Resident Evil: Operation Raccoon City08.07.2011, Paul Kautz
Resident Evil: Operation Raccoon City

Vorschau:

Die Untoten sind aller Hygieneprobleme zum Trotz immer noch in, sowohl in Büchern als auch in Kinofilmen und Spielen - und Capcom reitet als großer Herrscher über das Faulfleisch natürlich ganz vorne mit. Allerdings geht der neue Resident Evil-Teil in eine andere Richtung, als man vielleicht erwarten könnte.

Munition sparen? Hahahahahahahaha!

Operation Raccoon City (ORC) hat mit den früheren Resis vor allem Szenario und Figuren gemeinsam: So trabt man durch die aus dem zweiten Teil bekannte Polizeistation, kämpft sich an der Fans von Teil 3 bekannten »Stagla Gas Station« vorbei und verfolgt Leon Kennedy. Öh, was? Wieso das denn? Der ist doch einer von den Guten! Genau - nur spielt man in ORC einen von den Bösen.

Genau genommen einen von sechs Spezialisten des Umbrella-Spezialkommandos, das im Auftrag der Mutterfirma jegliche Hinweise auf den T-Virus aus Raccoon City tilgen soll. Die Qual der Wahl: »Spectre« ist der Aufklärer, der mithilfe seiner Wärmebildkamera Gegner durch Wände hindurch sehen kann. »Vector« ist quasi der Ninja der Truppe, kann sich unsichtbar machen und Feinde unauffällig ausschalten. »Bertha« (die eigentlich Michaela Schwerder heißt) ist die Heilkundige im Team; kann Verletzte heilen oder Gesunde stärker machen, schneller und widerstandsfähiger. »Four-Eyes« trägt, anders als ihr Name erwarten lässt, keine Hornbrille, ist aber in der Lage, Zombies zu kontrollieren. »Lupo« ist der klassische »Fire and Forget«-Soldat - und »Beltway« schließlich ist der Tank der Bande: groß, breit, teilt übel aus, steckt mächtig ein, bewegt sich langsam. Was macht man mit so einer schlagkräftigen Truppe? Man erledigt Zombies im Megapack!

ORC ist ein Shooter, der viel mehr in Richtung Left 4 Dead oder Gears of War geht als zur eigentlichen Serie. Ja, es soll ein paar Puzzles geben, die Bossgegner werden wohl auch mehr Taktik als einfach nur »Immer mitten in die Fresse rein« verlangen, aber sonst herrscht von Munitionsmangel keine Spur - und das sollte einem genug über das Spiel sagen: Zombies sind hier keine Grauen erregenden Gegner, sondern hohle, stöhnende Dutzendware. Es gibt Maschinengewehre, Pistolen, SMGs und Schrotflinten, außerdem kann man seinen Teufelskerl noch über freispielbare Extras verbessern - dann macht man mehr Schaden, hat mit weniger Rückstoß zu kämpfen oder ist spurtstärker. Natürlich hat jedes Teammitglied unterschiedliche Wummen sowie Extras zur Verfügung - wie Unsichtbarkeit, Wärmebildansicht oder Annäherungsminen.

Vier Fieslinge auf Tour

Wie gesagt spielt man dieses Mal die bösen Umbrella-Schergen, bekommt es also nicht nur mit Zombies, sondern auch mit STARS sowie normalen Polizeieinheiten zu tun. Otto-Normaluntoter tritt als Klonarmee auf, aber es gibt auch seltenere, aus der Serie besser bekannte Gegner wie Hunter, Licker oder Tyrants. Aber den Großteil seiner Zeit verbringt man wohl gegen Opfer des T-Virus, die schnell erledigt sind - entweder mit Waffengewalt oder mit den mittlerweile serientypischen Nahkampf-Angriffen. Die es auch

Man darf sich den untoten Horden, den Polizisten und den STARS zu viert gleichzeitig in den Weg stellen. Jeder Umbrella-Agent hat unterschiedliche Fähigkeiten und Spezialfunktionen.
Man darf sich den untoten Horden, den Polizisten und den STARS zu viert gleichzeitig in den Weg stellen. Jeder Umbrella-Agent hat unterschiedliche Fähigkeiten und Spezialfunktionen.
in einer Art Fatality-Form gibt (»Brutal Kills«), was die USK mit Sicherheit freuen wird - denn da wird u.a. der Zombiekopf in einen mächtig spritzenden Brei verwandelt, der Bildschirm bleibt danach noch eine Zeit lang rot triefend. Man sollte allerdings nicht jeden einzelnen Stöhnschlurfer zu einem Kugel-Kunstwerk machen, denn man kann sie auch in mehrfacher Hinsicht zum eigenen Vorteil nutzen - so lassen sie sich z.B. im geschwächten Zustand als untoter Schutzschild missbrauchen. Außerdem kann man sie gezielt auf menschliche Gegner schicken, indem man diese anschießt, woraufhin die Zombies sofort das frische Blut riechen und sich johlend auf den McFleisch stürzen. Aber Obacht - das kann einem selbst ebenfalls angetan werden! Außerdem ist es möglich, dass man im Nahkampf, falls man den Feind nicht schnell genug abschüttelt, mit dem T-Virus infiziert wird. Danach hat man kurz Zeit, sich zu heilen oder von einem Teamkameraden heilen zu lassen. Schließt sich dieses Fenster, verwandelt man sich in wankendes Gammelfleisch und darf dabei zusehen, wie man die eigenen Kollegen anfällt, während man darauf wartet, wieder ins Spiel gelassen zu werden. Denn solange einer überlebt, geht es an der gleichen Stelle weiter; erst wenn alle ins faulige Gras gebissen haben, geht’s zum letzten Checkpunkt zurück.

Anders als in den letzten Teilen darf man sich beim Schießen frei bewegen, außerdem gibt es ein einfaches Deckungssystem, dank dem man sich hinter jedem geeignet großen Objekt verstecken und daraus gezielt oder blind feuern darf. Bis zu vier Zombie-Hasser dürfen gleichzeitig loslegen, sowohl lokal als auch online. Zusätzlich gibt es noch diverse Mehrspielermodi für bis zu acht Spieler, in denen menschliche Teams gegeneinander antreten, Umbrella-Einheiten gegen Spec Ops.

Ausblick

Wenn man Capcom eines nicht vorwerfen kann, dann ist es Scheu vor Diversifizierung. Allerdings muss das nicht immer in Freudentänzen in den Straßen enden, wie man zuletzt erst an Resident Evil: The Mercenaries 3D gesehen hat.  Raccoon City ist gleich der nächste Kandidat, der mit dem ursprünglichen Resi-Spielprinzip so ziemlich gar nichts mehr zu tun hat - oder doch? Denn wenn man genauer hinsieht, dann ist der Sprung zum reinen Shooter zumindest konsequent; bereits die Teile Vier und Fünf hatten mit dem Survival Horror von früher nichts mehr zu tun. Jetzt geht es also zum Shooter-Pomp, mit allem Drum und Dran: Verschiedene Charakterklassen, Deckungssystem, Waffen und Munition im Überfluss, dumpfbackige Gegner im Dutzendpack. Ob einem der Schritt zu Left 4 Dead 3: Resident Evil jetzt gefällt oder nicht, sei dahin gestellt - es spielt sich auf jeden Fall toll. Ich bin auf diesen Zombie-Winter sehr gespannt, wenn das Duell Dead Island gegen Raccoon City stattfindet. Fans klassischer Resi-Gänsehaut sollten ihre Hoffnung aber wohl lieber in Revelations stecken, das irgendwann nächstes Jahr erscheint.

Ersteindruck: gut

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