Assassin's Creed 306.06.2012, Benjamin Schmädig
Assassin's Creed 3

Vorschau:

Paradiesische Inseln, azurblaues Wasser: Connor steuert sein Schiff wie in einem Urlaubsausflug, als sich feindliche Schiffe nähern und kurz darauf die Kanonen donnern. Eine Drehung nach Backbord, dann zertrümmern die Steuerbord-Geschosse das erste Schiff. Der Kampf verlagert sich aufs hohe Meer, ein Sturm zieht auf, Kanonenkugeln poltern über gewaltige Wellen - eine beeindruckendes Schauspiel! Was hat sich sonst in der Welt der Assassinen getan?

Herr Kaleun

Die Präsentation endet mit dem Entern des letzten feindlichen Schiffs. Die erstmals gezeigten Seegefechte gehören zu den bedeutendsten Neuerungen in Desmonds drittem und letztem großen Abenteuer. Das Schiff gehört seinem Alter Ego Connor, dessen Crew durch Erfahrung stärker wird, die er aber nicht so vielseitig wie seine Assassinen-Gilde verwalten und trainieren kann. Er darf zudem nicht ein beliebiges im Hafen ankerndes Boot besteigen und lossegeln - stattdessen wird er stets zu seinem eigenen Schiff gebracht, bevor er das Salz auf der Zunge spüren darf.

Zeit für Tee

Und sonst? Was ist neu nach Desmonds Sprung nach Nordamerika? Immerhin erinnert das Klettern im Wald und Fort abseits neuer Animationen bislang frappierend an die vergangenen Episoden... Erst in Boston, also einer dritten E3-Demo in der Stadt der Tea Party, zeigt Ubisoft wichtige spielerische Erweiterungen abseits der Seefahrt. So nutzt Connor seine Assassinen für eine Aktion, "die an das Wookie-Manöver in Star Wars erinnert" - so oder so ähnlich drückt es der Entwickler neben mir aus. Denn während sich vier Attentäter wie Engländer verkleidet um Connor postieren, hält dieser seine Hände zusammen, als wäre er als Gefangener verschnürt. So kommen sie ungehindert an gutgläubigen Wachen vorbei. Die Gilde soll diesmal mehr als ein erweiterter Waffenarm sein. Und warum England? Weil es als Kolonialmacht die Politik und Wirtschaft Nordamerikas bestimmte.

Erkennbar unsichtbar

Kleine Gefälligkeiten ergeben sich, ohne dass man eine Nebenmission per Knopfdruck bestätigen muss. So kommt eine Frau auf Connor zu und fleht um Hilfe, weil ihr Mann von Engländern in einem Pranger festgehalten wird. Man kann den Miniauftrag ignorieren - dann taucht er später anderswo erneut auf – oder man geht hin und befreit den armen Tropf. Ubisoft nutzt die Befreiung, um zu zeigen, wie

Die Kulisse hat sich geändert - statt nur auf Häusern, klettert der Attentäter jetzt auch auf Bäume. Spielerisch wirkt das allerdings sehr vertraut.
Die Kulisse hat sich geändert: Statt nur auf Häusern, klettert der Attentäter jetzt auch auf Bäumen und in Forts. Spielerisch wirkt das allerdings sehr vertraut.
Connor in hohem Gras unentdeckt bleibt. In einem unbeobachteten Moment klettert daraufhin auf einen Baum, schießt ein Seil auf eine der Wachen, springt auf der anderen Seite des Astes herunter, zieht den Soldaten dabei nach oben und nutzt das am Baum hangelnde Opfer so als Ablenkung: Als sich die Wachen um ihren Kameraden kümmern, öffnet er schließlich den Pranger. Als Belohnung wird ihm diese Familie während einer Verfolgung Tür und Fenster öffnen - "egal, ob sie gerade Kochen oder Baden", schmunzelt der Ubisoft-Mann.

Unter Menschen reichen ihm übrigens zwei nahe Personen, um automatisch unsichtbar zu sein; dezente Linien zeigen diesmal eine solche "Verbindung" an. Dass die Bezugspersonen nicht zu einer Gruppe gehören müssen, gefällt mir. Dass es nur zwei Stufen gibt - unsichtbar oder sichtbar - ist mir allerdings nach wie vor zu oberflächlich. Das macht ein Hitman inzwischen bedeutend glaubwürdiger. Immerhin kann sich der Attentäter ähnlich wie gewohnt zwischen zwei Einwohner stellen, um nicht aufzufallen. Dass er aus einer solchen Position überraschte Engländer meucheln kann, zeigt eine Aktion, bei der er einen Soldaten erst tritt und anschließend mit dem Kopf voran auf eine Harke knallt.

Fahrender Todeskünstler

Kommt es zum Kampf, muss Desmond als Drahtzieher im Animus diesmal besser aufpassen, denn Connors Gesundheit erholt sich nur außerhalb von Gefechten. Apropos: Über die Geschichte des eigentlichen Helden verlieren die Entwickler noch kein Wort. Selbstverständlich stehen seinem Alter Ego aber neue Angriffe und eine praktische Verteidigung zur Verfügung. Sobald sich etwa eine Reihe Engländer zum Schuss bereit macht, hat er einige Sekunden Zeit, sich ein Opfer zu schnappen

Kleine grafische Abstriche müssen Wii U-Assassine scheinbar in Kauf nehmen. Abgesehen davon erleben sie aber dasselbe Abenteuer.
Kleine grafische Abstriche müssen Wii U-Assassine dem ersten Eindruck nach in Kauf nehmen. Abgesehen davon erleben sie aber dasselbe Abenteuer.
und als Kugelsieb zu missbrauchen. Der neue Assassine kann zwei Waffen gleichzeitig tragen: kleine Ausrüstung wie ein Messer in der linken Hand, andere Gegenstände wie eine Pistole in der rechten. Tatsächlich soll aber jeder Gegenstand im Kampf zur Waffe werden, auch wenn es sich nicht um eine Pistole handelt.

Ganz ähnlich wie Sam Fisher beherrscht Desmonds Vorfahr zudem das Aneinanderreihen von Morden, wenn er ahnungslose Wachen attackiert. Ubisoft zeigt, wie er sich eine Muskete schnappt, einen Feind damit ersticht, den zweiten noch während des Stichs erschießt und einen dritten Engländer kurz darauf vom Schiff ins Wasser kickt. Er kann außerdem in fahrende Heuhaufen springen und so buchstäblich im Vorbeifahren Attentate verüben. Und er liest neben Musketen auch andere Gegenstände auf. Welche das sind und wie er die nutzen kann, zeigt Ubisoft allerdings noch nicht.

Ein Augenschmaus?

Wenn es in Boston regnet, können Connor und Engländer übrigens keine Schusswaffen nutzen, Nebel schränkt hingegen die Sicht ein. Wetterwechsel spielen also nicht nur eine äußerliche Rolle. Ansonsten hat sich allerdings nicht so viel getan, dass man ein komplett neues Spiel vor sich wähnt - die eindrucksvollste Neuerung ist der hohe Seegang. Immerhin gleicht die Wii U-Fassung aber den anderen Versionen. Abstriche macht die Projektion des Nintendo-Animus' lediglich bei grobkörnigen Schatten, etwas matteren Details und dem auf den ersten Blick trübe wirkenden Wasser. Dafür zeigt der Touchscreen eine größere Minikarte und selbstverständlich sind verschiedene Menüpunkte, darunter die Waffenwahl, über das neue Bedienfeld erreichbar.

Ausblick

Es sind alles sinnvolle Verbesserungen: Das Verstecken im hohen Gras erweitert den Spielraum beim Schleichen und die vielseitigere Gilde der Assassinen könnte Connor einen größeren Handlungsspielraum als Ezio verschaffen. Gespannt bin ich vor allem auf die Seefahrt mit zufälligem Wetterwechsel und donnernden Kanonaden. Dennoch bleibt ein fader Nachgeschmack, denn ich hatte von dem seit Jahren in Entwicklung befindlichen Finale Größeres erwartet als ein "Assassin's Creed zweieinhalb: Schiffe versenken". Was auf der E3 abseits des Meeres gezeigt wurde, wirkte durchgehend viel zu vertraut, als dass ich in irgendeiner Form begeistert wäre. Nicht einmal einen interessanten erzählerischen Kniff stellten die Entwickler vor. Attentäter müssen sich also noch gedulden, bis Connor hoffentlich seine ganze Stärke zeigen darf.

E3-Eindruck: gut

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