Vorschau: Bewährter Neuanfang
Große Versprechen
Wie immer wurde auch bei Gears of War 4 im Vorfeld viel versprochen: Man wolle zurück zu den Wurzeln. Es solle wieder düsterer werden, nachdem sich die letzten Teile für manche Fans etwas zu farbenfroh präsentierten. Zumindest nach der gespielten Kampagnen-Missionen zu urteilen, scheint man bei Microsoft und dem neuen Entwicklerteam Wort zu halten. Einen Großteil der knapp 30-minütigen Missionen ziehe ich mit zwei KI-Begleitern durch trostlose Kulissen, bei denen die Überbleibsel einer Schlacht allgegenwärtig sind. Die dunklen Gemäuer sind halb verrotet und der Weg führt vorbei an zahlreichen Leichen, wobei teilweise nur noch Skelette in den Uniformen stecken. Und während die schicken Echtzeit-Schatten an Objekten tanzen, bahnt man sich oft seinen Weg mit der montierten Lampe durch die düsteren Korridore und Räume, deren Wänden von
Die Locust-Evolution?
Doch lange dauert es hier nicht, bis die Klamotten wieder vollgesaut werden, denn Gegnerhorden lassen nicht lange auf sich warten. Dabei trifft man zunächst auf eine neue Spezies, die man am besten als „Baby-Locust“ beschreiben kann. Sie schlüpfen aus einer Art Kokons, die in das mysteriöse Wurzelsystem eingebunden sind. Obwohl die Biester gerne massenhaft auftreten und sehr agil umherspringen, stellen sie keine große Gefahr oder Herausforderung dar. Meist schnetzelt man sich problemlos mit Hilfe des Kettensägenaufsatzes durch die Meute, die im Gegensatz zu ihren weiterentwickelten Genossen auch noch keine Waffen bedienen können. Doch die nächste Evolutionsstufe lässt nicht lange auf sich warten: Bei der Ankunft in einer Kathedrale wird man Zeuge, wie die frisch geschlüpften Monsterchen langsam erwachsen werden. Jetzt steht man wieder einer Spezies gegenüber, die ebenfalls zur Waffe greift, sich gegenseitig unterstützt und clever Deckung sucht, anstatt ins offene Messer zu rennen.
Ausblick
Die Mehrspieler-Beta von Gears of War 4 hat mich noch relativ kalt gelassen, doch die Kampagne reizt mich nach dem Anspielen jetzt umso mehr: Zwar halten sich Neuerungen in Grenzen und The Coalition setzt stark auf Bewährtes, doch haben mich neben der immer noch packenden Action vor allem die herrlich düstere Atmosphäre und die sehenswerten Schauplätze in ihren Bann gezogen. Nur gut, dass auf die simple Anfangsbrut relativ bald die nächste Evolutionsstufe bei den Gegnern folgt und damit der Anspruch entsprechend steigt. Trotzdem erscheint mir der Einsatz der Kettensäge mitunter noch etwas zu mächtig. Über einen Mangel an Munition muss man sich offenbar ebenfalls keine großen Gedanken machen. Wie dem auch sei: Ich bin froh, dass sich Gears of War 4 wie ein echtes Gears of War anfühlt und wieder stärker auf ein düsteres Szenario setzt. Wenn man das gezeigte Niveau über die gesamte Kampagne halten kann und noch mit ein paar Überraschungen garniert, dürfte einer würdigen Fortsetzung nichts mehr im Wege stehen, auch wenn der ganz große Wow-Effekt bisher noch ausbleibt, den Cliff Bleszinski 2006 beim Erstling und dessen Nachfolger mehr als einmal auslösen konnte.
Einschätzung: gut
Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.