Batman: Arkham Origins14.06.2013, Mathias Oertel
Batman: Arkham Origins

Vorschau:

Das Team von Warner Montreal hat es nicht leicht. Immerhin muss es mit Batman Arkham Origins in die Fußstapfen eines der interessantesten Open World-Titel der letzten Jahre treten. Der ursprüngliche Entwickler Rocksteady hat die Messlatte ganz schön hoch gelegt und es sind schon ganz andere Teams an ähnlichen Projekten gescheitert. Ich möchte an dieser Stelle an People Can Fly erinnern, die sich an Gears of War Judgment versuchten, dabei ein ordentliches Ergebnis ablieferten, aber unter dem Strich ein gutes Stück davon entfernt waren, die inhaltliche Qualität der von Epic direkt entwickelten Vorgänger zu erreichen.

Daher war ich zu Beginn der E3-Präsentation skeptisch. Es wurde auch schnell klar, dass man definitiv nicht das Rad neu erfinden wird, sondern behutsam auf dem aufbaut, was Rocksteady entwickelt und beinahe perfektioniert hat. Egal ob man sich die düstere stimmungsvolle Kulisse, die Bewegungsmöglichkeiten mit Gleiten, Hakenschwüngen etc. oder die nach wie vor sehr dynamischen Kämpfe anschaut: Auf den ersten Blick wirkt alles sehr vertraut. Das muss nicht per se schlecht sein, denn der Vorgänger hat sich nicht umsonst einen Award im Test verdient. Erzählerisch wird der Fokus auf die Anfänge des Dunklen Ritters gelegt: Ein junger Batman muss sich mit dem Ultraschurken “Black Mask” auseinander setzen, der für eine Nacht ein Kopfgeld von 50 Millionen Dollar auf Batman ausgesetzt hat. Die Folge: Gangster und Bösewichte wie Deadshot machen Jagd auf den Fledermausmann. Doch als ob das nicht genug wäre, scheinen auch die üblichen Verdächtigen wie Joker & Co diese Nacht für einen besonderen Coup nutzen zu wollen. Batman hat alle Hände voll zu tun, die meistgesuchten Verbrecher der Stadt dingfest zu machen, während er wiederum auf der Abschussliste steht. Und er hat ein großes Gebiet im Auge zu behalten: Nach Entwickler-Angaben ist das “alte” Gotham, das man frei erforschen kann, etwa doppelt so groß wie Arkham City.

Während an der Kernmechanik nur unwesentlich gefeilt wurde (wenn überhaupt), kommt den kleinen Detail-Veränderungen eine besondere Bedeutung zu - immerhin werden sie darüber entscheiden, ob Arkham Origins mehr wird als “nur” ein umfangreiches Add-On. Und hier scheint man sich einige Gedanken gemacht zu haben. Wobei ich damit nicht die neuen Gegnertypen wie “Armed Enforcer” oder “Martial Artist” meine, die das umfangreiche Feindspektrum ergänzen sollen und neue Kampftaktiken erfordern. Interessant könnte neben einem neuen Fortschrittssystem, das die ausgeschüttete Kampferfahrung in zwei Bereiche (Fähigkeit/Kombos sowie Bedrohungsstufe) einteilt, das neue “Crime in Progess”-System sein. Dahinter verstecken sich dynamisch generierte Verbrechen, die variantenreicher sein sollen als im Vorgänger.

Ein Held und sein Spielplatz: Nach Entwickler-Angaben soll der Spielbereich etwa doppelt so groß sein wie in Arkham City.
Ein Held und sein Spielplatz: Nach Entwickler-Angaben soll der Spielbereich etwa doppelt so groß sein wie in Arkham City.
Den interessantesten Eindruck hat jedoch das neue “Crime Reconstruction”-Feature gemacht, das die Spurensuche ersetzt, die von Arkham Asylum zu Arkham City zwar schon verbessert wurde, aber immer noch ein Schwachpunkt war. Das frische System kann man sich in etwa als eine Mischung aus den CSI-Rückblenden und dem Memory-Feature aus Remember Me vorstellen. Batman nimmt die Spurensuche auf und rekonstruiert in einem inneren Monolog die Geschehnisse, im Präsentationsbeispiel den Absturz eines Helikopters. Er kann den Vorfall vor seinem inneren Detektiv-Auge immer wieder Revue passieren lassen, sprich: vor- und zurückspulen. Nun muss man versuchen, den kritischen Punkt innerhalb der Rekonstruktion zu finden, von dem aus man die nächste Spur erreichen kann. So nähert man sich Schritt für Schritt der Lösung und schaltet im Idealfall neue Missionen frei. Diese neue Form der Spurensuche hinterlässt visuell einen richtig guten Eindruck und zieht einen direkter in die Verbrechensanalyse als zuvor. Allerdings hoffe ich, dass es nicht nur streng linear bleibt, sondern man auch die Möglichkeit hat, innerhalb der Rekonstruktion “falsch abzubiegen” und quasi an der inkorrekten Stelle eine Spur zu sehen, die dann ins Leere führt und einen schließlich zum Umkehren und nochmaliger Analyse des Geschehens zwingt.

Bei den Batman zur Verfügung stehenden Gadgets gibt es ebenfalls Zuwachs: Eine Art “Doppelgreifhaken”. Der funktioniert genau wie der bekannte Greifhaken, bietet aber neue taktische Möglichkeiten. Setzt man beide Haken an solide, unverrückbare Objete kann man sich ein Hochseil schaffen, über das Batman balancieren und sich so quasi seine eigenen höher gelegenen Angriffspunkte schaffen kann, von denen er sich auf seine Gegner stürzt. Interessanter  sind jedoch die Optionen “ein festes, ein bewegliches Ziel” oder “zwei bewegliche Ziel.” Bei Ersterem kann man z.B. einen Haken aus der Entfernung an einer Brüstung befestigen, den zweiten an einem Gangster, der dann umgehend dorthin gezogen wird. Wer sich jetzt an Red Faction Armageddon erinnert fühlt, dem geht es wie mir. Und dieses Gefühl wird noch stärker, wenn man den Doppelgreifhaken zwischen zwei Gegnern spannt, die dann aufeinander zu rasen und sich gegenseitig ausknocken. Hier muss Warner Montreal das Balancing im Auge behalten - dieses Feature könnte schnell übermächtig werden.

Zum Storyablauf und dementsprechend zur Dramaturgie, dem Charakteraufbau, der Glaubwürdigkeit der Figuren usw. gab es in der Präsentation noch keine Informationen. Doch die werden zum Release im Oktober eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen. Gegenwärtig bin ich aber zuversichtlich, dass Arkham Origins hinsichtlich Intensität nicht all zu weit von seinem sehr guten Vorgänger entfernt sein wird. Die Ergänzuingen scheinen sinnvoll, wirken nicht aufgestülpt und könnte im Falle der neuen Verbrechens-Rekonstruktion der Action einen spannenden Rätselfaktor hinzufügen.

Ausblick

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