The Elder Scrolls Online16.08.2013, Benjamin Schmädig
The Elder Scrolls Online

Vorschau:

Womöglich könnte der Zeitpunkt nicht besser sein: Während sich immer mehr Spieler aus World of WarCraft zurückziehen, schrieb The Elder Scrolls: Skyrim eine Erfolgsgeschichte. Die derzeit vielleicht bekannteste Rollenspielserie sticht also in eine Lücke, die sich nach acht Jahren Blizzard-Dominanz auftut. Und auch spielerisch soll The Elder Scrolls Online (ab 5,75€ bei GP_logo_black_rgb kaufen) das Beste aus Off- und Onlinewelt verbinden.

Zurück in die Vergangenheit

1000 Jahre vor den Ereignissen in Skyrim ist Tamriel gespalten: Drei Allianzen kämpfen um die Herrschaft – und Millionen Abenteurer mit ihnen, falls Bethesdas Rechnung aufgeht. Anders als in den bekannten Offlinewelten ist diesmal fast das gesamte Land Teil der Spielwelt. Drachenjäger kehren also zu schneebedeckten Wipfeln zurück, Veteranen besuchen Daggerfall. Genau wie in Skyrim soll die Welt aber ein lebendiger Schauplatz sein. Aufgaben ergeben sich beim Erkunden der Umgebung, nicht beim Abklappern markierter Auftraggeber.

Zwei Stunden lang war ich in Tamriel unterwegs. Und tatsächlich habe ich es genossen, mit hilfesuchenden Einwohnern zu plaudern, anstatt Pfeile anzuklicken. Als Personen mit glaubwürdigen Verhaltensweisen habe ich die Charaktere allerdings nicht empfunden – ihre Wurzeln als recht starre Figuren eines Onlinerollenspiels konnten sie nicht verbergen.

Würfel werden fallen

Das gilt auch für meine Aufgaben, die fast durchgehend aus dem Abklappern von Wegpunkten bestanden. Manchmal musste ich mich unterhalten, gelegentlich kämpfen; die Abfolge wirkte statisch. Besonders deutlich wurde es in einem brennenden Dorf, an dem

Tamriel ist groß und bietet stimmungsvolle Ausblicke.
Die erreichbare Welt ist größer als je zuvor und bietet stimmungsvolle Ausblicke.
ich zufällig vorbei kam. Schön, dass ich ganz nebenbei darauf stieß! Das Löschen der winzigen Brandherde (ein Klick zum Auffüllen des Eimers, ein zweiter zum Bewässern der Feuer) entpuppte sich aber als trockenes Abspulen unspektakulärer Bewegungsabläufe. Hinzu kamen fast auf der Stelle patrouillierende Kreaturen, die kurze Zeit nach ihrem Tod wieder auftauchten. Nein, sowohl beim Schulterblick als auch aus der Egoperspektive hinterließ The Elder Scrolls Online einen durchwachsenen Eindruck.

Gegen viele und vor allem starke Gegnergruppen habe ich noch nicht gekämpft. Bethesda verspricht allerdings, dass die Feinde clever zusammenarbeiten. Ein Soldat soll etwa Öl auf den Boden werfen, damit es ein Feuermagier anzünden könne.

Dabei hinterließen auch die Kämpfe einen zwiespältigen Eindruck. Auf der einen Seite gefällt mir das aktive Blocken und Ausweichen richtig gut, zumal statt einer abstrakten Abklingzeit meine Ausdauer den Einsatz starker Angriffe einschränkt. Auf der anderen

Auch wenn alle Abenteurer einer Klasse angehören: Die Entwicklung ihrer Talente ist zum großen Teil offen.
Auch wenn alle Abenteurer einer Klasse angehören: Die Entwicklung ihrer Talente ist offen.
Seite fühlen sich die Bewegungen und der Tastendruck zum Auslösen besonderer Fähigkeiten allzu herkömmlich an. Typisch Onlinerollenspiel: Für mich überwog der Eindruck der Würfelberechnung, nicht der eines dynamischen Handgemenges.

Schwarz oder weiß?

Einen dicken Vorteil der bekannten Serie übernimmt das Abenteuer zum Glück: das Learning-by-doing. Ich verbessere also nur solche Fähigkeiten, die ich auch einsetze – ein Zauber wird nicht besser, weil ich ominöse Punkte verteile, sondern wenn ich ihn oft genug nutze. Die Charakterentwicklung ist zudem sehr offen. Meine Figur gehört zwar einer bestimmten Klasse an und genießt drei entsprechende Vorteile, ich darf sie aber nach Belieben trainieren. Selbst Magier können deshalb mit einer Streitaxt in den Kampf ziehen, bullige Krieger ihre Kameraden heilen.

Auch Schlösser knacke ich wie zuletzt in Skyrim und ich muss schwere Entscheidungen treffen, die vielleicht nur den Ausgang der aktuellen Krise beeinflussen. Manche sollen

Vieles erinnert viel an die Offlineserie. Spielerisch kann The Elder Scrolls Online seine Wurzeln als Onlinerollenspiel aber nicht leugnen.
Vieles erinnert viel an die Offlineserie. Spielerisch kann The Elder Scrolls Online seine Wurzeln als Onlinerollenspiel aber nicht leugnen.
allerdings langfristige Konsequenzen haben. Erzählerisch könnte das komplett vertonte Abenteuer also die Klasse seiner Vorgänger erreichen.

Zutritt nur für Ü50-Helden!

Level 50 ist übrigens der höchste Rang und mit diesem endet auch die Geschichte. Erweiterungen werden die Grenze sicherlich erhöhen, sollen dann aber einen anderen roten Faden spinnen. Interessanterweise bleiben alle Charaktere während der gesamten Handlung in dem von ihrer Allianz beherrschten Teil Tamriels. Erst wenn sie die höchste Stufe erreicht haben, erhalten sie Zugang zu den Gebieten der anderen Fraktionen – genauer gesagt zu speziell auf Fortgeschrittene zugeschnittene Versionen dieser Bereiche. Der Nutzen einer solchen Reise liegt im Entdecken hochwertiger Ausrüstung.

Während Einzelgänger das gesamte Abenteuer alleine erleben dürfen, können sich gesellige Landstreicher selbstverständlich mit Gleichgesinnten zusammentun. Immerhin warten in zahlreichen Höhlen nicht nur einzigartige Geschichten, sondern auch gefährliche Monster.

Und was, wenn es Kriegern nach der ganz großen Herausforderung dürstet? Dann finden sie in Gilden zusammen und ziehen gegen andere Spieler ins Gefecht. Genauer gesagt kämpfen sie um Ländereien im Umfeld der Hauptstadt, oder vielmehr: um deren Festungen. Bei Belagerungen zerstören sie dabei nicht nur den Haupteingang, sondern können jeden Teil der Mauer bombardieren. Die Sieger sollten die Durchbrüche anschließend nur reparieren... Sobald eine Allianz schließlich alle Burgen der Umgebung besetzt, wird ihr erfolgreichster Kämpfer ähnlich wie in ArchLord zum Imperator ernannt. Als solcher genießt er Vorteile, auf die Bethesda noch nicht im Detail eingeht.

Fantasiens Praktiker

Nicht zuletzt dürfen Abenteurer ihre Waffen selbst herstellen und verbessern, wofür sie jeden Gegenstand mit bis zu drei zusätzlichen Materialien versehen. Handwerker ohne Erfahrung werden zunächst nicht wissen, welches Material welche Wirkung hat – sie lernen es durch Erfahrung oder von anderen. Für jeden Gegenstand gibt es dabei zahlreiche Möglichkeiten, seine Eigenschaften zu verbessern. Vorsicht: Eine falsche Zutat "verdirbt" vielleicht nicht das Rezept, könnte aber einen schwächenden Einfluss haben.

Ausblick

Auch wenn ich mir der technischen Grenzen eines Onlinerollenspiels bewusst bin: Nach dem fantasievollen, großen Sykrim ist es einfach ernüchternd, die vergleichsweise starren Kämpfe und die recht trocken erzählte Geschichte zu erleben. Auf meinem bisher sehr kurzen Ausflug sah ich ein hübsches Tamriel, das aber auch die Kulisse vieler anderer Abenteuer sein könnte. Immerhin entdecke ich die Welt nicht über vorgegebene Markierungen ab, sondern dort, wo ich ich den Alltag ihrer Einwohner beobachte. Ich freue mich auf das freie Charaktertraining, das Learning-by-doing sowie die Experimente beim Herstellen mächtiger Ausrüstung. Gruppenkämpfer bereiten sich hingegen auf Belagerungen vor, die sie vielleicht zum Imperator machen. The Elder Scrolls Online wird ein großes, umfangreiches Spiel. Dass es spielerische Fußabdrücke hinterlässt, bezweifle ich.

Einschätzung: gut

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