Vorschau:
Krieg der Superhelden
Marvel-Fans werden sich an den durch den so genannten "Registration Act" hervor gegangenen "Civil War" der Superhelden erinnern, der z.B. auch im Action-Rollenspiel Marvel Ultimate Alliance 2 thematisiert wurde: Zwei Gruppen unter der Leitung von Iron Man bzw. Captain America kämpften nicht nur mit Superbösewichten, sondern auch sich selbst. Spätestens jetzt kommt natürlich der berechtigte Einwand: Das von Netherrealm (Mortal Kombat-Serie) entwickelte Injustice - Götter unter uns hat doch mit Marvel nichts zu tun; Superman, Batman, Wonder Woman, Bane und Joker gehören doch zu DC Comics! Vollkommen richtig. Doch als erzählerische Grundlage nutzt das Team von Ed Boon in enger Zusammenarbeit mit DC sowie den Autoren Justin Gray und Jimmy Palmiotti eine ähnliche Thematik.
Dabei ist man in der Kampagne nicht auf einen Kämpfer beschränkt, sondern schlüpft wie im letzten Mortal Kombat in die Haut verschiedener Stars aus dem DC-Stall. Angetrieben von stimmungsvollen, aber in der gegenwärtigen Fassung noch etwas unsauber und damit das Erzähltempo verschleppend geschnittenen Zwischensequenzen, wird erklärt, wie es zu der Verkettung unglücklicher Ereignisse kam. Dabei ist vor allem eines wichtig: Die Linien zwischen Gut und Böse verschwimmen und Batman, Joker, Superman, Grüner Pfeil, Lex Luthor, Solomon Grundy usw. finden sich auf konkurrierenden Seiten wieder. Es gilt, Fäuste und Spezialfähigkeiten sprechen zu lassen. Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie sich die interessante Story weiterentwickelt und ob sie im Gegensatz zu vielen anderen Prüglern mehr ist als nur eine schmückende Feder.
Klassische Handkanten-Gefechte
Denn was viel wichtiger ist, ist die Kampfmechanik - und die passt, auch wenn man sich hinsichtlich des Blocks sowie des allgemeinen Kontrollschemas umgewöhnen muss. So gibt es z.B. keinen klassischen Block auf Knopfdruck mehr. Stattdessen nutzt man die "Pad vom Gegner weg"-Methode, die man aus den Street Fighter- bzw. Tekken-Serien kennt. Da ich mich gelegentlich sowohl hier wie da herumtreibe, war die Eingewöhnung entsprechend kurz. Wenn jemand allerdings vorrangig die letzten Titel aus dem Netherrealm Studio gespielt hat, ist etwas Einarbeitung nötig. Auch an die Möglichkeit, die Umgebung stärker als bei vergleichbaren Titeln zu seinen Zwecken zu missbrauchen, muss man sich erst gewöhnen. Über die rechte Schultertaste kann an vorgesehenen (und vom Schauplatz abhängigen) Orten das Umfeld in den Kampf einbezogen werden.
In der Bathöhle z.B. kann man Granaten aufnehmen, die aus einem Schrank herausgefallen sind, der im hin und her wogenden Gefecht zerstört wurde. In anderen Abschnitten kann man Rohre zerstören, deren ausströmende Gase den Gegner kurz einfrieren, Raketen auf ihn abfeuern oder die an einem Deckenlaufband transportierte Kriegsmaschinerie nutzen, um ihn zu schwächen – so man denn zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist und die richtige Taste drückt.
Leicht zu kontrollieren
Über Umfang, Modusauswahl (was wartet abseits der Kampagne?) und Netzcode kann ich gegenwärtig keine Einschätzung abgeben. Doch diese Elemente werden bei der Bewertung im April eine gewichtige Rolle spielen. Wichtig wäre auch, dass die Kollisionsabfrage noch feiner abgestimmt wird. Es gibt Momente, bei denen ich nicht vollends überzeugt war, ob die Treffer jetzt akkurat gewertet wurden oder dass der Block tatsächlich zu spät gesetzt wurde.
Ausblick
Dass die Netherrealm Studios unter der Leitung von Ed Boon bereits 20 Jahre Prügelspiel-Erfahrung haben, merkt man Injustice an: Die trotz Superhelden eher bodenständigen Kämpfe machen Spaß und lassen sich gut kontrollieren. Mortal Kombat-Veteranen dürfte die Umstellung auf das an klassische japanische Beat-em-Ups angelehnte Blocksystem anfänglich zu schaffen machen. Doch hat man sich daran gewöhnt, liefert man sich sowohl gegen die KI als auch gegen menschliche Kontrahenten spannende Duelle - was durch die Ebenenwechsel sowie Interaktion mit der Umgebung gefördert wird. An der KI muss allerdings noch geschraubt werden: In der uns zur Verfügung stehenden Version rangierte sie von "mehr oder weniger unbeteiligt" bis "kaum zu schaffen". Aber da mache ich mir weniger Sorgen. Entscheidend wird auch sein, ob die kleinen Unstimmigkeiten der Kollisionsabfrage behoben werden: Ein Treffer muss zweifelsfrei sitzen - oder eben nicht. Sobald man diesen Bereich in Frage stellt, könnten es die DC Helden richtig schwer haben. Der Netzcode wird ebenfalls eine wichtige Rolle spielen, ganz zu schweigen von den Spielmodi und der Story, die mich aber mit ihrer Variante des Marvel'schen "Civil War" neugierig macht.
Eindruck: gut
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