Vorschau: Vorhang auf für die Zugabe
Alte Klasse, wenig Neues
Viele Worte brauche ich über Rock Band 4 (ab 44,43€ bei kaufen) nicht verlieren. Warum? Weil Harmonix hier kaum von der Formel abweicht, der die Serie ihre große Popularität verdankt. Wie gehabt steht das gemeinsame Abrocken als Band im Vordergrund – und das in der üblichen Besetzung mit Gitarre, Bass, Drums und Gesang. Das Keyboard, das in Rock Band 3 als weiteres Instrument eingeführt wurde, aber nur in (wenigen) ausgewählten Songs zum Einsatz kam, bleibt im Ruhestand und wird nicht länger unterstützt. Das gilt auch für die Pro-Gitarren mit ihren 152 Tasten, die im Vorgänger mit speziellen Spuren das Niveau zwar deutlich steigerten und sich näher am realen Gitarrenspiel orientierten, aber wohl kaum genutzt wurden. Vermutlich auch deshalb, weil mit Rocksmith eine Alternative zur Verfügung stand, bei der man sich als Virtuose an echten E-Gitarren versuchen konnte. Anders die Drums: Hier hat man weiterhin die Wahl zwischen dem Standard-Set mit seinen vier Pads und dem Kickpedal oder der Pro-Variante mit drei zusätzlichen Becken (Cymbals). Hersteller Mad Catz will nicht nur die Aufwärtskompatibilität der alten Instrumente gewährleisten, sondern auch neues Equipment veröffentlichen, das in diversen Bereichen verbessert
Mehr Einbindung des Publikums
Inhaltlich ändert sich im Vergleich zu den Vorgängern kaum etwas und auch die Technik wird nur mäßig aufpoliert. Wenn die Band im Hintergrund zu den „Laufbändern“ mit den „Noten“ auf der Bühne abrockt, sind die grafischen Unterschiede zu 360 und PS3 nur marginal. Dafür hat man an kleinen Schrauben gedreht, um den Spielverlauf etwas aufzupeppen und ihm nicht nur eine authentischere Live-Atmosphäre zu verpassen, sondern den Akteuren auch mehr kreative Freiheiten und einen besseren Flow für den gemeinsamen Auftritt zu ermöglichen.
Kreative Freiheiten
In der Vergangenheit musste man sich als Rock Band strikt an die vorgegebenen „Noten“ halten – lediglich die Fill-Ins am Schlagzeug, die leichten Tonverfremdungen an der Gitarre oder das wilde Gehämmer am Ende mancher Song gaben einen Hauch von kreativer Freiheit. Und genau dieses Live-Gefühl will man im vierten Teil ausbauen, doch geht man dafür beim Schlagzeug-Einsatz zunächst gefühlt einen Schritt zurück. Harmonix hat festgestellt, dass viele Gelegenheits-Drummer mit der kompletten Eigenregie schlichtweg überfordert waren. Entweder machten sie bei
Plattform statt Editionen-Wahnsinn
Rock Band 4 soll der einzige Titel innerhalb der Serie werden, der auf Xbox One und PlayStation 4 veröffentlicht wird. Anstatt also wie in der Vergangenheit weitere Editionen mit zusätzlichen Songs auf Disk zu veröffentlichen, möchte man den Titel in Zukunft als Plattform etablieren, die in Abstimmung mit der Community und zusätzlichen Veröffentlichungen im Store weiter wächst und gedeiht. Sollte es z.B. das Verlangen nach mehr kompetitiven Modi geben (z.B. Battle of the Bands), will Harmonix den Wünschen der Spieler nachkommen. Und wer weiß: Sollten Keyboarder und Pro-Gitarristen lautstark protestieren, wäre irgendwann vielleicht sogar eine Rückkehr der Unterstützung denkbar. Es wird sicher spannend zu sehen, wie sich Rock Band in den Monaten nach der Veröffentlichung in diesem Jahr als Plattform weiterentwickeln wird.
Ausblick
Große inhaltliche Fortschritte oder ein neues Spielgefühl darf man bei Rock Band 4 nicht erwarten. Aber warum auch? Das geniale Konzept funktioniert heute noch genauso gut wie damals und Harmonix scheint mit den geplanten Mini-Veränderungen genau an den richtigen Schrauben zu drehen, um das Band- und Live-Erlebnis weiter zu intensivieren. Dass man seine alten Songs und Instrumente an den neuen Konsolen weiterverwenden darf, rechne ich den Entwicklern und Mad Catz hoch an. Trotzdem glaube ich bei letzterem Versprechen erst wirklich daran, wenn ich mein drahtloses Equipment von der 360 tatsächlich zum ersten Mal selbst an der One nutze, denn bisher heißt es immer noch, man befinde sich nur in Gesprächen mit den beiden Plattform-Herstellern. Ob der Plan der Aufwärtskompatibilität aber tatsächlich umgesetzt wird und überhaupt technisch möglich ist, steht de facto noch in den Sternen. Rock Band 4 mag inhaltlich im Vergleich zu Activisions Neugestaltung von Guitar Hero nur einen kleinen Schritt nach vorne machen, aber ich freue mich schon wahnsinnig darauf, noch in diesem Jahr mit meinen treuen Bandkollegen die Bühne auf der PS4 und / oder Xbox One zu rocken, die mir auch heute noch regelmäßig auf den alten Konsolen zur Seite stehen. Das wird auf jeden Fall wieder ein (Rock-)Fest erster Klasse!
Einschätzung: sehr gut / Fit4Hit
Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.