Resident Evil: Revelations 228.01.2015, Michael Krosta

Vorschau: Auf der Suche nach Tochter und Horror

Zurück zu den Wurzeln. Mehr atmosphärischer Grusel statt belangloser Action. Mit diesen Versprechen will Capcom Resident Evil wieder zurück in die Erfolgsspur bringen und gleichzeitig die alten Fans zurückgewinnen, die man zuletzt mit der Neuausrichtung der Reihe zunehmend vergrault hatte. Ob es die Japaner ernst meinen, verrät unsere Vorschau...

Alte Bekannte

Nachdem wir im letzten Jahr bereits mit Resi-Veteranin Claire Redfield sowie Neuzugang Moira Burton losziehen durften und dabei durchaus angetan waren, konnten wir dieses Mal einen Blick auf die Kampagne rund um Barry Burton werfen. Auch dieser Charakter ist innerhalb des Resi-Universums kein Unbekannter, zählte der bärtige Kerl doch zum ursprünglichen S.T.A.R.S.-Team, das im ersten Resident Evil Zuflucht im Spencer-Herrenhaus suchte. In Revelations 2 ist er jedoch zum ersten Mal spielbar und steigt von der Neben- zu einer der Hauptfiguren auf.

Die Suche beginnt

Während Claire und Moira nach ihrer Entführung eher unfreiwillig in einer abgelegenen Gefängnis-Anlage gelandet sind, nimmt Barry die Fährte auf, um seine verschleppte Tochter zu finden. Dabei weist der Einstieg Parallelen zum Vorgänger auf: Genau wie Jill Valentine und Parker Luciani  prescht auch Barry im Intro auf einem kleinen Boot durch

Barry und Natalia bilden das zweite Duo.
die Wellen und folgt dabei ebenfalls einem Funkspruch, der Hinweise auf Moiras Verbleib enthielt. Doch anstatt wie beim ersten Teil auf einem Schiff mitten im Meer zu landen, führt ihn die heiße Spur auf eine mysteriöse Insel. Code: Veronica lässt grüßen. Wurde Moira hierher verschleppt?

Bei der Ankunft fehlt zunächst jede Spur von der Vermissten. Stattdessen trifft Barry am Strand auf Natalia – ein kleines Mädchen im Nachthemd, das ungewöhnlich schnell Vertrauen zu dem S.T.A.R.S.-Recken fasst und ihn zunächst gegen dessen Willen bei der Suche begleitet. Denn schnell wird klar, dass dieser Ort gefährlich ist: Attackieren zunächst nur mutierte Krebstiere das Duo, lässt auch die erste Gruppe der „Standard-Zombies“ nicht lange auf sich warten, die mit ihren abgefaulten Gesichtern und deutlich sichtbaren Schädelknochen eine gewisse Ähnlichkeit zu „Skeletor“ aus Masters of the Universe aufweisen.

Messer, Wummen, Schleich-Angriffe

Schleichangriffe sind besonders effektiv - und man spart Partonen.
Ihrer entledigt man sich mit altbekannten Mitteln: Kopftreffer mit Pistolen, Sturmgewehr & Co erweisen sich auch bei diesen so genannten Infizierten am effektivsten. Liegen die Feinde einmal am Boden, empfielt es sich, die Sache mit einem Finisher endgültig zu erledigen, indem Barry ihnen brutal sein Messer in den Kopf rammt. Können sie sich nach eingesteckten Treffern noch benommen auf den Beinen halten, gibt ihnen dagegen ein kräftiger Tritt den Rest, falls man Patronen sparen will. Gleiches erreicht man mit den neuen Schleichangriffen, bei denen man sich von hinten an die Monster heran pirscht und sie anschließend mit nur einem Knopfdruck leise niederstreckt. Beim Spielen auf der normalen Stufe hatte ich allerdings keine großen Probleme damit, nicht nur genug Munition zu finden, sondern auch immer ein paar Patronen auf Reserve zu haben. Das mag zum einen an der sauberen Zielsteuerung liegen, mit der sich die Feinde präzise anvisieren lassen.

Wertvoller Sidekick?

Zum anderen trägt auch Natalia dazu bei, denn genau wie Moira schlüpft auch die Kleine in die Rolle eines Ersatz-Scanners. Sieht man etwas blinken, wechselt man einfach zu ihr, zeigt mit ihr auf die entsprechende Stelle und schon kommen Sammelobjekte wie Munition, Heilkräuter und Heilsprays zum Vorschein. Genau wie schon bei der Claire-Kampagne empfinde ich diese Mechanik auch hier als unheimlich nervig und überflüssig.

Zum Glück hat Natalia aber noch weitere Fähigkeiten in petto, die einen Wechsel zu ihr rechtfertigen. Da wäre zum einen der Größenvorteil, der es ihr erlaubt, durch kleine Löcher und Öffnungen in der Wand zu kriechen, um z.B. auf der anderen Seite eine verschlossene Tür für Barry zu öffnen. Dass sie sich bei diesen kleinen Abstechern kaum verteidigen kann und auch keinen Beschützer um sich herum hat, macht die Sache selbstverständlich interessant...und spannend.

Der siebte Sinn

Natalia kann die Präsenz von Feinden spüren - auch durch Wände hindurch.
Darüber verfügt die Kleine über die übernatürliche Fähigkeit, die Präsenz von Gegnern auch durch Wände hindurch spüren zu können. Das funktioniert allerdings nur, wenn sich Natalia in der Hocke befindet und sich langsam bewegt. Hier werden nicht nur Erinnerungen an Snake in Metal Gear Solid: Ground Zeroes wach. Vor allem fallen angesichts dieser Mechanik Parallelen zu Joel aus The Last of Us und dessen Supergehör auf. Folglich ist Natalia die ideale Späherin, während Barry eher der Mann fürs Grobe ist. Dabei muss er aber nicht nur seine eigene Haut beschützen, sondern auch immer ein waches Auge auf seine hilflose Begleiterin richten, die sich höchstens mit dem Werfen von Steinen die Angreifer kurzzeitig vom Leib hält...oder sie ablenkt.

Nicht zu vergessen verfügt nur er über die Muskelkraft, schwere Objekte zu schieben oder z.B. Kisten umher zu tragen, um sich mit deren Hilfe an zuvor unerreichbaren Vorsprüngen hochzuziehen. Umgebungsrätsel wie diese sind zwar bisher eher selten, lockern den Spielverlauf aber dennoch etwas auf.

Zwischen Grusel und Action

Oft schlüpft Barry in die Rolle des Beschützers bzw. Babysitters.
Im Vergleich zur Claire-Kampagne tendierte die Barry-Episode wieder stärker zur Action, auch wenn Natalia als hilflose Begleiterin einen guten Kontrapunkt zum schwer bewaffneten S.T.A.R.S.-Recken darstellt. Die vielen Außenareale und das Tageslicht tragen zudem nicht unbedingt zu einer beklemmenden Grusel-Atmosphäre bei, die erst beim Betreten der schummrigen Gebäude langsam Fahrt aufnimmt, aber trotzdem noch weit von der Intensität eines alten Herrenhauses entfernt ist.

Allerdings gelingt den Entwicklern auf dem Weg zum ersten größeren Zwischengegner nicht nur ein guter Spannungsaufbau, sondern auch ein fies gesetzter Schockmoment – nicht schlecht! Auch der anschließende Kampf gegen die Kreatur kann sich sehen lassen, auch wenn er überraschend schnell endet, sobald man ihre Schwachstelle entdeckt hat.

Der Fluch der alten Generation

Für die Kulisse gilt das leider nur im Ansatz: Zwar ist die Beleuchtung stellenweise richtig gut und auch die im Wind wiegenden Gräser lassen die Szenerie trotz der vielen Einheits-Untoten erfreulich lebendig wirken. Aber schaut man sich die mitunter enorm schwankende Qualität bei den Texturen an, wird schnell deutlich, dass der Titel auch für die vorherige Konsolengeneration erscheint und offenbar ohne Feinarbeit auf die neuen Plattformen portiert wird. Nein, das sieht nicht viel besser aus als der erste Revelations-Teil auf der PS3/360, dessen Wurzeln bekanntlich auf dem 3DS liegen. Und auch die Bildrate lässt vor allem in den Außenarealen hin und wieder zu wünschen übrig – hier sollte bis zur Veröffentlichung der ersten Episode am 25. Februar noch optimiert werden.    

Beim Raubzug-Modus säubert man wie gehabt die Level von Feinden und sammelt neue Ausrüstung.
Neben der Kampagne hatten wir auch die Möglichkeit, in den Raid-Modus (Raubzug-Modus) hinein zu schnuppern, der mit einer größeren Auswahl an Leveln und Sammelobjekten viel umfangreicher ausfallen soll als im Vorgänger. Wie immer gilt es, die Schauplätze von den ständig nachkommenden Gegnern zu säubern. Wer alle Medaillen abgreifen will, muss dabei nicht nur eine vorgegebene Anzahl vernichten, sondern z.B. auch auf der Einsatz von Heilspray verzichten sowie weitere Herausforderungen meistern – und das nicht nur alleine, denn dank Splitscreen-Option darf man auch als Duett gemeinsam vor dem Bildschirm oder online auf die Jagd gehen und dabei auch noch allerlei Zeugs freischalten. Nett: In den Kisten findet man nicht die Waffen, sondern Schallplatten, die im Hauptquartier erst beim Zugriff auf die Jukebox gegen die Investition der Spielwährung endgültig ins eigene Arsenal wandern.

Ausblick

Bei Claire und Moira wird Capcom dem Versprechen nach der Rückbesinnung auf alte Werte eher gerecht – so zumindest mein erster Eindruck. Aber das bedeutet nicht, dass die Barry-Kampagne zur reinen Schießbude verkommt. Man bleibt erfreulich bodenständig und verzichtet auf die übertriebene Action-Inszenierung mit viel Krawumm, die Resident Evil 6 das Genick gebrochen hat! Stattdessen lockert man den Spielverlauf mit Umgebungsrätseln auf und achtet darauf, dass die Zusammenarbeit zwischen Barry und seiner Begleiterin nicht zu kurz kommt. Aber genau da liegt die Krux: Schon in Resident Evil: Zero war mir der Partner-Aspekt oft zu nervig und raubte Gruselatmosphäre. Hier fühle ich mich teilweise sogar zum Babysitter degradiert. Zumal ich das „Zeigen“-Element mit Natalia auf blinkende Objekte genauso aufgesetzt und überflüssig finde. Deshalb hoffe ich, dass sich die Wege der Protagonisten im weiteren Verlauf häufiger und länger trennen werden, auch wenn dieser Wunsch angesichts der Koop-Pläne wahrscheinlich nicht in Erfüllung gehen dürfte. Die ersten Ausflüge auf die geheimnisvolle Insel machen trotzdem Hoffnung, dass sich Capcom mit Revelations 2 wieder mehr am vierten Teil der Reihe orientiert.

Einschätzung: gut 

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