Starhawk06.01.2012, Jan Wöbbeking
Starhawk

Vorschau:

Im Weihnachtsgeschäft des Jahres 2007 bescherte Sony Online-Spielern mit Warhawk eine echte Arcade-Perle: Wer die fliegenden Kampfroboter im Griff hatte, konnte sich so blitzschnelle Dogfights am Himmel liefern wie sonst nirgendwo. Jetzt kommt der fluglastige Third-Person-Shooter zurück – in entschleunigter Form, aber auch angereichert mit einer Kampagne und einem erstaunlich taktischem Bau-Feature.

Aufbau, Ballern, Dogfights

Vor kurzem haben wir das Spiel bereits in der geschlossenen Beta angetestet, bald

Wer schweben will, muss sich neuerdings ein Jetpack bauen...
Wer schweben will, muss sich neuerdings ein Jetpack bauen...
soll auch der Starttermin für den offenen Testlauf bekannt gegeben werden. Das Highlight des neuen Konzepts ist das „Build & Battle“-Feature: Während ich mich über das Schlachtfeld ballere, kann ich jederzeit ein Gebäude oder andere nützliche Dinge aus dem Boden stampfen. Das funktioniert ähnlich intuitiv wie das Erteilen von Befehlen in Taktik-Shootern. Ich peile einen brach liegenden Punkt vor meiner Basis an, öffne einen Menü-Kranz, wähle z.B. eine Wand aus und Sekunden später knallt das massive Bau-Element vor meinen Füßen auf den Boden. Erklärt wird das Feature durch Raumkreuzer, welche über dem Planeten schweben und blitzschnell ihre schwere Fracht abwerfen.

Mit etwas Glück wird sogar ein Gegner drunter zerquetscht, doch in der Regel benutzt man die „fliegenden Bauten“, um sich schön in seiner Basis einzuigeln. Hier ein automatischer Geschützturm, dort ein großes Energieschild, daneben ein Sniper-Turm und eine Konstruktionsrampe für einen der Starhawk (ab 12,30€ bei kaufen)-Kampfrobbis  – und schon hat es der Gegner eine ganze Ecke schwerer, an unsere Fahne zu gelangen. Die Modi wie Flaggenklau, Zonen-Eroberung und Team-Deathmatch sind recht klassisch gehalten, doch im Weg zum Ziel offenbaren sich die taktischen Möglichkeiten von Starhawk.

Dezentraler Weltraumkrieg

Eine gute Absprache per Headset ist hier Gold wert, denn die Action spielt sich noch stärker

...bei den neuen Flugrobotern wurde der Hover-Modus dagegen gestrichen. Sie zischen wie ein kleiner Jet über den Planeten oder durch im All schwebende Kometen.
...bei den neuen Flugrobotern wurde der Hover-Modus dagegen gestrichen. Sie zischen wie ein kleiner Jet über den Planeten oder durch im All schwebende Kometen.
als in anderen Titeln an unterschiedlichen Orten ab: Einer beschützt und baut an der Basis, ein anderes Grüppchen kümmert sich um einen Außenposten auf einer am Rand gelegenen Insel, ein drittes Kommando stürmt vereint zur feindlichen Flagge. Wer die begrenzte Rift-Energie ökonomisch einsetzen will, nutzt z.B. die bereits gebaute Rampe eines Kollegen und lässt sich dort seinen Flug-Robbi bauen. Über allem zischen ein paar Starhawk-Mechs am Himmel entlang und liefern sich Dogfights. Ganz so schnell und verbissen ging es in der Luft bisher aber nicht zur Sache, denn die Mechs sind neuerdings nicht mehr so mächtig wie früher. Wenn ich als Fußsoldat ein wenig drauf halte, ist der Stahlkoloss schneller zerlegt als erwartet.

Eine einschneidende Änderung sind die beschnittenen Flugfähigkeiten:  Der Schwebe-Modus wurde gestrichen. Neuerdings kann man nur noch wie mit einem Jet durch die Luft düsen, allerdings in drei Geschwindigkeiten. Wer Ziele oder Gegner auf dem Boden effektiv bekämpfen will, kann nicht mehr bequem und blitzschnell in den Hover-Modus umschalten, sondern muss erst einmal landen und seine Widersacher vom Boden aus unter Feuer nehmen – und macht sich so stärker angreifbar. Wer trotzdem schweben möchte, kann sich allerdings ein Jetpack bauen lassen, was übrigens wie jede andere Konstruktion am Konto der begrenzten, aufladbaren Rift-Energie zehrt. Allgemein hat mir das Fliegen bisher nicht so viel Spaß gemacht wie im Vorgänger, in dem sich die Handhabung griffiger anfühlte. Auch am Boden ist die Steuerung noch nicht ideal. Im Vergleich zu Halo: Reach oder anderen Shootern fühlt sich das Zielen auch nach ein wenig Feinjustierung der Empfindlichkeit etwas schwammig an.

Zu viert gegen die Weltraum-Zombies

Anders als im Vorgänger wird diesmal übrigens auch eine Einzelspieler-Kampagne

Auf Knopfdruck lassen sich direkt aus dem Spiel heraus Wände, Bunker, Robo-Rampen und mehr bauen.
Auf Knopfdruck lassen sich direkt aus dem Spiel heraus Wände, Bunker, Robo-Rampen und mehr bauen.
angeboten, welche sich mit insgesamt bis zu vier Personen kooperativ spielen lässt. Ausprobieren konnten wir sie noch nicht, aber in den bislang verfügbaren Infos erfährt man bereits ein wenig über Story und Hintergründe der Weltraumschlachten. Das Abenteuer dreht sich um das einst unzertrennliche Brüderpaar Emmet und Logan Graves. Beide hatten einen Job als Minenarbeiter beim nicht gerade ungefährlichen Abbau der begehrten Rift-Energie. Sie ist die wertvollste Substanz im All und wird auch in Mehrspieler-Matches für den Bau von Hilfsmitteln eingesetzt. Eines Tages kamen beide mit der brandgefährlichen Substanz in Kontakt. Bei Logan setzte der unumkehrbare Prozess der Mutation ein, welcher verunglückte Minenarbeiter in agressive Kreaturen mit leuchtenden Arterien verwandelt. Die Opfer der Mutation werden von den übrigen Menschen wie Aussätzige behandelt und rotten sich daher zu einer eigenen Fraktion zusammen.

Emmet dagegen scheint besonders starke Abwehrkräfte gegen das Gift entwickelt zu haben. Als erster bekannter Fall verwandelt er sich nur zur Hälfte in das Energiewesen. Fortan sitzt er zwischen den Stühlen: Die Menschen trauen ihm nicht mehr über den Weg und die infizierten „Aussätzigen“ wollen auch nicht viel mit ihm zu tun haben. Also verlässt er den Minen-Planeten und schließt sich einer unabhängigen Truppe an. Sie macht Jagd auf die mutierten Krieger, welche die Koloniebewohner neben den Abbaustätten überfallen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Emmett auch wieder auf seinen nun verfeindeten Bruder trifft.

Gewitter in der Einöde

Nur rund fünf Stunden soll die Kampagne laut Entwickler LightBox dauern. Sie führt durch

Auch mit einer MG ausgestattete Jeeps gehören zum Fuhrpark.
Auch mit einer MG ausgestattete Jeeps gehören zum Fuhrpark.
die gleichen Szenarien wie die Internet-Matches für bis zu 32 Spieler: Es geht ins All mit darin herum schwebenden Kometen und auf die Oberfläche der mit Asche oder Sand bedeckten Planeten. Es passt zum Thema, dass sie ein wenig trostlos wirken, trotzdem sehen die bisherigen Mehrspielerkarten zu generisch aus. Die Felsstrukturen, die Spuren im Sand, die Muster auf den Bauten: All das wiederholt sich häufig und lässt das Spiel im Vergleich zu Highlights wie Uncharted 3 ein wenig alt aussehen. Immerhin glänzt hier und da eine erfreulich scharf strukturierte Metalloberfläche hindurch. Auch in der von Blitzen erleuchteten Atmosphäre gibt es eigentümliche organisch anmutende Dinge zu sehen. Am Sound sollten die Entwickler ebenfalls noch schrauben. Wenn man noch die brachiale Soundkulisse von Battlefield 3 im Ohr hat, wirkt das seichte Rauschen von Waffen, Mech-Triebwerken und Explosionen in Starhawk regelrecht einschläfernd.

Als Belohnung für Siege, erfolgreiche Team- und Einzelaktionen greift auch Starhawk auf Erfahrungspunkte zurück, mit dem man seinen Charakter verbessert und ihm Zugang zu besserer Ausrüstung verschafft. Statt für Serverlisten haben die Entwickler sich diesmal für eine Spielervermittlung entschieden. Dadurch soll das in Warhawk grassierende Kampieren vor der gegnerischen Basis unterbunden werden. Durch die gewachsene Dateigröße wird es das Spiel diesmal übrigens nur auf Blu-ray und nicht im PSN geben. Für gesellige Spieler ist ein integrierter Kalender geplant, auf dem z.B. Turniere und Clan-Matches notiert werden. Ähnlich wie in COD: Elite soll man ihn auch von unterwegs aus mit einer iOs-App erreichen können.

Ausblick

Schön, dass LightBox sich zum zweiten Mal traut, dem Genre frischen Wind einzuhauchen. Das neue „Build & Battle“-System ist eine tolle Idee, welche schon in der geschlossenen Beta viel Raum  für taktische Finessen eröffnet hat. Je nach Situation und Vorlieben erlebt man die Schlacht aus einem komplett anderen Blickwinkel. Die Neuerung bringt aber auch Nachteile mit sich: Durch die veränderte Handhabung fühlten sich meine Dogfights am Himmel bisher bei weitem nicht so flott und dynamisch an. Wenn es der Balance dient, nehme ich solche Einschnitte in Kauf. Schade ist es trotzdem, schließlich war die einzigartig schnelle und griffige Navigation das Beste an Warhawk.

Ersteindruck: gut

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.