jetzt schon vor Freude aus der Hose hüpfen würde.

Ersteindruck: gut

Ihr interessiert euch für die Kampagne? Die dazu gehörige Vorschau findet ihr hier.

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