Desmonds Dilemma
Dabei hatte Ezio seine Pflicht als Desmonds historisches Auge längst erfüllt - bis zum offenen Ende des vergangenen Abenteuers. Desmond war zu oft in der virtuellen Realität unterwegs, er kann Wirklichkeit und Traum nicht mehr auseinander halten. Jetzt liegt er im Koma und muss einen Weg zurück finden. Und dieser Weg deckt sich mit einer weiteren Selbstfindung: Ezios nämlich, der im fortgeschrittenen Alter auf den Spuren von Altair wandelt, um den Krieg zwischen Templern und Assassinen für immer zu beenden.
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Alle Neuerungen im Überblick: Das ist das das neue Assassin's Creed.
Denn Altair war nicht nur Desmonds Alter Ego, bevor er in die virtuelle Haut von Ezio schlüpfte. Ezio erfuhr auch, dass Altair zur Zeit des dritten Kreuzzugs ein Artefakt in Konstantinopel versteckte, das den erwünschten Frieden bringen soll. Ezio und mit ihm Desmond reisen also nach Konstantinopel, das heutige Istanbul, um die Schlüssel zu Altairs Versteck aufzutreiben.
Wie es mit Desmond weitergeht, behält Ubisoft dabei noch für sich: Als wir drei Sequenze des neuen Assassin's Creed spielen durften, blendeten die Entwickler jede Film- und Spielszenen aus, in der Desmond vorkommt. Stattdessen drehte sich alles um Ezio, der nach seiner Ankunft in Konstantinopel vom Anführer der heimischen Assassinen begrüßt wird. Im Handumdrehen lernt er von ihm den Umgang mit der Hakenklinge - eine Waffe ähnlich der Doppelklinge, mit der Ezio u.a. Seilrutschen herunter gleitet. Mit ihrem Haken reißt er im Vorbeilaufen außerdem Baugerüste ein, wodurch er Verfolgern entkommen kann. Im Kampf rollt er sich hingegen über den Rücken eines Feindes oder wirft ihn im hohen Bogen über sich hinweg. Und selbstverständlich darf er schon von der Seilrutsche aus für ein Attentat auf einen Gegner springen.
Dynamische Dualität
Logisch: Wo der Meister-Assassine sich herumtreibt, sind Tempelritter nicht weit. Tatsächlich sind die Krieger im Namen der Kirche diesmal allgegenwärtige Widersacher. Denn weil die Wachen der Stadtbesitzer, der Ottomanen, auf Ezios Seite stehen, geht von ihnen keine Gefahr aus. Selbst kriminelle Handlungen übersehen die Ottomanen. Das heißt allerdings nicht, dass er sich frei in Konstantinopel bewegen könne. So nachsichtig die ansässige Polizei nämlich ist, so aggressiv sind die Templer. Während er von dieser einen Partei also ständig gesucht und sofort angegriffen wird, muss er sich um die andere keine Gedanken machen.
Hat er also ein leichtes Leben, weil bewachte und freie Ortsteile klar voneinander getrennt sind? Immerhin kann Ezio ähnlich wie in Brotherhood Stadtviertel einnehmen, die von Templern besetzt sind - wie im Vorgänger darf er erst danach dessen Geschäfte nutzen. Damit ist es diesmal aber nicht getan. Denn anstelle einer Markierung für die Intensität, mit der sämtliche Wachen nach ihm suchen, tritt eine neue Anzeige:
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Bunte Pracht statt einfarbiger Kulissen: In Konstantinopel beginnt das Finale der Ezio-Trilogie.
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Sie füllt sich, wenn Morde geschehen und ist sie voll, steigt die Wahrscheinlichkeit, mit der die Templer einen Stadtteil der Ottomanen angreifen, um ihn für sich zu erobern. Schreitet Ezio ein, muss er einen Straßenzug taktisch verteidigen, indem er nach den Regeln der Tower Defense Schützen und Barrikaden platziert, die er mit im Kampf gewonnenen Moralpunkten bezahlt. Zudem feuert die Kanone der Hinterleute per Befehl auf eine markierte Fläche. Es ist eine unterhaltsame, wenn auch ungewöhnliche Neuerung, die zumindest beim ersten Erleben nicht so richtig zu Assassin's Creed passen wollte.
Vertrauter ist die Art und Weise, mit der Ezio dafür sorgt, dass die Tempelritter gar nicht erst angreifen: Entweder besticht er wie gehabt einen Herold oder er tötet einen der Zeugen eines Attentats. Schade, dass diese bei Bedarf durch die Straßen laufenden Personen die Attentatsaufträge ersetzen. Die lebendige Dynamik ist natürlich ein Schritt in die richtige Richtung - ein Ersatz für zurechtgeschnittene Missionen dürften die zufällig erstellten Ziele allerdings nicht sein. Spannend klingen dafür Attentäter, die den Spieß umdrehen: Es gibt Stalker, die sich an Ezio heranschleichen und die ihn mit einem Stich töten können. Weil diese Stalker äußerlich nicht von gewöhnlichen Passanten zu unterscheiden sind, muss man in Revelations also mit offenen Augen durch die Straßen laufen. Ubisoft überträgt damit ein Element des Mehrspieler-Meuchelns ins zentrale Abenteuer - interessant!