Far Cry13.12.2003, Paul Kautz
Far Cry

Vorschau:

Ein entfernter Ruf dringt in die 4P-Redaktion ein, und lockt mit einer verführerischen Botschaft: die Rede ist von einem Shooter aus deutschen Landen mit unglaublicher Grafik, toller Spielbarkeit und massig Freiheit im Spieldesign. Von einem Shooter, der der internationalen Konkurrenz zeigen will, was eine Shotgun ist. Wir folgten dem Ruf, und ließen in karibischer Atmosphäre die Action-Seele baumeln – mehr dazu in der Preview..

Hölle auf Erden

Eine Story in einem Shooter ist eine willkommene Abwechslung, und Far Cry (ab 4,00€ bei kaufen) hebt sich sogar aus dem üblichen Einerlei um Weltenrettung und Zombies von einem Planeten freier ab: Ihr schlüpft in die Rolle von Jack Carver, der die Journalistin Valerie zwecks Fotoshooting zu einer einsamen tropischen Insel schippert. Doch alles kommt anders als erwartet: Ihr werdet beschossen, Valerie wird von unbekannten Söldnern entführt, ihr versinkt in einen unangenehmen Schlummer. Kurz darauf erwacht ihr in einem verlassenen Bunker, woraufhin euch das Spiel die Kontrolle überlässt.

Grafisch ist das Spiel eine Wucht - Landschaft, Figuren und Fahrzeuge sind sehr detailliert.

Der erste Level dient als Tutorial, und bringt euch die genretypische Steuerung näher. Habt ihr nach kurzer Lauf- und Kletterstrecke ein Funkgerät gefunden, meldet sich plötzlich ein unbekannter Gönner zu Wort. Er verspricht euch zu helfen, jedoch müsst ihr ihm auch den einen oder anderen Gefallen tun – aber was hat man schon für Alternativen auf einer paradiesischen Insel, auf der höllische Zustände herrschen?

Karibische Freiheit

Soviel zur Vorgeschichte von Far Cry. Habt ihr den Bunker verlassen und steht erstmals blinzelnd im Tageslicht, entscheidet ihr über das weitere Vorgehen. Der Spieler wird nicht in ein enges Leveldesign-Korsett gezwängt, sondern kann in einem gewissen Rahmen selbst entscheiden, was er mit seiner Zeit auf der Insel anfängt. Zwar habt ihr Missionsziele, aber wann und in welcher Reihenfolge ihr die abklappert, bleibt euch überlassen. Ihr habt vielerlei Möglichkeiten euch über die Insel fortzubewegen. Da das Eiland extrem groß ist, dauern Fußmärsche entsprechend lange.

__NEWCOL__

Aus diesem Grund könnt ihr sämtliche herumstehenden Vehikel benutzen: Jeeps, Buggys, sogar Gleitschirme. Die Fahrphysik ist sehr realistisch, aber dennoch actionreich genug, um wildes Gehoppel und rasante Verfolgungsjagden zu ermöglichen.

Jack im Wunderland

Als frischgebackener Far Cry-Tourist empfiehlt es sich als Erstes, eine kurze Sightseeing-Tour zu machen, um die prächtige Grafik zu genießen. Far Cry ist momentan eines der optisch schlicht beeindruckendsten Spiele für den PC. Die mit allerlei Hügeln und Tälern übersäte Insel wird von dichten Palmenwäldern und verzierendem Buschwerk umhüllt, die sich hervorragend als Versteck nutzen lassen. Das Wasser plätschert sanft an den Strand, und falls euch nach einem Bad zumute ist, erwarten euch am Meeresgrund herumschwimmende Fische und sanft in der Strömung schwingende Pflanzen. Fantastische Lichteffekte bewirken in Echtzeit berechnete Schatten, sämtliche Figuren sind butterweich animiert und detailverliebt modelliert. Im Innern von Höhlen blitzen euch im Schein der Taschenlampe mit Bump Mapping verzierte Wände entgegen, und die Übergänge an die frische Luft geschehen natürlich in Echtzeit.

Nachts sind alle Söldner grau: Das Nachtsichtgerät bringt Licht ins Dunkel.

Nachts erwarten euch im fahlen Mondschein herumschwirrende Leuchtkäfer, außerdem könnt ihr ein das Bild surreal verzerrendes Nachtsichtgerät aktivieren. Kurz gesagt liefert Far Cry eines der derzeit glaubwürdigsten virtuellen Szenarien in einem Computerspiel. Die einzige Trübung, die unser scharfes Auge bislang ausmachen konnte, waren die detailarmen und grob aufgelösten Fahrzeug-Cockpits.

Schleichender Hektiker

Far Cry lässt dem Spieler größtmögliche Freiheit bei der Wahl seiner Vorgehensweise. Ein Beispiel: In einer Basis warten locker zehn Gegner auf euch. Ihr könntet jetzt einfach direkt drauflos stürmen. Mit sorgfältig getimten Hit-and-Run-Aktionen aus Pistole und MG braucht ihr zwar einige Zeit, bis die Basis leer ist, aber es geht. Ihr dürft aber auch zum Scharfschützengewehr greifen, und zuerst die sichtbaren Gegner beseitigen, um hinterher leichteres Spiel zu haben. Alternativ könnt ihr um die Basis herumschleichen – auf der Rückseite ist ein dickes Stahlrohr festgezurrt. Einen kleinen Schnitt mit der Machete später rollt diese Walze auf die Basis zu, und plättet dabei mehrere Widersacher.

Ob ihr Feuer speiend durch die Gegnerreihen hetzt, oder vorsichtig einen Widersacher nach dem anderen erledigt ist euch überlassen.

Eine weitere Möglichkeit bietet sich, indem ihr einige ungünstig positionierte Feinde ablenkt: Ein geschickt geworfener Stein wirkt hier Wunder. Wie ihr seht, habt ihr alle Freiheiten der Welt, so dass jeder Spielertyp auf seine Kosten kommt.__NEWCOL__

Generell empfiehlt sich allerdings der vorsichtige Weg. Nicht nur, dass ihr nicht eben unendlich viel Munition herumschleppen könnt – auch die Gegner sind harte Nüsse. Sie schlagen bei Verdacht sofort Alarm, verbünden sich mit Kollegen und versuchen euch in die Zange zu nehmen, nutzen Bäume, Felsen und weitere Gegebenheiten als Verstecke und schießen verdammt scharf.

Die Computergegner arbeiten im Team und nutzen jede sich bietende Versteckmöglichkeit.

Far Cry ist kein Hektiker-Shooter wie UT 2003 oder Quake 3, sondern viel mehr als eine Art actionlastiges Splinter Cell zu betrachten – mit einem Waffenarsenal, das keine Konkurrenz zu scheuen braucht. Pistolen, MGs, Raketenwerfer, Messer und vieles mehr erwarten euch. Mit den meisten Knarren könnt ihr die Sicht näher heranzoomen, auf Scharfschützen wartet überdies ein weiteres Schmankerl: Um beim Zielen nicht dauernd mit dem stark wackelnden Fadenkreuz kämpfen zu müssen, könnt ihr per Tastendruck für wenige Sekunden die Luft anhalten, woraufhin die Sache wesentlich einfacher vonstatten geht

Krawall auf der Insel

Kein moderner Shooter ohne Mehrspielermodus: Ihr könnt euch mit bis zu 31 Freunden per LAN oder Internet auf momentan 18 Karten in mehreren Spielmodi balgen. Neben Deathmatch und Team Deathmatch sorgt besonders der Assault-Modus für Stimmung: Zwei Teams spielen gegeneinander, das Ganze dreht sich um das Hissen der eigenen Flagge in der gegnerischen Basis. Gelingt das, muss der Unterlegene um eine Spielzone zurückweichen. Hat ein Team alle drei Zonen einer Karte für sich beansprucht, hat es gewonnen.

Ihr könnt jedes herumstehende Fahrzeug benutzen - eure Gegner machen das auch.

Das ständige Hin und Her um die Spielzonen macht mächtig viel Spaß und sorgt für einen stets präsenten Nervenkitzel. Praktischerweise könnt ihr wie in Team Fortress Classic unter mehreren Spielerklassen wählen: Der normale Soldat ist das Rückgrat jeder guten Flaggenhisser-Brigade. Der schwächliche Doktor sorgt für schnelle Heilung und verwirrte Gegner. Der Scharfschütze behält die Bande aus sicherer Entfernung im Auge. Und der Ingenieur schließlich ist wichtiger als er zunächst aussieht.__NEWCOL__

Denn er kann allerlei Dinge errichten, die den Spielverlauf erheblich beeinflussen: Straßensperren, MG-Bunker oder Türme – selbstverständlich hat er auch Dynamit dabei, um gegnerische Prunkbauten schneller zu knacken als eine Erdnuss. Natürlich dürft ihr euch auch Mehrspielermodus teilweise gemeinsam hinter das Steuer eines Fahrzeuges klemmen, um lange Fußmärsche zu vermeiden, auf denen man unter Umständen einem vorwitzigen Sniper zum Opfer gefallen wäre. Leider bedarf der Multiplayermodus noch einiger Optimierung; bei unserem Probespiel waren regelmäßige Ruckler und Lags an der Tagesordnung – aber nicht umsonst veranstalten Ubi Soft und Crytek gerade einen groß angelegten Multiplayer-Betatest.

Als Ingenieur könnt ihr im Mehrspielermodus unter anderem stationäre Geschütze errichten.

Falls euch übrigens nach eigenen Landstrichen zumute ist, könnt ihr auch zum beiliegenden Editor greifen, der das Designen von neuen Karten so einfach macht, wie das Anpinseln einer Wand: Ihr malt einfach etwas Land auf´s Wasser, hebt und senkt es nach Belieben und überpinselt es mit Bäumen und Sträuchern, setzt 3D-Objekte hinein und könnt euch per Knopfdruck sofort in die Karte versetzen lassen, um eine Proberunde zu drehen.

Ausblick

Far Cry ist Balsam für gestresste Redakteurs-Augen: Ein derartig schönes Szenario bietet kein anderer Shooter. Ohne die Waffen und die Gegner könnte es auch glatt als Urlaubs-Simulation durchgehen – großartig! Neben der hinreißenden Optik wird euch auch spielerisch nur beste Kost geboten. Ihr habt alle Freiheiten der Welt, könnt selbst entscheiden wann ihr was wie macht, könnt auf Erkundungstouren im Jeep gehen, in einem Schiffswrack umhertauchen und vieles mehr. Wer auf derlei verzichten kann, greift einfach zur Waffe und erlebt handfeste Action wie aus dem Lehrbuch. Natürlich bedarf das Spiel noch allerhand Feinschliff, gerade im Mehrspielerbereich. Doch insgesamt gehört Far Cry definitiv zu den gegenwärtig vielversprechendsten Shootern. Und im Gegensatz zu den STALKERN und Half-Lifes dieser Welt liegt auch der Release in fast schon greifbarer Nähe – genug Zeit, die Karabik-Tickets zu buchen!

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.