Final Fantasy 1517.08.2016, Alice Wilczynski
Final Fantasy 15

Vorschau: Vier Helden und ich

Mit Final Fantasy 15 (ab 16,89€ bei kaufen) schickt Square Enix Abenteurer erstmals in eine offene Spielwelt. Wie fühlt sich das an? Wir konnten mit Prinz Noctis und seinen drei Freunden fünf Stunden lang auf einen Roadtrip durch Eos ziehen. Ob die Geschichte und das Kampfsystem überzeugen können, lest ihr in der Vorschau.

Die Reise beginnt

Die Sonne brennt. Vier Jungs in schicken Lederklamotten schieben ihren liegengeblieben Prachtschlitten den Highway entlang. Untermalt von einer verschmusten Version des Hits „Stand by Me“ nähert man sich Schritt für Schritt einer Tankstelle. Besser hätte ich mir den Einstieg in ein neues Final-Fantasy-Abenteuer kaum vorstellen können. Mit dem Analogstick schiebe ich fleißig mit, lausche den Gesprächen der Jungs und fühle mich als Teil der Gruppe. Schon diese kurze Szene lässt wunderbare Road-Trip-Stimmung im Stil von Filmen wie „Stand by Me“ aufkommen.

Mit dem Regalia geht es zu viert auf einen Roadtrip.

Dies liegt vor allem an den witzigen und natürlichen Kommentaren der vier Freunde. Während der hübsche Jüngling Prompto sich irgendwann auf den Boden wirft und behauptet er habe sich bereits in den Tod geschoben, motiviert der muskelbepackte Gladiolus die Truppe. Ganz nach typisch japanischem Rollenklischee gibt es auch den ruhigen Brillenträger Ignis, der als Berater der Truppe dient. Inmitten dieser Gruppe befindet sich Protagonist Prinz Noctis Lucis Caelum, der auffallend ruhig bleibt. Ob das wohl daran liegt, dass die Freunde nur wegen ihm aufgebrochen sind? Noctis soll nämlich in Altissia die Prinzessin Lunafreya der imperialen Provinz Tenebrae heiraten.

Riesiger Spielplatz mit vielen Entscheidungen

An der Tankstelle angekommen, öffnet sich für mich, erstmals in einem Final Fantasy, die offene Spielwelt. Es ist mir selbst überlassen, ob ich der Hauptquest folge und für die, für meinen Geschmack etwas zu knapp bekleidete, Tankstellenwärterin Cindy ein Monster erledige. Mit Passanten rede ich, um

Tankstellenwärterin Cindy könnte bei ihrer Arbeit einen Overall wohl besser gebrauchen.

zahlreiche Nebenquests zu erhalten, ich kann aber auch durch die Wüste stromern, um mich ersten kleineren Gegnern zu stellen und nach Materialien zu suchen. Unterhält man sich mit Personen, kann man zwischen verschiedenen Dialogoptionen wählen. Beispielsweise kann man Cindy nach einem Rabatt fragen, um Geld bitten, oder die anderen Jungs um Rat bitten. Später muss man sich oft entscheiden, ob man lieber seinen eigenen Kopf durchsetzen oder auf die Meinung der anderen hören will.

Ich sehe mich erstmal in einem Diner im Stil der 50er Jahre um. Erst das Gespräch mit Restaurantbesitzern schaltet die wichtigsten Punkte auf der Karte frei. Dazu gehören Stellen, an denen man zelten kann, Parpkplätze für den Wagen, Informationen über die Region sowie potenzielle Jagdaufträge.

Die von Ignis gekochten Gerichte sehen köstlich aus und helfen stärker zu werden.

Ein Highlight für mich als Koch- und Backfan sind die zahlreichen Gerichte, die man in Cafés und Restaurant bestellen kann. Von klassischen japanischen Menüs über deutsche Klassiker wie Strammer Max bis hin zu teuren Fischgerichten wird Gourmets viel geboten. Das Coole daran ist, dass alle Gerichte von Charakter Ignis, sofern man die Zutaten und Rezepte besitzt, nachgekocht werden können. Jeder der vier Freunde besitzt nämlich ein Talent. Während man mit Noctis an bestimmten Stellen angeln kann und Gladiolus ein Meister der Überlebenskunst ist, hält Prompto die besten Momente im Spiel fotografisch fest.

Kämpfen im Rudel

Gestärkt von gefüllten Reisbällchen geht es an die Arbeit. Während Cindy immer noch an unserem Wagen schraubt, erledige ich in der Wüstensteppe zahlreiche kleine Skorpione und treffe auf den ersten größeren Gegner, einen Bloodhorn. In diesem fordernden Bosskampf kann ich hervorragend die zahlreichen Möglichkeiten des Kampfsystems ausprobieren. Während man bei Standardgegnern gut damit bedient ist, durch halten der Kreis-Taste automatisch anzugreifen, sollte man bei größeren Brocken etwas taktischer vorgehen.

Noctis kann sich mit der Dreieck-Taste an verschiedene Erhöhungen in der Umgebung beamen und dann zum Warp-Strike ansetzen. Je höher er sich befindet, desto stärker wird der Angriff, bei dem er in den Gegner fliegt. Während der Titanenkampf, den ich auf der diesjährigen E3 spielen durfte, hauptsächlich ein chaotisches Durcheinander war, kann das Kampfsystem hier überzeugen. Über das Steuerkreuz wechsle ich zwischen Noctis'  Waffen hin und her, nutze das Breitschwert für langsame wuchtige Attacken oder werfe einen Speer nach dem Gegner. Mit L1 kann ich meinen Kameraden Befehle geben, die alle eine Spezialfähigkeit besitzen. Ich lasse Prompto mit seinen Pistolen auf das Viech los und kann dann mit der Kreis-Taste ein Spezialmanöver einsetzen. Die Abläufe fließen toll in einander über und man hat das Gefühl wirklich als Team zusammen zu arbeiten.

Um Magie zu nutzen, muss man sich aus Elementen und Gegenständen Granaten basteln.

Magie gibt es in diesem Final Fantasy nur in Form von Granaten, die aus verschiedenen Elementen und Gegenständen zusammengestellt werden können. Dafür muss man Blitz-,Feuer- und Eisquellen aufsuchen und deren Energie absorbieren. Im Crafting-Menü kann man dann wie bei einem Kochrezept selbst bestimmen, wie viel Feuer und wie viel Eis man in seiner Granate haben will. Diese Mischung kann dann mit diversen Gegenständen aus dem Inventar zusammengestellt werden. So habe ich meine Granate vor allem mit Eisenergie und einem Heiltrank kombiniert. Werden Gegner von meiner Granate im Kampf getroffen, heilt sie mich gleichzeitig. Durch diese Art Magie ist man erstaunlich motiviert neue Gegenstände in der Spielwelt zu finden, oder durch Kämpfe zu erhalten, um weitere Granaten-Kombinationen zu finden. Hier ist man allerdings komplett auf sich selbst gestellt. Das Spiel gibt keine Rezepte für Kombinationen vor.

Aufleveln bei Lagerfeuer-Romantik

Nach diesem Gemeinschaftserfolg wird es Zeit, endlich ein Lager zu suchen. Sobald man zu lange unterwegs war, erinnert der vernünftige Ignis immer wieder daran, dass es besser wäre, etwas zu rasten. An der Lagerstelle angekommen, zeigt eine animierte Sequenz wie die Jungs die Zelte aufschlagen und es sich am Lagerfeuer gemütlich machen. Nur beim Rasten ist es möglich seine Charaktere aufzuleveln und die Fähigkeitenpunkte für jeden Charakter einzeln auf einem Sphärobrett zu verteilen. Man kann Ignis ein Gericht kochen lassen, das verschiedene

Beim Zelten kann man aufleveln und die einzelnen Fähigkeiten der Charaktere verbessern.

Status-Verbesserungen bringt und Fotos speichern, die Prompto geschossen hat. Ich habe wirklich das Gefühl, als würde ich mit den Jungs nach einem aufregenden Tag voller Abenteuer den Abend ausklingen lassen. Auf der gamescom 2015 verriet Entwickler Hajime Tabata mir im Interview, dass er in seiner Jugend mit seinen Freunden unheimlich gerne auf kleine Campingtrips gefahren ist. Auch ich teile diese Leidenschaft und die Zeit mit den Jungs lässt mich immer wieder an meine Abenteuer als Pfadfinderin zurückdenken.

Um zur Hochzeit nach Altissia zu kommen, geht es mit dem Wagen schnurstracks ins schnuckelige Hafenstädtchen Galdin Quay. Mir ist es selbst überlassen, ob ich den Wagen aktiv steuern oder mich bis zum Zielpunkt kutschieren lassen möchte. Auto-Fans werden spätestens hier eine große Enttäuschung erleben. Zwar sieht der schwarze Regalia totschick aus, das Fahren auf Schienen ist jedoch ziemlich öde. Es ist nicht möglich vom Weg abzuweichen oder in andere Autos zu stoßen. Lässt man sich kutschieren, hat man allerdings auch mit Langeweile zu kämpfen. Denn während der teils sehr langen Fahrten kann man nichts tun außer die Aussicht zu genießen und den Gesprächen der Jungs zu lauschen. Zumindest das Organisieren des Inventars hätte man ermöglichen müssen.

Ausflug ins Fischerdorf

In Galding Quay angekommen, kann ich mit Noctis einen Fisch für eine streunende Katze angeln, im edlen Restaurant essen, oder für einen Charakter namens Dino einen Edelstein besorgen. Wie sich herausstellt, ist es nämlich momentan nicht möglich mit der Fähre nach Altissia überzusetzen. Also: alle Mann in den Regalia und von Ignis zum Zielpunkt fahren lassen!

Dort erwartet mich erneut ein toller Wow-Moment. Um zum Edelstein zu gelangen, muss die ganze Truppe um einen riesigen Vogel schleichen, der zwar friedlich schlummert, aber ganz schön bedrohlich aussieht. Prompto zittern die Knie und auch Noctis ist deutlich verunsichert. Immer wieder stelle ich fest, dass vor allem das authentische Verhalten der vier Freunde das Geschehen im Spiel zu etwas Besonderem werden lässt. Als wir uns mit dem Stein in der

Bei diesem Riesenvieh rutscht einem schonmal das Herz in die Hose.

Tasche auf den Rückweg machen, erwacht das mächtige Vogelwesen plötzlich und mir rutscht das Herz in die Hose. Muss ich das Ding jetzt wirklich bekämpfen? Glück gehabt: Majestätisch erhebt es sich und fliegt davon. Ich bin bereits sehr gespannt, auf wie viele andere dieser mächtigen Kreaturen man treffen wird.

Trotz Edelstein-Abgabe funktioniert die Fähre immer noch nicht. Da meine Truppe ziemlich angeschlagen wirkt, was sich tatsächlich in verdreckten Gesichtern und Kleidung zeigt, beschließe ich ein weiteres Lager aufzuschlagen. Erneut wird gemütlich am Feuer gequatscht, aufgelevelt und Ignis serviert einen deftigen Eintopf. Bevor die Reise am nächsten Morgen weitergeht, probiere ich mal das Training mit Gladiolus aus. Diese Möglichkeit bietet sich an jedem Lagerplatz. Ich schlage ihn bei einem Wettrennen am Strand und erhalte dadurch bessere Ausdauer-Werte. 

Schluss mit lustig

Als ich mit meinen Jungs mal wieder im Regalia durch die Gegend heize, um etwas aufzuleveln und Gegenstände zu farmen, erhält Noctis einen fatalen Anruf: Die Hauptstadt Insomnia liege in Trümmern und sei von der Nilfheimischen Armee des Imperiums eingenommen werden. Als wär das nicht genug, soll König Regic Lucis Caelum, Noctis Vater,

Noctis Heimatstadt Insomnia liegt in Türmmern und wurde eingenommen.

gestorben sein. Es ist beeindruckend, wie viel Gefühle die Jungs in diesem Moment zeigen. Sie unterstützen Noctis, versuchen einen kühlen Kopf zu bewahren und entscheiden sich dazu, die Lage in Insomnia selbst zu überprüfen. Es passiert sehr selten, dass mich emotionale Szenen bereits so früh in einem Spiel mitreißen.

Aber zusammen mit dem wundervollen Soundtrack und die authentische Gruppendynamik kommt hier erneut Gänsehaut-Stimmung auf. In Insomnia bestätigt sich der Anruf als wahr: überall befinden sich imperiale Soldaten und Flugschiffe. Die Stadt liegt in Trümmern und der Zugang wurde versperrt. Die entspannte Erkundungsreise mit den Kumpels wird zum knallhartem Krieg. Auch spielerisch zieht der Anspruch an: Die Nilfheimer Armee setzt mir ganz schön zu. Sichtlich verzweifelt erhält Noctis einen Anruf von seinem Onkel Cor, der sich auf dem Weg nach Hammerhead befindet und ihm dort die ganze Wahrheit berichten möchte.

Königliche Waffe und Dungeons

Dort in einer alten Grabkammer angekommen, überreicht er Noctis das „Sword of the Wise“. Es sei Noctis Geburtsrecht dieses mächtige Schwert zu besitzen. Insgesamt sind im Spiel dreizehn dieser so genannten

Die verschachtelten Dungeons enthalten magische Waffen und gefährliche Gegner.

königlichen Waffen verteilt. Da Cor Noctis Kräfte prüfen möchte, suchen sie zusammen direkt die nächste Grabkammer auf.

Die neue Waffe vereinfacht den Kampf tatsächlich enorm und ich kann bereits kaum erwarten, was für ein Spielzeug mich am nächsten Ort erwartet. Richtig angenehm ist es, dass man nervigen Zufallskämpfen ausweichen kann, indem man um Gegner herumschleicht oder wegrennt. In Teilen wie Final Fantasy 10 haben mich die Zufallskämpfe manchmal fast in den Wahnsinn getrieben, weil sie mit einem lauten Scheppern ausgelöst wurden und erst durch die Aktion „Flucht“ beendet werden konnten.

Die Erkundung des Dungeons ist sehr stimmungsvoll: Man muss sich den Weg durch verwinkelte Gänge bahnen, um Türen zu finden, die nicht versperrt sind. Dabei trifft man auf giftige Kobolde und Spinnenwesen. Als ich kurz davor bin den nächsten Schatz zu bergen, muss ich meine Spielsession leider beenden.

Ausblick

Die ersten fünf Stunden machen mich unheimlich neugierig auf die finale Version dieses Abenteuers. Das abwechslungsreiche Kampfsystem bringt vor allem durch die Gruppendynamik und die selbst gebastelten Magie-Granaten jede Menge Freude. Und ch konnte gar nicht genug davon kriegen, die Spielwelt zu erkunden, Nebenquests zu erledigen oder einfach nur mit meinen Kumpels am Lagerfeuer abzuhängen. Die Gespräche mit meiner Truppe und deren natürliche Interaktion gibt einem unheimlich schnell das Gefühl, Teil der Gruppe und somit Teil ihres Schicksals zu sein. Dieses Final Fantasy 15 scheint eine sehr stimmungsvolle Reise voller Gefahren zu werden. Zu schade, dass ich mich nach der kürzlich bekannt gegebenen Verschiebung noch bis zum 29.November gedulden muss.

Einschätzung: sehr gut

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