Fussball Manager 1310.08.2012, Mathias Oertel
Fussball Manager 13

Vorschau:

Die Vorbereitung der Vereine in der Bundesliga geht in die heiße Phase. Täglich brodeln neue Gerüchte in der Transferküche. Die Fans fiebern landauf, landab dem ersten Anpfiff entgegen und spekulieren, was die Saison für sie bereit hält. Fans der Fussball Manager-Serie können sich Spekulationen sparen: Electronic Arts und Bright Future haben sich die Ehre gegeben und uns in Hamburg den neuesten Ableger präsentiert.

Sommertheater und charakterstarke Söldner

Mit wem kommt der Spieler gut aus, mit wem nicht? Im Fussball Manager 13 ist die Zusammenstellung des Teams wichtiger denn je.
Mit wem kommt der Spieler gut aus, mit wem nicht? Im Fussball Manager 13 (ab 169,95€ bei kaufen) ist die Zusammenstellung des Teams wichtiger denn je.
Die launischen Temperaturen haben zusammen mit der überlang scheinenden Sommerpause offensichtlich bei vielen Fußball-Profis (und denen, die mit ihnen zu tun haben) zu merkwürdigen Aktionen geführt. Vor allem die HSV-Fans können ein Lied davon singen. Lionel Messi sagt verletzungsbedingt kurzfristig die zugesagte Teilnahme an einem Testspiel ab, spielt aber dank einer Wunderheilung kurz darauf wieder. Die Medien haben den Bundesliga-Dino schon als Absteiger ausgemacht. Ein Investor mischt sich in Vorstandsangelegenheiten. Ein Verteidiger prügelt sich mit einem Mitspieler, wird suspendiert und bezeichnet wenig später in einem Interview den Trainer als "Mädchen". Und über allem stehen ein Sportchef sowie ein Trainer, die angesichts der Transfers sowie der Kaderzusammenstellung noch nicht zufrieden gestellten Fans gebetsmühlenartig folgende Sätze wiederholen: "Uns ist der Charakter sehr wichtig, wir wollen eben keine Söldner. Deswegen dauert es etwas länger." So schauen die Fans des Traditionsclubs, der dieses Jahr seinen 125. Geburtstag feiert, neidisch z.B. gen Dortmund, wo der Meister der letzten zwei Jahre eben diese Spieler zur Verfügung hat: Sportler, die sowohl individuelle Klasse haben als auch vor allem im Team zu Hochform auflaufen. Nicht zu vergessen die Spieler, die auch als so genannte "Ergänzungsspieler" einen enormen Wert für die Mannschaft haben und von der Bank als anerkannte Teamplayer positiv auf die Kollegen einwirken.

Genau hier setzt das Kölner Bright Future Studio um Gerald Köhler für den Fussball Manager 13 an: Die wesentlichen inhaltlichen Neuerungen drehen sich einerseits um Team-Dynamik, andererseits um individuelle Ziele einzelner Spieler, die man als Trainer, Sportchef und Finanzexperte in Personalunion beachten muss.

"Elf Freunde müsst ihr sein...

Mal sehen, ob man hier den Überblick auf lange Sicht nicht verliert...
Mal sehen, ob man hier den Überblick auf lange Sicht nicht verliert...
... wenn ihr Siege wollt erringen." Dieser Spruch stand auf der Victoria-Statue, die von 1903 bis 1944 an den amtierenden deutschen Fußball-Meister verliehen wurde. Und dieses Credo muss man hier verinnerlichen. Wer bei der Verstärkung auf dem Transfermarkt stur nach Werten oder Preis-/Leistungsverhältnis vorgeht, kann sich schnell Sorgenkinder einfangen - ob die auch irgendwann anfangen, Trinkflaschen auf Zuschauer zu schmeißen wie Paolo Guerrero oder im Training prügeln wie Slobodan Rajkovic, ist aber eher unwahrscheinlich.

Dennoch kann es mit dem falschen Spieler zu gravierenden Problemen kommen. Ausländische Kicker kämpfen mit der Sprachbarriere, die sich negativ auswirken kann oder freunden sich mit Genossen aus dem gleichen Ursprungsland an. Dieser Spieler kommt mit jenem partout nicht auf einen Nenner. Dort schielt jemand neidisch auf den Stammplatz. Hier hat einer keinerlei Führungsqualität, wurde aber als Kapitän installiert. Es gibt genug Baustellen, die man in Einzelgesprächen oder durch geschickte Transfers beheben muss.

Studieren geht über Probieren

Um die (nicht) funktionierende Team-Dynamik analysieren zu können, wird es zahlreiche Tools geben. Eine Hierarchie-Pyramide gehört ebenso dazu wie die so genannte Spieler-

Leitwölfe und Mitläufer: Ein harmonisches Team braucht beide Typen.
Leitwölfe und Mitläufer: Ein harmonisches Team braucht beide Typen.
Matrix, bei der sich für jeden einzelnen Sportler das Verhältnis zu Kollegen oder Mannschaftsteilen ablesen lässt. So lassen sich Problemakteure schnell identifizieren. Doch bevor der Fehler behoben werden kann, muss evaluiert werden, woran es liegt. Wurden vielleicht die dynamisch wechselnden und aus einem Pool von fast 70 stammenden individuellen Ziele nicht berücksichtigt? Dazu gehört z.B. Langfristiges wie der Wunsch, zum Nationalspieler aufzusteigen oder irgendwann Kapitän der Mannschaft zu werden. Es kann aber auch sein, dass der jeweilige Akteur seine Fähigkeiten verbessern möchte, zum Stamm-Elfmeterschützen ernannt wird oder ein besseres Gehalt bekommt. Gehen seine Wünsche in Erfüllung, steigt die persönliche Zufriedenheit und damit die Moral auch innerhalb der Mannschaft. Wird er enttäuscht, kann dies zu einer gedrückten Stimmung im Team führen. So wird der "Psychologe" und "Sorgenonkel" im Trainer noch stärker gefordert.

In diesem Zusammenhang gewinnen auch die runderneuerte Kaderanalyse sowie der überarbeitete Transfermarkt an Bedeutung. Jeder Spieler auf der Liste verfügt über zahlreiche  Erwartungs-Parameter  (bis zu 70), die im Hintergrund die Entscheidung pro oder kontra Vertragsangebot beeinflussen und die bei Ablehnung der Offerte zu einer knappen Begründung formuliert werden - wobei man natürlich mit monetären Mittel den

Man kann sogar im Ausland Fanshops aufbauen und die Popularität der entsprechenden Spieler im Kader ausnutzen.
Man kann sogar im Ausland Fanshops aufbauen und die Popularität der entsprechenden Spieler im Kader ausnutzen.
einen oder anderen Zweifel auflösen kann.

Da man mit dem Kaderplaner seinen Gedankenspielen freien Lauf lassen und überprüfen kann, wie sich die Mannschaft in dieser oder jener Zusammenstellung präsentieren dürfte, wird zudem das Risiko von Fehlkäufen aus fußballerischer Sicht minimiert.

Der Teufel im Detail

Auch abseits der Team-Dynamik hat Bright Future an einigen Rädchen gedreht und zahlreiche Schrauben verstellt. Dadurch wird aller Voraussicht nach kein neues Spielgefühl aufkommen, doch der Allrounder im Management-Bereich (der englische Konkurrent konzentriert sich auf das pure Trainer-Dasein) dürfte sich noch komfortabler spielen und dem virtuellen Trainer noch mehr Optionen an die Hand geben.

Mit der neuen Basisauflösung von 1280x1024 gibt es mehr Platz und damit Übersicht. Gleiches gilt für die bis zu 27 Bildschirme, die als Symbole in der an einen Mac erinnernden Schnellstartleiste untergebracht werden können. Apropos Mac: Nachgefragt, ob es irgendwann eine spezielle Version für die Apple-Rechner geben würde (Sports Interactive setzt seit Jahren auf das „duale“ System), wurde mir ziemlich schnell der Wind aus den

Mehr Platz: Dank der neuen Basisauflösung von 1280x1024 wirkt alles übersichtlicher und aufgeräumter
Mehr Platz: Dank der neuen Basisauflösung von 1280x1024 wirkt alles übersichtlicher und aufgeräumter.
Hoffnungs-Segeln genommen: Vorerst sei in dieser Hinsicht nichts geplant…

Und wo wir gerade bei technischem Geplänkel sind: Hinsichtlich des DRM baut man auf Origin, muss aber nach der erstmaligen Aktivierung nicht zwingend online sein. Ob es eventuell die Möglichkeit geben wird, Spielstände online abzulegen, um ggf. von verschiedenen Rechnern darauf zugreifen zu können, konnte noch nicht beantwortet werden.

Neu hingegen sind der übergreifende Karrierefortschritt (sprich: der Manager-Level, der bei einem Neustart übernommen wird) sowie damit verbunden 30 nicht zwingend notwendige Features, die man über spielinterne Belohnungen in Form von FM-Mark freischalten kann und die einmal freigegeben für alle (auch neu begonnenen) Spielstände zur Verfügung stehen. Dazu gehören z.B. im Transferbereich eine Gerüchteküche oder Anzeigen über Vertragsverlängerungen.

Mein Feature, dein Feature

Wenn es um weitere Möglichkeiten zur Einflussnahme oder Analyse geht, lässt sich Bright

Wer will, kann dem Elfmeterschützen sogar "befehlen", wohin er schießen soll - inkl. Entschuldigungs-Option, falls es daneben gehen sollte...
Wer will, kann dem Elfmeterschützen im überarbeiteten Textmodus sogar "befehlen", wohin er schießen soll - inkl. Entschuldigungs-Option, falls es daneben gehen sollte...
Future ebenfalls nicht lumpen, wobei teilweise das bereits aus dem letzten Ableger bekannte "Dein Feature" umgesetzt wurde. Hier haben die FM-Fans über neu zu implementierende und von der Community vorgeschlagene "Kleinigkeiten" abgestimmt. Doch egal ob die Idee vom Team oder von der Community kam: Als Hobbycoach gibt es noch mehr zu tun und zu beachten. Die Anzeige der Spielerentwicklung lässt einen z.B. nachvollziehen, welche Fortschritte der Akteur in den letzten Jahren unter der Trainerführung gemacht hat und wohin er sich ggf. entwickeln wird. Das könnte vor allem dann interessant werden, wenn man den Kicker mittelfristig über Trainingsmaßnahmen zu einer neuen Position "erzogen" hat. Inwieweit das überarbeitete Stärkesystem, das nicht mehr auf allgemeine Positionsstärke und Fähigkeiten, sondern vorrangig auf die Eingespieltheit setzt, spürbare Auswirkungen auf dem Platz zeigt, konnten wir allerdings nicht ausführlich genug überprüfen.

Auch die Halbzeitansprache hat einen Schritt nach vorn gemacht. So baut sie nicht nur stärker auf der Ansage vor dem Match auf, sondern bietet Einzelgespräche mit Dialogoptionen und im schlimmsten Fall sogar eine "Brandrede" mit der Möglichkeit, den Kapitän einige Worte ans Team richten zu lassen, um ein Debakel aufzuhalten.

Sowohl im Textmodus als auch im 3D-Spiel hat man als Coach vielfach erweiterte Eingriffsmöglichkeiten. Im trockenen Ticker z.B. gibt es gut 20 situationsbezogene Entscheidungsoptionen bis hin zum Minispiel für ein Elfmeterschießen. Die dreidimensionale Ansicht hingegen profitiert von stufenlos einstellbaren Vorgaben, die die bislang nur über wenige Einstellungen zulassenden Taktikoptionen ersetzen und die vor allem hinsichtlich des Spiels nach vorne sowie der Flankendynamik in der Präsentation einen positiven Eindruck hinterließen.

Ausblick

EA und Bright Future scheinen für den alljährlichen Kampf mit Sports Interactive um die Krone im Fußball-Management gut gerüstet: Der Fokus auf Team-Dynamik, angereichert um individuelle Spielerziele, scheint das moderne Fußball-Business gut abzubilden und fügt dem ohnehin bereits komplexen Mosaik eine weitere Facette hinzu. Doch nicht nur hier hat man angesetzt: Kleine und große Änderungen im Umfeld wie z.B. mehr Einfluss in der Textticker-Darstellung, optimiertes 3D-Match (mit detaillierteren Taktik-Einstellungen) oder verbesserte Transfer-Logiken sollen ebenfalls helfen, um die Hobby-Trainer auf dem Weg zur Meisterschaft glücklich zu machen. Ob es letztlich reichen wird, um den Import-Konkurrenten aus England hinter sich zu lassen, wird sich allerdings erst bei ausgedehnten Testsaisons herausstellen können. In jedem Fall befindet sich das Kölner Studio mit dem FM 13 wie in den letzten Saisons auf Award-Kurs!

gc-Eindruck: sehr gut!

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