SOMA03.08.2015, Jörg Luibl
SOMA

Vorschau: Zwischen Mensch und Maschine

"Die Realität ist das, was nicht verschwindet, wenn man aufhört daran zu glauben." Wenn ein Spiel mit einem Zitat von Philip K. Dick (u.a. Blade Runner) eingeleitet wird, dann wird man als Science-Fiction-Fan zumindest neugierig. Und die Entwickler von Frictional Games (u.a. Amnesia) scheinen auf bestem Wege, in SOMA eine ähnlich bizarre und verstörende futuristische Welt zu erschaffen wie der amerikanische Schriftsteller in so vielen seiner Kurzgeschichten und Romane. Warum ihr das schwedische Horror-Abenteuer für PC und PS4 im Auge behalten solltet, klärt die Vorschau.

Zwischen Realität und Wahnsinn

Die Maschine liegt wie ein verletztes Ungetüm am Boden, zwei rote Lichter flackern dort, wo ihre Augen sein sollen. Um sie herum hantieren Arbeitsroboter wie blöde immer im Kreis. Ich gehe zu einem Schalter. Soll ich ihn bedienen? Was bewirkt er? Dann fleht sie mich an: "Nein, tu das nicht!" Ich kann der Neugier allerdings nicht widerstehen und benutze ihn - ein Klick und plötzlich schreit sie - es? - vor Schmerz auf. Ich lege den Schalter sofort wieder um, schaue schnell nach - gut, sie lebt noch. Und sie fleht mich an: "Bitte, ich brauche deine Hilfe!" Ich frage nach, wer sie ist. Sie behauptet, ein Mensch im Roboterkörper zu sein...

Mensch oder Maschine? Es fleht jedenfalls um Hilfe...das Bild ist deshalb leicht verschwommen, weil ich vorher von einem Wächter ausgeknockt wurde.
SOMA entführt euch mit ruhiger Regie in eine bizarre futuristische Welt, in der man vor allem in den ersten Stunden angenehm verwirrt wird. Hier fasst man Schalter oder Konstrukte immer mit einer gewissen Spannung an. Und man weiß überhaupt nicht, in welchen Alptraum man da geraten ist. Träumt man das alles, ist man verrückt geworden oder ist es doch Realität? Man erkundet in Egosicht eine Station namens "Upsilon", die laut Schilder weltgrößte geothermale Fabrik im 22. Jahrhundert. Aber schnell wird klar, dass hier einiges schief gegangen sein muss - die Stromversorgung ist defekt, die Computer spinnen und man findet nicht nur seltsame sowie sprechende Maschinenreste, die an organische Wesen erinnern, sondern auch tote Menschen.

Alien: Isolation lässt grüßen

Diese Robotwächter jagen einen durch die labyrinthische Anlage. Man muss sich clever verstecken oder schleichen - im Nahkampf hat man keine Chance. Nach einem Treffer verliert man an Tempo und Wahrnehmungsschärfe.
Was ist hier geschehen? Wer hat hier wen umgebracht? Um Licht ins Dunkel zu bringen, kann man zum einen Gegenstände, Notizen oder Zeichnungen aufnehmen, diese als komplette 3D-Objekte drehen und untersuchen - vieles scheint dabei aber nutzloser Kram zu sein, man kann auch kaum etwas ins Inventar packen. So findet man dennoch irgendwo Passworte oder Codes, die wiederum die Rechner aktivieren, was wiederum Mails zugänglich macht oder Energieschaltungen ermöglicht, damit man irgendwo Türen öffnen kann. Sobald man eine Leiche oder auch bizarre Roboterteile berührt, wird einem schwindelig und es gibt einen kurzen Rückblick wie z.B. einen Dialog aus der Vergangenheit.

Aber die kleinen Logikrätsel und die Recherche werden nicht nur von verstörenden Geräuschen, sondern auch

Wie kommt man vorwärts? Codes finden, Computer aktivieren, Anlagen und Türen öffnen.
von skurrilen Maschinenwächtern unterbrochen, die einen regelrecht durch die labyrinthische Anlage jagen. Ähnlich wie in Alien: Isolation muss man sich dann geduckt und leise bewegen, hinter Schränken oder Gattern verstecken, damit man nicht erwischt wird - so entsteht angenehmes Survival-Horror-Flair. Gelingt die Flucht nicht, wird man niedergeschlagen und erwacht zwar wieder, aber man wird bei mehreren dieser Knockouts immer langsamer, sieht die welt leicht verschwommen und stirbt auch irgendwann. Bisher habe ich keine Möglichkeit gefunden, die aggressiven unförmigen Wesen mit ihren Lichtsuchern aktiv zu bekämpfen - allerdings kann man sie mit geworfenen Objekten ablenken oder vielleicht rechtzeitig Türen schließen. Also heißt es behutsam mit Taschenlampe & Co umzugehen oder dieses Omnitool clever einzusetzen; mehr dazu im Test.

Ausblick

SOMA macht bisher richtig Laune. Zum einen lockt die bizarre futuristische Welt mit ihren erzählerischen Fragezeichen sowie unheimlichen Momenten, die das Ungewisse in der Interaktion aufleben lassen - man weiß nie genau, was man auslöst. Wenn man in der düsteren Station plötzlich von einer Maschine angefleht wird, entsteht zudem eine seltsame, nahezu groteske Situation, die emotional anrührt und natürlich moralische Fragen aufwirft. Bei der ruhigen Recherche zwischen pfeifenden Dämpfen und knarzenden Türen, die mit Codes, Notizen und Schaltern für etwas Adventure-Flair sorgt, erinnert das Spiel in den Jagd- und Versteck-Phasen zudem angenehm an Alien: Isolation. Auch wenn ich hinsichtlich der Rätsel noch mehr Anspruch und bei der Erkundung noch mehr Vielfalt in den Aktionen vermisse: Mir gefällt SOMA bisher besser als Amnesia: A Machine for Pigs, weil es eine intensivere Stimmung erzeugt. Und wenn die Schweden nicht nur das Zitat von Philip K. Dick verwenden, sondern auch weiter seine Erzählweise nacheifern, dann müsste die Story noch für einige Überraschungen gut sein. Ich bin jedenfalls sehr gespannt, wie es weitergeht. Am 22. September erscheint das Horror-Abenteuer von Frictional Games für PC und PS4.

Einschätzung: gut

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